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Einzelkämpfer oder Parteisoldat? – Warum Politiker auf individualisierte oder parteizentrierte Online-Wahlkämpfe setzen

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Dies ist ein Gastbeitrag von Katharina Esau vom Institut für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Bei der Studie handelt es sich um ihre Masterarbeit im Fach Politische Kommunikation, die im Rahmen der studentischen Forschergruppe „Kampagnenmanagement– Parteien im Bundestagswahlkampf 2013“ unter Leitung von Dr. Sebastian Bukow entstanden ist.

Uni Düsseldorf
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In Zeiten, in denen Parteibindungen für die Wahlentscheidung an Bedeutung verlieren und seit Jahren eine rückläufige Entwicklung der Parteimitgliedschaften beobachtet wird, können Wahlkreiskandidaten durch den Versuch, eine stärkere Verbindung zwischen eigener Person und Wählerschaft herzustellen, ein alternatives Bindeglied zwischen Bürger und Staat bilden. Doch erst seit wenigen Jahren kommt die lokale Kampagne im Verhältnis zur zentralen Kampagne stärker in den Fokus der Forschung (vgl. dazu Norris 2000). In der neueren Wahlforschung haben sich insbesondere Thomas Zittel und Thomas Gschwend der Frage gewidmet, durch welche Faktoren sich unterschiedliche Wahlkampfstile der Kandidaten im Wahlkreis erklären lassen (u. a. 2007; 2008). 

Sie konnten erstmals auf Basis der Daten der Deutschen Kandidatenstudie von 2005 zeigen, dass Kandidaten neben parteizentrierten, weiterhin sogenannte individualisierte Wahlkampfstrategien verfolgen, und dabei gezielt versuchen die Aufmerksamkeit auf die eigene Kandidatur und Person zu lenken. Darüber hinaus belegen ihre Analysen, dass durch wahlsystemische Faktoren – wie z.B. eine Gewinnchance im Wahlkreis – Anreize für solche individualisierten Wahlkämpfe ausgehen. Inwiefern sich die in Befragungen sichtbar werdenden Tendenzen in Richtung individualisierter Wahlkampf tatsächlich in den Kampagnen der Kandidaten manifestieren, wurde in der vorliegenenden Studie zum ersten Mal untersucht. Dabei wurde u. a. die Annahme, dass Kandidaten mit guten Gewinnchancen im Wahlkreis stärker individualisierte Wahlkampfstrategien aufweisen, als Kandidaten mit schlechten bzw. keinen Gewinnchancen, anhand der Online-Wahlkämpfe der Kandidaten überprüft.


Pilotstudie: Untersuchung individualisierter Strategien anhand der Gestaltung und Inhalte von Kandidaten-Websites

 


Screenshot Wahlkreiskarte
Wahlkreisergebnisse Direktmandat in NRW Bundestagswahl 2013
Das Internet bietet den Wahlkreiskandidaten neue Möglichkeiten die Wählerschaft in und außerhalb ihres Wahlkreises zu erreichen und dabei für sich selbst bzw. für die eigene Partei zu werben. Dies ist auch bei den Kandidaten angekommen. Neben Facebook stellen eigene Websites den zweitwichtigsten Online-Kanal für Kandidaten-Kampagnen dar, so die Wahrnehmung der Kandidaten (vgl. Zittel 2014: 16). Der Großteil der Kandidaten aus NRW besaß einen Web-Auftritt, wo sie unter anderem über Aktuelles aus dem Wahlkampf und aus ihrem Wahlkreis berichteten, Informationen zu ihrer Person bereitstellten sowie über eigene politische Ziele und Ziele ihrer Partei informierten. Zittel selbst weist darauf hin, dass die Überprüfung der Annahmen anhand von Online-Kampagnen, neue Erkenntnisse hervorbringen kann:
“Clearly, online media provide new opportunities for candidates to personalize their campaigns. Focusing on these new media contexts thus allows testing for the robustness of established theories on the electoral sources of campaign behavior” (Zittel 2014: 3).
In der vorliegenden Untersuchung wurden die Individualisierungsthese und die Erklärungskraft wahlsystemischer Faktoren [1], erstmalig anhand der Gestaltung und der Inhalte der Kampagnen-Websites von Wahlkreiskandidaten mit Hilfe einer Inhaltsanalyse getestet. Dafür wurde ein Instrument zur systematischen Analyse der Websites entwickelt.

Operationalisierung und Kriterien zur Untersuchung der Websites


Carsten Linnemann (CDU) erhielt 2013 die meisten Erstimmen in NRW (59,1%)
In der Literatur ist es üblich die Gewinnchance anhand des Stimmenabstands bei vergangenen Wahlen zu messen (Zittel/Gschwend 2007: 298). Wenn der Stimmenabstand in der Vergangenheit gering war, wird die Gewinnchance als hoch eingeschätzt. Dabei wird ein Stimmenabstand (bezogen auf das Erststimmen-Ergebnis) von 10 Prozent zwischen Erstplatziertem und Zweitplatziertem gerechnet (vgl. auch Turner 1953; Schmitt/Wüst 2004). Kandidaten in Wahlkreisen mit mehr als 10 Prozent Stimmenabstand besitzen in diesem Sinne schlechte Gewinnchancen. Ein Problem stellen dabei Kandidaten dar, die neu antreten und für die daher kein Ergebnis bei der letzten Wahl vorliegt. Es ist jedoch plausibel anzunehmen, dass Kandidaten die neu antreten, sich an dem Stimmenergebnis des Vorgängers orientieren.

Insgesamt wurden mit Rückgriff auf bestehende inhaltsanalytische Untersuchungen von Kampagnen-Websites (Gibson/Ward 2000; Gulati/Williams 2007; Hermans/Vergeer 2013) je 18 Indikatoren bzw. Kategorien für die individualisierte und für die parteizentrierte Strategie speziell für die Untersuchung von Kandidaten-Websites erarbeitet. Es wurde darauf geachtet, dass die Kategorien sowohl den Inhalt, als auch die Form der Websites ansprechen. Mit Blick auf die bisherigen Studien wurden die einzelnen Kategorien mit den Oberbegriffen Werbung, Information, Positionierung, Vernetzung, Mittelbeschaffung und Mobilisierung zusammengefasst.

Beispielsweise sollte untersucht werden, ob sich die auf der Website präsentierten Wahlkampfthemen von den Kernthemen der Partei unterscheiden. Denn es liegt die Annahme vor, dass Kandidaten mit einer individualisierten Strategie auf parteiunabhängige Themen setzen. Für die Partei liegt im Hinblick auf die Themen der nationalen Kampagne eine klare Wahlkampfstrategie vor, die im Parteiprogramm und auch auf der Website der Partei festgehalten wird. Kandidaten haben die Möglichkeit in ihren lokalen Kampagnen spezielle Problembereiche, die z. B. im Wahlkreis zu verorten, hervorzuheben. Die analytische Herausforderung bestand darin, parteiabhängige und parteiunabhängige Themen voneinander abzugrenzen, da Kandidaten die Themen der Partei häufig einfach in den lokalen Kontext ihrer Wahlkreise ‚übersetzen‘ (vgl. Karlsen/Skogerbø 2013). Daher wurde die Präsentation der Wahlkampfthemen sowohl im Hinblick auf die sprachliche Darstellung, als auch auf die Inhalte [3]selbst, untersucht. Mithilfe der Daten konnten pro Partei die fünf wichtigsten Positionen bzw. Themen im Bundestagswahlkampf 2013 bestimmt werden. 

Es wurden alle Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien (mit FDP) in NRW berücksichtigt. Die Inhaltsanalyse umfasst alle Kandidaten mit Web-Auftritt im Rahmen der Bundestagswahl 2013 (N=231).Damit besaßen 72,4 Prozent der insgesamt 319 in NRW angetretenen Kandidaten eine eigene Kampagnen-Website.
 

Gewinnchance erklärt Unterschiede zwischen den Web-Auftritten


Es sind zwar Standards erkennbar, die sich z. B. im Aufbau der Websites zeigen und u. a. mit der Gegnerbeobachtung und den Angeboten der Parteien (Baukastensysteme für Kampagnen-Websites) erklärt werden können. Trotzdem lassen sich deutliche Unterschiede im Hinblick auf die Gestalt und Inhalte der Websites erkennen. Einige Kandidaten stellen ihre Partei und deren Kernthemen im Wahlkampf in den Vordergrund, andere legen den Fokus auf die eigene Person und entwickeln eigene Themen, Positionen und Ziele. Es existieren Web-Auftritte bei denen ganz auf ein Logo der Partei verzichtet wird, sodass kaum noch ersichtlich ist, welcher Partei der Kandidat angehört. Die Unterschiede deuten auf verschiedene strategische Ausrichtungen hin.

Screenshot

Abbildung 1: Beispiel für Website ohne Parteilogo: Marco Bülow (SPD), MdB


Um diese Unterschiede zu erklären, wurden die forschungsleitenden Hypothesen anhand von multivariaten Analysen getestet. Da es für die Wahlkampfstrategien auf Kandidaten-Websites bisher nur erste theoretische Ansätze gibt, wurden drei Dimensionen individualisierter und parteizentrierter Strategien identifiziert: Werbung, Information und Positionierung. Auf Basis der je drei Indizes wurden Differenzwerte als abhängige Variablen gebildet. Im nächsten Schritt konnte der positive und hoch signifikante Zusammenhang zwischen einer guten Gewinnchance im Wahlkreis und dem Wahlkampfstil auf der Website im Hinblick auf die Dimensionen Werbung (β = .33; p < .001), Information (β = .27; p < .001) und Positionierung (β = .44; p < .001) nachgewiesen werden. Anhand der Gewinnchance können 10 Prozent der Varianz der individualisierten Werbung, 7 Prozent der individualisierten Information und 19 Prozent der individualisierten Positionierung aufgeklärt werden. Somit bestätigte sich der theoretisch vermutete Effekt bei der Analyse der Web-Auftritte. Der Grad der Individualisierung auf der persönlichen Kampagnen-Website erweist sich bei denjenigen Kandidaten als stärker, die auch eine realistische Chance besitzen das Direktmandat im Wahlkreis zu gewinnen.


Abbildung 2: individualisierte vs. parteizentrierte Wahlkampfstrategien, N=231


Diskussion und Ausblick 


Das Ziel der Untersuchung war es, Indikatoren für die Analyse individualisierter vs. partei-zentrierter Wahlkampfstrategien zu entwickeln und weiterhin die Erklärungskraft wahlsystemischer Anreize zu testen. Die multivariaten Analysen deuten darauf hin, dass die unterschiedlichen Wahlkampfstile von wahlsystemischen Anreizen beeinflusst werden. Neben der Gewinnchance wurden weiterhin die Mandatsinhaberschaft und ein sicherer bzw. unsicherer Listenplatz als unabhängige Variablen getestet. Der relativ stärkste Effekt geht von einer guten Gewinnchance im Wahlkreis auf individualisierte Wahlkampfstrategien aus.

Betrachtet man die drei Dimensionen näher, wird deutlich, dass die Kampagnen der Kandidaten am stärksten im Hinblick auf die Positionierung, bestehend aus den Kategorien Ziele, Themen und Positionen des Kandidaten bzw. der Partei, variieren. Eine mögliche Begründung dafür ist, dass es hinsichtlich der Verwendung von werbenden Elementen wie Fotos, Logos und Slogans sowie hinsichtlich der Bereitstellung von Informationen bereits gewisse Standards gibt, an denen sich die Kandidaten ausrichten. Es ist heute selbstverständlich, ein Foto des Kandidaten an bestimmten Stellen auf der Website zu platzieren oder in gewissem Ausmaß Informationen zur Person des Kandidaten bereitzustellen. Größere Unterschiede herrschen hinsichtlich der politischen Positionierung der Kandidaten bzw. der Parteien. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die Entwicklung und Formulierung eigener Ziele, Themen und Positionen zeitaufwendig und daher für Kandidaten mit Kosten verbunden ist. Weiterhin gibt es hier weniger Standards und daher mehr Spielraum.

Die Untersuchung weist darauf hin, dass individualisierte Strategien mehr sind als nur ein Teil der Personalisierung von Wahlkampf. Individualisierung tritt im Hinblick auf Websites insbesondere bei der Analyse der Ziele, Themen und Positionen der Kandidaten zu Tage. Daher lohnt es sich weiterhin neben dem äußeren Erscheinungsbild, auch die Inhalte der Kampagnen von Wahlkreiskandidaten zu untersuchen.


Literatur

Gibson, Rachel/Ward, Stephen (2000): A Proposed Methodology for Studying the Function and Effectiveness of Party and Candidate Web Sites. In: Social Science Computer Review, 18 (3), S. 301-319.

Gulati, Girish J./Williams, Christine B. (2007): Closing the Gap, Raising the Bar: Candidate Web Site Communication in the 2006 Campaigns for Congress. In: Social Science Computer Review, 25 (4), S. 443-465.

Hermans, Liesbeth/Vergeer, Maurice (2013): Personalization in e-campaigning: A cross-national comparison of personalization strategies used on candidate websites of 17 countries in EP elections 2009. In: New Media & Society, 15 (1), S. 72-92.

Karlsen, Rune/Skogerbø, Eli (2013): Candidate campaigning in parliamentary systems: Individualized vs. localized campaigning. In: Party Politics, S. 1-12.

Norris, Pippa (2000): A virtuous circle. political communications in postindustrial soci-eties. New York: Cambridge University Press.

Schmitt, Hermann/Wüst, Andreas (2004): Direktkandidaten bei der Bundestagswahl 2002: Politische Agenda und Links-Rechts-Selbsteinstufung im Vergleich zu den Wählern. In: Brettschneider, Frank/van Deth, Jan/Roller, Edeltraud (Hrsg): Bundestagswahl 2002. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 167-183.

Turner, Julius (1953): Primary Elections as the Alternative to Party Competition in ‘Safe’ Districts. In: The Journal of Politics, 15, S. 197-210.

Volkens, Andrea/Lehmann, Pola/Merz, Nicolas/Regel, Sven/Werner, Annika (2013): The Manifesto Data Collection. Manifesto Project (MRG/CMP/MARPOR). Version 2013a. Berlin: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB).

Zittel, Thomas/Gschwend, Thomas (2007): Individualisierte Wahlkämpfe im Wahlkreis – eine Analyse am Beispiel des Bundestagswahlkampfes von 2005. In: Politische Vierteljahresschrift: Zeitschrift der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, 48 (2), S. 293-321.

Zittel, Thomas/Gschwend, Thomas (2008): Individualised constituency campaigns in mixed-member electoral systems: Candidates in the 2005 German elections. In: West European Politics, 31 (5), S. 978-1003.

Zittel, Thomas (2014): Do Candidates Seek Personal Votes on the Internet? Constituency Candidates in the 2013 German Federal Elections (August 9, 2014). online über SSRN: http://ssrn.com/abstract=2478180


Autorin

Katharina Esau ist Doktorandin am NRW Fortschrittskolleg Online-Partizipation. Sie studierte politische Kommunikation an der Heinrich Heine Universität Düsseldorf.







[1]In diesem Beitrag liegt der Fokus auf der Gewinnchance, wobei in der Untersuchung weitere Faktoren untersucht wurden. 
[2]Social Network Service 
[3] Für die inhaltliche Untersuchung wurden die Ergebnisse des Manifesto-Projekts verwendet. Das Projekt basiert auf quantitativen Inhaltsanalysen der Wahlprogramme politischer Parteien in mehr als 50 Ländern für alle freien demokratischen Wahlen seit 1945. 


Wie nutzten Landesregierungen Social Media? - Landesministerien bei Twitter

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Aktuell gibt es in den Landes-, Staatsregierungen und Senaten der 16 deutschen Bundesländer insgesamt 142 Ministerien (Inkl. Staatskanzleien). Einige von ihnen haben sich bereits auf den Weg ins Web 2.0 gemacht und bespielen die verschiedensten Kanäle. Die meisten allerdings fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Zeit sich die Kommunikation der Landesregierungen einmal genauer anzuschauen und zu analysieren. Heute:

Die Landesministerien bei Twitter


Offizielles Twitter-Logo
Von den 142 Landesministerien und Staatskanzleien haben 29 einen Twitter-Account (Stichtag 05. Oktober 2014). Insgesamt nutzen die Landesregierungen 35 Twitter-Accounts. Wirklich aktiv sind im September 2014 aber nur 26 Ministerien.Dies entspricht einer Twitter-Quote von 18,3 Prozent in deutschen Landesregierungen. Die meisten twitternden Exekutivorgane gibt es im Freistaat Sachsen der Freien- und Hansestadt Hamburg, in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und dem Saarland. Hier sind jeweils drei Ministerien bzw. Staatskanzleien bei Twitter präsent.

Bisher noch nicht bei Twitter vertreten sind lediglich die Ministerien aus Mecklenburg-Vorpommern. Wobei der Account der Niedersächsischen Landesregierung seit Mai 2013 verwaist ist und die Landesregierung somit also nicht mehr wirklich aktiv im Microbloggingdienst vertreten ist. Ähnlich sieht es mit den beiden Accounts der saarländischen Landesregierung aus. Das Europaministerium twitterte zuletzt im März, das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr im Januar 2014.
 
Bisher letzter Tweet der Niedersächsischen Landesregierung

Das Ranking aller Twitteraccountsder Landesministerienfinden Sie bei Pluragraph.de. Dort finden Sie auch die Wachstumskurven der Accounts von Facebook, Twitter und Google+.

In einigen Bundesländern sind die Staatskanzleien für die Bundesländer-Accounts bzw. die Twitter-Accounts der Landesportale verantwortlich. Dabei handelt es sich in einigen Fällen um Misch-Accounts, die nicht ausschließlich über die Arbeit der Landesregierung berichten, sondern auch über Kultur, Tourismus, Wissenschaft und Sport wie z.B. im Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen. Ich habe ich mich gegen eine detaillierte inhaltliche Analyse dieser Accounts entschieden, da der Fokus nicht allein auf der Regierungskommunikation liegt.

@RegierungBW
Twitter-Account @RegierungBW der Landesregierung Baden-Württemberg
Anders sieht das bei den Accounts der Landes- regierungen von Baden-Württemberg @RegierungBW und Rheinland-Pfalz @rlpNews aus. Beide haben den klaren Schwerpunkt auf der Kommunikation des Regierungshandelns. Die Fokussierung scheint sich auszuzahlen, mit über 10.000 und knapp 6000 Followern rangieren beide Landesregierungs-Accounts quantitativ an der Spitze des Twitter-Rankings. Selbstverständlich sagt die reine Followerzahl nicht viel über den Erfolg eines Accounts aus und manchmal sind weniger Follower auch mehr (Punkt 7).


Erster Tweet @RegierungBW
Das Team hinter @RegierungBW macht in meinen Augen sehr vieles sehr richtig. Im September 2011 startete man flott mit drei Wörtern. Seitdem sind knapp 5000 Tweets gesendet. Dies entspricht ca. 4 Tweets am Tag und 140 Tweets im Monat. Eine sehr ordentliche Quote. Erfrischend finde ich die Lust an der Interaktion. Auf Fragen zu den verschiedensten Themengebieten, auch zu kritischen Themen, wird schnell und kompetent geantwortet - meist noch mit Verweis auf weitere Informationen auf den Webseiten der Landesregierung. Neben vielen eigenen Tweets, die dank Videos, Fotos und extra erstellten Infografiken stark auf visuelle Elemente setzen, werden auch immer wieder spannende Tweets aus den Landesministerien, von den Landesministern oder regierungsfremden Accounts retweetet. Diese Offenheit macht den Nachrichtenstream der Regierung interessant. Hashtags sind für die Redaktion keine Fremdworte, sie werden sehr intensiv genutzt und erhöhen damit die Sichtbarkeit der Tweets in der Twittosphäre. Viele der Tweets werden allerdings weder retweetet oder gefaved. Am erfolgreichsten sind Fotos mit Prominenten, Videos oder gelungene Infografiken. Leider weiß man nicht, wer aus der Regierung bzw. aus der Online-Redaktion twittert. Weder in der Beschreibung noch anhand von Kürzeln in Tweets gibt es einen Verweis auf die Autoren hinter dem Account. Hier würde ein mehr an Personalisierung die Wahrnehmung und Interaktion der Tweets noch erhöhen. Kein Bürger kommuniziert gerne mit einer Blackbox. 

Malu Dreyer mit Hund und Kind
Kinder und Tiere - Malu Dreyer (SPD) looking at things
Auch in Rheinland-Pfalz setzt man sehr stark auf Bilder und Videos. Hashtags findet man ebenfalls fast in jedem Tweet, dadurch erscheinen allerdings einige Tweets sehr kryptisch. Ansonsten gibt es wenig Lichtblicke in der Twitter-Kommunikation der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei. Bereits seit über fünf Jahren, twittert man in Mainz und gehört damit wohl zu den ersten Regierungstwitteren in Deutschland. Es findet leider überhaupt keine Interaktion statt, Dialog ist auf diesem Accout nicht erwünscht. Auf 99 Prozent der Fotos ist die Ministerpräsidentin zu sehen, das ist mit der Zeit nicht nur langweilig, es erinnert auch stark an "Kim Jong-Un looking at things". Warum nicht auch einmal Motive aus der "Sicht der Ministerpräsidentin" posten oder Tweets von anderen Institutionen und Regierunsgmitgliedern  retweeten? Die Sprache ist insgesant sehr formell und protokollarisch und wirkt für Twitter fremd. Der Erfolg der Tweets ist deshalb auch
sehr überschaubar, viele Tweets werden überhaupt nicht weitegeleitet oder favorisiert, selbst Klassiker wie die Neujahrsansprache der Ministerpräsidentin. Da geht noch mehr!

Twitter-Account Rathaus Bremen
In Bremen twittert die Senatspressestelle unter @RathausHB_news für und über die Landesregierung. Seit dem Advent 2013 erhalten die knapp 500 Bremer Follower einen Mix aus Themen des gesamtes Senats. Die Aufbereitung ist vielfältig, informativ und in dieser Mischung nicht langweilig. Es fehlt damit natürlich ein wenig die Fokussierung, da alle Bremer Bürger angesprochen werden sollen. Dies könnte langfristig zu einem Spam-Gefühl führen, viele getwitterte Themen interessieren nur kleine Zielgruppen. Aber mit aktuell 30 Tweets/Woche ist das noch im erträglichen Rahmen. Im Gegensatz zu anderen Regierungsaccounts kommt der Regierungschef in Bremen etwas zu kurz. Ein bisschen mehr Einblick in die Arbeit des Bürgermeisters und der Senatoren würden den Account noch weiter aufwerten.

Twitter-Account der Staatskanzlei Hessen
Männliche Eintagsküken, Farbe für Denkmäler und Lärmpausenmodelle sind nur einige der Themen der letzten Tage auf dem Account der Hessischen Staatskanzlei. Unter @RegHessen twittert der Stab des Regierungssprechers live von Regierungserklärungen, Veranstaltungen und Terminen der Regierung. Ein buntes Sammelsorium von Themen der gesamten Landesregierung. Ministerpräsident Bouffier als Hausherr der Staatskanzlei kommt eher selten vor, dafür wird auch der Koalitionspartner gerne retweetet. Mit der Verwendung von Hashtags steht man ein wenig aus Kriegsfuß: Mal wird der selbstkreierte Hashtag verwendet, einen Tweet weiter schon nicht mehr - dann taucht auf einmal ein neuer ähnlich klingender Begriff auf, der aber auch nur einmal verwendet wird. Mehr Kontinuität würde höhere Reichweiten erzeugen. In den Tweets finden sich nur selten Links zu weitergehenden Infos auf den Webseiten der Regierung und wenn, wird lediglich auf hessen.de verwiesen. Kein besonders nützlicher Hinweis. Insgesamt ein solide gemachter Account, der aber nicht das gesamte Potential ausschöpft und dem ein wenig die Strategie fehlt.      


Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen
Zupackende Hände im Twitter-Account des Wirtschaftsministeriums
Zupackende Hände und hochgekrempelte Hemdärmel sind das erste was der Besucher auf dem Twitter-Account des Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen sieht. Das ist eine klare Ansage, die jeder versteht. Hier wird das Titelbild optimal ausgenutzt. Auch ansonsten gefällt mir die Twitter-Kommunikation des Ministeriums sehr gut. Nicht umsonst hat das Wirtschaftsmininisterium die meisten Follower unter den deutschen Landesministerien - und das obwohl man erst seit knapp einem Jahr bei Twitter dabei ist. Umfangreicher Einsatz von Fotos, Videos, Hashtags, Links zu Presseartikeln aber auch zur eigenen Webseite machen die Tweets abwechslungsreich, interessant und zeigen die Arbeit von Ministerium und Minister in verschiedenen Facetten. Besonders gefällt mir, das ab und zu auch ein nicht ganz so bierernster Tweet, wie der des Staatssekretärs im Newsfeed dabei sind. Zudem gibt es reichlich thematisch passende Retweets, die twitter-like kommentiert weitergeleitet werden. Gute Arbeit. Weiter so! Nur eine Sache wird auch hier falsch gemacht: Tweets, die mit einem @ beginnen erreichen so nur wenige Follower (Erklärung siehe unten).   

Screenshot
Twitter-Account des Sächsischen Staatsinisteriums des Inneren
Das Sächsische Staatsministerium des Innerenist das einzige Landesministerium mit einem personalisiertem Twitter-Account. Als Profilfoto grüßt weder ein Bild vom Ministerium noch das Logo der Behörde, sondern der Sprecher des Hauses Martin Strunden. Diese direkte Ansprache macht den Account persönlicher und schafft ein gewisses Maß an Vertrautheit. Man weiß mit wem man hier kommunizert. Das finde ich gelungen. Im Juni 2014 - also kurz vor der Sächsischen Landtagswahl - ging der Account online und seitdem wird getwittert was das Zeug hält. Durchschnittlich drei Tweets am Tag, darunter viele Antworten auf direkte Fragen, zeigen das es dem Sprecher Spaß macht im 140 Zeichen-Format zu kommunizieren. Viele der Konversationen führt Martin Strunden mit dem politischen Gegner des Ministers oder Journalisten aus der Landespolitik. Daran merkt man, dass hier der Sinn von Twitter verstanden wurde: Schnelle und verifizierte Informationen aus dem Ministerium. Guter Service, der auch bei Journalisten ankommt. Dazu gibt es Fotos, Videos, Retweets und ab und an ein Blick abseits der eigentlichen täglichen Arbeit, wie ein Sonnenaufgang von der Dienstreise. So etwas lockert auf und ergänzt die ansonsten politischen Tweets sehr gut. Gefällt mir sehr. 

Senator Frank Horch
Tweet des BWVI
Zwischen Fahrbahnreparaturarbeiten und großer Politik. Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg (BWVI) wagt den Spagat zwischen Tweets zu lokalen Straßensperrungen und der übergreifenden globalen Wirtschaftspolitik. Was schräg klingt, gelingt der Behörde ganz gut. Erst seit Juli 2013 aktiv, hat sich der Account schnell zu einem erfolgreichen Hub für Informationen aus der Hamburger Wirtschaft entwickelt. Die Pressestelle twittert viele Fotos, Videos, interessante Retweets aus ihrem Themengebiet, informiert über aktuelle Initiativen, setzt via Twitter politische Schwerpunkte des Senators und ab und an gibt es auch mal einen nicht ganz ernst gemeinten Tweet oder einen Regenbogen. Gute Mischung, gute Tweet-Frequenz, die auch bei den ständig wachsenden Followerzahlen ankommt. Man merkt dem Account eine gewisse Strategie an. Viele Tweets wirken für meinen Geschmack aber zu formell, trocken und verwaltungsschwanger. Hier könnte wenig mehr Lockerheit ganz gut tun. 

MIWF.NRW
Tweet des MIWF
Ich kenne den Auftrag der Online-Redaktion des Ministeriums für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen (MIWF) nicht, aber nach Analyse des Twitter-Acounts könnte ich mir vorstellen, das er wie folgt lautet: Schleudert alle Pressemitteilungen auch mal in dieses Internet. Der Großteil der Links führt zu Pressemitteilungen. So kann man kommunizieren, aber nicht auf Twitter. Dafür vermisse ich Dialog, mehr Fotos und Videos. Wenn es Fotos gibt, dann liegen diese manchmal auf der Seite oder stehen auf dem Kopf.  Dafür gibts Hashtags mit 31 Zeichen. Gut finde ich, dass relevante Twitter-Accounts in den Tweets vertagged werden, somit erreicht das Ministerium die relevanten Organisationen mit den Tweets direkt. Insgesamt verschenkt der Account aber einiges an Potential.    

Tweet der BASFI
Bei den Tweets der Sozialbehörde der Freien- und Hansestadt Hamburg (BASFI) bekommt man das Gefühl, dass das Arbeitsleben von Senator Detlef Scheele nur aus Bühnen-/Podienauftritten und Interviews besteht. Diese Tweets dominieren dank der dazugehörigen Bilder den Stream der Behörde. Die Hintergrundfotos aus den Pressegesprächen finde ich gut, bekommt man doch so einen schönen Einblick in die Arbeit des Senators, ein paar andere Einblicke wären aber auch nicht schlecht. Zudem könnten die Foto-Ausschnitte optimiert werden. (Siehe Links). Ansonsten ist das ein gut gemachter Account mit vielen intessanten und fachlich passenden Retweets, Hashtags, vertaggten Twitter-Accounts, aktiven und reaktionsschnellen Bürgerdialog und zu besonderen Anlässen, wie der Einführung der kostenlosen Kita-Betreuung gabs die Tweets sogar auf türkisch, russisch, englisch und polnisch.      

Der Account des Schleswig-Holsteinischen Ministeriums für Schule und Berufsbildung ist ein Glückwunsch-Account. Viele Tweets sind Glückwünsche für Preise, Ehrungen und Ernennungen. Aktualität scheint aber nicht zur Kernkompetenz des anonymen Twitter-Teams zu gehören. So findet sich z.B. auch drei Wochen nach der Ernennung der neuen Ministerin Britta Ernst (SPD) noch kein Hinweis dazu auf Twitter. Die sonstige Kommunikation ist durchaus solide. Neben fachlichen Retweets werden Initiativen des Ministeriums, Termine und akuelle Diskussionen im Land via Twitter begleitet. Ich vermisse allerdings den Dialog mit anderen Nutzern und ab und zu auch ein visuelles Element wie ein Foto, Video oder eine aufbereitete Infografik. Verwirrend finde ich zudem, dass das Minsterium bei Twitter noch unter altem Namen "für Bildung und Wissenschaft" firmiert und der Account @KultusSH heißt.  

Übersicht  Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten
Im Brandenburger Ministerium für Wirtschaft und Europaangelegenheiten hat man sich für eine Multi-Channel Strategie entschieden. Man kommuniziert nicht nur mit einem Account, sondern gleich mit vier. Für die verschiedenen Zielgruppen des Ministeriums gibt es inhaltlich getrennte Tweets rund um Energie, Industrie, für Existenzgründer und für das Netzwerk von Gründungsakteuren. Die Idee finde ich grundsätzlich charmant, frage mich aber ob alle angepeilten Zielgruppen über Twitter wirklich erreicht werden und warum man zwei Gründer-Accounts hat? Das alle Tweets aus einem Haus kommen merkt man an der einheitlichen Machart und die ist stark verbesserungswürdig: Twitter ist hier eine reine Linkschleuder für die eigene Webseite. Die Tweets sind langweilig, sie setzen fast nur auf Text und es gibt kein einziges interaktives Element. Am besten ist noch der Industrie-Account aufgestellt, der ab und an einen fremden Retweet zwischenstreut und sogar einmal ein fremdes Video gepostet hat. Ein Anfang. Das diese Form der Kommunikation nicht ankommt sieht man sehr schön daran, das fast kein Tweet favorisiert und retweetet wurde.

Screenshot
1. Tweet der Finanzbehörde Hamburg
Erst seit Juni 2014 bei #Behördentwitter dabei, konnte die Finanzbehörde Hamburg vor wenigen Tagen schon freudig den DGB Hamburg als 100. Follower begrüßen. Der erste Tweet war fast schon programmatisch: "So vertraut und doch neu" textete der Twitterbeauftragte. Es ging aber nicht um Twitter selber, sondern um den Hamburger Haushalt und die Zeile stammte vom NDR. Das vieles noch neu ist merkt man aber den Tweets an, diese sind durchaus informativ, aber wenig spannend formuliert, so das sie auch nicht auf größere Resonanz stoßen. Die externen Links zu Presseartikeln und das ein oder andere Foto finde ich gut. Besonders gelungen finde ich den Blick hinter die Kulissen der Arbeit des Senators, wie hier bei einem Pressegespräch. So etwas könnte öfter kommen. Was total nervt: In fast jedem Tweet gibts den Senator als Hashtag #Tschentscher.

Screenshot
1. Tweet des Thüringer Innenministeriums
Bereits seit November 2010 ist das Thüringer Innenministerium beim Microbloggingdienst unterwegs. Damit dürfte es zu den ersten deutschen Landesministerien bei Twitter gehören. In den vier Jahren gab es bisher ca. 400 Tweets, aber so richtig aktiv ist das Pressereferat erst in den vergangenen Monaten geworden. Und nun gibt es vorallem Termine, Termine, Termine. Sowohl Terminankündigungen als auch Tweets von Terminen dominieren den Stream. Was das Ministerium an Gesetzen und Initiativen erarbeitet erfährt man hingehen leider kaum. Neben den eigenen Tweets gibt es nur ganz selten Retweets, der Einsatz von Hashtags wirkt oft etwas unbeholfen (#Brand- u #Katastrophenschutzes) und auch beim vertaggen z.B. des Ministeraccounts in Tweets scheint Nachhilfe angebracht. Mit einem @Twittername zu Beginn eines Tweets, wird der Tweet nur den Twitterati angezeigt, die auch dem @Twittername folgen. Die Tweets erhalten bisher auch nur wenige Reaktionen.

Twitter-Account Innenministerium Rheinland-Pfalz
Twitter-Account Ministerium des Inneren, für Sport und Infrastruktur
Mit nur rund 150 Tweets über 560 Follower gewinnen, klingt nach einem spannenden und gut gemachten Account. Das rheinland-pfälzische Ministerium des Inneren, für Sport und Infraststrukturmacht auf jeden Fall einiges richtig, auch wenn an vielen Stellen gerne noch nachjustiert werden könnte. Eigene Hashtags zu kreieren ist eine gute Idee, wenn es aber der einzige Tweet mit diesem Hashtag bleibt, frage ich mich nach dem Sinn der Vertaggung? Zudem sind viele Hashtags eher kryptisch, der Bürger kann z.B. mit #Sksl wenig anfangen. Solche politischen Eigenbegiffe sollten ausgeschrieben bzw. erklärt werden. Auch die Tweet-Frequenz ist noch ausbaubar. Lediglich fünf Tweets im Monat gehen im Stream der Nutzer unter. Ich vermisse auch mehr audio-visuelle Elemente wie Fotos und Videos und eine gewisse Dialogbereitschaft. Es wird nur gesendet aber nicht mit andren Nutzern kommuniziert. Gut finde ich, das sich in fast jedem Tweet ein Link zu weitergehenden Infos auf die Webseite des Ministeriums führt. So wird aus der Webseite ein effizientes "Content-Hub".

Soundcloud-Account des Wirtschaftsministeriums
Gehört der Twitter-Account des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein eigentlich heimlich den deutschen Verlegerverbänden? Teilweise wochenlang gibt es hier ausschließlich Tweets mit Links zu Presseartikeln. Ein schöner Verbreitungs-Kanal für die Verlagsbranche. Warum verweist man aber nicht ab und zu auch auf die Inhalte der eigenen Webseite? Ebenfalls negativ fällt die lustlose Verbreitung von YouTube-Videos auf. Als erklärender Text steht im Tweet meist lediglich "Fügen deinem Video eine Nachricht bei". Großes Plus: Als einziges bekanntes Landesminsterium nutzt das Wirtschaftsministerium Soundcloud zur Verbreitung von Reden und Statements des Ministers. Die Tweets mit Souncloud-Datei heben sich grafisch positiv von den vielen reinen Text-Tweets ab, zudem ist das ein schönes Format um Medienvertretern authentische Live-Statements zur Verfügung zu stellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Accountnamen hat man sich im Norden nicht für den Namen des Ministeriums entschieden (der sich ja öfter ändern kann), sondern mit @wirtschaftsland einen neutralen Namen gewählt. Weitsichtig.

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Erfolgreicher Tweet des Umweltministeriums
Hochseriös und damit leider sterbenslangweilig kommt das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg auf Twitter daher. Die Tweets sind für Umeltexperten durchaus spannend und informativ, aber leider im Duktus eines Verwaltungsaktes verfasst. Die Texte kollidieren mit der Twitter-Kultur. Zudem verschenkt man sehr viel Potential, da oft Links zu den vorgestellten Initiativen und Berichten fehlen und so auch die Webseite nur sträflich in die Kommunikation eingebunden wird. Bei politisch hochbrisanten Themen wie z.B. Fracking oder Atomkraft erreichen die Ministeriums-Tweets aber manchmal - im Vergleich zu anderen Landesministerien - überdurchschnittlich hohe Retweet- und Favorisierungsraten. Ganz selten gibt es Fotos und Videos und Retweets, auf die Verwendung von Hashtags wird fast komplett verzichtet. Dafür taucht sehr häufig "UM Untersteller" auf. Für Nutzer, die nicht wissen, dass es sich hierbei um den Umweltminister handelt wirkt das sehr fremd und nicht gerade bürgernah. Zudem würden mehr persönliche Aussagen und Positionen des Ministers z.B. als klassische O-Töne im 140 Zeichen-Format, dem Account gut tun.

Twitter-Account des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus
Bereits seit über fünf Jahren twittert das Sächsische Staatsministerium für Kultus unter den Namen @Bildung_Sachsen. Mit über 1100 Tweets ist man auch fleißig dabei, durchschnittlich knapp fünf Tweets in der Woche sind ein guter Schnitt. Viel mehr Positives gibt es aber auch leider nicht zu loben. Die Tweets sind kurz, führen aber meistens nur zu den Pressemeldungen, Dialog findet so gut wie nicht statt, Retweets sind eine Seltenheit, Fotos und Videos gibt es so gut wie nie und auch die Formulierung der Tweets hat eher den Charakter offizieller Telegramme, als das die Texte Lust auf die Inhalte machen. Nur sehr wenige Tweets werden deshalb auch favorisiert und weitergeleitet. Da liegt einiges an Potential brach, obwohl eine ganz ansehnliche Followerzahl für gute Reichweiten sorgen könnte. Auch der großformatige Platz beim Titelbild bleibt leider ungenutzt. Hier machen viele andere Ministerien vor, wie man diesen wunderbar zur Kommunikation nutzen kann.          

Markus Söder als Shrek
Erfolgreicher Reetweet des StMFLH
Mit viel Enthusiasmus startete das Bayerische Staatsministerium für Finanzen, für Landesentwicklung und Heimat (StMFLH) im November 2013 mit dem neuen Minister Markus Söder bei Twitter. Von dem Enthusiasmus ist leider nicht mehr viel geblieben: Seit Mai gabs lediglich sieben Tweets. Bis dahin gabs viele Presseartikel über die Arbeit von Minister Söder, viele Retweets von Markus Söder-Tweets und natürlich Tweets mit und über Markus #Soeder. Man fragt sich ein bisschen warum das Ministerium einen eigenen Account hat, die bisherige Kommunkation hätte der Minister auch selber mit seinem recht erfolgreichen Accountübernehmen können. Positiv: Der Twitter-Account ist prominent auf der Webseite des Ministeriums verlinkt.   
     


  
MWKEL
Tweet aus dem MWKEL Rheinland-Pfalz
Auch im Ministerium für Wirtschaft, Klimaschutz, Energie und Landesplanung Rheinland-Pfalz (MWKEL) scheint man ab und zu Anfälle von Amnesie zu haben und vergisst das man einen eigenen Twitter-Account hat. Seit dem 27. Juni schweigte der Account von Ministerin Eveline Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) und passend zur heutigen Blogbeitrag-Veröffentlichung gabs nach über drei Monaten mal wieder einen Tweet. Dies ist vorher auch schon öfter über Wochen passiert. Ein wenig mehr Kontinuität in der Kommunikation wäre wünschenswert. Ansonsten gibt es sehr viele Retweets besonders von grünen Accounts, viele Hashtags und ab und an auch ein gut gemachtes Video. Im Jahr 2014 gabs es unter den 27 Tweets, nur 37 Prozent eigene Tweets. Das finde ich ausbaufähig. Und diese Tweets waren dann sogar manchmal auch noch sehr kryptisch und unverständlich, da sie mit Hashtags überladen wurden. Verständliche Bürgerkommunikattion sieht etwas anders aus. Aber die Kommunikation scheint im Land anzukommen, seit Januar hat sich die Followerzahl um 270 Prozent auf nun knapp 850 Follower erhöht.  

Screenshot
Tweets SenBJW
Für ihre Facebook-Aktivitäten hatte ich die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft (SenBJW) noch überschwänglich gelobt, bei Twitter geht das leider nicht. Offiziell ist der Account im "Testbetrieb", was ich per se schon amüsant finde, da ein Twitter-Account ja nie fertig bzw. perfekt ist. Leider besteht der Test darin, das man automatisiert die Facebookpostings parallel auch bei Twitter versendet. Alle Potentiale des Kanals werden mit Absicht nicht genutzt. Sollte das auch nach der Testphase so sein, würde ich an Stelle des Senatsbehörde den Account lieber wieder einstellen.  


Typischer Tweet Sächsisches Staatsministerium für Soziales
Warum sollte man Follower des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz werden? Ich habe keine Ahnung. Analog zu den Berliner Kollegen gibt es hier nur Tweets zu Facebookpostings, die automatisch ausgespielt werden. Das sieht dann teilweise sehr unattraktiv aus. Obwohl dem Ministerium weit über 300 Follower folgen gibt es so gut wie nie Favoriserierungen und Retweets. Die Inhalte werden also überhaupt nicht in die Breite getragen. Interessant wem das Ministerium folgt: Neben einigen Medien-Accounts ist darunter nur ein politischer Account: Die CDU-Fraktion im Sächsischen Landtag. Politisch ausgewogen sieht anders aus.


Die Senatskanzlei Berlin und das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz haben zwar schon eigene Accounts gesichert, bisher aber noch keine Tweets oder nur geschützt versendet. Wann es hier wohl losgeht? 

Habe ich Accounts übersehen? Dann immer her damit, ich sehe zwar Vieles aber nie alles ;)

90 Prozent der Bundestagsmitarbeiter googlen

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Vor einigen Wochen veröffentlichte die Public-Affairs-Agentur MSL Germany interessante frische Zahlen zur Social-Media-Nutzung unter Lobbyisten. Immerhin 54 Prozent der deutschen Interessenvetreter nutzen Facebook, Twitter und Co um politische Kontakte zu pflegen. Eine Verdoppelung zum Vorjahr.

Doch wie nutzten die "politischen Kontakte"überhaupt diese Kanäle? 

center of political economy and society
Logo copes
Anlässlich des Politikkongresses 2014 veröffentlichte nun der Berliner Think Tank copes - center of political economy and society* eine Umfrage unter Büroleitern des Deutschen Bundestages, die unter anderem dieser Frage nachging.

Welche Online-Angebote nutzen die Büroleiter?


Fast alle befragten Bundestagsmitarbeiter nutzen klassische „One-Way“-Online-Angebote für ihre Arbeit.
94 Prozent geben an, dass sie Websites von Zeitungen nutzen und neun von zehn Büroleiter nutzen Suchmaschinen.

Die interaktiven Angebote des Social Web werden dagegen wesentlich seltener in Anspruch
genommen. Soziale Netzwerke wie Facebook nutzen nur 53 % der Büroleiter. Im Vergleich: Über 90 Prozent der 631 Bundestagsabgeordneten nutzen Facebook zur Kommunikation und Informantion.

Auch Twitter ist unter den Mitarbeitern nicht soweit verbreitet wie unter ihren Chefinnen und Chefs. Jeder zweite Parlamentarier hat einen Account beim Microloggingsdienst aus San Francisco. Unter den Mitarbeitern ist es nur jeder Fünfte.

Blogs werden von 33 Prozent und Foren immerhin noch von 14 Prozent genutzt.

Balkendiagramm
Die Nutzungsmuster der Büroleiter von SPD- und Unions-MdBs sind nahezu identisch. Einzige, dafür aber deutliche Ausnahme: Während nur 15 Prozent der SPD-Büroleiter auf XING oder LinkedIn aktiv sind, nutzen 42 Prozent der Unions-Büroleiter diese Berufsnetzwerke.

Nur 1 Prozent aller Büroleiter ist komplett offline unterwegs und nutzt keine Online-Angebote.  

Online-Angebote werden hauptsächlich für tagesaktuelle Informationen,  Recherchen und Gesprächsvorbereitungen genutzt


Büroleiter nutzen Online-Angebote in erster Linie für Recherchen. Dabei werden Unterschiede entlang der Parteizugehörigkeit deutlich: Während Unions-Büroleiter online am häufigsten nach tagesaktuellen Informationen suchen (91 Prozent), nutzen SPD-Büroleiter die verschiedenen Online-Angebote am stärksten für Fachrecherchen (78 %).

In beiden Lagern werden Online-Formate öfter für den Dialog mit Bürgern genutzt als für innerparteiliche Diskussionen. Wenn „Online“ als Kommunikationskanal genutzt werden soll, wird es von den Büroleitern also eher als externes und weniger als internes Kommunikationstool verwendet.
Von dieser Möglichkeit zum Online-Kontakt mit Bürgern machen mit 42 Prozent deutlich stärker SPD-Büroleiter Gebrauch als die Kollegen vom Koalitionspartner CDU/CSU (28 Prozent).

Balkendiagramm
Nur jeder fünfte Büroleiter nutzt Online-Angebote zum Netzwerken und lediglich 10 Prozent für die Arbeitsorganisation.


An der Online-Umfrage beteilligten sich 177 aktive Büroleiter von Bundestagsabgeordneten, dies entspricht einer Rücklaufqoute von 28 Prozent. Die Einladung zur Umfrage wurde via E-Mail an die Hauptaccounts aller 631 Bundestagsabgeordneten gesendet.

Die Umfrage hat das center of political economy and society berlin (copes) in Zusammenarbeit mit der
Quadriga Hochschule Berlin durchgeführt und ausgewertet. In der Studie finden sich weitere spannende Ergebnisse zum Selbstbild, Einfluss und der Arbeitsweise von Büroleitern. Eine Zusammenfassung der Ergebnissegibt es hier. Die Kompaktfassung der Studie und die vollständige Präsentation kann direkt bei copes unter ifreund@copes-berlin.de (Ilja Freund) angefordert werden.

Eine Zusammenfassung der Ergebnisse gibts auch schon drüben bei faz.net

*Copes wird gefördert und getragen durch die ergo Unternehmenskommunikation.

Bitte fragt mich alles - Ask me Anything in der Politik

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Ein Blog goes Papier. Im Magazin "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner zehnten Kolumne in der Ausgabe Oktober/November 2014frage ich mich, warum sich so wenige deutsche Politiker via Reddit befragen lassen.

Hier das Cross-Posting dieser Kolumne. 

Würde das Internet die Politik verändern? Würden Wähler und Politiker wieder intensiver miteinander kommunizieren? Nicht nur am Wahlkampfstand? Viele haben Großes erwartet, manch einer ist heute ernüchtert. Denn oftmals wollen Bürger gar nicht mit Politikern sprechen, chatten, twittern. Besonders im Wahlkampf suchen sie vor allem Informationen, wie die aktuelle Studie „Wahlkampf digital“der FU Berlin zeigt.
Logo reddit.com
Deswegen auf’s Internet verzichten? Eine schlechte Idee. Denn die direkten Dialogangebote im Netz ergänzen klassische Angebote wie Bürgersprechstunden und das Gespräch am Wahlkampfstand. Besonders interessant für jene Wähler, die wenig Zeit im Wahlkreis verbringen, für ältere und gehbehinderte Menschen sowie für junge, die mit dem Internet aufgewachsen sind.

Viele Politiker nutzen das Internet schon kreativ für den Dialog mit ihren Wählern: So lädt der Berliner Bundestagsabgeordnete Dr. Frank Steffel (CDU)zur Skype-Sprechstunde, andere bevorzugen Twitter-Townhalls (z.B. #AskPeer, #AskMartin) und Facebook-Sprechstunden (z.B. Cansel Kiziltepe), politik-digital.de hat die Digitale Bürgersprechstundemit Google-Hangouts etabliert und viele Politiker aus Bundes- und Landesebene nutzen engagiert Frageportale wie direktzu.de und abgeordnetenwatch.de.

Nur ein Instrument vermisse ich in der deutschen Politik! „Ask me anything“ (Kurz: AmA) auf Reddit.com.
Reddit, 2005 gegründet, versteht sich als sogenannter “Social News Aggregator“. Das heißt: Angemeldete Nutzer veröffentlichen auf Reddit Texte, Links und Videos die andere Nutzer wiederum bewerten. Je positiver die Masse einen Beitragbewertet, umso prominenter erscheint er auf der Reddit-Startseite für alle Nutzer. Somit erstellen alle Nutzer ihre eigene Nachrichtenseite, die die populärsten Inhalte in den Vordergrund rückt. Deswegen auch der Name: Read (lesen) und edit (bearbeiten). Im Jahr 2013 nutzten mehr als 730 Millionen Menschen das soziale Netzwerk, damit ist es das sechstgrößte Netzwerk weltweit. Hierzulande wartet Reddit bisher noch auf seinen Durchbruch: Nur rund. 2,2 Prozent der Nutzer kommen aus Deutschland.

Eine der bekanntesten Funktionen ist das sogenannte Subreddit AmA, eine Art Unterkategorie, in der Nutzer sich den Fragen der Community stellen. Meist findet die Fragerunde zu einer bestimmten Zeit statt, vergleichbar mit einem Chat oder einem Forum.

Screenshot
Screenshot AmA deutsch



AmA bietet eine Kombination aus Funktionen, die es auch für die Politik interessant machen:  Es ist niedrigschwellig, da man sich zum Lesen der Fragen und Antworten nicht anmelden muss, es ist zeitunabhängig, da die Antworten archiviert werden und als FAQgenutzt werden können, es ist einfach zu bedienen, es ist nicht auf politischen Themen begrenzt und bietet mehr Platz als Twitter und Facebook. Zudem bewertet die Crowd Fragen und Antworten und hebt so die spannendstenhervor. Dadurch das gut bewertete AmAs im Nachgang prominenter auf der Seite angezeigt werden, erreichen diese im Nachgang auch noch zusätzliche Leser. Erfolgreiche Inhalte von AmAs haben so in der Vergangenheit ganz eigene Dynamiken durch die virale Verbreitung erfahren und fanden weite Verbreitung.

Durch die Offenheit der Fragerunde („Fragt mich alles“) entsteht eine ganz eigene Diskussionskultur: Die Chats wirken viel interaktiver und sind thematisch breiter als bei vielen anderen Formaten. Das macht  Lust auf Dialog – und somit Lust auf Politik. Selbst politisch Desinteressierte können so niedrigschwellig an politische Inhalte herangeführt werden.
Screenshot
Screenshot AmA Barack Obama

In den USA nutzte Barack Obama AmA zum Beispiel imvergangenen Wahlkampf, dabei kamen mehr als 13.000 Kommentare in einer halben Stunde zusammen. In Deutschland haben sich bisher, abgesehen von einigen Piraten-Politikern und Netzprominenten wie Stefan Niggemeier und Ronny Kraackvom Kraftfuttermischwerk, eher normale Menschen den Fragen der Gemeinschaft gestellt. Diese Chats zeigen aber schon sehreindrucksvoll, wie spannend, ungewöhnlich, erkenntnisreich undinspirierend eine AmA-Session sein kann.
  
Ich gebe zu: Anfangs wirkt Reddit etwas unübersichtlich, aber nach ein paar Minuten hat man die Logik hinter dem grafisch nicht besonders anspruchsvollenLayout verstanden.

Wer ist der erste prominente deutsche Politiker der sich auf Reddit.com wagt?  Ich würde mich freuen, wenn auch deutsche Mandatsträger mit Lust auf Dialog den Weg zu Reddit  finden würden  – ein Versuch lohnt sich!   


Linktipp: Johannes Wendt hat drüben bei torial die allgemeinen Potentiale von Reddit als soziale Erbsensuppe  beschrieben.  

Online-Marketing im Wahlkampf: Wie man mit Online-Kampagnen Wähler adressiert

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Dies ist ein Gastbeitrag von Benjamin Birkner und Viktor Zawadzki. Beide haben 2013 die Online-Kampagne zum Bundestagswahlkampf von Bündnis 90/Die Grünen durchgeführt. Damals bestand ihr Auftrag darin, deutschlandweit grünenaffine, wechselwillige Wähler zu mobilisieren. In ihrem Gastbeitrag zeigen sie die neuen Möglichkeiten im Online Marketing, die sich Parteien durch die technologische Weiterentwicklung inzwischen bieten und diskutieren diese am Beispiel der Hamburger Bürgerschaftswahl 2015.


Wahlkampf und Online-Marketing: Je feingliedriger, desto moderner


Logos Die Onlinefabrik & Spree7
Seit den 70er Jahren werben Parteien immer personenbezogener um potenzielle Wähler. Zu Anfang konzentrierten sich die Strategen auf Wohnadressen, bereits in den 90ern standen jedoch bestimmte Konsumenten und Kleingruppen im Fokus. Potenzielle Wähler werden seitdem sukzessive detaillierter identifiziert und datenbankgestützt sowie mit Hilfe von statistischen Modellen individuell angesprochen. Die Kampagnen laufen, nach strategischer und kreativer Planung durch Mediaagenturen und Anbieter von Realtime Advertising-Technologien, automatisiert. Intelligente Algorithmen überwachen die Ergebnisse kontinuierlich und optimieren die Kampagne auf besonders erfolgreiche Profile, Werbeflächen oder -zeiten. Die Zielgruppe kann nach und nach immer exakter mit digitaler Außenwerbung, Radio- und Fernsehspots, Online-Banner sowie Online-Videos oder Social Media-Werbemittel angesprochen werden.

Innovatives Konzept aus Kreation und Technik nötig


Screenshot mit 4 Fragen
Umfragebanner zur Grünen-Kampagne 2013
Ein konkretes Beispiel: Das Ziel für den Bundestagswahlkampf der Partei „Die Grünen“war, nur parteiaffinen und gleichzeitig noch unentschlossenen Wählern passende Botschaften zu zeigen. Dafür wurde mit einem Online-Umfragebanner auf unterschiedlichsten Websites abgefragt, ob sich der Betrachter bereits für eine Partei entschieden habe. 

Die technischen Merkmale der Personen, die sich unentschlossen zeigten, wurden anonym erhoben und zu einer Schablone verdichtet. Die thematisch auf die Umfelder abgestimmten Wahlkampfanzeigen der Grünen wurden in der Folge nur noch Personen mit passendem Profil gezeigt. Die Umfrage blieb während der gesamten Kampagnen aktiv. So konnte die Zielgruppe immer genauer angesprochen werden.


Am Anfang steht die Mobilisierung


Bei allen technischen Veränderungen ist eines bis heute gleich geblieben: Am Anfang der Kampagne steht die Frage, wie die eigenen Wähler dazu gebracht werden können, ihre Stimme abzugeben. Um dieses Ziel zu erreichen, reicht es nicht länger, nur Botschaften auszusenden. Es gilt, sie persönlich erlebbar und den Mehrwert der politischen Position der Partei deutlich zu machen. Die Interaktion wird dabei zum Gradmesser des Erfolgs– im Online-Bereich kann das beispielsweise ein Klick auf ein Werbemittel oder der Download vertiefender Infos sein.

In der Praxis: Die Hamburger Bürgerschaftswahl 2015


Anfang 2015 findet die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft statt. Eines der drängendsten Themen ist der Verkehr: Diskutiert wird unter anderem über Bussystem, Ampelschaltungen und Fahrradwege. Das Thema bietet sich für eine moderne Online Marketing-Kampagne einer Partei zur Wahl an, denn im Laufe jeden Tages gibt es viele Möglichkeiten, die eigene Zielgruppe mit relevanten, zur Situation passenden Botschaften anzusprechen und eine Interaktion zu herbeizuführen.

Eine solche Kampagne könnte sich in zwei Phasen gliedern:

        1. Die Recherche: Wer ist wo?


Vergrößern: Teilbares, dynamisches Werbemittel
Media- und Wählerstudien bilden Eigenschaften und Gewohnheiten ab, die die potenziellen Wähler der jeweiligen Partei auszeichnen. Ein Beispiel zum Thema Verkehr: Wer nutzt den öffentlichen Nahverkehr, das Fahrrad oder das Auto? Aus den Antworten lassen sich Rückschlüsse ziehen, welche Wählersegmente tendenziell wo und wie erreichbar sind. In den ausgewählten Gebieten erhält die Zielgruppe die Kernbotschaften direkt auf das eigene Smartphone oder sieht sie auf digitalen Außenwerbeflächen. Um die Wirkung der Werbung zu erhöhen, bezieht sich die Aussage des Werbemittels idealerweise direkt auf die Situation, in der sich der Nutzer befindet.


  2. Interaktion und Optimierung


Vergrößern: Dynamisches Werbemittel mit weiterführendem Link
Innerhalb von Echtzeit-Kampagnen kann daran, ob und wie die angesprochenen Nutzer auf die Werbemittel reagieren, erkannt werden, ob die richtige Zielgruppe erreicht und der Ton getroffen wurde. Beispielsweise werden Klicks und Verweildauer oder die Eingabe von Informationen in Formularfelder analysiert. Ein starker Parameter kann sein, ob und in welcher Form die Botschaften in sozialen Netzwerken geteilt werden. Über die Interaktionen werden dann weitere potenzielle Wähler sichtbar. Deren Merkmale können wiederum dafür genutzt werden, die Ansprache von bisher unbekannten Mitgliedern der Zielgruppe zu optimieren.

Butter bei die Fische: Wer, wann und wo?


Wir bleiben bei den Grünen und denken uns eine Hamburger Bürgerin, die morgens mit der U-Bahn zur Universität fährt. Entsprechend ist die potenzielle Grünen-Wählerin tendenziell mit dem Nahverkehr oder auf fahrradfreundlichen Nebenstraßen unterwegs und während der Strecke offen für unterschiedlichste Botschaften. Anschließend eignen sich Online-Banner auf Informationsportalen mit regionalem Bezug, beispielsweise zu Artikeln über Studiengebühren oder Professorenmangel. Zum Vergleich: Den potenziellen CDU-Wähler würde man, polemisch formuliert, eher im Mercedes im Stau erwarten. Er wäre eher über ausgewählte Außenwerbeflächen entlang einer Hauptverkehrsstraße oder über Werbeformate innerhalb bestimmter Apps erreichbar, die er während der Wartezeit konsumiert. In beiden Fällen bieten Online-Werbemittel zudem die Chance, mit dem potenziellen Wähler zu interagieren. 

Ein weiteres Beispiel illustriert, wie viele werbefähige Kanäle potenzielle Wähler inzwischen fast stündlich begleiten:

  Eine größere Ansicht der Tabelle ist hier möglich:  

Online-Marketing bewegt, wenn es richtig eingesetzt wird


Echtzeitmarketing und crossmediale Aussteuerung der Kampagneninhalte sorgen dafür, dass die definierte Zielgruppe immer präziser und wirkungsvoller angesprochen wird, mit der Botschaft interagieren und sich so tiefgründiger mit dem Thema beschäftigen. Die Vorteile gegenüber klassischen Kampagnen: Das verfügbare Budget wird optimal ausgenutzt und es findet eine effektstarker Dialog mit der Zielgruppe statt.


Autoren

Benjamin Birkner

Portraitfoto
Benjamin Birkner ist Head of Business Development der Full-Service Onlinemarketing Agentur Die Onlinefabrik. Der 32-Jährige ist Experte und Vordenker sowohl für Konzeption als auch technologische Umsetzung von Branding- und Performancekampagnen und verantwortet die strategische Weiterentwicklung des 2010 gegründeten Unternehmens. In seiner Funktion berät der studierte Politologe Kunden wie Bündnis 90/Die Grünen, die Versicherung AOK Baden-Württemberg, den Deutschen Anwaltverein und Thüringer Energie in allen Fragen des Online-Marketings und Campaignings.

Viktor Zawadzki

Portraitfoto
Viktor Zawadzki  ist Geschäftsführer der Spree7 GmbH, dem Trading-Desk-Service für die effiziente Steuerung digitaler Medien in Echtzeit. Sein Hauptaugenmerk liegt auf dem weiteren Ausbau des operativen Geschäfts in Europa, auf Business Development, Consulting und Product Development. Der Diplom-Volkswirt war in früheren Stationen im Umfeld des Inkubators Rocket Internet tätig. Als Head of Display Marketing and Cooperations verantwortete er Display, Real-Time Bidding, Facebook, Mobile, Remarketing und Online-Kooperationen für die Portale eDarling und SHOPAMAN, zuvor war er langjährig in ähnlicher Funktion für Jamba! GmbH aktiv. Der Online-Marketing-Experte lebt und arbeitet in seiner Wahlheimat Berlin.

Public Diplomacy 2.0 – Wie können Staaten Social Media für die öffentliche Diplomatie einsetzen?

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Dies ist ein Gastbeitrag von Laura Egger. Sie studierte Kommunikationswissenschaft und Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Bachelorarbeit verfasste sie zum Thema Public Diplomacy 2.0. Der folgende Gastbeitrag fasst zentrale Aspekte staatlicher digitaler Public Diplomacy zusammen.

Logo LMU München
Das Tragen von Werten oder vorteilhaften Entwicklungen an die Öffentlichkeit kennt man von Unternehmen und Organisationen, bekannt als Public Relations. Damit bemühen sich diese um Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit. Dieses Ziel verfolgen jedoch nicht nur private oder staatliche Einrichtungen, sondern auch ganze Staaten.

Unter staatlicher Public Diplomacy versteht man vereinfacht, das Bemühen, das eigene Land außerhalb der Landesgrenzen positiv darzustellen oder das eigene Handeln zu erklären. In Deutschland ist dies vor allem die Aufgabe des Auswärtigen Amtes

Dabei geht es bei Public Diplomacy nicht um die Kommunikation zwischen Politikern oder Diplomaten, im Sinne klassischer Diplomatie auf Regierungsebene. Vielmehr gemeint ist die Kommunikation zwischen einem Staat und den Bevölkerungen im Ausland. Social Media wie Facebook oder Twitter bieten hierfür seit einigen Jahren neue Möglichkeiten, es entsteht zunehmend eine Public Diplomacy 2.0.
 
Facebook-Posting des Auswärtigen Amtes
Ein Beispiel staatlicher Public Diplomacy ist der Besuch des Außenministers Frank-Walter Steinmeier an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea im Oktober. Dabei sprach er vom Glück Deutschlands, vereint zu sein und wünschte Korea, seine Teilung eines Tages ebenfalls überwinden zu können. Damit trug der Minister eine deutsche Sichtweise und deutsche Werte nach Korea und über die Medien an die Öffentlichkeit. Implizit dabei war eine positive Darstellung Deutschlands, denn im Vergleich zu Korea hat Deutschland seine geteilte Vergangenheit bereits überwunden.

Unverzüglich wurden des Ministers Worte sowohl auf dem zentralen Facebook-Kanal des Auswärtigen Amtesgepostet als auch in englischer Sprache getwittert, die Inhalte wurden mit Vine Videos verlinkt. Hiermit erreichte die positive Darstellung Deutschlands über die Worte Steinmeiers die Nutzer sozialer Medien.
So wie soziale Netzwerke unseren Alltag immer mehr durchdringen, werden sie auch in Zukunft in der Public Diplomacy immer stärker an Bedeutung gewinnen, auch wenn die Kanäle dann vielleicht nicht mehr Facebook oder Twitter heißen werden. Wirklicher Nutzen in und durch die sozialen Medien kann dabei nur erreicht werden, wenn die Kommunikationsich hier – zumindest teilweise – verselbstständigt. Dabei sind emotionale und polarisierende Inhalte klar im Vorteil, denn nur, was die User direkt anspricht, wird auch geteilt. Diese Art von Inhalten ist jedoch schwer von oben steuer- oder gar kontrollierbar.

Humanitäre Hilfe für Syrien
Best Practice Posting Auswärtiges Amt
Um das gewünschte Bild eines Landes im Ausland zu zeichnen oder um bestimmte Informationen außerhalb der Landesgrenzen zu verbreiten, ist ein strategisches Vorgehen jedoch notwendig. Wie ist das aber bei sozialen Medien in der Praxis möglich? Ist es denn nicht vielmehr gerade diese spontane, unkontrollierte Kommunikation, die die sozialen Medien zu glaubwürdigen Kanälen macht und ihnen somit Wirkung verleiht? Staaten, ihre Regierungen und Außenämter müssen sich also ein Vorgehen überlegen, welches einerseits Posts, Tweets und Videos auf Vine oder YouTube dem übergeordneten Ziel der Public Diplomacy unterordnet. An erster Stelle steht also, die positive Darstellung eines Landes und Vertrauen diesem gegenüber zu fördern sowie politische Informationen zu verbreiten. Andererseits ist das Herzstück der Public Diplomacy ebenso der Dialog mit der Öffentlichkeit im Ausland. Hierfür bieten die sozialen Medien in ihrer Grundfunktion optimale Voraussetzungen. Deshalb ist eine starre, strategische Kommunikation in den sozialen Medien zwar noch sinnvoll, wenn es um das Verbreiten politischer Informationen geht, sobald jedoch die Verständnisförderung im Vordergrund steht, muss eine symmetrische Kommunikation möglich gemacht werden. Dies ist nicht gegeben, wenn zum Beispiel Kommentarfunktionen deaktiviert sind. Dann handelt es sich weder um eine effektive Social Media Kommunikation, noch um eine zweiseitige Public Diplomacy. 

Thema: Bangladesh
Best Practice Posting US Department of State
Da sich Public Diplomacy trotz seines öffentlichen Aspekts allerdings immer noch im Spektrum der Diplomatie abspielt, ist ein kontrolliertes, strategisches Vorgehen, welches die positive Darstellung des Landes als großes Ganzes im Auge behält, unabdinglich. Diese Herausforderung des Balanceaktes gilt es kreativ zu meistern, wenn über soziale Medien das Handeln eines Staates kommuniziert werden soll. Gelingt dies nicht, findet in den sozialen Medien keine Public Diplomacy statt, die über politische Information hinausgeht.

Die Facebook-Posts des U.S. Departement of State und des Auswärtigen Amtes sind Beispiele, die in Richtung zweiseitige Kommunikation in der digitalen Public Diplomacy gehen. Beide Posts senden eine Botschaft, die positiv auf das Land zurückfällt, enthalten jedoch Kommentare von (wie es scheint) eigenen sowie auch fremden Staatsangehörigen, die nicht nur positiv und damit eindeutig nicht kontrolliert sind. Um von einer vollkommen symmetrischen Kommunikation zu sprechen, müsste jedoch eine Reaktion von Seiten des Public Diplomacy Akteurs folgen. Außerdem sprechen die beiden Beiträge die Nutzer an, denn sie wurden vermehrt geliked und geteilt. 

Eine Übersicht über alle aktuellen Social Media Aktivitäten des Auswärtigen Amtes findet sich auf den Webseiten des Auswärtigen Amtes.

Auf Pluragraph.de gibt es zudem eine Übersicht über die Entwicklung der Social-Media-Profile des Auswärtigen Amtes als auch eineÜbersicht aller Deutschen Botschaften und deren Social-Media-Aktivitäten. Das Ranking gibt es auch soriert nach Facebook und Twitter
 

Autorin 

Laura Egger studierte Kommunikationswissenschaft und Rechtswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Bachelorarbeit verfasste sie zum Thema Public Diplomacy 2.0. Dabei untersuchte die den strategischen Social-Media-Einsatz des Auswärtigen Amtes vor dem Hintergrund der schwierigen Verbindung von dialogisch-interaktiven Kommunikationsformen in den sozialen Medien und hierarchisch geprägter, geplanter und zentral abgestimmter Kommunikation staatlicher Organe. Die methodische Umsetzung erfolgte mittels qualitativer Experteninterviews mit Kommunikationsveranwortlichen des Auswärtigen Amtes.

Best Practice in der Politik: Wie Lars Castellucci auf Facebook Millionen Bürger mit Fakten erreichte

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Dies ist ein Gastbeitrag vonRobin Mesarosch. Er ist Mitarbeiter des SPD-Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Castellucci aus Wiesloch und u.a. für dessen digitale Öffentlichkeitsarbeit und demokratiepolitische Themen zuständig. Er verantwortete auch das hier beschriebene Best Practice-Beispiel zur erfolgreichen Nutzung von Facebook in der politischen Kommunikation.  

Screenshot
Erfolgreiches Facebookposting von MdB Prof. Castellucci (SPD)
Virale Facebookposts sind meistens Aufnahmen von süßen Tierbabys, virtuosen Künstlern oder Menschen, die offenkundig etwas furchtbar Bescheuertes tun.
Fakten-Grafiken von Politikern – insbesondere von deutschen – waren bislang selten bis niemals Ausgang eines Social-Media-Hypes.

Am 10. Dezember stellte ich eine Grafik mit fünf Fakten über Flüchtlinge auf die Fanpage des Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Lars Castellucci. Nur Text und ein Verlauf im SPD-Corporate-Design, mehr nicht. Inzwischen zeigt der Zähler eineReichweite von 1.984.000 Personen an (Stand 22.12.2014). Der Post wurde insgesamt 15.343 Malgeteilt. Zum Vergleich: Der am meisten geteilte Post der Bundeskanzlerin erzielte 5.525 Shares. Sie hat über 900.000 Fans, unsere Fanpage knapp 2.000.

Beachten muss man auch die Screenshots, die nicht in der Statistik auftauchen. Derart entspannt mit dem Urheberrecht ging auch der diesjährige Comedypreisträger Ingmar Stadelmann um, auf dessen Fanpage der Screenshot unserer Grafik nochmal 6.347 Mal geteilt wurde. Die tatsächliche Reichweite der Information liegt aktuell also zwischen zwei und drei Millionen Personen.

Das Außergewöhnliche an dem Post ist nicht die Reichweite. Da gab es schon höhere Zahlen. Das Außergewöhnliche ist, wie viele Menschen ein Post erreicht hat, der nur aus einer SPD-farbigen Grafik mit viel Text voller Zahlen und ohne Bild besteht. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, warum unser Post nicht trotz, sondern gerade wegen seiner handbuchwidrigen Konzeption erfolgreich war und was man daraus lernen kann.

Foto:
MdB Prof. Castellucci (SPD) zu Besuch im Flüchtlingsheim Walldorf
Ziel des Posts war: Er sollte Menschen mit Argumenten versorgen, die in einer auf beiden Seiten hochemotional geführten Einwanderungsdebatte - „Gutmenschen“ gegen Nazis -  nicht mehr sprachfähig waren, ihre zuwanderungsfreundliche Position zu verteidigen.
Für einen selbst reicht es ja vollkommen aus, wenn man dieses vage Bauchgefühl hat: „Da fliehen Menschen, die von Krieg, Tod und Folter bedroht sind – lasst uns ihnen helfen, wir können es.“ Es ist aber überaus unbefriedigend, wenn man von einem Einwanderungsgegner ein Argument um die Ohren gehauen bekommt und nichts erwidern kann. Das liegt oft daran, dass gerade Rechtspopulisten mit ihrem sehr kreativen Verständnis von Wahrheit Fakten frei erfinden, auf die sie dann alles stützen. Wer nicht sofort mit den tatsächlichen Fakten kontern kann, droht schnell das Streitgespräch zu verlieren, fühlt sich unwohl oder ist im schlechtesten Fall sogar verunsichert.

In den zahlreichen Reaktionen auf den Post habe ich bei sehr vielen Menschen Dankbarkeit dafür gespürt, endlich neue Argumente an die Handzu bekommen, um ihre Haltung nach außen wirksam vertreten zu können.

Entwicklung Pegida-Facebookseite via Pluragraph.de
Ebenfalls wichtig war uns, nicht vorwurfsvoll den Zeigefinger zu heben oder Leute als dumm oder als Nazis abzustempeln. Sowas hilft keinem. Die lautwerdenden Nazirufe führen nur dazu, dass eine eigentlich sehr heterogene Bewegung wie Pegida eine starkes Gemeinschaftsgefühl entwickelt, radikalisiert und interessant gemacht wird. Auch muss man akzeptieren, dass dort Menschen mitlaufen, die mit rechten Ideologien nichts am Hut haben, sondern ihre eigenen Ängste und Sorgen auf Fremde projizieren. Das ist nicht gut, aber menschlich. Klar dürfen sie nicht zum Maßstab für Politik werden, aber an ihnen sollte man auch nicht die Gesellschaft spalten.

Zuletzt war es nicht unser Ziel, die Pegida-Anhänger selbst umzustimmen. Wir wollten zu einer Versachlichung der Debatte beitragen. Einen Proteststurm hat noch keiner niedergeschrien.

Diese Konzeption leitet sich konsequent aus meinem Verständnis von politischer Kommunikation ab.
Ich bin überzeugt: Menschen darf man nicht über- aber eben auch keinesfalls unterfordern. Das heißt es, Menschen ernst zu nehmen. Es lässt sich noch jeder komplexe Sachverhalt verständlich darstellen und das sollte man auch tun. Bei politischen Forderungen muss es dazugehören, zugrundeliegende Argumente und Gedanken aufzuzeigen. Das ist in keinster Weise nur für Akademiker interessant – im Gegenteil! Gerade Menschen, die politisch weniger belesen und eher analyseschwach sind, profitieren davon und können so für politische Positionen begeistert und überzeugt werden.

Das Design der Grafik spiegelt genau das wieder. Es geht nicht um Effekte oder um tolle Sprüche. Es geht um verständliche Fakten, die uns alle betreffen.

Quelle: Hamburger Wahleboachter für UdL Digital
91 Prozent der MdB besitzen einen Facebook-Account
Ja, Facebook ist ein Ort der Katzenbilder und der gephotoshopten Mittagessen. Es ist aber auch ein Ort, an dem ganz unterschiedliche Leute miteinander debattieren: Arm mit Reich und Jung mit Alt. Das ist keine humanistische Wunschvorstellung, sondern Realität. Politiker allerdings sind selten ein relevanter Teil dieses politischen Diskurses. Dabei waren die Möglichkeiten noch nie so gut, mit den Menschen zu diskutieren, für Positionen zu werben und Informationen zu verbreiten wie heutzutage auf Facebook. Das klappt natürlich nicht, wenn man nur postet „War in XY. Spannende Diskussion.“ oder „Zukunft ist wichtig.“ Wer mitdiskutieren will muss eigene Argumente und Gedanken einbringen. Das ist auf Podiumsdiskussionen so, im Bürgergespräch und auf dem Marktplatz – nur auf Facebook hören viel mehr Menschen zu.

Auch ich mache das in meiner Arbeit noch zu selten richtig. Aber ich fühle mich durch den Erfolg unseres Posts einmal mehr darin bestärkt, dass die Politik Facebook stärker als ein Diskussionsforum denn als Schaufenster begreifen muss. Und dass sachliche Argumente auch die Kraft haben, Katzenbilder zu schlagen. Die vielen Nachrichten von Facebook-Nutzern haben mir das bestätigt.

Mein Appell: Politiker müssen sich auf Facebook ihrer ganz eigenen Rolle bewusst werden. Platte Lebensweisheiten posten Teenager. Politik muss nicht hip, sondern relevant sein. Für einen politischen Diskurs ist Facebook die ideale Plattform. Lasst uns das nutzen.


Autor

Robin Mesarosch
Robin Mesarosch (23) studierte an der HdM StuttgartWerbung und Marktkommunikation, mittlerweile studiert er Jura in Berlin. In Baden-Württemberg leitete er die Wahlkämpfe eines Landtags- und eines Oberbürgermeisterkandidaten sowie die digitale Kampagne einer Stadtratsfraktion bei der Kommunalwahl. In seiner Schulzeit organisierte er in einer schwäbischen Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern die größte Anti-Atomkraft-Demonstration innerhalb einer bundesweiten Campact-Aktion und mobilisierte über 2.000 Schüler für den Bildungsstreik. Als Mitarbeiter von MdB Prof. Dr. Castellucci (SPD) ist er u.a. für dessen digitale Öffentlichkeitsarbeit und demokratiepolitische Themen zuständig. Deutschlandweit feiert er als Poetry Slammer und Moderator Erfolge.



Wie twittert die Hamburgische Bürgerschaft? - Politik-Tweets aus Hamburg gestartet

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Im Februar wählt Hamburg sein neues Landesparlament und somit auch den neuen Senat. Der langsam beginnende Wahlkampf wird 2015 noch stärker als bei der letzten Wahl 2011 auf Twitter stattfinden. Bereits heute hat sich mit #hhwahl ein Hashtag für alle Informationen rund um die Wahl etabliert, über 40 Prozent der Bürgerschaftsabgeordneten nutzen bereits Twitter für die politische Kommunikation und die Hamburger Parteien als auch die Fraktionen sowieso.

Logo PolitikTweetsHH
Verteilung Twitter-Nutzung nach Fraktionen:
SPD: 21 twitternde Abgeordnete (33,8 Prozent)
CDU: 11 twitternde Abgeordnete (40,7 Prozent)
Grüne: 6 twitternde Abgeordnete (42,8 Prozent)
FDP: 5 twitternde  Abgeordnete (55,5 Prozent)
Linke: 5 twitternde Abgeordnete (62,5 Prozent)
1 fraktionsloser twitternder Abgeordneter

Um so schöner, dass es seit Anfang Dezember 2014 eine Webseite gibt, die die Aktivitäten der Bürgerschaftsabgeordneten auf Twitter analysiert und präsentiert: Politik-Tweets aus Hamburg (PolitikTweetsHH)

Was ist Politk Tweets aus Hamburg und wer steckt dahinter?


Bereits seit einigen Jahren betreibt der Berliner Web-Entwickler Thomas Puppe mit Bundestwitter.de eine Plattform, die die Twitter-Aktivitäten der Bundestagsabgeordneten analysiert.

Mit PolitikTweetsHH möchte er nun untersuchen wie sich die Politiker auf Landesebene im Wahlkampf verhalten. Dabei interessiert ihn besonders, wie sich das twittern zwischen Bundes- und
Landespolitik unterscheidet. Bereits zur Landtagswahl in Niedersachsen programmierte er eine Webseite, um den Wahlkampf zu begleiten. 

Bisher orientiert sich PolitikTweetsHH noch stark an den Funktionalitäten von Bundestwitter. In Zukunft sollen vor allem Themen und Interaktion noch stärker gewichtet werden. Also: Worüber unterhalten sich die Politiker
untereinander und mit den Bürgern?

Die Seite hat keine konkrete Zielgruppe, die ersten Erfahrungen zeigen aber das bisher insbesondere Journalisten, Politiker und Forscher das Angebot intensiv nutzen. Aber ebenso können auch Bürger die Webseite nutzen, um sich über ihre Kandidaten und Abgeordneten zu informieren.

Funktionen und Analysen 

 

Erfolgreichste Tweets der Woche

 

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Startseite PolitikTweetsHH
Auf der Startseite werden die erfolgreichsten Tweets aller twitternden Bürgerschaftsabgeordneten der vergangenen sieben Tage angezeigt. Die Basis für die Bewertung sind hierbei die Anzahl der Retweets und Favs. Aktuell kommt der beliebteste Tweet von Christiane Schneider (Die LINKE), dieser hat allerdings keinen direkten Hamburg-Bezug. Der erfolgreichste Tweet mit Hamburg-Bezug wurde aber ebenfalls von der LINKEN-Politikern versendet.

Unterhalb der Top Tweets gibt es zusätzlich den Live-Stream aller aktuellen Tweets der Abgeordneten.

Zudem bekommt man auf der Startseite einen Überblick über die Top Themen (und verwendeten Hashtags) der Abgeordneten, die Followerentwicklung der letzten Tage und die aktivsten Twitterati aus der Bürgerschaft. Die meisten neuen Follower hat aktuell FDP-Spitzenkandidatin Katja Suding gewonnen, am aktivsten waren Robert Bläsing (FDP), die grüne Spitzenkandidatin Katharina Fegebank und Anne Krischok (SPD). Wie viele politische Tweets darunter sind wird in dieser Übersicht allerdings nicht differenziert. Eine Unterteilung macht auch wenig Sinn, da auch #nurderhsv-Tweets eine (sport-)politische Botschaft vermitteln können bzw. das Bild des Poltikers in der Öffentlichkeit durch solche Tweets eine weitere Facette erhält. Jeder private Tweet ist somit auch ein politischer Tweet.

Livestream 

 

Verlaufskurve als Screenshot
Tweetentwicklung der letzten 90 Tage
Auf der Unterseite Livestream kann man alle aktuellen Tweets der Abgeordneten verfolgen. Zudem zeigt eine Grafik die quantitativen Aktivtäten der twitternden Parlamentarier der letzten 90 Tage als Verlaufskurve an. Mit Hilfe eines Mouse-Over auf die Kurve erhält man die Zahl der gesendeten Tweets für jeden Tag.  

 

Politiker

 

Die Kategorie Politiker hält eine ganze Reihe von interessanten Features bereit. Zentral werden hier alle Politiker mit Twitter-Account dargestellt. Man kann für jeden Politiker die Anzahl der Tweets, die Quote für Tweets pro Tag, die Followeranzahl, die Anzahl der Personen denen der Politiker folgt (Freunde) und den Twitter-Startszeitpunkt einsehen. Durch einen Klick im rechten Frame kann man die Liste nach all diesen Kategorien auch sortieren. Somit erhält man Übersichten über die Politiker die Twitter am längsten nutzen, die meisten Tweets versenden oder welche Politiker wiederum den meisten anderen Twitterati folgen.

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Politiker-Unterseite Matthias Albrecht (SPD)
Zudem lassen sich die Kategorien auch für jede Partei einzeln anzeigen. Das ist sehr hilfreich, wenn man z.B. wissen möchte welcher CDU-Politiker am längsten bei Twitter dabei ist, welcher grüne Abgeordnete am meisten twittert und welcher SPDler den meisten anderen Twitterati folgt. Sehr sehr spannend. 

Mit einem Klick auf den Politiker-Namen erhält man zudem eine ausführliche Analyse der Twitter-Aktivitäten des Politikers. Am Beispiel vom Matthias Albrecht (SPD) erfährt man z.B. das er seit April 2008 twittert, 1,1 Tweets am Tag versendet, die meisten Tweets am Mittwoch um 15.00 Uhr versendet, 5 Prozent seiner Tweets Fotos enthalten, sein Topthema im Dezember #22direkt ist und mit welchen anderen Abgeordneten er über Twitter im Dialog steht.    

Zusätzlich bietet die Politiker-Unterseite auch noch personalisierte Informationen zu den erfolgreichsten Tweets, den neuesten geposteten Fotos, die Tweets, die vom Politiker favorisiert wurden und die neuesten versendeten Links.

Themen

 

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Top Themen PolitikTweetsHH
Auf der Themen-Unterseite erhält man einen wunderbaren Überblick über die wichtigsten Themen pro Monat. Dabei wurden alle Tweets der Abgeordneten die einen #Hashtag enthielten erfasst und gezählt. Im November 2014 dominierte z.B. das Thema #hhbue, vor #Hamburg und #Kobane. Also das Hashtag zur Bürgerschaft, vor dem Namen der Stadt und einen außenpolitischen Thema. Unter den Top 10-Themen des Jahres 2014 finden sich aber auch #annewill, #Lindenstraße, #BRAGER oder #PromiShoppingQueen. Aha.

Mit einem Klick auf das jeweilige Hashtag erhält man zusätzliche Informationen zum Thema: Wie hat sich das Thema im Zeitverlauf entwickelt? Welche Parteien und Politiker twittern über das Thema in welcher Relation? Welche Fotos wurden zum Thema getwittert und eine Übersicht über die aktuellen Tweets zu diesem Thema. Sehr hilfreich für Recherchen. 

Reports 

 

In der Kategorie Reports bietet Thomas Puppe eine ganze Reihe spezialiserter Analysen an:

Wie folgen sich Parteien gegenseitig: Das Feature gibt einen Überblick über die Verbindungen der Abgeordneten untereinander. Am Beispiel der LINKE bedeutet dies, das die Abgeordneten der Linken 12 Mal von CDU-Abgeordneten gefolgt werden. Das kann sowohl bedeuten, das 12 CDU-Abgeordnete einem Linken folgen, aber auch das 4 CDUler jeweils 3 Linken-MdHB folgen. Daher entstehen auch die relativ großen Zahlen. Wenn man mit der Maus auf die jeweilige Partei geht kann man auch sehen, wie das Verhältnis von folgen und gefolgt werden aussieht.

Die letzten 24 Stunden im Zeitraffer: Das Feature zeigt grafisch auf, wann und von welcher Partei am vergangenen Tag getwittert wurde. Ein nettes animiertes Spielzeug. Mehr nicht.

Die neuesten Tweets auf einer Karte: Auf der Google-Map kann man sehen von welchem Ort aus die twitternden Parlamentarier in den vergangenen 31 Tagen Tweets abgesetzt haben. Die Tweets werden dabei mit Hilfe der Geolocation-Angabe von Twitter getrackt.

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Retweets im Verhältnis zu Followern
Retweets im Verhältnis zu Followern: Wie viele Retweets erhält ein Politiker und welcher Politiker erhält relativ die meisten Retweets und schafft somit im Verhältnis zu seinen Followern ein größere Reichweite als andere Accounts? Diese Fragen beantwortet dieses Feature. Aktuell sieht man deutlich das vor allem LINKE-Politikerinnen sehr viele Retweets im Relation zu ihren Followern erhalten. Sowohl Christiane Schneider, Kersten Artus als auch Cansu Özdemir werden mit einem großen Punkt dargestellt. Mit einem Mouse-Over über die Punkte erhält man weitere Informationen zu den Politikern. 

Seit wann twittern die Abgeordneten: gibt einen schönen Überblick über die Entwicklung von Twitter in der Hamburger Landespolitik. Bereits seit März 2007 ist Twitter-Veteran Hansjörg Schmidt (SPD) dabei, seit Dezember 2014 hingegen ist Thilo Kleibauer (CDU) erst unter die Twitterati gegangen. Die meisten Neuanmeldungen gab es im Jahr 2011. 

Als bisher noch versteckten Report gibt es eine Übersicht über die Hamburger Follower der Abgeordneten. Nicht uninteressant zu sehen, welcher Politiker die meisten potentiellen Wähler hinter sich vereint und welche Follower wiederum die wichtigstgen Multiplikatoren des Politikers sind. So kommen bei Robert Heinemann (CDU) 44 Prozent seiner Follower aus Hamburg, bei Cansu Özdemir (LINKE) hingegen nur 9 Prozent. Dafür hat sie 47 Prozent türkische Follower. Das zeigt, dass eine große Followerschaft noch gar nichts über die Reichweite im eigenen Wahlkreis bzw. der eigenen Stadt aussagen muss. Bei den Politiker-Followern mit den meisten eigenen Followern sind ziemlich oft Nico Lumma, BILD Hamburg und die Hamburger Morgenpost dabei.

Für alle Entwickler stellt Thomas Puppe auf dieser Seite zudem noch die PolitikTweetsHH-API zur Verfügung, um die Daten und Analysen für weitere Projekte zu nutzen.
   

Ausblick


Zur Bürgerschaftswahl wird es ein erweitertes Angebot bei PolitikTweetHH geben. Neben den bishiergen Abgeordneten werden zudem alle twitternden Kandidaten aller antretenden Parteien auf der Webseite abgebildet werden.

Der Fokus der Erweiterung soll auf folgenden drei Punkten liegen:
1. Filtern von Wahlkampfthemen: Welche Themen spielen eine Rolle? Wer äußert sich dazu (und wer nicht)?
2. Interaktion: Wer wird von Bürgern angeschrieben? Antworten die Politiker auch auf Tweets? Streiten sie untereinander via Twitter? Wer schafft es, seine Tweets gut weiter zu verbreiten? Und wer sind die twitternden Multiplikatoren?
3. Ortsbezug: Man kann seinen Wahlkreis auswählen und sich über die Politiker informieren, die tatsächlich als Direktkandidaten in seinem Wahlkreis zur Wahl stehen.

Auch Dank dieses Analyse-Tools freue ich mich schon auf den Hamburger Bürgerschaftswahlkampf.

Eine abonnierbare Twitterliste aller Bürgerschaftsabgeordneten gibt es hier.

Disclaimer:Ich bin Unterstützer von Bundestwitter und unterstütze Thomas Puppe auch beim Projekt PolitikTweetsHH.


Facebook im Bundestag: Wie aktiv sind die Abgeordneten?

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Kurz nach der letzten Bundestagswahl präsentierte ich an dieser Stelle die aktuellen Nutzungszahlen der 631 Bundestagsabgeordneten in den verschiedenen sozialen Netzwerken. In den vergangenen Monaten ist einiges passiert: Politiker verließen den Bundestag, neue rückten nach, Facebook-Profile wurden gelöscht oder in Fanseiten umgewandelt, neue Profile angelegt - Lange Rede kurzer Sinn: Zeit für eine neue Bestandsaufnahme Anfang 2015.

Und da ich oft gefragt werde: Wie aktiv nutzen denn Politiker dieses Facebook überhaupt, habe ich meine Weihnachtsferien nicht auf der Skipiste, sondern auf den Facebookprofilen der Parlamentarier verbracht und gemeinsam mit Karsten Dietel einmal nachgezählt. An dieser Stelle vielen Dank an Karsten Dietel für die tatkräftige und spontane Unterstützung der Analyse.


Die nackten Zahlen  

 

Visualisierung in Ringen
Facebooknutzung im Bundestag visualisiert
583 der 631 Abgeordneten haben ein eigenes Facebookprofil.
92,4 Prozent der Bundestagsabgeordneten sind bei Facebook angemeldet.
Dies entspricht einer Steigerung von 1,4 Prozentpunkten zum Jahr 2013. 

357 von 631Abgeordenten nutzen ein persönliches Profil.
56,6 Prozent der Bundestagsabgeordneten kommunizieren über private Profile.
Dies entspricht einem Rückgang von 5,8 Prozentpunkten.

445 von 631Abgeordneten haben eine Fanseite.
70,5 Prozent der Bundestagsabgeordneten haben sich für die Nutzung einer Fanseite entschieden.
Dies entspricht einer Steigerung von 6,5 Prozentpunkten.

Einen Überblick über alle Facebook-Fanseiten der Bundestagsabgeordneten liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 



Die aktivsten Facebook-Fraktionen sind die Linke und die SPD, knapp gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen. Bei SPD, Linken und CDU/CSU gibt es nun mehr Fanseiten als Privatprofile. Einzig in der Grünenfraktion nutzen noch mehr Abgeordnete Privatprofile als Fanseiten. 

Die Facebook-Nutzung nach Fraktionen 

 

Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 

287 von 311 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 92,3%
171 von 311 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 55,0%
206 von 311 Abgeordneten haben eine Fanseite = 66,2%







Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion

190 von 193 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 98,4%
106 von 193 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 55%
159 von 193 Abgeordneten haben eine Fanseite = 82,4%




Logo Linksfraktion im Bundestag   

 Linksfraktion  

  62 von 64 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 96,8 %
  42 von 64 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 65,6%
  43 von 64 Abgeordneten haben eine Fanseite = 67,2%







Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  

  60 von 63 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 95,2%
  40 von 63 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 63,5%
  37 von 63 Abgeordneten haben eine Fanseite = 58,7%



Da einige Abgeordnete sowohl eine Fanseite als auch ein persönliches Profil pflegen, sind die beiden Zahlen nicht einfach summierbar. Aus diesem Grund habe ich diese Zahlen auch unabhängig von einander ausgewiesen.  

Wie aktiv sind die Abgeordneten? 


Um uns dieser Antwort zu nähern haben wir uns alle über 800 Facebookprofile des Parlamentarier mit eigenen Augen angesehen. Hierzu haben wir im Zeitraum vom 28.12.2014 bis 30.12.2014 jedes Profil besucht und geschaut ob und wann das letzte Posting dort veröffentlicht wurde.

Für die Kategorisierung der Aktivität haben wir zwei Zeitpunkte erfasst:

- Aktiv in den vergangenen 10 Tagen
- Aktiv im letzten Monat

Und wir waren sehr überrascht.


Von den 631 Bundestagsabgeordneten waren in den vergangenen 10 Tagen:

aktiv: 502 
nicht aktiv: 81

Dies entspricht einer Quote von 86 Prozent aktiver Abgeordneter.

Da der Untersuchungszeitraum in die (Nach-)Weihnachtszeit fiel, waren möglichweise mehr Politiker aktiv als in einem anderem 10-Tages-Zeitraum im Jahr. Meist gesehenes Motiv: Abgeordnete/-r vor/neben/hinter einem Weihnachtsbaum verbunden mit Weihnachtsgrüßen für die Fancebookfreunde und -fans.



Betrachtet man nun die Aktivitäten der Politiker in den vergangenen vier Wochen, erhöht sich der Aktivitätsgrad nochmals erheblich:

aktiv: 556
nicht aktiv: 27

Dies entspricht einer Aktivitätsquote von 95,4 Prozent. 

Das bedeutet, dass innerhalb dsr letzten Monats (Dezember 2014) fast alle Facebooknutzer im Parlament diesen Kanal auch für eigene Aktivitäten wie Postings von Texten, Bildern und Videos genutzt haben.



Die meisten Bundestagsmitglieder (bzw. deren Teams) haben also begriffen, das erfolgreiche Social-Media-Kommunikation Kontinuität und Aktualität verlangt.

Dies ist zum einen wichtig, um dem Facebook-Algorithmus postiv zu beeinflussen, dass die Seite aktiv betrieben wird und somit zu einem höheren Mase auch den Fans angezeigt werden kann und muss. Und zum anderen sollte die Kommunikation mit den Wählern und Sypathisanten kontinuilerlich erfolgen, damit diese auch immer wieder mit Inhalten versorgt und so an den Politiker digital gebunden werden. Nichts ist schlimmer und langweiliger als eine unaktuelle und schlecht gepflegte Facebookpräsenz. 


Eine Analyse des Aktivitätsgrades der Fraktionen und nach Privatprofilen und Fanseiten erfolgt gerne auf Anfrage der Fraktionen oder von Pressevertretern ;) 

Aktuell fehlt hierfür leider die Zeit.


Social Media im Bürgerschaftswahlkampf: Wie nutzen die Kandidaten Twitter?

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Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Jan-Hinrik Schmidt und Christoph J. Beyer vom Hans-Bredow-Institut Hamburg. Er ist der Auftakt einer Reihe von Analysen und Ergebnissen eines Forschungsprojektes zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2015 in Zusammenarbeit mit Prof. Thorsten Faas (Universität Mainz), dem Portal PolitikTweetsHH und dem Hamburger Wahlbeobachter. 
 
Logo des Hans-Bredow-Institutes
Wahlkämpfe bieten der Wissenschaft die Möglichkeit, Instrumente und Inhalte der politischen Kommunikation besonders fokussiert zu beobachten: In einem relativ kurzen Zeitraum buhlen Parteien und Kandidierende gleichzeitig um Aufmerksamkeit für ihre Themen und Ideen, und der Erfolg lässt sich anschließend auch mit einem sehr simplen Indikator beurteilen, nämlich dem Stimmenanteil bzw. der Wahl in das Parlament (oder eben nicht). Den derzeit laufenden Wahlkampf zur Hamburgischen Bürgerschaft begleitet ein Forscherteam vom Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg gemeinsam mit Prof. Thorsten Faas von der Universität Mainz - in Zusammenarbeit mit PolitikTweetsHH und diesem Blog. Ziel der Wissenschaftler ist insbesondere, den Stellenwert von sozialen Medien im Kommunikationsrepertoire der Kandidat/innen zu ermitteln. Dabei werden in den anstehenden Wochen – bis zur Wahl am 15. Februar, aber auch darüber hinaus – eine Reihe von Datenerhebungen und kleinen Teilstudien durchgeführt, über die in lockerer Folge auch hier berichtet werden soll.

Tortendiagramm
Zum Auftakt stellt dieser Text einige erste Befunde zur Verbreitung von Twitter vor: Grundlage ist die Liste aller Kandidierenden zur Hamburgischen Bürgerschaft, d.h. der 887 Personen, die sich auf insgesamt 19 Wahlvorschläge (auf der Landesliste und auf Wahlkreislisten) verteilen. Darunter sind 295 Frauen (33%) und 592 Männer (66,7%). Ihr Durchschnittsalter beträgt Anfang 2015 47,5 Jahre, wobei jeweils etwa ein Viertel (24,5%) bis 35 Jahre alt bzw. 58 Jahre und älter sind. Für diese Personen wurde von Dezember 2014 an bis zum 5. Januar 2015 geprüft, ob sie ein identifizierbares Twitter-Profil besitzen. Die Ergebnisse wurden zudem zwischen dem 5. und 12. Januar mit der Social-Media-Analyse-Plattform Pluragraph.de abgeglichen, um strittige Fälle zu klären, Accounts zu verifizieren und die Vollständigkeit zu prüfen.


Infografik
Twitternutzung nach Alter und Geschlecht
Auf diesem Weg konnte insgesamt 241 Kandidierenden ein Profilzugeordnet werden. Hinzu kommen 12 weitere (im folgenden nicht berücksichtigte) Profile, bei denen derzeit entweder nicht zweifelsfrei geklärt werden kann, ob sie tatsächlich zum/zur Kandidat/in gehören, oder die explizit nur für private oder geschäftliche, nicht aber für (wahlkampf-)politische Zwecke genutzt werden. Zudem haben wir in dieser ersten Bestandsaufnahme nicht überprüft, ob die betreffenden Personen den Account auch aktiv nutzen, also Tweets zur Bürgerschaftswahl absetzen.  Der Anteil von Kandidat/innen mit Twitter-Profil liegt somit bei 27,2 Prozent. Er liegt unter den Frauen (mit 24,4%) etwas niedriger als unter den Männern (28,5%), doch der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Anders der Zusammenhang mit dem Alter: Je jünger die Kandidat/innen, desto höher die Chance, einen Twitter-Account zu haben. 35 Prozent der unter-50-Jährigen, aber nur 16 Prozent der Älteren nutzen den Microblogging-Dienst.

Infografik
Twitternutzung nach Partei

Wie ist der Anteil der Twitterati bei den jeweiligen Parteien?  

Betrachtet man nur die neun Wahlvorschläge, die mindestens 20 Kandidat/innen enthalten, erkennt man teils deutliche Unterschiede: Bei den Piraten ist Twitter (erwartbar) deutlich stärker verbreitet; hier haben etwa drei Viertel der Kandidat/innen einen Account. Auch die neuen Liberalen, die PARTEI und die SPD liegen mehrere Prozentpunkte über dem Durchschnittswert; Bündnis 90/Die Grünen immerhin noch leicht darüber. Unter den Kandidat/innen von Die Linke, CDU und FDP betragen die Anteile hingegen nur jeweils etwa 20 Prozent, und bei der AfD nur etwa 12 Prozent.

Das Hamburgische Wahlrecht sieht eine Landesliste sowie Wahlkreislisten vor. Von den Personen, die für einen der „großen“ Wahlvorschläge antreten und nur auf einer der insgesamt 17 Wahlkreislisten kandidieren, nutzt etwa jede/r Fünfte (20,8%) Twitter, von den Kandidierenden auf den Landeslisten etwa jede/r Dritte (34,9%), und bei denjenigen Personen, die auf beiden Listen antreten, liegt der Twitter-Anteil bei 38,7 Prozent. Dabei gilt: Je höher der Listenplatz, desto größer die Chance, die betreffende Person auch auf Twitter zu finden. Der Zusammenhang ist bei den Kandidierenden auf Wahlkreislisten noch etwas stärker (pearson’s r = ,202) als bei den Landeslisten (pearson’s r = ,178), und in beiden Fällen statistisch signifikant.
Balkendiagramm
Twitternutzung nach Wahlkreis

Wo liegen die Twitter-Wahlkreise Hamburgs?


Abschließend noch ein Blick auf die Verteilung unter den Kandidierenden in den einzelnen Wahlkreisen: In Rotherbaum/Harvestehude/Eimsbüttel-Ost sowie Hamburg-Mitte liegt der Anteil der Kandidat/innen mit Twitterprofil auf den jeweiligen Wahlkreislisten deutlich über 40 Prozent, und in vier weiteren Wahlkreisen knapp an oder über der Marke von einem Drittel. Umgekehrt beträgt in sechs Wahlkreisen der Anteil unter den Kandidierenden weniger als 20 Prozent; in Harburg liegt er sogar nur bei 7,4 Prozent.

Diese Befunde geben einen ersten Einblick in die Social-Media-Aktivitäten des Hamburger Wahlkampfs. Sie sind zugleich als Momentaufnahme zu verstehen, da in den Wochen bis zum Wahltag weitere Kandidat/innen eigene Twitter-Profile anlegen. Diesen zeitlichen Aspekt werden wir in einer weiteren Analyse berücksichtigen, aber auch u.a. die Facebook-Nutzung, die kommunikativen Aktivitäten im Verlauf des Wahlkampfs sowie die „Twitterrepertoires“ der Kandidierenden näher untersuchen.


Anmerkung: Alle Twitter-Accounts der Kandidierenden gibts auch in einer praktischen und abonnierbaren Twitterliste. Mit einem Klick können sie in Echtzeit den Wahlkampf verfolgen, ohne allen Kandidierenden einzeln folgen zu müssen oder auf Twitter ein Profil anzulegen. 

Ach ja, das Hashtag zur Wahl lautet #hhwahl.


Autoren:
Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Dr. Jan-Hinrik Schmidt ist wissenschaftlicher Referent für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Hamburg).








 

Christoph J. Beyer
Christoph J. Beyer studiert Soziologie (Master) an der Universität Hamburg und arbeitet als studentischer Mitarbeiter am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung.














Social Media im Bürgerschaftswahlkampf: Wie nutzen die Kandidaten Facebook?

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Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Jan-Hinrik Schmidt und Christoph J. Beyer vom Hans-Bredow-Institut Hamburg. Er ist der zweite Teil einer Reihe von Analysen und Ergebnissen eines Forschungsprojektes zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2015 in Zusammenarbeit mit Prof. Thorsten Faas (Universität Mainz), dem Portal PolitikTweetsHH sowie dem Hamburger Wahlbeobachter. 
 
Logo des Hans-Bredow-Institutes
Vor einer Woche haben wir Ergebnisse einer ersten Bestandsaufnahme der Social-Media-Aktivitäten von Kandidierenden zur Hamburgischen Bürgerschaft vorgestellt und uns dabei auf Twitter konzentriert. In diesem Beitrag fassen wir nun analog Daten mit Bezug auf Facebook knapp zusammen. Erneut gilt:Diese Befunde sollten und dürfen nicht überinterpretiert werden. Sie stellen eine Momentaufnahme dar, und es ist nicht davon auszugehen, dass eine Facebook-Präsenz (oder ihr Fehlen) für sich genommen dazu führt, dass sich die Wahlchancen einer Person verbessern. Wir wollen auch kein Ranking aufstellen, nach dem Motto „Partei xy hat die meisten Profile und ist Social-Media-Champion“. Vielmehr sehen wir diese Bestandsaufnahme als ersten Schritt an, um die im Wahlkampf eingesetzten Medienrepertoires zu beschreiben und davon ausgehend zu untersuchen, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen einzelnen Kandidierendengruppen bestehen.

Kreisdiagramm
Infografik Nutzung von Privatprofilen und Fanseiten im Wahlkampf
Zur Erhebung der Facebook-Präsenzen wurde auf die Daten der Social-Media-Analyse-Plattform Pluragraph.de zurückgegriffen, die mit weiteren Recherchen (zum jetzigen Zeitpunkt aber erst stichprobenartig) ergänzt und gegebenfalls korrigiert wurden. Nicht überprüft wurde, ob der Facebook-Auftritt auch tatsächlich für Wahlkampfzwecke eingesetzt wurde. Zum Stand 29. Januar ergab sich folgendes Bild: Facebook ist unter den Kandidierenden – wie auch in der gesamten deutschen Onlinerschaft - deutlich weiter verbreitet als Twitter:

- 486 Kandidierende (54,8 %) haben ein persönliches Profil auf der Netzwerkplattform und
- 109 Personen (12,3 %) bieten eine Fanpage an.

Diese Gruppen überschneiden sich allerdings: 94 Personen (10,6 % aller Kandidierenden) haben beides, und nur 15 (1,7 %) beschränken sich auf eine Fanpage. In den folgenden Abbildungen werden jeweils drei Gruppen ausgewiesen:

- (1) Personen ohne Profil oder Fanpage (43,5 %, rot)
- (2) Personen, die nur ein Profil haben (44,2 %, blau) 
- (3) Personen, die eine Fanpage pflegen, was in den meisten Fällen beinhaltet, dass sie auch ein persönliches Profil besitzen (12,3 %, grün).

Balkendiagramm
Facebooknutzung zur Bürgerschaftswahl nach Alter & Geschlecht
Wie bereits bei der Analyse der Twitter-Profile zeigt sich, dass es auch in Hinblick auf die Facebook-Präsenz zwischen Männern und Frauen keine signifikanten Unterschiede gibt; in beiden Gruppen finden sich ähnliche Anteile. Aber erneut springt ein ausgeprägter Alterseffekt ins Auge: Je jünger die Kandidat/innen, desto weiter verbreitet ist die Facebook-Nutzung. Von den unter-50-Jährigen ist nur knapp ein Drittel (32,4 %) nicht auf Facebook, während bei den Personen über 50 Jahren die Nicht-Nutzer mit 57 Prozent in der Mehrheit sind.

Balkendiagramm
Facebooknutzung zur Bürgerschaftswahl nach Partei
Überdurchschnittlich viele Kandidierende mit Facebookauftritten finden sich bei der SPD, Bündnis 90/Die Grünen sowie bei den Neuen Liberalen, wo jeweils um die 70 Prozent auf der Netzwerkplattform aktiv sind. Die Kandidat/innen der SPD haben mit knapp 29 Prozent zudem den deutlich größten Anteil von Fanpages.
Bei CDU, FDP, Piratenpartei und der PARTEI sind jeweils etwa die Hälfte der Kandidierenden auf Facebook aktiv. Bei der LINKE und der AfD hingegen liegt der Anteil darunter bei etwa 40 Prozent.

 Unterscheidet man die Personen, die für einen der „großen“ Wahlvorschläge (20 Kandidierende und mehr) antreten danach, auf welcher Liste sie antreten, ergeben sich weitere Unterschiede. Von denjenigen Kandidierenden, die nur auf einer der insgesamt 17 Wahlkreislisten antreten, haben etwa die Hälfte (51,4 %) keinen Facebook-Auftritt. Zudem gilt: Je höher der Listenplatz auf der Wahlkreisliste, desto größer die Wahrscheinlichkeit, diese Person auf Facebook zu finden (pearson’s r = ,148). Unter den Kandidierenden auf den Landeslisten sind hingegen nur um die 30 Prozent nicht bei Facebook aktiv. Hier gibt es keinen signifikanten Zusammenhang mit dem Listenplatz.

Balkendiagramm
Facebooknutzung zur Bürgerschaftswahl nach Wahlkreis
Auch der Blick auf die Verteilung in den einzelnen Wahlkreisen ist möglich: Der Anteil der Nicht-Nutzer von Facebook unter den Kandidierenden ist in Wandsbek und Fuhlsbüttel-Alsterdorf-Langenhorn am Kleinsten (34 bzw. 36 Prozent), in Rahlstedt sowie im Wahlkreis Alstertal-Walddörfer hingegen am größten (etwa 61 Prozent).

Zu guter Letzt lassen sich die Befunde zur Twitter- und Facebook-Nutzung kombinieren. Knapp 40 Prozent der Kandidierenden sind auf keiner der beiden Angebote vertreten. Ein weiteres Drittel nutzt Facebook, aber Twitter nicht, während nur knapp vier Prozent den Microblogging-Dienst, aber nicht die Netzwerkplattform nutzt. Das verbleibende knappe Viertel der Kandidierenden hat sowohl ein Twitter- als auch ein Facebook



Kreisdiagramm
Überschneidung Nutzung von Facebook und Twitter unter den Kandidierenden zur Bürgerschaftswahl



Autoren

Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Dr. Jan-Hinrik Schmidt ist wissenschaftlicher Referent für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Hamburg).








 

Christoph J. Beyer
Christoph J. Beyer studiert Soziologie (Master) an der Universität Hamburg und arbeitet als studentischer Mitarbeiter am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung.














Wahlplakate from Hell: Edition Bürgerschaftswahl

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Nachdem ich bereits im letzten Europa- und Bezirksversammlungswahlkampf die schönsten "Wahlplakate from Hell" präsentiert habe, habe ich auch zur Hamburger Bürgerschaftswahl wieder einige schöne Motive drüben bei Twitter zusammengetragen.

Hier nun alle auf einen Blick:

Olaf Ohlsen, CDU

Neue Liberale

Carl Cevin-Key Coste, FDP

Henri Schmidt, CDU

Carola Veit, SPD

Dr. Christel Oldenburg, SPD

Hamborg raus aus Altona!

Maximilian Bierbaum, Bündnis 90/Die Grünen

Sigrun Mast, Neue Liberale
 


Brigitta Martens, CDU
Zu diesem Plakat gibts sogar noch ein exklusives sehenswertes Making of-Video, voila.

Olaf Scholz (SPD) looking at Katja Suding (FDP)

Steven van Bargen, SPD

Anna von Treuenfels, FDP


Dietrich Wersich, CDU

Ein von Sven-Olaf Peeck (@sopeeck) gepostetes Foto am
 
Dietrich Wersich, CDU
 
Annkathrin Kammeyer, SPD

Karina Weber, AfD
 
Prof. Bernd Lucke, AfD

Die Liste, Die PARTEI

Arthur Kaiser, Piratenpartei

Lieferheld.de
Alle weiteren Motive der Lieferheld-Kampagne gibts auf der Seite wahl-held.de.


Drüben bei Urbanshit werden zudem die schönsten Adbustings gesammelt, extra3 hat sich beim Remix um die Plakate von Olaf Scholz verdient gemacht und das designtagebuch.de hat sich die Plakate der großen Hamburger Parteien mal wieder unter grafischen Gesichtspunkten näher angeschaut.

Für DER SPIEGEL und Hamburg1 habe ich zudem mal die Plakate zum Bürgerschaftswahl analysiert und bewertet.

Habe ich denn ein Motiv vergessen?
Dann her damit, aber schnell ;)

Wahlplakate from Hell: Edition Bürgerschaftswahl

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Nachdem ich bereits im letzten Europa- und Bezirksversammlungswahlkampf die schönsten "Wahlplakate from Hell" präsentiert habe, habe ich auch zur Hamburger Bürgerschaftswahl wieder einige schöne Motive drüben bei Twitter zusammengetragen.

Hier nun alle auf einen Blick:

Olaf Ohlsen, CDU

Neue Liberale

Carl Cevin-Key Coste, FDP

Henri Schmidt, CDU

Carola Veit, SPD

Dr. Christel Oldenburg, SPD

Hamborg raus aus Altona!

Maximilian Bierbaum, Bündnis 90/Die Grünen

Sigrun Mast, Neue Liberale
 

Brigitta Martens, CDU
Zu diesem Plakat gibts sogar noch ein exklusives sehenswertes Making of-Video, voila.

Olaf Scholz (SPD) looking at Katja Suding (FDP)

Steven van Bargen, SPD

Anna von Treuenfels, FDP


Dietrich Wersich, CDU

Ein von Sven-Olaf Peeck (@sopeeck) gepostetes Foto am
 
Dietrich Wersich, CDU
 
Annkathrin Kammeyer, SPD

Karina Weber, AfD
 
Prof. Bernd Lucke, AfD

Die Liste, Die PARTEI

Arthur Kaiser, Piratenpartei

Lieferheld.de
Alle weiteren Motive der Lieferheld-Kampagne gibts auf der Seite wahl-held.de.


Drüben bei Urbanshit werden zudem die schönsten Adbustings gesammelt, extra3 hat sich beim Remix um die Plakate von Olaf Scholz verdient gemacht und das designtagebuch.de hat sich die Plakate der großen Hamburger Parteien mal wieder unter grafischen Gesichtspunkten näher angeschaut.

Für DER SPIEGEL und Hamburg1 habe ich zudem mal die Plakate zum Bürgerschaftswahl analysiert und bewertet.

Habe ich denn ein Motiv vergessen?
Dann her damit, aber schnell ;)

Folgen Sie diesen Frauen! - Zehn Politikerinnen, von denen Sie Fan und Follower werden sollten

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Ein Blog goes Papier. Im Magazin "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner neunten Kolumne in der Ausgabe August/September 2014 mit dem Schwerpunkt Frauen in der Politik stelle ich zehn Politikerinnen vor, die verstanden haben wie Social Media funktioniert.

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.


Dorothee Bär, MdB (CSU):


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Facebookseite Dorothee Bär, MdB
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium ist nicht nur für die Digitale Agenda mitverantwortlich, sie lebt auch Social Media. Damit gehört sie zu den wenigen Mitgliedern der Bundesregierung, die nicht nur Social-Media-Accounts haben, sondern diese auch richtig und erfolgreich für die politische Kommunikation einsetzen. Neben inhaltlichen Positionen und Terminen erhält man auf Ihrem Twitteraccount @DoroBaer Einblicke in ihr Politikerleben, Meinungen zu aktuellen Diskussionen und selbstironische Bewertungen des Alltagslebens abseitsder Politik. Besonders bemerkenswert finde ich, dass Dorothee Bär den direkten Dialog sucht und mit Parteifreunden aber auch mit Andersdenkenden die Diskussion sucht und sich für keinen Schlagabtausch zu schade ist. Nicht zuletzt dadurch konnte sie sich beachtliche Communities sowohl auf Facebook alsauch bei Twitter aufbauen. Kein CSU-Politiker hat mehr Fans und Follower als sie.

Silvia Bretschneider, MdL (SPD): 

 

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Twitter-Account Sylvia Bretschneider, MdL
Die Landtagsabgeordnete der SPD lebt in der Social-Media-Diaspora Mecklenburg-Vorpommern. Aus der Landespolitik erfährt man ansonsten nicht viel in den sozialen Netzwerken, würde Sylvia Bretschneider nicht so engagiert twittern. Sie ist ein kommunikativer Leuchturm und Vorbild für alle Landespolitiker. Bisher folgen leider nur wenige Mecklenburger ihrem Account @NBBretschneider. Diese erhalten nicht nur Tweets zu eigenen politischen Aktivitäten, sondern auch viele spannende Informationen von anderen politischen Institutionen, aus der Landespresse und auch aus anderen Parteien. Die Re-Tweets überwiegen zahlenmäßig sogar die eigenen Nachrichten. Damit ist sie zu einer wichtigen Nachrichtenquelle aus dem Norden geworden, die Landesthemen auch im Rest der Republik bekannt macht.

Anke Domscheit-Berg, (Piraten)*

 

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Twitter-Account Anke Domscheit-Berg
Die ehemalige Landesvorsitzende der Piratenpartei Brandenburg gehört zu den ersten Politikern auf Twitter. Bereits seit 2008 nutzt sie den Kanal aktiv- über 49.000 Tweets zeigen, dass sie nicht nur in den TV-Studios des Landes präsent ist. Sie gehört zu den letzten prominenten Politikern der Piratenpartei und nutzt ihre Prominenz um die Partei digital im Gespräch zu halten. Gefühlt twittert sie 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Politische Meinungen, Urban Knitting-Installationen, internationale Presse und natürlich Piraten-Popcorn sind nur einige der Inhalte des Accounts @anked, der mit über 14.000 Followern zu den größten in der Politik gehört. Den Dialog nimmt sie ernst: Sie führt aktiv kritische Diskussionen und lobt oder retweetet andere Parteien und Politiker.

* Austritt aus der Piratenpartei am 21.09.2014

Eva Hoegl, MdB (SPD): 

 

Twitter-Account Dr. Eva Högl, MdB
Die Berliner Bundestagsabgeordnete gehörte lange Zeit zu den in der Öffentlichkeit eher unbekannten Parlamentariern. Durch Ihre von allen Seiten gelobte Arbeit im NSU-Untersuchungsausschuss wurde sie dann auch bundesweit bekannt. Bei Facebook und Twitter war sie allerdings schon länger eine Größe. Bewundernswert ist ihre Reaktionsschnelligkeit bei direkten Fragen. Die Möglichkeit - auch in stressigen Zeiten - mit ihr einfach in Kontakt zu kommen,wird von ihr konsequent gelebt. Damit gehört sie zu einer der wenigen SPD-Politikerinnen, die auch digital immer ansprechbar sind. Sie liebt den Austausch mit den Followern, insbesondere auch mit Politikern anderer Parteien. So wird politischer Diskurs live und transparent verfolgbar. Einzig zu bemängeln ist, dass sie, wie viele Kollegen, Twitter und Facebook gleichgeschaltet hat. Hier werden Potentiale verschenkt.   


Katharina König, MdL (Die LINKE.): 

 

Die LINKE
Twitter-Account Katharina König, MdL
Wer als Oppositionspolitikerin mehr Freunde und Follower als die Ministerpräsidentin und der stellvertretende Ministerpräsident des Landes hat, macht vieles richtig. Die außerhalb von Thüringen eher unbekannte LINKE-Landtagsabgeordnete Katharina König hat es auch ohne überregionale Prominenz geschafft, sich eine große und treue Followerschaft aufzubauen. Kritsch, pointiert, bilderlastig und mit dem richtigen Tonfall auch bei schwierigen und emotional diskutierten Themen gehört sie zu den digitalen Vorzeigepolitikern auf der Landesebene. Viele Tweets der Netz- und Innenpolitikerin werden oft retweetet und gefaved. Ihre Reichweite ist damit oft höher als von vielen etablierten Bundespolitikern. Auch wenn man nicht immer Ihrer Meinung ist und nicht im grünen Herzen Deutschlands lebt, macht es durchaus Spaß, Ihren Account @KatharinaKoenig zu folgen.

Christiane Schneider, MdHB (Die LINKE):

 

Die LINKE
Twitter-Account Christiane Schneider, MdHB
Die parlamentarische Geschäftsführerin der LINKE-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft ist das beste Gegenbeispiel zum Vorurteil, dass man jung sein muss, um die Social Media-Kultur zu verstehen und die Netzwerke richtig zu nutzen.Mit 63 Jahren entdeckte sie Twitter für sich und gehört seit 2011 zu den aktivsten Hamburger Landespolitikernbeim Microbloggingdienst. Ihre Tweets aus dem Plenum,  von Demonstrationen, Terminen und dem Büro sind informativ, selbstkritisch und blicken über den Tellerrand ihrer eigenen Fachthemen hinaus. Christiane Schneider hat Twitter als wertvolles Instrument zum Netzwerke knüpfen, diskutieren und informieren schätzen als auch lieben gelernt und das merkt man dem Account @ChristianeSchn2 auch an.

Julia Klöckner, MdL (CDU):

 

Twitter-Account Julia Klöckner, MdL
Die Oppositionsführerin im rheinland-pfälzischen Landtag ist eine geborene Kommunikatorin, dies merkt man auch ihrer Social-Media-Kommunikation an.  Sie beteiligt sich an vielen Diskussionen, antwortet schnell und souverän auf Kritik, verwendet mustergültig Hashtags, postet Aktuelles aber auch politische Hintergrundinfos und informiert aus dem politischen Alltag. Die Informationen sind dank Fotos, Videos und einem eigenen Podcast perfekt für Facebook, Twitter und Co aufbereitet. So wird Politik verständlich und erlebbar auch für politikferne Bürger. Das kommt auch bei ihren Followernan: @JuliaKloeckner folgen über 30.000 Twitterati. Damit gehört sie neben Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) zu den erfolgreichsten Landespolitikern im Microbloggingsdienst. 

Annegret Kramp-Karrenbauer, MdL (CDU):

 

Ministerpräsidentin
Facebook-Seite Annegret Kramp-Karrenbauer, MdL
Die saarländische Ministerpräsidentin ist seit 2009 bei Twitter und seit August 2011 auch mit einer Fanseite bei Facebook präsent.Mit kontinuierlichen Informationen aus dem kleinsten Bundesland und der Arbeit der Landesregierung, persönlichen Einblicken in den Alltag einer Regierungschefin,  Re-Tweets anderer Nutzer und der Verwendung von selbstkreierten Hashtags hat sie sich eine ständig wachsende Fan- und Followerschaft erarbeitet. Ein wenig mehr Interaktion wäre wünschenswert, ist aber mit dem Amt wohl nicht immer vereinbar. Dank Ihrer Accounts wie @_A_K_K_ist sie auch im Web 2.0 zu einer wahrnehmbaren digitalen Marke geworden.


Anja Schillhaneck, MdL (Bündnis 90/Die Grünen):

 

Facebookseite Anja Schillhaneck, MdL
Die Vizepräsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses gehört neben einigen weiteren sehr aktiven und fitten grünen Landespolitikerinnen (z.B. Katharina Schulze, Margarete Bause) zu den Web 2.0-Enthusiasten in der Partei. In der Hauptstadt ist sie die einzige Politikerin, die bei Fan- und Followerzahlen mit den Abgeordneten der Piratenpartei mithalten kann. Aber Quantität ist bekanntlich nicht alles. Sie überzeugt auch bei den Inhalten: Täglich Postings, viele Fotos, gelebter Dialog und direkte Ansprache von anderen Politikern und Medien via Twitter sowie Re-Tweets auch von der politischen Konkurrenz sprechen für die Wissenschaftspolitikerin.Man merkt @A_Schillhaneck die Freude an der Nutzung der Netzwerke an, damit sollte sie Vorbild für viele andere politische Twitter-Nutzer sein. 



Halina Wawzyniak, MdB (Die LINKE.): 


Screenshot
Twitter-Account Halina Wawzyniak, MdB
Die netz- und rechtspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen Bundestag beschäftigt sich inhaltlich mit dem Netz und gehört zu den profiliertesten Politikern auf diesem Themenfeld. Dass sie es nicht nur theoretisch verstanden hat, beweist ihre Kommunikation bei Facebook und Twitter. In den bisher über 20.000 abgesetzten Tweets diskutiert sie mit vielen Nutzern, erklärt Ihre Positionen, retweetet Neues aus dem Themenbereich und gewährt auch immer mal wieder Einblicke in Ihr Gefühlsleben. Man bekommt als Follower ein umfassendes Bild vom Menschen und der Politikerin Halina Wawzyniak. Zudem ist Ihr Account @Halina_Waw eine wunderbare Nachrichtenquelle für netzpolitisch Interessierte. Ihre offene und von Politikerfloskeln befreite Art kommt sehr gut an. Sie gehört zu den beliebtesten LINKE-Politikern im Web 2.0.


Selbstverständlich gibt es noch weitere spannende Accounts von Politikerinnen im Netz, diese zehn sind eine bewusste Auswahl und repräsentieren sowohl Mandatsträgerinnen, als auch außerparlamentarisch Aktive, Bundes- und Landespolitikerinnen und Vertreterinnen möglichst vieler demokratischer Parteien. 

Welche Politikerinnen machen in Ihren Augen eine gute Arbeit auf Facebook, Twitter, Youtube und Co?

Nach der Veröffentlichung der Kolumne erreichten mich eine Reihe von Empfehlungen, welche Frauen in dieser Liste auf jeden Fall fehlen. Vielen Dank für Euer Feedback. Hier die weiteren Politikerinnen, denen man auf jeden Fall folgen sollte:

Kerstin Andreae, MdB (Bündnis 90/Die Grünen)
Katrin Göring-Eckardt, MdB (Bündnis 90/Die Grünen)
Renate Künast, MdB (Bündnis 90/Die Grünen)
Julia Rheda, MEP (Piratenpartei)
Manuela Schwesig, (SPD) 
Brigitte Zypries, MdB (SPD)

Die Original-Kolumne aus der "politik & kommunikation"finden Sie als .pdf hier.

Hashtag-Journalismus und die inszenierte Twitter-Öffentlichkeit

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Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Mathias König und Dr. Wolfgang König von der Universität Koblenz-Landau. Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik sowie am Institut für Sozialwissenschaftender Universität Koblenz-Landau.

Logo der Universität Koblenz-Landau
Alle reden von Twitter – zumindest Politiker und Journalisten. Nirgendwo sonst scheint die Netz-Öffentlichkeit so präsent wie bei Twitter, dem Microbloggingdienst aus San Francisco. Die Twitter-Euphorie begann als massenmedialer Hype in Deutschland spätestens mit dem „Hashtag Aufschrei“ (kurz: #Aufschrei) zum FDP-Spitzenkandidaten zur Bundestagswahl 2013 Rainer Brüderle. Brüderle war wegen seines Frauenbildes einem sogenannten „Shitstorm“ auf Twitter ausgesetzt. Die Medienbranche zeichnete diesen #Aufschrei mit dem „Grimme Online Award“ aus. Die kritische– oder aufgeregte – Öffentlichkeitschien auf Twitter aktiv zu sein, wie nie zuvor.

Twitter wird seither zunehmend als Indikator für Modernität massenmedial inszeniert und der Zuschauer oder Leser ermuntert, mitzumachen: Mit Tweets zur Weltmeisterschaft, zu TV-Sendungen wie Kochprofis und besonders zu politischen Themen. Auf Twitter wird das Ideal der Meinungsfreiheit in seiner digitalen Variante verwirklicht, so die Idee.

Für den Journalismus besonders praktisch ist der dabei entstehende „Gratis-Content“. Überspitzt formuliert: Der Praktikant, der bisher auf dem Marktplatz Bürgerstimmen einfangen musste, kann eingespart werden. In seine Rolle schlüpft der zur Twitternutzung motivierte „moderne“ Zuschauer oder Leser.

Besonders die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten setzen auf Twitter. Im „Bericht der ARD über die Erfüllung ihres Auftrags, über die Qualität und Quantität ihrer Telemedienangebote sowie über die geplanten Schwerpunkte“ (.pdf) heißt es u.a. hierzu:
  1. Im Berichtszeitraum haben viele Redaktionen Twitterzugänge für ihre Programme eingerichtet, um ausgewählte Inhalte anzubieten oder auf die Programme hinzuweisen, um die Nutzergruppen dort abzuholen, wo sie sich schwerpunktmäßig befinden.
  2. Für Sendungen der ARD werden Social Networks genutzt, um Inhalte besser den verschiedenen Nutzergruppen anbieten zu können. Erfolgreich ist dies besonders bei „Tatort“-Fans.
  3. „Online gelingt es tagesschau.de durch den Einsatz des neuen Social-Viewing-Tools, moderierte Nutzerkommentare über Twitter, Facebook und Kommentare aus dem eigenen Angebot mit dem Livestream der Wahlsendung zu verknüpfen und quasi live zu senden. Auch dieses Angebot war bei den Nutzern sehr erfolgreich und soll nun bei jeder Wahl eingesetzt werden.“

Zusammenfassend wird eine scheinbare Modernität postuliert und mit einem bürgernahen Hashtag-Journalismus verbunden. Die Frage ist dabei, ob dies wirklich zutreffend ist. Mit anderen Worten: Gibt es wirklich die aktive Twitter-Öffentlichkeit, in der das Ideal von Deliberation möglich ist? Hierzu werden drei Fälle skizzierend dargestellt (Datenbasis=Twitter API). Es handelt sich bei allen Fällen um Hashtags, die crossmedial auf einen singulären Anlass hin Aufmerksamkeit fanden. (Die Analyse fokussiert aufgrund der Forschungsfrage folglich diese Hashtagsorte).

GroKo und der SPD-Mitgliederentscheid (Dezember 2013)


Mag man dem Medienecho glauben, dann wurde Ende 2013 besonders intensiv auf Twitter über das Zustandekommen der „GroKo“ diskutiert. Das Wort „GroKo“ ist in den Medien präsent und steht für die zunehmende Verschmelzung der digitalen mit der Offline-Öffentlichkeit. So sah es die Gesellschaft für deutsche Sprache in ihrer Begründung für das „Wort des Jahres“ am 12. Dezember 2013. Das Web 2.0 und besonders Twitter schien der zentrale Ort der politischen Diskussion: „Es ist ein #GroKo-Deal… und während sich die Verhandlungspartner kurz ausruhen, wird das Ergebnis im Netz seziert“ (sueddeutsche.de).

Eine Machtoption gab es für die SPD nur mit Merkel und so sollten die SPD-Mitglieder entscheiden und diskutieren – ein einmaliger Vorgang in der deutschen Parteiengeschichte. Twitter hätte bedeutsam sein können, weil die Politik-Profis (mit Twitter-Account) direkt erreicht werden können. Gleiches gilt für die Journalisten. Mit anderen Worten sind die politischen Entscheidungseliten und Meinungspfleger sehr leicht erreichbar.

Balkendiagramme
Infografik über gesendete Tweets zum Hashtag #GroKo
Im Gegensatz zum massenmedialen Hype zeigt eine Analyse der Twitterdaten allerdings ein anderes Bild. Im Zeitraum vom 6. Dezember 2013 bis Anfang Januar 2014 wurden kontinuierlich die Suchergebnisse zu den entsprechenden Hashtags in Twitter abgerufen. Der Zeitraum wurde so gewählt, dass die Diskussion zum SPD-Mitgliederentscheid und die Vereidigung der GroKo erfasst werden konnte. Es zeigt sich, dass weniger als 5000 Nutzer an der Diskussion zum SPD-Mitgliederentscheid und der GroKo beteiligt waren.

Screenshots tagesschau.de & Tweets zum SPD-Mitgliedervotum
Von über 99 Prozent dieser Nutzer waren nur maximal zwei Nachrichten in der Twitter-Suche gespeichert. Von einer regen und breiten Diskussion kann folglich nicht die Rede sein. Aktiv sind vor allem die etablierten „Offline-Pfleger“ der öffentlichen Meinung und besonders auffällig ist der Twitter-Account der Tagesschau. Er ist auf Platz 27 bei den aktivsten Twitter-Nutzern und auf Platz eins bei der Resonanz. Die Strategie der ARD ist folglich erfolgreich (vgl. oben Punkt 3 der ARD-Strategie). Die Twitter-Kommunikation lässt sich als Reaktion der Offline-Ereignisse charakterisieren. Maßgeblich ist die Agenda der Medienberichterstattung und der Verfahrensregie zum Mitgliederentscheid. Die Tageschau beatmet notfalls auch die Diskussion und inszeniert Nachrichtenwert, indem z.B. so getan wird, als sei das SPD-Mitgliedervotum gescheitert (siehe Screenshot). Interessanterweise trifft der „Shitstorm“ nach dem positiven Ausgang des Mitgliederentscheids vorrangig die SPD als Organisation und nicht den SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel. Mit Verkündung des Mitgliedervotums profitiert der SPD-Chef. Dies korrespondiert mit der Journalistenmeinung: „Porträt Gabriel: Der starke Mann der SPD …“ (Tagesschau-Tweet). So scheint sich zumindest das SPD-Spitzenpersonal durch den Mitgliederentscheid im digitalen cross-over eine personalisierende Legitimationsbeschaffung zu generieren, von der die SPD als Gesamtorganisation nicht profitiert.

Landesparteitage der CDU und SPD in Rheinland-Pfalz (im November 2014)

 

Tweets zum CDU-Parteitag
Tweets zum SPD-Parteitag
Neben dem „Megathema“ GroKo ist interessant, wie die Twitter-Kommunikation an Parteitagen aussieht. In Zusammenarbeit mit der „Rheinpfalz am Sonntag“ wurden die Landesparteitage von CDU und SPD im Bundesland Rheinland-Pfalz analysiert. Am jeweiligen Parteitag war der entsprechende Redakteur vor Ort und twitterte mit. Er konnte die quantitativen Daten qualitativ einordnen und bestätigen. Der Befund dieser Methodentriangulation lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Trotz Einblenden der Tweets auf einer Leinwand während des CDU-Parteitages (29. November, #lpt14) waren es nur 160 Personen, die twitterten. Bei der regierenden SPD (14. November, #rlpt14) waren es immerhin 240. Interessant ist hierbei das Ergebnis der so genannten Politwi.de-„Trends“ (Politische Hashtags, die zu einem bestimmten Zeitpunkt am meisten getwittert werden ). So war der SPD-Parteitag #rlpt14 bei Politiwi.de, einem Analyse-Dienst für politische Tweets, zeitweise als politischer „Top-1-Trend“ gelistet. Zugespitzt: Trotz Top-1-Trend war de facto nicht viel los. Es dominieren die institutionalisierten Nutzer @SPDRLP und @CDURLP sowie Journalisten.

Tatort (im November 2014)


Tweets zu #Tatort
Bei #Tatort geht es nicht um Politik, sondern nur um Unterhaltung. Er ist nach Darstellung der ARD auch der erfolgreichste Hashtag des Senders. Zusätzlich werden die Kommentare der Zuschauer im ARD-Teletwitter (Videotext Seite 777) eingeblendet. So ist beim Tatort auf den ersten Blick richtig viel los: Am 23. November schauten 10,4 Millionen Menschen den Tatort. Aber nur ca. 3000 Personen twitterten mit. Dies sind nicht einmal 0,3 Promille der Zuschauer. Der Twitter-Account des Tatorts ist selbst der aktivste Nutzer mit 187 Tweets, danach führt der Stern mit 71 Tweets die aktivsten Nutzer an.



Die gesellschaftliche Relevanz der Twitter-Öffentlichkeit


Zusammengefasst haben die üblichen Öffentlichkeitsakteure das meiste Gewicht im Kommunikationsprozess der drei ausgewählten Fälle. Allerdings können auch Privatbürger leichter Gehör finden, denn überspitzt formuliert hat bei Twitter jeder einen „Balkon“, um zum Volke zu sprechen. Dies erhöht auf den ersten Blick die individuellen Teilhabechancen. Die Gefahr, dass aber die Galerie leer bleibt, ist groß.

Erfolgreich sind in Twitter vor allem etablierte Multiplikatoren und „Kommunikationsprofis“.
Es deutet sich zudem an, dass sich die Trennung im Journalismus von Online und Offline in der Auflösung befindet. Wer Resonanz in Twitter und vor allem auch darüber hinaus erreichen möchte, muss in der Regel über die etablierten Medienakteure spielen.

So bleibt die Forderung an einen „reflektierten“ Journalismus, der Twitter nicht nur dankbar als beliebig moderierbaren „Gratis-Content“ begreift, sondern die digitale Öffentlichkeit kritisch analysierend bewertet. Dazu gehört vor allem dem Publikum „reinen Wein“ einzuschenken und das stilisieren von Twitter selbstkritisch zu hinterfragen: Es gilt die Naivitätsbrille abzusetzen und den Informations-, Beteiligungs- und Mitmachmythos als Illusion der Medienmacher zu „enttarnen“. Denn Twitter ist nach wie vor eine Plattform für Profis und nicht für den „Normalbürger“.

Zudem ist bisher nicht reflektiert worden, dass Twitter selbst ein Gatekeeper ist bzw. wird. Das bedeutet, dass nicht alle Tweets in der Twitter-Suche gespeichert bleiben. Hier ein Beispiel: Für Bahnfahrer war im vergangenen Herbst #gdl (Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer) besonders „spannend“. Streiken die Lockführer? Und wenn ja, wann? Während der Internet-Browser offen war, tauchten in der Suche (Option alle Tweets anzeigen aktiviert) teilweise nur ganz kurz Meldungen zur GDL auf, die dann sofort wieder verschwanden. Sie flackern nur ca. eine Sekunde lang auf. Andere Tweets blieben aber nach wie vor in der Suche permanent sichtbar. Dabei war für den Bobachter inhaltlich nicht erkennbar, warum Twitter einige Nachrichten entfernte. Es ging inhaltlich in der Regel um den drohenden Bahnstreik. Verschiedenste Nutzer wurden aus der Suche binnen Sekunden gelöscht. Auch bei den untersuchten Parteitagen ließ sich technisch nachweisen, dass bestimmte Tweets von Twitter teilweise weggefiltert wurden. Dies betraf auch Medienvertreter.

Auf diese Gatekeeper-Problematik müssten die Journalisten bzw. Medien ihre Zuschauer/Leser hinweisen, wenn man die Twitter-Nutzung gezielt bewirbt. Twitter selbst versteckt seine Gatekeeper-Regeln lediglich „apokryph“ in den Hilfen für Entwickler. [1]Es ist eben nicht so, dass wirklich offene Redegleichheit herrscht. Premiumnutzer kaufen z.B. einfach Trends. So sollte die ideale politische Öffentlichkeit im Web 2.0 nicht aussehen. Besonders fragwürdig erscheint dann, dass vor allem die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten Twitter „pushen“, anstatt kritisch nach den Folgen zu fragen, wenn die digitale Öffentlichkeit z.B. am Wahltag „gekauft“ werden kann. So wird der Zuschauer z.B. nicht auf das „Filtern“ durch Twitter auf den entsprechenden Seiten der ARD hingewiesen. Ist Twitter wirklich der Heilsbringer, oder nur die Illusion, die insbesondere Medien selbst geschaffen haben, um modern zu wirken? Meinungsfreiheit bzw. die Chance, dass andere die eigene Meinung auf Twitter überhaupt finden, ist nicht garantiert. Die Etablierung einer digitalen res publicakann empirisch anhand der Fallbeispiele in Frage gestellt werden.


Autoren

Dr. Mathias König
Dr. Wolfgang König
Dr. Mathias König und Dr. Wolfgang König beschäftigen sich in ihrer Forschung u.a. mit Bürgerbeteiligung und Medienrezeption. Sie sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Institut für Kommunikationspsychologie und Medienpädagogik (angewandte Kommunikationspsychologie) sowie am Institut für Sozialwissenschaften (Politikwissenschaft) der Universität Koblenz-Landau.



[1]„Twitter search intends to bring you closer to content most relevant to you. Our results are refined to combat spam and increase relevance to provide the best possible search experience “ (https://support.twitter.com/entries/66018)



Social Media im Bürgerschaftswahlkampf: Wem folgen die Kandidat/innen?

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Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Jan-Hinrik Schmidt und Christoph J. Beyer vom Hans-Bredow-Institut Hamburg. Er ist der dritte Teil einer Reihe von Analysen und Ergebnissen eines Forschungsprojektes zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2015 in Zusammenarbeit mit Prof. Thorsten Faas (Universität Mainz), dem Portal PolitikTweetsHH sowie dem Hamburger Wahlbeobachter. 

Logo des Hans-Bredow-Institutes
Der Wahlkampf zur Hamburgischen Bürgerschaft ist zu Ende, doch die Auswertungen im Rahmen unseres kleinen Forschungsprojekts zu den Social-Media-Aktivitäten der Kandidierenden gehen weiter. Nach den Bestandsaufnahmen zu Twitter und zu Facebookstellen wir im heutigen Beitrag einige Befunde zu den „Twitterrepertoires“ vor.

Dies bedarf aber einer kurzen einführenden Erläuterung (erfahrene Twitter-Nutzer/innen können den folgenden Absatz überspringen):
Das wesentliche Prinzip, um den Informationsfluss und die Kommunikation auf Twitter zu strukturieren, ist die „Friend-Follower-Beziehung“. Sie lässt sich mit dem Abonnieren der Tweets einer Person vergleichen; folgt Nutzerin @anja dem Account von Nutzer @bertram, werden dessen Tweets zusammen mit den Tweets aller anderen Accounts, denen @anja folgt, in ihrer Timeline angezeigt. In der Terminologie von Twitter ist @anja ein „Follower“ von @bertram, und umgekehrt ist @bertram ein „following“ (so heißt es im Interface) bzw. ein „friend“ (so heisst es in der API) von @anja. Diese Beziehung ist nicht zwingend reziprok - @anja kann @bertram folgen, ohne dass @bertram wiederum @anja zurück folgen muss.

Viele Studien und Analysen zu Twitter konzentrieren sich auf den „Follower“-Aspekt dieser Beziehung, z.B. in Rankings, welche Accounts weltweit die meisten Follower haben. Dahinter steckt die Vorstellung, dass sich in der Follower-Anzahl Merkmale wie kommunikative Reichweite, Popularität oder Einfluss ausdrücken. Implizit wird mit dieser Perspektive Twitter-Kommunikation als Variante des „Broadcasting“ verstanden: Ein „Sender“ verbreitet seine Botschaft an mehr oder weniger viele „Empfänger“.

Mit dem Konzept der „Twitterrepertoires“ kehren wir diese Sichtweise um: Uns interessiert der einzelne Twitter-Account nicht als Sender, sondern als Empfänger von Informationen. Aus welchen Quellen speist sich die Timeline von @anja? Neben @bertram folgt sie ja auch noch anderen Accounts – wie viele sind das und aus welchen Bereichen stammen diese Accounts? Sind es Accounts anderer Kandidierender, politischer Parteien oder Organisationen, publizistischer Anbieter, von Privatpersonen, Unternehmen oder Celebrities?

Welchen Twitteraccounts folgen die meisten Kandidierenden?


Zu diesem Zweck haben wir am 20. Januar 2015 für die Anfang des Jahres recherchierten 253 Twitteraccounts von Kandidierenden über die Twitter-API (Schnittstelle) abgefragt, welchen anderen Accounts diese folgen. Für insgesamt 230 Accounts konnten wir diese Informationen ermitteln; die übrigen Accounts waren entweder weiterhin inhaltlich nicht klar der kandidierenden Person zuordenbar (10), waren geschützt (9) oder folgen keinem anderen Account (4).

Infografik Balkendiagramm
Infografik: Welchen Twitteraccounts folgen die meisten Kandidierenden bei der Hamburgwahl?
Im Durchschnitt folgt jeder der 230 Kandidierenden fast 300 Accounts (299,6; Standardabweichung: 523,9), wobei Kandidatinnen einen etwas höheren Durchschnittswert (349,6; Standardabweichung 686,2) als Kandidaten (277,8; Standardabweichung  435,3) haben. In der Summe sind das knapp 70.000 einzelne Friend-Beziehungen, die auf knapp 35.000 einzelne Accounts entfallen. Etwa drei Viertel dieser Accounts (26.530 von 34.739 Accounts) tauchen nur einmal im Datensatz auf, werden also nur von einem Kandidaten oder einer Kandidatin „verfolgt“.

Wem folgen die Kandidierenden? 


Das bedeutet umgekehrt aber auch, dass es Accounts gibt, denen mehrere Kandidierende folgen. Welches sind die in diese Hinsicht „populärsten“ Twitter-Quellen für die Kandidierenden? An der Spitze steht@buergerschaftHH, denen 101 Kandidierende auf Twitter folgen, das entspricht knapp 44 Prozent der untersuchten Personen. Auf den weiteren Plätzen folgen ganz unterschiedliche Typen von Accounts, darunter z.B.

Infografik Balkendiagramm
Infografik: Twitter-Accounts lokaler Medien
Als nächsten Analyseschritt haben wir alle Friends an einer Liste von 105 Twitter-Accounts lokaler (d.h. auf Hamburg fokussierender) Medienangebote abgeglichen, die wir im Zuge des Projekts zusammen gestellt hatten; darunter sind die Twitter-Accounts der lokalen Tageszeitungen, Radio- und TV-Sender genauso wie die Accounts von lokalen Onlineportalen (ohne Ableger in Print oder Rundfunk) sowie von Blogs mit lokalem Fokus.

Wie vielen Twitteraccounts lokaler Medien folgen die Kandidierenden? 


Im Durchschnitt folgen die Kandidierenden 4,2 Accounts aus dieser Liste, wobei sich dieser Wert wiederum rechnerisch vor allem aus Lokalzeitungen (durchschnittlich folgen die Kandidierenden 1,32 solchen Accounts) und „Online-Only-Portalen“ (1,2 Accounts) zusammensetzt. Die insgesamt 20 Accounts dieser beiden Gruppen machen 18 Prozent der gesamten Liste aus, auf sie entfallen aber fast 60 Prozent der Friend-Beziehungen zu allen 105 Accounts lokaler Angebote. Anders ausgedrückt: Sie sind überproportional häufig in den Twitterrepertoires der Kandidierenden vertreten.

Wie vielen Twitter-Accounts anderer Kandidierender folgen Kandidierende?


Infografik Balkendiagramm
Infografik: Twitteraccounts anderer Kandidierender
Die gleiche Analyselogik lässt sich auch auf die Friend-Beziehungen zwischen den Kandidierenden selbst anwenden. Die 230 Personen, über die wir Friend-Informationen vorliegen haben, folgen demnach im Durchschnitt 15,2 der insgesamt 253 Twitter-Accounts. Dieser Wert setzt sich rechnerisch vor allem aus Accounts von Kandidierenden der SPD (im Durchschnitt 5,12), von Bündnis 90/Die Grünen (2,6) sowie der Piraten (2,5) zusammen. Zugleich zeigt sich eine stark ausgeprägte „in-group-Tendenz“, denn Kandidierende einer Partei tendieren – erwartbar – dazu, vor allem anderen Kandidierenden der eigenen Partei zu folgen. So folgen Kandidierende der SPD zum Beispiel im Durchschnitt etwa 12 Accounts von anderen Personen, die für die SPD antraten; Personen aus anderen Parteien folgen im Durchschnitt nur 2,6 Accounts aus der SPD. Für die CDU betragen die entsprechenden Werte 7,8 zu 1,1; für die Piraten 14,9 zu 0,5, etc.. Diese Friend-Beziehungen entlang politischer Nähe würden sich durch netzwerkanalytische Verfahren noch feiner untersuchen und visualisieren lassen, doch dies sprengt den Rahmen dieses Blogeintrags.

Abschließend aber noch der Hinweis: Wir können durch unsere Analyse natürlich nicht klären, ob Kandidatin @anja all die Informationen der verschiedenen Quellen aus ihrer Timeline auch tatsächlich bewusst wahrnimmt und verarbeitet – genauso wenig übrigens wie die Reichweite-Perspektive mit Sicherheit klären kann, ob tatsächlich alle Follower die Tweets von @justinbieber  wirklich lesen. Zudem kratzen auch die hier vorgestellten Befunde noch an der Oberfläche der Möglichkeiten, die der Perspektivwechsel vom Broadcastkanal zur Informationsquelle für die Analyse von Twitterdaten bietet. So wäre neben der angesprochenen netzwerkanalytischen Vertiefung unter anderem auch von Interesse, ob sich Muster in den individuellen Twitter-Repertoires finden lassen, also z.B. Personen, die wenig anderen individuellen Kandidierenden, aber vielen Accounts von redaktionell betriebenen Medienmarken folgen, vs. Personen, die vielen Individuen, aber wenigen Redaktionen folgen.






Autoren

Dr. Jan-Hinrik Schmidt
Dr. Jan-Hinrik Schmidt ist wissenschaftlicher Referent für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung (Hamburg).








 

Christoph J. Beyer
Christoph J. Beyer studiert Soziologie (Master) an der Universität Hamburg und arbeitet als studentischer Mitarbeiter am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung.













Interaktivität, Multimedialität und Hyperlinkstruktur: Wie nutzen die Rezipienten politische Online-Angebote?

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Dies ist ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Marcus Maurer, Corinna Oschatz und Jörg Haßler von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. Sie arbeiten und forschen am Institut für Publizistik. Der vorliegende Beitrag basiert auf Forschungen im Teilprojekt „Digitale Wissensklüfte“ in der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“.

Logo Uni Mainz
Logo der Johannes Gutenberg Universität Mainz
Online-Medien wird ein immer größer werdender Einfluss auf die politische Meinungsbildung zugeschrieben. Dies wird in der Regel mit den technischen Vorteilen des Internets gegenüber anderen Massenmedien begründet, insbesondere seiner Multimedialität, Interaktivität und Hyperlinkstruktur, die dazu führen, dass die Rezipienten ohne großen Aufwand vielfältige Informationen aus unterschiedlichen Quellen nutzen können. Diese Vorteile werden allerdings nur relevant, wenn die Rezipienten die angebotene Linkstruktur sowie die multimedialen und interaktiven Webseitenelemente auch wahrnehmen und nutzen. Inwieweit dies der Fall ist, ist bislang aber kaum empirisch untersucht worden.

Wir führen deshalb im Rahmen des Teilprojekts „Digitale Wissensklüfte“ der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“ eine Reihe von Experimenten durch, die sich u.a. mit der Frage beschäftigen, welche Wahrnehmungs- und Nutzungswahrscheinlichkeiten einzelne Webseitenelemente auf politischen Internetangeboten haben. Wir kombinieren dabei Eye-Tracking-Analysen, die das Blickverhalten der Rezipienten auf den Webseiten erfassen und deshalb ein relativ guter Indikator dafür sind, welche Webseitenelemente die Rezipienten wahrnehmen, mit Logfile-Analysen, die erfassen, inwieweit die Rezipienten die verschiedenen Webseitenelemente nutzen (öffnen, anklicken usw.).

Als Webseitenelemente betrachten wir den zentralen Textartikel, Hyperlinks (im Text, am Seitenrand und im Navigationsbereich), multimediale Elemente (Bilder, Videos, Grafiken, Audiodateien) und interaktive Elemente (Nutzerkommentare, Social-Media-Daten). Im vorliegenden Fall haben wir 34 Probanden unterschiedlicher Alters- und Bildungsgruppen jeweils einen Beitrag zum Klimawandel auf drei verschiedenen Webseiten (tagesschau.de, spiegel.de, gruene.de) gezeigt, die die verschiedenen Webseitenelemente in unterschiedlichen Konstellationen enthielten. Die Probanden konnten unbegrenzt und völlig frei navigieren und somit auch zu anderen Webseiten wechseln. Zudem haben wir ihr Involvement manipuliert: Die eine Hälfte sollte die Webseiten so nutzen, wie sie dies auch sonst tun (eher niedriges Involvement). Die andere Hälfte haben wir darüber informiert, dass wir ihnen im Anschluss noch einige Fragen zum Klimawandel stellen werden (eher hohes Involvement).

Die Eyetracking-Analysen zeigen, dass die Rezipienten die Webseitenelemente mit einer sehr unterschiedlichen Wahrscheinlichkeit wahrnahmen. Wenig überraschend wurde der zentrale Textartikel von jedem Probanden betrachtet. Fast jeder Proband sah wenigstens einen der Links im Navigationsbereich und am Seitenrand sowie eines der Bilder. Grafiken und Videos wurden von rund zwei Dritteln der Probanden erkannt, während Audiodokumente und Social-Media-Daten nur von der Hälfte betrachtet wurden. Die Nutzerkommentare am Ende der Seite fielen sogar weniger als einem Drittel der Probanden auf. Während der zentrale Textartikel von den Probanden sehr lange betrachtet wurde, fielen vor allem die Betrachtungszeiten der interaktiven Elemente so kurz aus, dass man bezweifeln kann, dass ihre Bedeutung erfasst werden konnte.

Balkendiagramm
Schaubild 1: Anteil der Probanden die die Weseitenelemente betrachtet und geöffnet haben


Die Logfile-Analysen zeigen darüber hinaus die Nutzungswahrscheinlichkeiten der Webseitenelemente, die nicht unmittelbar betrachtet werden konnten: Rund ein Drittel der Probanden öffnete mindestens einen Link im Navigationsbereich. Solche Links führen zu Webseiten, die nichts mit dem Thema des Ausgangsbeitrags zu tun haben. Etwas weniger Probanden nutzten Links am Seitenrand, die zu thematisch verwandten Beiträgen führen. Video- und Audio-Dateien wurden von rund jedem fünften geöffnet. Die übrigen Webseitenelemente fanden kaum Resonanz. Jeder fünfte Proband nutzte schließlich gar keines davon. Insgesamt wird folglich deutlich, dass einige der multimedialen, interaktiven und hypertextuellen Elemente der von uns untersuchten Webseiten von den Nutzern bereits gar nicht wahrgenommen wurden. Vor allem war jedoch zu erkennen, dass viele, die die Elemente wahrgenommen haben, sie offensichtlich nicht relevant genug fanden, um sie auch zu nutzen (Siehe Schaubild 1).

Erstaunlicherweise zeigten sich hierbei auch kaum Unterschiede zwischen hoch und niedrig involvierten Probanden. Hoch involvierte Probanden nahmen mit höherer Wahrscheinlichkeit Links am Seitenrand und Bilder wahr. Niedrig involvierte Probanden nutzten deutlich häufiger Links im Navigationsbereich, die thematisch vom Ausgangsbeitrag wegführen. Der deutlichste Unterschied zwischen hoch und niedrig involvierten Probanden war aber die Intensität der Nutzung des zentralen Textartikels. Wie die so genannten Heat-Maps der Eyetracking-Analysen am Beispiel der Webseite der Tagesschau zeigen (Schaubild 2), wurde der zentrale Text von hoch involvierten Probanden deutlich intensiver betrachtet als von niedrig Involvierten (gelbe und rote Flächen).
Screenshot Webseiten
Schaubild 2: Eye-Tracking-Visualisierung bei der Nutzung der Webseiten

 

Fazit


Unsere Befunde müssen vorsichtig interpretiert werden, weil sie bislang nur auf einem einzigen Experiment basieren, das zudem noch nicht vollständig ausgewertet ist. Dennoch zeichnet sich ab, dass Online-Medien von vielen Menschen auch heute noch vor allem als textbasiertes Medium genutzt werden. Multimediale, interaktive und hypertextuelle Elemente, die meist als Ursache des hohen Wirkungspotenzials von Online-Medien angeführt werden, werden von den Rezipienten dagegen oft ignoriert. Dies gilt selbst für Rezipienten mit hohem Involvement, die für Zusatzinformationen im Zweifelsfall lieber zu anderen Webseiten wechseln, um sich dort wiederum textbasiert zu informieren.


Autoren

Prof. Dr. Marcus Maurer
Marcus Maurer ist Professor für Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Er leitet das Teilprojekt „Digitale Wissensklüfte“ in der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“.





Jörg Haßler
Jörg Haßler ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehr- und Forschungsbereich Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und im Teilprojekt „Digitale Wissensklüfte“ in der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“.





Corinna Oschatz
Corinna Oschatz ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehr- und Forschungsbereich Politische Kommunikation am Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und im Teilprojekt „Digitale Wissensklüfte“ in der DFG-Forschergruppe „Politische Kommunikation in der Online-Welt“.




Keine Angst vor Social Media: Wie man als Behörde mit einem „Shitstorm“ umgeht

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Dies ist ein Gastbeitrag von Christiane Germann. Sie ist Social Media-Managerin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und betreut dort alle Profile des Bundesamtes in sozialen Netzwerken. 

Logo Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Einer der Hauptgründe, warum viele Behörden noch zögern, soziale Medien für ihre Außen- kommunikation zu nutzen, ist - gleich nach der Ressourcenfrage und noch vor Datenschutz- bedenken - die Angst vor einem „Shitstorm“, oder zumindest vor Wellen negativer Kommentare auf der eigenen Facebook-Seite oder dem Twitter-Profil. Aus meiner Sicht als Social Media-Managerin einer Bundesbehörde mit kritischen Themen, die schon einen Shitstorm auf der eigenen Facebook-Seite erlebt hat, ist diese Angst aber unbegründet. Warum? Das erkläre ich hier.

Fakt 1: Shitstorms kommen äußerst selten vor – die meisten Behörden werden nie einen erleben. 
Fakt 2: Man kann sich auf Shitstorms vorbereiten. 
Fakt 3: Shitstorms haben auch positive Folgen.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist seit zwei Jahren mit einer Facebook-Seite aktiv. In unserer einjährigen Konzeptphase zuvor waren die internen Ängste groß. Schließlich verantworten wir mit Asyl und Integration zwei Themenfelder, die viele Menschen bewegen – im positiven und im negativen Sinn. Wir stellten uns als Amt die folgenden kritischen Fragen: Würden sich, sobald wir eine Facebook-Seite eröffnen, nicht augenblicklich unsere Kritiker unserer Seite bemächtigen? Würden unsere Fachabteilungen und das Presseteam künftig nichts anderes mehr zu tun haben, als schnell und öffentlich Stellung auf Facebook beziehen zu müssen? Müssten wir künftig auch nachts arbeiten? Würde Krisenkommunikation zum Tagesgeschäft werden? Und wären wir auch noch selbst schuld daran, wie wir ja leichtsinnigerweise in die bösen sozialen Medien gegangen sind?

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Facebookseite des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Doch diese Ängste waren – zumindest größtenteils – unbegründet. In den ersten 12 Monaten unserer Facebook-Präsenz bestand die Herausforderung eher darin, überhaupt jemanden für unsere Inhalte zu interessieren und „Fans“ zu gewinnen. Der Aufwand für die Moderation war in dieser Zeit eher gering. Ein durchgehendes Monitoring (auch am Wochenende) erfolgte dennoch von Anfang an gewissenhaft. Die Stimmung in unserer langsam wachsenden Community war von jeher eher positiv, was damit zu tun hat, dass wir die Themen Migration und gesellschaftliche Vielfalt (damals wie heute) positiv-emotional besetzen und unseren Fans (vielen davon mit Migrationshintergrund) eine Mischung aus Information, Unterhaltung, Diskussion und Service bieten.

Facebookbeitrag zum Artikel der Nürnberger Nachrichten
Ein „Shitstorm“ kam nach dem ersten Jahr dennoch, und zwar aus völlig unerwarteter Richtung. An einem Freitag hatten wir einen Artikel der Nürnberger Nachrichten auf unserer Seite geteilt. Er handelte von einer 4-köpfigen Familie mit dunkler Hautfarbe, die seit einem Jahr keine Wohnung fand und von diskriminierenden Erfahrungen mit Nürnberger Vermietern berichtete. Wir bezogen in unserem Beitrag(wie schon häufiger zuvor) Position gegen Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt – und stellten uns auf den ein oder anderen Diskussionskommentar ein.

Normal waren damals rund fünf Kommentare unter unseren Beiträgen. In der Tat ließ der erste Kommentar nicht lange auf sich warten. Er stammte von einem männlichen User, der Verständnis für den Vermieter äußerte und sinngemäß darlegte, „Afrikaner“ könnten nun mal keine Ordnung halten und man sollte sie doch zunächst in speziellen Seminaren „europäisieren“. Wir überlegten in unserem Social Media-Team gerade, wie wir mit diesem rassistischen Kommentar umgehen sollten, da wies ihn unsere Community schon „in seine Schranken“ - mehrere Fans posteten Kommentare, dass sie „betroffen“ und „sprachlos“ seien und attestierten dem Kommentator einen „IQ unter 100“ (was natürlich auch gegen die Netiquette verstieß). Was uns dann aber stutzig machte, war der nächste Kommentar: „Arbeitet er tatsächlich beim Bundesamt? Das sollte man seinem Arbeitgeber melden.“ Auf die Idee waren wir in unserem Team nicht gekommen – aber ein Blick auf sein Privatprofil und ein interner Namensabgleich belegten es eindeutig: Der rassistische Beitrag stammte von einem der rund 2.600 Mitarbeiter aus unserem Haus

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Kommentar mit Hinweis auf Mitarbeiter
griffen nun immer mehr Seitenfans in ihren Kommentaren auf, die Aufregung war groß. Auch bei uns. Wir informierten an dieser Stelle unsere Vorgesetzten über den Vorfall, die ihn sehr ernst nahmen und sofort entschieden, dass wir uns von dem uns von einer anderen Behörde vorübergehend abgeordneten Mitarbeiter trennen würden. Doch es war ein Brückentag zwischen Feiertag und Wochenende, und die mitentscheidenden Stellen waren dünn besetzt – vor dem Wochenende ließ sich da nichts mehr machen. Jedoch mussten wir irgendwie reagieren.

Inzwischen kamen auf unserer Facebook-Seite Kommentare dazu, die die Seite des Vermieters verteidigten. Da hieß es zum Beispiel, man habe selbst schon mal an „Afrikaner“ vermietet und auch schlechte Erfahrungen gemacht. Der Ton - von beiden Seiten - wurde unfreundlicher. Bald zielte die Kritik nicht mehr nur auf unseren Aushilfsmitarbeiter, sondern jeder bekam sein Fett weg – Vermieter, Mieter, das Bundesamt, die Jobcenter, die Bundesregierung. Und auch die Nutzer untereinander beschimpften sich. Wir mussten bereits einige Kommentare löschen. Und posteten nun einen eigenen Kommentar: Wir bestätigten, dass es sich bei dem Kommentator in der Tat um einen Aushilfsmitarbeiter unseres Amtes handelte, erklärten aber auch, dass wir uns von seinen Kommentaren „aufs Schärfste“ distanzierten. Wir verblieben mit dem Hinweis, dass wir intern das weitere Vorgehen prüfen und uns an dieser Stelle (also bei Facebook) nochmals dazu melden würden. Dieser Kommentar wurde sehr positiv aufgenommen und vielfach „geliked“. Dennoch kehrte keinesfalls Ruhe ein – zwar war das Bundesamt nicht mehr Zielscheibe der folgenden Kommentare, doch die User stritten sich untereinander, „Rechtsaußen“ und „Links“ nahmen sich dabei nichts. So ging es den ganzen Freitag weiter. Unser Team inklusive mir sah nach dem eigentlichen Feierabend daheim weiter Kommentare durch und kam nicht von Facebook los.

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Artikel Hamburger Abendblatt
Am Samstag sahen wir, dass die Nürnberger Nachrichten von dem Vorfall Wind bekommen hatten – von ihnen stammte ja der geteilte Artikel über die Familie. Ein Online-Artikel, den sie sowohl auf ihrer Homepage, als auch auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichten, titelte: „BAMF-Mitarbeiter auf Facebook: Europäisierung für Afrikaner“. Und dabei bliebt es nicht – auch die überregionalen Medien griffen die Sache auf: Die Online-Ausgaben der Mainpostund des Hamburger Abendblatts („Behörde muss rassistischen Kommentar auf Facebook erklären“) berichteten ebenfalls. Alle verlinkten auf den Facebook-Beitrag und kündigten an, dass wir uns bald wieder dazu äußern würden. Natürlich machte dies ein breiteres Publikum aufmerksam, das umgehend auf unsere Seite klickte und mitdiskutierte.

Es wurde am Samstag und auch am Sonntag also eher mehr als weniger. Unser Team inklusive Chefin verbrachte einen Großteil des Wochenendes vor dem PC. Wir gründeten eine WhatsApp-Gruppe und schickten uns Screenshots, um uns gegenseitig auf dem Laufenden zu halten und darüber abzustimmen, welche Kommentare gelöscht wurden. Inzwischen riefen uns User zu Hilfe, die von anderen (teils durch persönliche Nachrichten) beleidigt wurden. User, wiederum deren Beiträge gelöscht worden waren, warfen uns „Zensur“ vor. Und zu allem Überfluss mischte sich unser Aushilfsmitarbeiter weiterhin in die Diskussion ein – und befeuerte sie weiter.  Der Beitrag hatte seine damals bei uns übliche Reichweite bereits um das 40-fache überschritten.

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Facebook-Beitrag mit Erklärungen zum Fall
Am Montagmorgen, als wir alle wieder im Dienst waren, besprachen wir das weitere Vorgehen. Unser Ziel war, möglichst schnell eine weitere Stellungnahme abzugeben. Dazu war aber wichtig, dass wir das Aushilfsverhältnis in Absprache mit der Ursprungsbehörde des Mitarbeiters tatsächlich aufgelöst bekamen und ihm das auch offiziell mitteilten - denn kein Mitarbeiter darf personelle Maßnahmen über Facebook erfahren. Uns lief ein wenig die Zeit davon, da wir nicht noch weitere Tage sämtliche Manpower in unsere Facebook-Seite stecken konnten. Wir bereiteten schon mal ein Statement vor und warteten auf das „Go“ der Personalabteilung. Mittags war es soweit, und wir posteten einen neuen Beitrag bei Facebook, in dem wir mitteilten, dass der Kollege ab morgen nicht mehr für uns tätig sein würde, da wir ein solches Verhalten keinesfalls dulden könnten und diese Konsequenz unumgänglich gewesen sei. Wir wehrten uns in dem Beitrag auch gegen den Vorwurf der Zensur und stellten klar, dass wir auch weiterhin auf das Problem des Alltagsrassismus aufmerksam machen werden, bis dies irgendwann hoffentlich nicht mehr notwendig sei.

Das Statement wurde unglaublich gut angenommen– die meisten schienen positiv überrascht, dass eine Behörde tatsächlich so schnell Konsequenzen zieht und gegen Rassismus in den eigenen Reihen vorgeht. Innerhalb eines Tages wurde es zu unserem bis dahin erfolgreichsten Beitrag. Es kamen noch viele Kommentare, auch der „Gegenseite“ die aber nicht mehr so aggressiv waren.

Beitrag der taz
Am nächsten Tag berichteten nicht nur die Online-Zeitungen, sondern auch einige Printausgaben, die Überschriften lauteten vereinfacht „Entlassung wegen Facebook-Post“ (taz), „Nach Rassismus-Eklat: BAMF wirft Mitarbeiter aus“(Nürnberger Nachrichten) und „Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wegen Rassismus entlassen“ (WAZ). Das Bundesamt kam in allen Berichten gut bis neutral weg, an einer Stelle wurden wir für unser konsequentes Vorgehen eindeutig gelobt.

Es kamen nun nur noch wenige Kommentare. Der Shitstorm war vorbei. Vorsichtshalber posteten wir in der Woche weniger Beiträge und wählten Themen ohne Diskussionspotenzial aus. Wir befürchteten, dass die User, die sich am Shitstorm beteiligt hatten, nun vielleicht dauerhaft mitdiskutieren würden – aber sie waren bereits von dannen gezogen. Wir hatten ein paar hundert Fans mehr als vorher, die sich aber als dem BAMF wohlgesonnen herausstellten.

Es hatte sich nach ein paar Tagen also alles zum Positiven entwickelt. Das lag auch daran, dass wir vieles richtig gemacht hatten - was ich hier ausschließlich auf die Außenkommunikation in der „Krise“ beziehe. Was man tun sollte, wenn man rassistische Mitarbeiter in den eigenen Reihen hat, steht auf einem anderen Blatt und wäre Thema für einen weiteren Artikel. Im Rahmen der Außenkommunikaton ist es jedenfalls am wichtigsten, ehrlich zu sein und schnell und aktiv nach außen zu kommunizieren, welche Maßnahmen man ergreift, um das Problem zu lösen – und das dann auch zu tun. Hätten wir an dem Freitag nicht den „Zwischenkommentar“ gepostet, hätte die Aggression am Wochenende sich sicher noch mehr gegen das Bundesamt gerichtet. Hätten wir keine Konsequenzen (im echten Leben) gezogen, wären wir für alle Zeiten das Amt gewesen, das offiziell die Vielfalt in unserer Gesellschaft beschwört, in Wahrheit aber rassistisch ist. Hier lag wirklich eine Gefahr. Wichtig war auch, dass wir lange vor dem Shitstorm interne Kommunikationswege für unsere sozialen Kanäle festgelegt hatten und dass es bei uns Mitarbeiter und Vorgesetzte gibt, für die klar ist, dass sie in so einem Fall auch am Wochenende mal Überstunden machen. Nun konnten wir erproben, wie gut das im Ernstfall funktioniert. Und nicht zuletzt hatten wir bereits eine treue Community aufgebaut, die sich in den Tagen aktiv gegen rassistische und beleidigende Kommentare engagierte.

Pluragraph.de
Fanentwicklung Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Wir haben inzwischen die fünffache Anzahl an Fans, legen weiterhin kritisch den Finger in die Wunde, wenn es um Rassismus und andere Migrationsthemen gibt, und 20 bis 30 Kommentare unter einem Beitrag sind keine Seltenheit mehr. Die Stimmung ist meistens positiv – trotz Pegida! – und wir mussten seither nur noch wenige Kommentare löschen oder User sperren. Wir können unsere Facebook-Seite als vollen Erfolg bezeichnen. Den Shitstorm verbuchen wir als wertvolle Erfahrung. Und seit drei Monaten twittern wir nun auch.

Aus Angst vor einem Shitstorm nicht in den sozialen Medien zu kommunizieren, finde ich daher falsch. Das ist, als ob man seine Freunde nicht einlädt, weil man Angst hat, jemand könnte eventuell ein Getränk auf den Teppich schütten. Wenn es passiert, muss man in den wenigen Tagen einfach nur richtig damit umgehen. Eine „Checkliste“ für die Vorbereitung und den Umgang mit einem Shitstorm (speziell für Behörden) gibt es demnächst in meinem Blog „Amt 2.0“.


Autorin:

Christiane Germann, Foto: Torsten Hönig
Christiane Germann ist Social Media-Managerin im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Sie schult und berät Behörden und öffentliche Einrichtungen bei der Einführung und Weiterentwicklung ihrer Außenkommunikation über Social Media. In ihrem Fachblog „Amt 2.0 – Social Media in der öffentlichenVerwaltung“ (www.amtzweinull.com) gibt sie ihr Wissen aus Theorie und Praxis an andere Verwaltungen weiter.

Regierungen in Social Media: distributiv, dialogisch oder reaktiv? Ein Vergleich Deutschland, Österreich und UK

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Dies ist ein Gastbeitrag von Dr. Isabelle Borucki von der Universität Trier. Sie ist seit April 2009 wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Uwe Jun. 2013 promovierte Sie zum Thema "Regieren mit Medien. Auswirkungen der Medialisierung auf die Regierungskommunikation der Bundesregierung von 1982-2010". 

Logo Universität Trier
Social-Media-Kommunikation hat nicht nur seit den Obama-Wahlkämpfen und den letzten Europawahlen an Bedeutung für die politische Kommunikation gewonnen. Aus der politischen Wahlkampfkommunikation, ihren Instrumenten und Kanälen sind Social Media nicht mehr wegzudenken. Sie gehören zum Instrumentenkasten der Darstellung politischer Kommunikation. Dies spielt eine Rolle, weil Personalisierung zur Politikdarstellung notwendig ist, zumal diese auf sozialen Medien gut herzustellen ist. Kein Politiker kann es sich mehr leisten, nicht auf sozialen Netzwerken vertreten zu sein. Auch, wenn darüber noch immer nur ein Bruchteil der Wähler (etwa 10 Prozent) tatsächlich erreicht wird , besteht das Potential, die Zielgruppe der jüngeren Parteianhänger (und somit Multiplikatoren) gezielt zu erreichen.

Die Relevanz sozialer Netzwerkseiten für die Entscheidungsebene wird von vielen Untersuchungen oftmals nicht erfasst, da diese vornehmlich auf die Darstellung und Nutzung und somit auf die Wirkung politischer Onlinekommunikation beim User rekurrieren. Ausgehend von einer Ergänzung der politischen Kommunikationskanäle durch soziale Medien ist zu fragen, wie diese Konvergenz die Kommunikationsweise der Politik verändert hat. Zur Analyse politischer Kommunikation über soziale Netzwerke ist jedoch zunächst zu ermitteln, wie die Kommunikationsangebote überhaupt gestaltet sind und welchen Stellenwert sie im Gesamtkonzept der Darstellungspolitik politischer Akteure bspw. einer Regierung einnehmen.

 

Wie ist das Kommunikationsverhalten von Regierungen & Regierungschefs im politischen Alltag gestaltet? 


Die alltagspolitische Kommunikation hat zwar inzwischen an Aufmerksamkeit durch die Forschung erhalten, Reflektionen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Wahlkampf und Alltag finden aber kaum statt. Deshalb fragt diese Studie: Wie ist das Kommunikationsverhalten von Regierungen, respektive den Regierungschefs, in sozialen Netzwerken im politischen Alltag gestaltet? Ist sie dialogisch, reaktiv oder distributiv? Diese Fragestellungen basieren auf der Annahme, dass mit einem Profil in sozialen Medien immer auch eine entsprechende Orientierung an zuvor identifizierten Nutzergruppen stattgefunden hat und diese Kommunikation ergänzend zu anderen Kanälen bespielt wird (Konvergenzthese). Fraglich sind dann das Ausmaß und Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Vergleich zu Wahlkampfzeiten.

Apple Store
Screenshot Regierungs-App Bundesregierung
Zur Beantwortung dieser Fragen wurden die klassische Online-Regierungskommunikation (Webseiten) und das Kommunikationsangebot auf dem beliebtesten sozialen Netzwerk, Facebook, für drei europäische Regierungen untersucht. Facebook wurde deshalb gewählt, weil dieses Social networking service (SNS) das derzeit auch in der politischen Sphäre am meisten verbreitete und genutzte ist und somit aus Kommunikatorperspektive die höchsten Chancen auf virale Verbreitungseffekte verspricht. Die Analyse fokussiert im ersten Schritt auf die Art und Weise der Einbettung von Social-Media-Angeboten in statischen Webseiten. Hierzu wurden 2011 und 2014 die Internetseiten der Regierungschefs von Deutschland, Österreich sowie Großbritannien deskriptiv analysiert. Dies entspricht einem heterogenen Untersuchungsfeld (hinsichtlich der allgemeinen Facebook-Nutzung, Anzahl der Fans in Relation zur Bevölkerungszahl sowie Relation zu anderen politischen Facebook-Auftritten). Hierbei war der Vergleich der Einbettungsart und Komplexitätsstufe der geposteten Inhalte in Facebook zentral. In einem zweiten Schritt wurden 2014 die Fan-Seiten der Regierungschefs der ausgewählten Länder (Angela Merkel, David Cameron, Werner Faymann) sowie jene der Regierungsparteien quantitativ und qualitativ mittels sozialer Netzwerkanalyse hinsichtlich ihrer Interaktivität, Intensität von Posts und deren Qualität während des Europawahlkampfs 2014 und 2013 als Vergleichszeitraum untersucht.

Die qualitative Analyse von Posts arbeitete schließlich die Ausprägung der Kommunikationsorientierung heraus – also, ob diese distributiv, reaktiv oder dialogisch ist.

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Facebookseite Dr. Angela Merkel
Exkurs: Die Facebookseite von Bundekanzlerin Dr. Angela Merkel wird zwar von der CDU betrieben, Angela Merkel betreibt dabei aber dennoch Regierungskommunikation. Sie tritt in ihren Posts als Bundeskanzlerin auf, so wird u.a. von offiziellen Staatsempfängen berichtet. Formal ist es eine Partei-Fanpage, informal gesehen ist sie es nicht.


Im Ergebnis zeigt sich, dass die Einbettung von sozialen Medien auf den Internetseiten in den beiden untersuchten Jahren nur unwesentlich voneinander abweicht: Die deutsche Bundesregierung hat beispielweise seit 2014 eine distributive „Regierungs-App“ (es besteht keine Dialogmöglichkeit), die Österreicher haben bereits seit November 2011 eine solche Anwendung. Auf soziale Medien wird 2011 wie 2014 lediglich verlinkt (in Österreich 2014 nicht mehr) – auch der Kreis der SNS ist konstant. Die britische Regierung betreibt seit 2008 ein „Open Government“-Portal, das erlaubt, Apps zu entwerfen, zu verbreiten und zu nutzen. Angesichts des generell in Social Media drohenden Kontrollverlusts zeigt sich die britische Regierung dialogorientierter, wohingegen in den anderen untersuchten Fällen für 2013 und 2014 zwar nicht von einer „Partizipations-Illusion“ gesprochen werden kann, aber doch von einer deutlichen Zurückhaltung gegenüber der Reaktion auf Kommentare in Facebook. Auf diese Interaktionsform wird – auch in Großbritannien – nicht reagiert.

Merkel - Cameron - Faymann
Netzwerkkennzahlen der Regierungsschefs in den Untersuchungszeiträumen 2013 & 2014
Ein Unterschied zeigt sich in der Frequenz und Intensität sowie dem Kommunikationsangebot. Dieses ist in Großbritannien am stärksten ausgeprägt, Österreich und Deutschland verbreiten ähnlich oft Mitteilungen über Facebook, wie auch die Nutzungszahlen zeigen (Posts, Kommentare, Likes, Teilen), die in Großbritannien relational gesehen höher liegen. Alle Regierungen eint eine distributive Kommunikationsweise: Grundsätzlich wird auf Kommentare nicht reagiert, sondern lediglich Texte, Bilder und Videos verlinkt. Dies hat sich für 2015 in Deutschland mit einer eigenen Fanpage der Bundesregierung, die auch von einem 4 Personen starken Social-Media-Team rund um die Uhr betreut wird, geändert.

Balkendiagramm by Isabelle Borucki
Anzahl der Postings Regierungschefs
Balkendiagramm by Isabelle Borucki
Anzahl der Postings Regierungsparteien
Unterschiede zwischen 2013 und 2014 in temporaler Hinsicht sind in den deutschsprachigen Facebook-Seiten festzustellen: Im Alltag lassen die Aktivitäten nach, wohingegen zu Wahlkampfzeiten eine deutliche Intensivierung beobachtbar war. Insofern ist festzuhalten, dass die Nutzung von Social Media in der Langzeitbetrachtung durch die drei Regierungen sowohl von der jeweiligen politischen Zeit, als auch von den Motiven zur Kommunikation über Social Media abhängen, über Facebook jedoch generell keine echte dialogische Kommunikation betrieben wird. Wie sich die neuerliche Dialogorientierung der Bundesregierung mit ihrem seit 20. Februar 2015 bestehenden Facebook-Auftritt langfristig entwickeln wird und auch als Kanal der gesamten Regierung fungiert, wird eine weitere Analyse des Jahres 2015 im Vergleich zeigen.






Autorin

Portrait
Dr. Isabelle Borucki
Dr. Isabelle Borucki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre: Westliche Regierungssysteme der Universität Trier. 2013 promovierte Sie zum Thema „Regieren mit Medien - Auswirkungen der Medialisierung auf Kommunikation und Legitimation der Bundesregierung von 1982-2010“.









Landespolitiker bei Twitter - Das erste Mal

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Im April 2014 wurde Twitter acht Jahre alt. Zum Geburtstag gabs ein neues Tool: #FirstTweet. Damit lassen sich die ersten Tweets von jedem Twitteraccount anzeigen. Von einigen bekannten Bundespolitikern hatte ich damals deren erste 140 Zeichen ans Tageslicht befördert, nun ist Zeit für die Landesebene. 

In den 16 deutschen Landtagen twittern aktuell 686 688 Landtagsabgeordnete. Dies entspricht rund 37 Prozent aller 1857 Abgeordneten in der Landesparlamenten  Die relativ meisten twitternden Landespolitiker gibt es aktuell im Abgeordnetenhaus Berlin (49 Prozent),  im Landtag Rheinland-Pfalz (47 Prozent) und in der Hamburgischen Bürgerschaft (46 Prozent).

Die ausgewählte 140 Zeichen-Prosa der Landespolitiker:

Die Philosophen

 

Jürgen Weber (SPD), MdL Schleswig-Holstein
Silke Gebel (Bündnis 90/Die Grünen), MdA Berlin
Tarek Al-Wazir (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Hessen
Torsten Sommer (Piratenpartei), MdL Nordrhein-Westfalen



Der Weddingplanner 

Markus Söder (CSU), MdL Bayern 

 

Die Kaffeetrinker


Björn Eggert (SPD), MdA Berlin
Kai Dolgner (SPD), MdL Schleswig-Holstein

 

Der Niedliche 

Dirk Adams (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Thüringen


 

Der kb-Fetischist 

Daniel Lede Abal (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Baden-Württemberg

 

Die Revoluzzer

Andrea Ypsalanti (SPD), MdL Hessen

Sebastian Striegel (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Sachsen-Anhalt

Die Arbeitende

Anja Müller (Die LINKE), MdL Thüringen 


 

Der Gottesfürchtige

Alexander König(CSU), MdL Bayern


 

Der in die Hölle ging

Oliver Höfinghoff (parteilos), MdA Berlin

 

Der Paranoide

Sepp Dürr (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Bayern

 

Der Zwitter

Sebastian Lechner (CDU), MdL Niedersachsen


 

Der Zeitungsleser 

Manfred Krick (SPD), MdL Nordrhein-Westfalen

 

Der Wolfgang Thierse-Fanboy

Lars Oberg (SPD), MdA Berlin

 

Der Wartende 

Tobias von Pein (SPD); MdL Schleswig-Holstein

 

Die Selbstreferentielle 

Margitta Mächtig (Die Linke), MdL Brandenburg

 

Die Osterhäsin

Regina van Dinther (CDU), MdL Nordrhein-Westfalen

 

Der Native-Speaker 

Swen Knöchel (Die Linke), MdL Sachsen-Anhalt

 

Der Wahlsänger 

Manfred Scherer (CDU), MdL Thüringen 

 

Die Wasserballerin

Melanie Huml (CSU), MdL Bayern

 

Der Multitasker

Daniel Schwerd (Piratenpartei), Landtag Nordrhein-Westfalen

 

Der Bahnfahrer 

Alexander Schweitzer (SPD), MdL Rheinland-Pfalz

 

Die BAMS-Leserin 

Andrea Lindlohr (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Baden-Württemberg

 

Die Ethnologin 

Jasmin Maurer (Piratenpartei), MdL Saarland

 

Die Schreibtischtäterin

Johanne Modder (SPD), MdL Niedersachsen

 

Der Selbstkritische

Rasmus Andresen (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Schleswig-Holstein
 

Der IT-Nerd

Hans-Ulrich Rälke (FDP), MdL Baden-Württemberg 

 

Die Suchtberaterin 

Julia Willie Hamburg (Bündnis 90/Die Grünen)

 

Die Partypolitikerin

Verena Schäffer (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Nordrhein-Westfalen

 

Die Twitter-Mutter 

Ulla Brede-Hoffmann (SPD), MdL Rheinland-Pfalz 

 

Der Minigolfer

Klaus Möhle (SPD), MdBB Bremen 

 

Der Pieper

Till Steffen (Bündnis 90/Die Grüne), MdHB Hamburg

Die Namensvetterin 

Marianne Burkert-Eulitz (Bündnis 90/Die Grünen), MdA Berlin

 

Die Fragende

Katrin Schmidberger (Bündnis 90/Die Grünen), MdA Berlin

 

Die Tester 

Uwe Conradt (CDU), MdL Saarland

Kai Schmalenbach (Piratenpartei), MdL Nordrhein-Westfalen
Christine Kamm (Bündnis 90/Die Grünen), MdL Bayern

Ruken Aytas (SPD), MdBB Bremen


Der Lehrerfreund 

Rene Schneider (SPD), MdL Nordrhein-Westfalen

Die Facebooker 

Michael Schäfer (Bündnis 90/Die Grünen), MdA Berlin


Maximilian Schmidt (SPD), MdL Niedersachsen

Kerstin Schreyer-Stäblein (CSU), MdL Bayern
Kazim Abaci (SPD), MdHB Hamburg

Der StudiVZler

Uli König (Piratenpartei), MdL Schleswig-Holstein

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