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Studie: Bürger erwarten mehr Dialog von Politikern via Social Media

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Dies ist ein Gastbeitrag von Patrica Goda. Die vorliegenden Ergebnisse sind ein Auszug
aus ihrer Bachelorarbeit "Erwartungen an Politiker bei der Nutzung von sozialen Netzwerken", die sie am
Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Ilmenau verfasst hat.


Technische Universität Ilmenau
Logo der TU Ilmenau
In einer Zeit, in der bereits über drei Viertel der deutschen Bevölkerung das Internet nutzen und ca. 75% der deutschen Onliner in sozialen Netzwerken, wie zum Beispiel Facebook, angemeldet sind, geht der „Online-Trend“ auch an der Politik nicht vorbei. Was die deutschen Nutzer allerdings von ihren Vertretern in der Politik bei der Nutzung sozialer Netzwerke erwarten, ist noch unklar und wurde in einer Studie am Institut für Medien und Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Ilmenau näher beleuchtet.

In einer Online-Umfrage mit 205 Teilnehmern, die während des Wahlkampfes zur Bundestagswahl 2013 durchgeführt wurde, können Tendenzen von Ansprüchen an Politiker bei der Nutzung sozialer Netzwerke erkannt werden. Die Stichprobe besteht dabei ausschließlich aus Nutzern sozialer Netzwerke, mit hohem Bildungsniveau, hoher Internetnutzung, hohem Politikinteresse und geringem Vertrauen in die Politik. 


Stichprobe nach Alter und Geschlecht Wie Politiker Vertrauen schaffen können (Angaben in absoluten Zahlen)

Stichprobe nach Alter und Geschlecht Wie Politiker Vertrauen schaffen können (Angaben in absoluten Zahlen)
 
Ergebnisse der Befragung

Über die Hälfte der Befragten sind der Meinung, dass es für Politiker wichtig sei, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein. Fast alle Probanden nutzen Facebook und meinen zudem, dass Facebook für Politiker das wichtigste Netzwerk ist. Am zweit wichtigsten wird von der Hälfte der Befragten Twitter angesehen, wie sich auch aus der Abbildung erkennen lässt. Alle anderen abgefragten Netzwerke scheinen für die Zielgruppe nicht relevant zu sein.


Balkendiagramm

Relevanz der Internetpräsenz von Politikern auf Facebook, Twitter und Xing (Angaben in absoluten Zahlen)

Bezogen auf das Kommunikationsverhalten erwarten die Nutzer, dass Politiker auf Fragen und Kontaktaufnahme in maximal einer Woche oder gar, wie von zwei Drittel der Befragten gefordert, bereits in maximal drei Tagen antworten.

Was den Einfluss sozialer Netzwerke auf die Wahlentscheidung der Nutzer angeht, wird dieser als eher gering eingeschätzt. Nur ein Fünftel geht davon aus, dass soziale Netzwerke die Wahlentscheidung der Nutzer beeinflusst. Die Hälfte der Befragten, die keinen Einfluss sehen, geht allerdings davon aus, dass der Einfluss sozialer Netzwerke in Zukunft steigen wird.

Welche Erwartungen bestehen an Politiker bei der Nutzung von sozialen Netzwerken? 


Inaktives Twitter-Profil von Peer Steinbrück (SPD)
Eine starke Tendenz der Erwartungen lässt sich in der Aussage erkennen, dass über zwei Drittel der Befragten möchten, dass ein Politiker sein Profil persönlich pflegt und der Meinung sind, dass Politiker dauerhaft in sozialen Netzwerken aktiv sein sollten. Aktiv heißt in diesem Fall, während des Wahlkampfes sollte ein Politiker auf Facebook mehrmals pro Woche aktiv sein und außerhalb des Wahlkampfes mindestens einmal pro Woche. Auf Twitter sollte ein Politiker sowohl während des Wahlkampfes, als auch außerhalb desselben, mehrmals pro Woche aktiv sein.

Erst kürzlich hatte eine Studie der Universität St- Gallen gezeigt, dass über 60 Prozent der Bundestagsabgeordneten beim Unterhalt der Social-Media-Präsenzen auf Mitarbeiter und Agenturen zurückgreift.  

Besonders wichtig ist allerdings, dass Politiker nicht nur Pressemitteilungen über ihr Profil verbreiten, sondern auch selbst verfasste und gut recherchierte Artikel oder Kommentare. Zudem sollten Politiker Informationen zu politischen Beteiligungsformen wie Demonstrationen oder E-Petitionen veröffentlichen, da sich fast zwei Drittel der Befragten solche Beiträge wünschen. Auch erwarten mehr als die Hälfte der Befragten, dass Politiker durch Umfragen nach der Meinung der Nutzer beziehungsweise Wähler fragen.

Eine weitere klare Tendenz liegt in der Angabe, über welche Themenbereiche Politiker informieren sollen. Fast 90% der Probanden sind der Meinung, dass Politiker sich in sozialen Medien vor allem zum eignen Fachbereich, aber durchaus auch ein wenig zu allgemeinen Themen äußern sollten.

Wie schaffen es Politiker in sozialen Netzwerken das Vertrauen der Nutzer zu erlangen?

 

Ergänzend wurde überprüft, welche Kriterien Politiker erfüllen müssen, um dem Vertrauensverlust in die Politik entgegenzuwirken. Dazu wurden die Probanden gefragt, wie sehr sie Politikern vertrauen würden, die bestimmte Kriterien (Offenheit, Profilpflege, etc.) erfüllen. Die Anforderungen, die das Vertrauen stabilisieren beziehungsweise steigern können, lassen sich aus der nachfolgenden Grafik ablesen.

Balkendiagramm

Wie Politiker Vertrauen schaffen können (Angaben in absoluten Zahlen)


Politikern die in ihrem Profil Persönliches preisgeben oder ein seriöses Profil ohne persönliche Informationen besitzen, wird ähnlich viel Vertrauen entgegen gebracht. Dies zeigt sich auch darin, dass nur ein Drittel der Befragten persönliche Informationen als wichtig empfinden. Es ist den Politikern also selbst überlassen, ob diese online die eigene Privatsphäre einschränken und Persönliches von sich preisgeben oder nicht.


FAZIT


Zusammenfassend lassen sich folgende Handlungsempfehlungen für Politiker aus dem durchgeführten Forschungsprojekt ableiten:


  • Politiker sollten Facebook und eventuell Twitter nutzen, da andere Netzwerke als nicht relevant angesehen werden. 
  • Soziale Netzwerke sollten möglichst selbst gepflegt werden, der Politiker sollte also selbst posten, kommentieren und auf Fragen in maximal drei bis sieben Tagen antworten. 
  • Der Themenschwerpunkt eines Facebook-Profils sollte bei Themen aus dem Fachbereich des Politikers liegen und durch allgemeine Themen ergänzt werden. 
  • Politiker sollten auf ihrem Profil sowohl ihre eigene Meinung äußern, als auch nach Meinungen der Nutzer fragen. 
  • Informationen über politische Beteiligungsformen wie Demonstrationen oder E-Petitionen werden auf politischen Profilen gerne gesehen. 

Autorin: 

Patricia Goda studiert Media and Communication Science an der
Technischen Universität Ilmenau. Die vorliegenden Ergebnisse sind Auszüge aus ihrer Bachelorarbeit "Erwartungen an Politiker bei der Nutzung von sozialen Netzwerken".

Kolumne: #LobbyTweet

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Ein Blog goes Papier. Dank der Fachzeitschrift "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner fünften Kolumne (Seite 23) in der Dezember-Ausgabe habe ich eine Idee entwickelt, wie man mit Hilfe von Social Media mehr Transparenz ins Lobbygeschäft bringen kann. Ein neuer Impuls für die deutsche Lobbydiskussion.

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

Die neue Transparenzoffensive begann Mitte Oktober mit einemFoto, darauf eine blaue Wundertüte und ein Kugelschreiber. Und dazu der Kommentar: #INSM, dein Geschenk geht zurück. An diesem Tag macht MdB Agnieszka Brugger (Bündnis 90/Die Grünen) das, was sie immer macht, wenn sie unaufgefordert Geschenke von Interessengruppen erhält: Sie sendet sie zurück. Nur in diesem Fall machte sie ihren Unmut öffentlich. Ihre mehr als 2000 Follower nahmen daran teil. Auch „DIE WELT“ griff diesen Tweet auf.
  

Seitdem twittert die grüne Bundestagsabgeordnete immer wieder mal über Geschenke, die sie nach der Wahl erhalten hat – und macht so den politischen Alltag mithilfe von Social Media etwas transparenter. Verbindet man das Foto auch noch mit einem Kommentar oder einer politischen Aussage über den Absender kann man gleichzeitig damit eigene politische Positionen kommunizieren.

Bereits seit einigen Jahren veröffentlichen einzelne Abgeordnete wie die MdBs Marco Bülowund Ulrich Kelber (beide SPD) sowie MEPReinhard Bütikofer (Bündnis 90/Die Grünen) Termine mit Lobbyisten auf ihren Webseiten. Auf Landesebene veröffentlicht unter anderem Pirat Christopher Lauer seit vergangenem Jahr alle Termine mit Lobbyisten online. Und der grüne Europaabgeordnete Sven Giegold kürt monatlich die „Lobby-Einladung des Monats“. 

Lobby-Einladung des Monats
Screenshot sven-giegold.de
Warum veröffentlichen nicht all jene Parlamentarier solche Informationen beispielsweise über Twitter und Facebook, die sich für mehr Transparenz im politischen Alltag einsetzen?

Durch einen standardisierten Hashtag könnte jeder folgen, der sich für dieses Thema interessiert.

Das hätte gleich mehrere Vorteile:  Für die Wissenschaft, für gesellschaftliche Gruppen und Journalisten entsteht so eine Datenbank mit Terminen, Geschenken und Aktivitäten. Über längere Zeit ließe sich so nachverfolgen, wer wann wen in welchem Kontext kontaktiert.

Politiker könnten so zeigen, wie wichtig Lobbyismus für Politik und Demokratie ist und welchen Mehrwert solche Gespräche für sie haben. Zudem ließe sich so einfach darstellen, dass nicht nur Unternehmen lobbyieren, sondern auch Verbände, NGOs, Selbsthilfegruppen, kulturelle Einrichtungen, Gewerkschaften und Kirchen.

Die Darstellung des politischen Alltags eines Abgeordneten könnte neben Postings aus dem Parlament, von Veranstaltungen und Bürgergesprächen so zudem um eine weitere Nuance erweitert werden. Ebenso könnten Interessenvertreter das Hashtag verwenden, um selber öffentlich zu machen, wann und mit wem sie gesprochen haben. 

Lobbyismus ist kein Mysterium. Es ist Handwerk, und als solches sollte es der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Aktion könnte dazu beitragen, dass sich das Verhältnis zwischen Politikern und Interessengruppen normalisiert und die öffentliche Skandalisierung von Lobbyismus abnimmt.

Selbstverständlich ersetzen Transparenz-Tweets kein Lobbyregister, keine Verhaltensnormen, nicht die notwendigen Änderungen beim Thema Abgeordnetenbestechung und auch nicht den schon seit Jahren diskutieren „Legislativen Fußabdruck“ in Gesetzen. Aber es wäre ein neuer Impuls für die Transparenzdiskussion in Deutschland, die seit Jahren keine wirklich sichtbaren Fortschritte macht. 
      
Weltweit sind bisher keine Projekte dieser Art bekannt. Deutschland hätte also an dieser Stelle die Möglichkeit Vorreiter einer neuen Social-Media-Transparenz-initiativezu werden und so zu zeigen, dass auch von Berlin aus Social-Media-Innovationen möglich sind.
   
Alle Abgeordnete und Lobbyisten sollten sich der Initiative anschließen und es Agnieszka Brugger gleich tun. Für mehr politische Wundertüten auf Twitter, Facebook und Google+.

Meine Vorschlag für einen gemeinsamen Hashtag: #LobbyTweet

Update:  Folgende Parlamentarier nutzen nach Veröffentlichung der Kolumne das Hashtag #LobbyTweet um über Lobby-Termine zu berichten:

MdB Marco Bülow (SPD)
MdL Michele Marsching (Piraten)
MdL Birgit Rydlewski (Piraten)
MdL Daniel Schwerd (Piraten)
MdL Daniel Düngel (Piraten)


Wie Social Media ist die Bundesregierung?

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Logo der Bundesregierung
Seit dem 17. Dezember 2013 ist die neue Bundesregierung (Merkel III) im Amt.
In den kommenden vier Jahren wird nun also ein schwarz-rotes Kabinett die Geschicke des Landes bestimmen.

An den verschiedensten Stellen wurden bereits die digitalen Aktivitäten der Mitglieder der Bundesregierung bewertet und gechecked

Zu diesen Übersichten möchte ich nun einige weitere Zahlen liefern.

Die Grundlagen 


Der Bundesregierung gehören folgende Regierungsvertreter an:

  • 16 Bundesminister (inklusive Bundeskanzlerin Merkel)
  • 5 Staatsminister
  • 28 Parlamentarische Staatssekretäre
  • 21 verbeamtetete Staatssekretäre 
  • 1 Sprecher der Bundesregierung im Status eines Staatssekretärs

Die Große Koaltion ist zwar eine Koaltion aus CDU/CSU und SPD, ihr gehören aber Mitglieder von insgesamt fünf Parteien an: CDU, CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP.

Ein Parteibuch der Grünen haben: Gerd Billen und Rainer Baake.
Ein FDP-Parteibuch haben Stefan Kapferer und Hans-Jürgen Beerfeltz.


Die Zahlen

Quelle: Pluragraph.de
Social-Media-Ranking der Bundesregierung via Pluragraph.de

Von den 71 genannten Mitgliedern der Bundesregierung nutzen aktuell 50 Social Media. 70 Prozent der Regierungsmitglieder haben also mindestens einen aktiven Account bei einem der sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, YouTube, Google+, XING, Flickr, MySpace oder Wer kennt wen.

Betrachtet man nur die Minister, Parlamentarischen Staatsekretäre und Staatsminister als "Bundesregierung im engeren politischen Sinne" wird die Quote sogar noch besser. Von den 50 Personen besitzen 47 mindestens ein Social-Media-Profil. Dies ist eine beachtliche Quote von 94 Prozent.

Zum Vergleich: Im Bundestag sind knapp über 95 Prozent der Abgeordneten in Social Media aktiv.

Auf Pluragraph.de gibts das tagesaktuelle Social-Media-Ranking der Mitglieder der Bundesregierung.



Facebook 

 

44 der 71 Mitglieder der Bundesregierung haben ein eigenes Facebookprofil.
62 Pozent der Regierungsmitglieder sind somit bei Facebook angemeldet.

43 von 50 politischen Mitgliedern der Bundesregierung haben ein eigenes Facebookprofil. Dies entspricht 86 Prozent. 

22 der 71Mitglieder der Bundesregierung nutzen ein persönliches Profil. (30,1 Prozent)
20 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung nutzen ein persönliches Profil. (40 Prozent)

33 der 71Mitglieder der Bundesregierung haben eine Fanseite. (46,5 Prozent)
33 der 50politischenMitglieder der Bundesregierung haben eine Fanseite. (66 Prozent)

11 der 16 Bundesminister haben eine eigene Fanseite.
Dies entspricht 68,7 Prozent.

Ein Regierungsmitglied hat im Durchschnitt 18018 Fans.
Ein Minister hat im Durchnschnitt 49624 Fans.

Einen Überblick über alle Facebook-Fanseiten der Mitglieder der Bundesregierung liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 

Twitter 

 

25 der 71 Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 35,2 Prozent aller Regierungsmitglieder.

22 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 44 Prozent

5 der 16 Bundesminister haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 31,2 Prozentaller Minister.

Im Durchschnitt hat ein Regierungsmitglied 12526 Follower bei Twitter.
Ein Minister hat im Durchschnitt 23689 Follower.

Einen Überblick über alle Twitter-Accounts der Mitglieder der Bundesregierung liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 

Youtube

 

18 der 71 Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen YouTube-Account.
Dies entspricht 25,6 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

18 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen YouTube-Account. Dies entspricht 36 Prozentaller Regierungsmitglieder.

 

 

XING

 


15 der 71 Mitglieder der Bundesregierung haben einen XING-Account.
Dies entspricht 21 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

12 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen XING-Account. Dies entspricht 24 Prozentaller Regierungsmitglieder.



Google+ 

 

 

11 der 71 Mitglieder der Bundesregierung haben ein Google+-Profil.
Dies entspricht 15,5 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

11 von 50 politischen Mitgliedern der Bundesregierung haben ein Google+-Profil. Dies entspricht 22 Prozentaller Regierungsmitglieder.


Auf die Auflistung der anderen Netzwerke verzichte ich an dieser Stelle, da nur vereinzelte Mitglieder der Bundesregierung bei Flickr, Wer kennt wen oder myspace aktiv sind.


Auch das Bundeskanzleramt und die 14 Bundesministerien nutzen Social Media. Das tagesaktuelle Ranking der Bundesministerien auf Pluragraph.de finden Sie hier.
Das Facebook-Ranking der Bundesministerien.
Das Twitter-Ranking der Bundesministerien. 





Wie eine Wundertüte den #LobbyTweet ins Leben rief

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Folgender Text ist ein Gastbeitrag der grünen Bundestagsabgeordneten Agniezska Brugger.

Eckart von Klaeden, enger Vertrauter der Kanzlerin Merkel und ehemaliger Staatsminister im Bundeskanzleramt, wird Ende des Jahres 2013 Cheflobbyist bei Daimler. Die Öffentlichkeit ist empört. Die Bundesregierung zeigt sich gleichgültig. Und Daimler feiert seine neue Errungenschaft. Vielleicht begann alles mit einer Flasche Rotwein. Oder mit einem kleinen Model der neuen Mercedes A-Klasse. Ob Daimler Herrn von Klaeden wohl immer wieder mit Aufmerksamkeiten den Hof gemacht hat, während dieser die Interessen der Autoindustrie im Regierungsviertel erfolgreich vertreten hat?

Foto: Agnieszka Brugger
Lobby-Geschenk von GESAMTMETALL
Unter der Regierung von Kanzlerin Merkel sind die Grenzen zwischen unkontrolliertem Lobbyismus und effektiver Interessenvertretung noch deutlicher verschwommen. Während der Informationsaustausch mit verschiedenen Interessengruppen ein wichtiger Bestandteil des deutschen politischen Systems ist, darf dieser nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden. Wir Grüne haben im Rahmen einer Transparenzoffensive (.pdf.) verschiedene Vorschläge auf den Tisch gelegt, um Gespräche aus den Hinterzimmern zu verlagern und die Politik demokratischer zu machen. Versuchte Einflussnahme kann eben schon mit einer Flasche Rotwein beginnen und sollte deshalb von Anfang an transparent und öffentlich nachvollziehbar sein.

So trudeln auch in meinem Abgeordnetenbüro jedes Jahr zahlreiche Briefe und Geschenke von Verbänden, Unternehmen und anderen Interessengruppen ein. Ein riesiger Ansturm von „Nettigkeiten“kam jedoch nach der Bundestagswahl 2013 und zur Weihnachtszeit. Der Aufreger für meine Twitter-Initiative war eine Wundertüte, die ich von der „Initiative Soziale Marktwirtschaft“ bekommen habe und die eine Tasse sowie allerlei für den Bürobedarf enthielt.


Um ein klares Zeichen zu setzen, habe ich mich dazu entschlossen, dieses und weitere Geschenke zurückzuschicken. Damit aber auch mehr Transparenz entsteht, habe ich einige dieser Aufmerksamkeiten - unabhängig davon, ob ich die Organisation oder ihre Ziele aus politischer Überzeugung unterstütze oder nicht - über meine Homepage und Twitter mit der Öffentlichkeit geteilt. Ganz klar: Für neue Ideen und einen kritischen Austausch kann man mich immer gewinnen, aber Pralinen, Kosmetika und Tassen kann ich mir selbst kaufen.

Foto von Agnieszka Brugger
Lobby-Geschenk von Astrium (Jetzt Airbus Defence & Space)

Auch wenn Abgeordnete ihr Abstimmungsverhalten wegen einer Schachtel Pralinen oder einer Flasche Wein wohl nicht ändern, so beginnt die versuchte Einflussnahme doch mit diesen scheinbar kleinen aufmerksamen Geschenken. Deshalb sollte auch hier die Transparenz beginnen. Um Licht ins Dunkel des Lobbyismus zu bringen, unterstütze ich die Transparenz-Tweets unter dem Hashtag #LobbyTweet.  

So können Politikerinnen und Politiker ihren Austausch mit Lobbyistinnen und Lobbyisten mit der Öffentlichkeit teilen.


Autorin 
 
Agnieszka Brugger sitzt seit 2009 als Abgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag. Sie ist Sprecherin für Sicherheitspolitik und Abrüstung und sitzt als ordentliches Mitglied im Verteidigungsausschuss, Unterausschuss Abrüstung, Rüstungskontrolle und Verbreitung sowie im Gemeinsamen Ausschuss.

Zudem ist sie seit 2009 Mitglied im Landesvorstand von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg. 





Groko auf Facebook – (K)eine Liebesheirat

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Dies ist ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Alexander Güttler, CEO komm.passion GmbH und dem Medienforscher Dr. Klaus Holthausen, Dr. Holthausen GmbH. Die zitierten Ergebnisse und die komplette Studie „Politik Intern 13“ erhalten Sie hier.
Facebook-Like Daumen
Screenshot Komm-Passion Dossier 6/2013


Die Groko (Große Koalition) ist die wohl schwerste Geburt des politischen Jahres 2013. Langwierige Koalitionsverhandlungen, Schwarz-Grüne Gespräche und der SPD-Mitgliederentscheid machten diese Regierungsbildung zur längsten in der Nachkriegsgeschichte. Auf Facebook war der Ausgang der Wahl dabei schon länger klar: Der Blick in die Lebenswelten der Parteianhänger zeigt deutlich, dass die Groko nicht nur ein möglicher, sondern der wahrscheinlichste Wahlausgang war. 

Ein Blick in die Lebenswelt von Partei-Fans


Um einen genauen Blick in die Lebenswelt der Parteien zu haben, wurden die Like-Angaben von Facebook-Usern analysiert. Schwerpunkt lag dabei auf Usern, die eine oder mehrere Seiten einer bestimmten Partei geliked haben, somit klar einer Partei zuzuordnen sind. Ihre sonstigen Like-Angaben wurden gesammelt und ausgewertet, summiert und an gängige Zielgruppenmodelle angepasst. So entsteht das so genannte soziale Genom, eine angenommene „Lebenswelt“ der untersuchten Gruppe. Alle Bestandteile dieser Lebenswelt, seien es politische Überzeugungen, musikalische Vorlieben oder die Lieblings-Automarke, lassen sich so gezielt abbilden und miteinander in Zusammenhang stellen.

In der heißen Phase der Bundestagswahl konnten wir mit der Untersuchung „Politik Intern 13“ klar zeigen: Zwar sind SPD und CDU in politische Grabenkämpfe verstrickt, die Überschneidungen der Lebenswelt zeigt jedoch deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Die im Wahlkampf angestrebten Bündnisse, also Rot-Grün und Schwarz-Gelb, weisen zwar jeweils eine Vielfach größere Überlappung der Lebenswelt auf, dennoch hat das Schwarz-Rote Bündnis für die Parteien viele Vorteile, wie ein Blick ins Innenleben der Parteien auf Facebook gezeigt hat. 

Gemeinsamkeiten machen den Unterschied


So ist die Lebenswelt der SPDler zwar von viel mehr politischen Themen geprägt als die der CDUler, jedoch greift die SPD weitaus weniger Themen auf als die Grünen oder gar die Linken. Hier zeigt die SPD sich deutlich als „Links-Light“. CDUler haben kaum politische Initiativen in ihrer Lebenswelt und sind eher geprägt von großer Zufriedenheit. Angela Merkel ist auf Platz 1 aller Likes.

NetzwerkgrafikAbbildung 1: Das soziale Genom der CDU
 
Die Positionierung gegeneinander findet bei Facebook auf einem Level statt, das man wohl am besten mit Geplänkel beschreiben kann. CDUler liken verhalten die „Aktion Linkstrend stoppen e.V.“, SPDler suchen die Auseinandersetzung mit dem Gegner am liebsten über die Satire („Kann dieser herzlose Streuselkuchen mehr Likes bekommen als Guido Westerwelle?“). Leidenschaftliche politische Debatte geht anders. 

Was aber überwiegt, sind die Überlappungen:Beide Parteien sind sich sehr ihrer eigenen Tradition bewusst, informieren sich in On- und Offline Medien. Aber auch Belange fernab vom politischen Geschehen einen beide Lebenswelten: SPDler und CDUler fahren gerne Bahn und gucken Tatort. Somit ist der Koalitionsfrieden zumindest am Sonntagabend gesichert.


Grafik einer Matrix die die Überlappungen der Parteien anzeigtAbbildung 2: Wie passen die Parteien untereinander?


Ergebnisse der Untersuchung (in Kürze):

SPD– Nörgel-Partei ohne Anspruch 
CDU– (Selbst-)Zufriedenheit pur 
FDP– Leben im Luxus 
Grüne– Lifestyle-Idealismus für Gutmenschen 
Linke– Eigentlich alles Kommunisten 
Piraten– Ein Bisschen engagiert – wenig interessiert 
AfD– Erst das Geld, dann das Geld 
(Der AfD haben wir in der Untersuchung gute Chancen auf ein sehr gutes Wahlergebnis prognostiziert – alleine aufgrund von Daten, die mittels Facebook-Analyse gewonnen wurden.)



Matrix-Grafik mit Überschneidungen bestimmter Themen mit Parteien

Abbildung 3: Was liken die Parteien? Beispiele


Marktforschung trifft Meinungsforschung


Nicht nur einzelne Parteien, auch politische Themen lassen sich so analysieren. So konnten wir schon früh nachweisen, dass ein Asyl für Snowden in Deutschland in der breiten Bevölkerung keine Zustimmung findet. Lediglich ein kleiner Teil mit meist Grünem oder Linkem Hintergrund, dem z.B. Amnesty International gefällt und der sich für verwandte Themen interessiert, setzt sich aktiv für ein Snowden-Asyl ein. Daran konnte auch die hohe mediale Aufmerksamkeit rund um den Ströbele-Besuch nichts ändern. Der Regierung dürfte das Thema absolut fern liegen. 

Warum Facebook für die (politische) Marktforschung einsetzbar ist


Facebook hat in Deutschland rund 25 Millionen monatliche Nutzer. Die hohe Nutzerzahl und eine immer älter werdende Community sorgen dafür, dass Facebook längst kein Jugendphänomen mehr ist, sondern einen breiten Querschnitt der Bevölkerung repräsentiert. Die Methode, die komm.passion GmbH in Zusammenarbeit mit der Dr. Holthausen GmbH zum Einsatz bringt, bietet einen komplexen Einblick in genau diesen Querschnitt.
 
So haben wir uns mit der Methode auch dem Thema Nachhaltigkeit auf Facebook genährt und erstaunliche Ergebnisse herausgefunden. Die Ergebnisse zur Nachhaltigkeits-Studie gibt es hier.
Einen Vortrag von Dr. Klaus Holthausen zur Nachhaltigkeits-Studie und der Methode können Sie auch auf Youtubeansehen.



Abbildung 4 Methode
 
Autoren

Prof. Dr. Alexander Güttler, Gründer und CEO der Kommunikationsberatung komm.passion lehrt als Professor am Institut für Journalismus und Public Relations der Westfälischen Hochschule und war von 2009 bis 2013 Präsident der GPRA(Gesellschaft der Public Relations Agenturen) und ist im Deutschen Rat für Public Relations für Digitales zuständig.





Dr. Klaus Holthausen ist Physiker und hat Anfang der 90er Jahre in Neurowissenschaften promoviert und an der Universität Jena eine Arbeitsgruppe zur Grundlagenforschung und Mustererkennung betreut. Als Autor und Erfinder hat er sich vor allem mit der Funktionsweise assoziativer Systeme befasst. Als Unternehmer der Dr. Holthausen GmbH befasst er sich mit der Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse für Business Anwendungen.







Blogger Relations in der Politik?

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Im Bundestagswahlkampf 2013 habe ich dem Portal wahlkampfanalyse.de ein Interview zum Thema Blogger-Relations gegeben. Da das Thema in der politischen Kommunikation bisher immer noch ein Randdasein fristet und ich nicht weiß wie lange wahlkampfanalyse.de noch betrieben wird, hier der Crosspost dieses Interviews. Interviewer: Jens Issel (Eck Consulting Group)


Logo wahlkampfanalyse.de
Blogger Relations– Während viele Unternehmen mit großen Schritten im Social Web voranschreiten, fehlt es der Politik an Kapazitäten und auch an Willen zur Umsetzung. Nach wie vor werden Journalisten als zentrale Zielgruppe zur Verbreitung von Botschaften eingesetzt. Dabei können Blogger und Influencer ein weiterführender Ansatz sein, der es der Politik erlaubt, mit Bürgern in Kontakt zu kommen. Dazu habe ich mit dem Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs gesprochen.

wahlkampfanalyse.de: Immer mehr Unternehmen nutzen Blogger Relations im Rahmen ihrer Kommunikationsmaßnahmen. Was könnte es der Politik bringen?
Martin Fuchs: Social Media wird in der deutschen Politik und auch im aktuellen Wahlkampf schwerpunktmäßig als Kanal zur Vermittlung von Positionen genutzt. Aber gerade die Potentiale, die im Dialog und im Themenmonitoring liegen, werden sträflich vernachlässigt. Die Beobachtung von Blogs bietet der Politik die perfekte Möglichkeit, Themen wahrzunehmen bevor sie in den Massenmedien angekommen sind. Dies ermöglicht dem Politiker, sich zu Inhalten frühzeitig zu positionieren, Themen und Argumente für die eigene Arbeit aufzugreifen und zu besetzen und auch schon im Blog mit den Experten darüber zu diskutieren. 

Halten Sie das für realistisch? Immerhin fehlt es der Politik häufig an Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz.
Ich finde nicht, dass es der Politik an Glaubwürdigkeit fehlt. Gerade Fachpolitiker genießen in Ihren Themengebiet meist ein hohes Ansehen. Und gerade der Austausch und die Diskussion mit der Community auf Augenhöhe führt wiederum zu einer verbesserten Glaubwürdigkeit.

Portrait HAMBURGER WAHLBEOBACHTER_groß
Interviewpartner Martin Fuchs
Ist das durch Parteien und Politiker in dem Maße leistbar? Was wären Ihrer Meinung nach Grundvoraussetzungen?
Die Frage nach der Priorisierung stelltsich für einen Politiker ja bei jeder Maßnahme. Neben direkten Gesprächen mit Experten, offiziellen Anhörungen in den Ausschüssen und öffentlichen Diskussionen sollte aber auch immer Zeit für den Austausch im Netz sein. Selbstverständlich gibt es Politiker, die sich im Netz und in Blogs nicht zu Hause fühlen, diese sollten dann auch nicht zu Blogger Relations gezwungen werden. Die Grundvoraussetzung ist schon, dass man überzeugt ist, dass der Austausch mit Bloggern einen Mehrwert bietet und das man sich offen und ehrlich mit den Multiplikatoren austauscht. Reine Alibi-Veranstaltungen werden schnell von Bloggern durchschaut.

Lassen sich Blogger tatsächlich für politische Inhalte gewinnen? Politik hängt schließlich stark von subjektiver Meinung ab und in Deutschland ist eine klare politische Positionierung, im Vergleich zu den USA, eher unpopulär.
Das Ziel sollte nicht sein, dass man Blogger zu seinem Sprachrohr macht. Vielmehr sollten diese die Positionen des Politikers kennen und diese dann auch kritisch bewerten dürfen. Nur so bleibt der Blogger und der Politiker authentisch und vertrauenswürdig. Neben den bekannten (und offen) parteinahen Bloggern gibt es eine große Anzahl von Fachbloggern oder Bloggern aus dem Wahlkreis, die sich selber nicht als politische Blogger sehen. Diese Leute einzubinden finde ich einen interessanten Ansatz.

Wie können Politiker denn Blogger einbinden?
Ein schönes Beispiel sind Blog-Paraden. Warum ruft man als Wahlkreisabgeordneter nicht dazu auf über bestimmte Themen vor Ort zu bloggen also z.B.: „Meine Vision für Paderborn 2013“ oder „Was ich mir von der Politik für Friedrichshafen wünsche!“. Zudem kann man Blogger einladen Ihre Meinung zu bestimmten Fachthemen als Gastautor auf den Partei- und Politikerseiten zu veröffentlichen (Pro/Contra). Auch eigene kleine Events wie Photowalks oder Blogger-Hintergrundgespräche kann ich mir sehr gut vorstellen. Und natürlich auch Einladungen nach Berlin, zu Veranstaltungen und anderen Terminen sind eine Möglichkeit, Blogger für die eigene Arbeit zu interessieren. Spannend finde ich auch die Rotation Curation-Ansätze. Die CDU und auch die Grünen versuchen dies gerade auch im Wahlkampf einzusetzen. MdB Dorothee Bär (CSU) hat sowas auch schon für Ihren Wahlkreis umgesetzt. Dieses Format könnte man auch für nicht parteinahe Blogger öffnen.

Frankenliebe

Kennen Sie Beispiele in denen die Politik bereits aktiv auf Blogger zugeht?
In der politischen Kommunikation in Deutschland sind Blogger Relations bisher eher ein "Nebenschauplatz". Auch wenn ab und zu Blogger als Experten in Ministerien oder z.B. zur Enquete- Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ eingeladen werden, sind mir keine Politiker bekannt, die Blogger aus Ihrem Wahlkreis oder ihrem Themengebiet systematisch ansprechen und einbinden. Die amerikanische Botschaft hatte beim Besuch von US-Präsident Obama im Juni einige Blogger nach Berlin eingeladen. Dies war ein erster Versuch den ich als Teilnehmer sehr sympathisch fand.

Wo sehen Sie Unterschiede zwischen der Politik und den Unternehmen?
Das ist natürlich ein weites Feld. Insgesamt sind Unternehmen in der Breite schon weiter was die Ansprache der Netzgemeinde angeht und haben schon früher erkannt, dass ein positiver Tweet eines Dritten über meine Produkte in dessen Community besser ankommt als ein klassischer PR-Text auf meiner Webseite. Dies erkennt die Politik aber zunehmend und weiß, dass es sinnvoll sein kann stärker Multiplikatoren außerhalb der Massenmedien in die Kommunikation einzubinden.  Oftmals fehlt es der Politik zudem noch an professioneller Beratung und leider dann auch am Ende des Tages am Geld für Kommunikation.


Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Gerne.


Social Media verzerrt den politischen Wettbewerb

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Ein Blog goes Papier. Im Magazin "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner sechsten Kolumne (Seite 54/55) in der AusgabeFebruar/März 2014 mache ich mir Gedanken über die Veränderung des politisches Wettbewerbes durch Social Media.

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

Soziale Medien beleben die Demokratie - das hofften zumindest viele. Politiker, Wissenschaftler, Journalisten – sie alle feierten Mitmach-Portale wie LiquidFeedback, Facebook, Twitter und Co als neue demokratische Werkzeuge, mit denen sich endlich wieder mehr Bürger in die Politik einbringen würden.

Startseite Petitionsplattform change.org
Und in der Tat stimmen Nachrichten aus der Wissenschaft hoffnungsfroh:So fanden Wissenschaftler der Harvard Universität kürzlich heraus, dass politische Diskussionen durch digitale Kommunikationstechnologien an Reichweite gewonnen haben und zudem durchlässiger geworden sind. Daraus ergeben sich demnach wiederum neue Anreize für gesellschaftliches Engagement. Auch eine Studie der Uni Hamburg bestätigt: Junge und politikferne Schichten partizipieren wesentlich stärker online am politischen Geschehen als auf dem klassischen Offline-Weg. Online-Petitionen sind bei Jugendlichen die beliebteste Form der politischen Beteiligung.

Immer mehr Menschen informieren sich zudemüber Online-Newsportale, Wikipedia und Facebook über politische Inhalte. Das ist sehr erfreulich. Auf der anderen Seite birgt diese Entwicklung Gefahren für den politischen Wettbewerb. Darüber aber spricht bislang kaum jemand. Eine Diskussion darüber fehlt bisher gänzlich.
    
Will ein Politiker Social Media erfolgreich nutzen, braucht er eine möglichst aktive, gut-vernetzte, große und mobilisierbare Community. Die fällt aber nicht vom Himmel. Vielmehr dauert es jahrelang diese aufzubauen, kontinuierlich zu betreuen und zu pflegen. Nur dann können Politiker in der heißen Phase des Wahlkampfes darauf erfolgreich zurückgreifen.

Screenshot
Typische Facebookseite mit kleiner Community MdB Hiltrud Lotze
Doch die wenigsten Herausforderer von etablierten Politikern sind Vollzeitpolitiker, die in den Jahren vor der Wahl kontinuierlich Communities organisiert haben. Viele Bundestagskandidaten wussten erst wenige Monate vor dem Wahltag, dasssie sicher um ein Mandat kämpfen werden. In dieser kurzen Zeit haben sie aber keine Chance, eine schlagkräftige Fan- und Followerbasis aufzubauen. Das zeigen nicht zuletzt die vielen kurz vor der Wahl erstellten Facebook-Fanseiten: Sie alle haben nur eine geringe Fananzahl, Interaktion findet kaum statt.  

Im vergangenen Jahr war der Effekt von Social Media noch nicht in jedem Wahlkreis entscheidend. Das wird sich spätestens 2017 ändern. Soziale Netzwerke werden dann noch stärker als heute die Wahlentscheidung und das Informationsverhalten beeinflussen.

Klar, unbekannte Kandidaten hatten es schon immer schwer gegen den Platzhirsch. Hier wirkte allerdings bislang die Lokalzeitung, das Radio oder das Fernsehen ausgleichend. Klassische Medien nivellieren die fehlende Bekanntheit durch eine breite Berichterstattung. Dieses kompensierende Moment fehlt in den sozialen Medien.Hinzu kommt das insbesondere die Lokalzeitung aber auch klassisches Fernsehen und Radioimmer weniger als Informationsquelle von  nachwachsenden Wählergruppen genutzt werden. Ganz unabhängig vom anhaltenden Zeitungssterben. 

Wikipedia, Google und fehlende Ressourcen für digitale Werbung verstärken diese Verzerrung noch. Wikipedia versteht sich als Enzyklopädie des Relevanten. Kandidaten, die vorher kein offizielles Amt oder eine herausgehobene gesellschaftliche Stellung hatten, haben keine Chance abgebildet zu werden. Mittlerweile wird die Seite aber viel häufiger aufgerufen als die Webseiten von Politikern und Parteien. Das führt zu einer unfairen Nichtbeachtung von politischen Neu- und Quereinsteigern.

Screenshot
Startseite Google AdWords
Auch der Google-Algorithmus unterstützt eher kontinuierlich und länger aktive Webseiten als neu erstellte und wenig verlinkte Webangebote, die nur wenige Wochen alt sind. Und: Wer dafür bezahlt, wird bei Google und Facebook prominenter dargestellt. Aber gerade unbekannte Politiker, die erstneu im Geschäft sind, verfügen meist über weniger Geld als die Wahlkreisinhaber. 


Für potentielle Kandidaten heißt das: Fangen Sie schon lange vor der ersten möglichen Kandidatur an, digital politisch aktiv zu werden. Wer digital sichtbar ist und wer Parteifreunde hat, die ihn auch im Netz unterstützen, der hat es oft schon bei den innerparteilichen Machtspielen und der Kandidatenaufstellung leichter. Das zeigen erste Beispiele.  

Was bedeutet das für die Demokratie? 


Im politischen Prozess wird esimmer weniger klassische Quereinsteiger geben, und die digitalen Strukturen werden noch stärker als bisher etablierte Politiker begünstigen.

Wir sollten uns diese Verzerrung jetzt bewusst machen und mit der dringend notwendigen Diskussion über die Folgen für die demokratische Kultur beginnen!   

Die Originalkolumne ist unter dem Titel"Chancenlos im Netz"erschienen. Sie finden Sie hier.  


Klassische Fehler in der politischen Onlinekommunikation

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Täglich stolpere ich auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten von Politikern über immer dieselben kleinen Fehler. Ich dachte sowas passiert im Jahr 2014 nicht mehr. Deshalb habe ich mal ein paar klassische Fehler zusammengetragen.

Bundesarchiv, Bild 183-1985-0104-003 / Hirndorf, Heinz / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
Null-Fehler-Produktion beim VEB Bekleidungswerke Erfurt
Um zu verdeutlichen was ich meine, präsentiere ich einige Beispiele. Diese stehen exemplarisch für das, was ich kritisiere. Ich möchte keinen der hier genannten Politiker vorführen. Diese Fehler gibt es genau so auch bei vielen anderen Politikern auf EU-, Bundes-, Landes- und auf der Kommunalebene. Ach ja: Es ist auch Zufall das viele Beispiele aus Niedersachsen kommen ;)   






1. Die Social-Media-Profile sind auf der der Webseite versteckt oder werden gar nicht angezeigt


Webseite von MdHB Ole Thorben Buschhüter (SPD)
Quasi der Klassiker. Politiker sind zwar im Web 2.0 unterwegs, verraten es aber Ihren Wählern nicht. Auch wenn immer weniger Bürger die Webseiten von Politikern und Parteien als Informationsquelle direkt ansteuern, gehören natürlich die Verweise auf die Auftritte in den sozialen Netzwerken auf die Webseite. So erhöht man die Reichweite der eigenen Accounts und bietet weitere Dialogangebote im Netz. 





2. Die Social-Media-Profile werden seit Monaten und Jahren nicht mehr bespielt, sind aber trotzdem weiter online


Screenshot
Twitter-Account von Sigmar Gabriel (SPD)
Klar, das war damals der neue heiße Scheiß und der Wahlkampfberater hat gesagt: Musst Du machen, der Obama hat damit auch seine Wahl gewonnen. Ok, dann haben Sie sich also hingesetzt und ein paar Wochen pflichtbewusst bis zur Wahl getwittert. Nach der Wahl aber ganz schnell vergessen, dass das ja der neue heiße Scheiß ist.

Nun gibt es zwar weiterhin den Account, aber leider keinen Dialog und auch keine Tweets mehr. Seien Sie ehrlich zu sich und mutig und löschen Sie den Account. Wenn Sie keinen Nutzen in der Kommunikation sehen, keine Zeit mehr dafür haben oder es Ihnen auch keinen Spaß mehr macht ist es nicht verboten Accounts auch wieder zu löschen. 

Screenshot
Facebook-Fanseite von MdL Sylvia Bruns (FDP)
Löschen ist besser als den Account im inaktiven Zustand im Netz verhungern zu lassen. Bürger haben es nämlich gar nicht gerne wenn sie schon mal aktiv in Kontakt zu einem Politiker treten dann aber keine Antwort erhalten. 

Weitere Beispiele:
Facebookseite MdL Sabine Tippelt (SPD) Facebookseite MdL Karl-Heinz Hausmann (SPD)
Twitter-Account MdL Jörg Hilmer (CDU)
Twitter-Account MdL Dr. Silke Lesemann (SPD) 
Twitter-Account MdL Markus Brinkmann (SPD)

3. Die Social-Media-Profile werden auf der Webseite angezeigt, sind aber nur sinnfreie Platzhalter


Ich finde es sehr gut, dass die meisten Landespolitiker eigene Webseiten mit eigenen personaliserten Domains haben. Und noch besser finde ich, dass es dank der standardisertenPartei-Templates sehr einfach ist eine eigene Webseite einzurichten.
Screenshot
Webseite MdL Klaus Krumfuß (CDU)

Nicht so gelungen finde ich es allerdings, wenn man einfach das Template 1:1 übernimmt und nicht an die eigenen Bedürfnisse anpasst. So passiert es nicht selten, das zwar Social-Media-Accounts prominent angezeigt werden, aber der Politiker Social Media gar nicht nutzt und die Links hinter den Buttons einfach auf www.facebook.com, www.xing.de oder www.twitter.com geleitet werden. Da fühlt mas sich als Bürger schon ein wenig verschaukelt.

Weitere Beispiele:
Webseite von MdL Gudrun Pieper (CDU)
Webseite von MdL Bernd Busemann (CDU)


4. Die Webseite ist seit Monaten nicht mehr aktualisiert wurden


Die Webseite ist das "digitale Wohnzimmer" jedes Politikers. Ebenso wie das Bürgerbüro ist es eine Visitenkarte die die Arbeit und die Positionen des Politikers vermittelt. Besser: Vermitteln soll.

Screenshot
Webseite MdL Lothar Koch (CDU)
Leider besuche ich ziemlich oft Webseiten, die dies nicht tun. Zum einen fehlen viele Informationen oder die letzte Meldung ist über ein halbes Jahr alt. Kann ja sein, dass im Leben des Politikers in den vergangenen Monaten nichts passiert ist, aber das glaube ich nicht. Es gibt immer etwas wichtiges zu kommunizieren.

Aktualität ist eine der wichtigsten Kategorien für eine Politikerwebseite - nicht nur wegen des Google-PageRanks.

Weiteres Beispiel: Die Webseite von MdL Karl-Heinz Klare (CDU) ist schon seit über einem Jahr"Under Construction". 


5. Die Social-Media-Accounts auf der Webseite sind nicht mehr aktuell


Kann passieren, ist aber nicht sehr glücklich. Politiker weisen auf ein aktuelles Video auf Ihrer Webseite hin. Und wenn man dann den Play-Knopf drückt erfährt man, dass es dieses Video nicht mehr gibt oder das es privat ist.

Screenshot
Webseite MdL Björn Thümler (CDU)
Überprüfen Sie aller paar Monate Ihre Verlinkungen gerade bei eingebetteten Videos können öfter Veränderungen durch Externe dazu führen, dass das Video nicht mehr abrufbar ist. In solchen Fällen Video austauschen oder Beitrag löschen. Dies gilt aber auch für alle anderen Links auf Ihrer Webseite und die verlinkten Social-Media-Angebote.

Update: Zwei Tage nach dem Blogpost hat Björn Thümler das Video wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Bloggen wirkt ;)



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6. Skurille Webseiten


Screenshot
Webseite MdL Andrea Milz (CDU)
Jeder Politiker braucht ein persönliche Note. Und jeder Politiker hat seinen eigenen Charkter. Dieser spiegelt sich dann auch oft auf den Webseiten der Abgeordneten wieder. Das ist auch gut so. 

Aber wenn eine Webseite so gestaltet ist, dass man aufgrund des verfremdeten Parteilogos nicht mehr genau sagen kann ob das jetzt eine offizielle Webseite ist oder ein Satire-Projekt sollte man doch wieder zu einem etwas seriöseren Anstrich wechseln.





7. Die Social Media-Profile sind auf der Webseite falsch verlinkt 


Als Ergänzung zu Fehler 3 gibt es auch noch Webseiten die zwar schöne Deep Links zu Ihren Social-Media-Profilen gesetzt haben - leider zu den falschen Personen.

Webseite MdL Lutz Winkelmann (CDU)
So führt der XING-Link auf der Webseite von MdL Lutz Winkelmann (CDU) zu einer jungen Dame mit dem wunderbaren Namen Jasmin Kabus-Bardoux. Vielleicht gibt es ja eine überraschende und schöne Aufklärung für diese ungewöhnliche Verlinkung. Mich als Informationen suchenden Bürger verwirrt dies an der Stelle aber ein wenig.

Update:Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Postings hat MdL Lutz Winkelmann den falschen Link entfernt und eine neue Webseite gelauncht.





8. Falsche Benennung der Social-Media-Profile


Facebook-Account MdL Thomas Schremmer (Grüne)
Für ihre Namen können Politiker nichts. Aber für die Benennung Ihrer Accounts schon.

Viele Politiker haben gängige Spitznamen ("Joschka"), die sie auch in der politischen Kommunikation verwenden. Bei der Piratenpartei gehört es sogar fast zum guten Ton mit seinem Crew-Namen auch im politischen Alltag aufzutreten. Dies macht das Auffinden der Politiker z.B. in sozialen Netzwerken aber nicht unbedingt einfacher.

MdL Thomas Schremmer (Grüne) findet man bei Facebook zum Beispiel nicht, wenn man nicht weiß, dass er sich dort mit Doppel Z schreibt. 

Verwenden Sie also möglichst einen Namen, der dann so auch auf allen Kommunikationskanälen verwendet wird.

Screenshot
Youtube-Account MdL Clemens Große Macke (CDU)
Und wenn Sie einen Namen haben der zum Spott einlädt, passen Sie auf, dass Sie diesen Spott nicht auch noch fördern, wie das Beispiel von MdL "Clemens große Macke" zeigt. 



  




9. Fehlende Hinweise auf andere Social-Media-Angebote in den eigenen Social-Media-Accounts


Viele Politiker verschenken einiges an Potential in dem sie bei Ihren Social-Media-Accounts nicht auf die anderen Profile im Netz verweisen. Meistens bieten die Netzwerke eine Info-Seite an, auf der man auch auf andere Netwzerke verweisen kann. So erhöht man die Aufmerksamkeit für die anderen Kanäle und erspart Bürgern lange eigene Recherchen. Zudem kann man mit einer Verlinkung auch die Echtheit der Accounts bestätigen.


Habe ich einen klassischen #Fail vergessen?

Anmerkung: Angeregt durch diesen Blogpost hat Frank Bergmanneine umfassende Präsentation mit den wichtigsten Hinweisen für eine gute Politikerwebseite gebastelt und Webentwickler Sven Przepiorka ebenfalls einige sehr richtige und wichtige Empfehlungen zusammengetragen.


Bildernachweise:
Bundesarchiv, Bild 183-1985-0104-003 / Hirndorf, Heinz / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de via Wikimedia Commons.


„It´s complicated“ – Facebook und Co. als Quelle politischer Information

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Dies ist ein Gastbeitrag der Politik- und Medienwissenschaftlerin Daniela Hohmann von der Johannes Gutenberg Universität Mainz. Der vorliegende Text ist ein Auszug aus dem Buch „Internet und Partizipation. Bottom-up oderTop-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet“ von Dr. Kathrin Voss.

Logo Uni Mainz
Logo der Johannes Gutenberg Universität Mainz
Es ist unumstritten, dass soziale Online-Netzwerke – gemessen an ihrer Nutzerzahl und Nutzungsintensität – seit einiger Zeit zu den beliebtesten Internetdiensten gehören. Facebook, das erst vor kurzem sein zehnjähriges Jubiläum feierte, stellt dabei mit 1,2 Milliarden Nutzern weltweit und 26 Millionen Usern (Stand: Juni 2013) allein in Deutschland den Primus seiner Klasse dar.

Vor dem Hintergrund sinkender Wahlbeteiligungsraten und einer seit jeher gesamtgesellschaftlich eher gedämpften Euphorie für politische Themen ist es nicht überraschend, dass politische Akteure auch hierzulande immer neue Wege ausloten, um einen Draht zur Bevölkerung herzustellen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass Facebook und Co. aufgrund ihrer Beliebtheit in der Bevölkerung spätestens seit dem Wahljahr 2009 einen ernstzunehmenden Kanal politischer Kommunikation seitens der Politiker und Parteien darstellen. Dennoch herrscht nach wie vor große Unsicherheit darüber, ob und welche politischen Potentiale soziale Online-Netzwerke bergen. Einige dieser offenen Fragen möchte ich in diesem Beitrag adressieren: Welche Zielgruppen werden seitens der politischen Akteure in sozialen Online-Netzwerken erreicht? Können Facebook und Co. den Weg für politikferne Schichten zu politischen Themen ebnen? In welcher Hinsicht sind soziale Online-Netzwerke klassischen Websites als Tool der politischen Information vielleicht sogar überlegen? Und: Durch welche Mechanismen kommen die Nutzer dort mit politischen Inhalten in Kontakt?

Jung, „nerdig“ und gut gebildet war gestern


Regelmäßig erscheinende Nutzungsstatistiken wie die der ARD/ZDF-Online-Studie zeigen, dass neben jungen Leuten, die Facebook und andere soziale Online-Netzwerke als „early adopter“ groß gemacht haben, nunmehr auch ältere Personen dorthin strömen. So sind unter den deutschen Onlinern knapp 90 Prozent der 14 bis 19 Jährigen, 80 Prozent der 20 bis 29 Jährigen, 55 Prozent der 30 bis 39 Jährigen aber auch knapp 40 Prozent der 40 bis 49 Jährigen und knapp 20 Prozent der über 50 Jährigen in sozialen Online-Netzwerken vertreten (ARD/ZDF-Online-Studie 2013).

Weiße Schrift auf blauem Hintergrund
Logo Facebook
Auch fällt bei Facebook und Co. der Unterschied der Geschlechter nicht mehr ins Gewicht: Frauen und Männer nutzen die Dienste in gleichem Maße. Darüber hinaus stammen die Nutzer der sozialen Online-Netzwerke im Vergleich zu anderen Internetdiensten wie Websites oder Blogs aus nahezu allen Bildungsschichten.

Hinsichtlich der Nutzungsmotivation stehen die Kommunikation mit Freunden, Familienmitgliedern und Bekannten sowie die Unterhaltung an oberster Stelle. Politische Themen nehmen in den sozialen Online-Netzwerken also keineswegs vordergründige Positionen ein.Dementsprechend tummeln sich bei Facebook und Co. weder besonders politisch interessierte Personen noch besonders politisch Aktive. Die Netzwerke deshalb aber als politisch bedeutungslos abzutun, wäre dennoch verfrüht. So lässt sich seit Kurzem eine Verschiebung der Nutzungsmotive und Nutzungsweise bei den Usern der Plattformen feststellen. Dabei zeigt sich bei den Nutzern vor allem ein steigendes Bedürfnis nach qualitativen Informationsinhalten; Informationsmotive – man denke an die Ausrufung Zuckerbergs Facebooks zur persönlichen Zeitung zu machen– vermehren sich. Ein wachsender Teil der Nutzer möchte also im Netzwerk ausdrücklich mit Informationen– und zwar auch politischer Natur – in Kontakt kommen oder stellt diesen selbst her.

Diesem Bedürfnis entsprechen deshalb sowohl massenmediale Anbieter, die nunmehr nahezu vollständig in den Plattformen vertreten sind, als auch die politischen Akteure mit eigenen Präsenzen.

Politische Informationen in sozialen Online-Netzwerken sind „Pull“ und „Push“

 

By Ben Schumin (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons
Johnson Controls pull station
Von dem Bedürfnis nach politischen Inhalten zur aktiven Beschaffung dieser ist es auch in den sozialen Netzwerken kein weiter Weg. In Fachkreisen fallen alle Formen der aktiven Informationssuche unter die Rubrik der „Pull-Medienlogik“. Im Kontext sozialer Online-Netzwerke ist damit insbesondere das Suchen und Besuchen von Profilen politischer Akteure gemeint – ganz ähnlich der Nutzung von Partei- oder Kandidatenwebsites. Aus Nutzersicht ist dies mit einem vergleichsweise hohen Maß an Aufwand verbunden und kommt deshalb nur für die geringe Anzahl an Nutzern in Frage, die die dafür nötige intrinsische Motivation aufbringen, weil sie sich ohnehin für Politik interessieren oder bereits hochgradig involviert sind.

Noch etwas aufwendiger ist da vielleicht nur das Posten eigener politischer Beiträge, was zu der nötigen Eigenmotivation auch noch ein inhaltliches Mitteilungsbedürfnis erfordert. In der Quintessenz eignet sich der Pull-Mechanismus sozialer Online-Netzwerke also nicht dafür, Kontakt zu Zielgruppen herzustellen, die sich nicht für Politik interessieren. Er ist vielmehr Anlaufstelle derer, die sich ohnehin interessieren und weitere Vernetzung oder Informationen suchen.

Grundlegend anders gestaltet sich der Kontakt mit politischen Inhalten nach "Push-Medienlogik", was die Berührung mit politischen Inhalten meint ohne, dass der Nutzer diese gezielt anfordert oder gar aufsucht. Bei Facebook kommt dafür vor allem der Newsfeed in Betracht (andere Netzwerke verfügen über ähnliche Mechanismen). Als Bündel aller Aktivitäten des eigenen Netzwerkes kommt der User über den Newsfeed überraschend mit den Inhalten in Kontakt, die in seinem Freundes- und Bekanntenkreis generiert wurden – seien sie politischer Natur oder nicht. Es ist dieser Mechanismus, der die gewisse Überlegenheit sozialer Online-Netzwerke im Bereich der politischen Kommunikation im Vergleich zu klassischen Websites ausmacht, weil vom Nutzer eben keine Aktivität für den Empfang von Informationen vorausgesetzt wird. Der Aufwand seitens der User über diese Push-Logik mit politischen Beiträgen in Kontakt zu kommen, unterscheidet sich also erheblich zur ersten Variante – er tendiert gegen Null und stellt für die Masse der unpolitischen Nutzer sozialer Online-Netzwerke, wozu durchaus auch politikferne oder schwer zu erreichende Zielgruppen gehören, ein realistisches Einfallstor politischer Informationen dar. Etwas mehr Aufwand – wenngleich immer noch im niedrigschwelligen Bereich – erfordert das Liken oder Sharen von politischen Beiträgen als weitere Wege in sozialen Online-Netzwerken mit politischen Inhalten in Kontakt zu kommen.

Der Großteil der Nutzer sozialer Online-Netzwerke begegnet politischen Inhalten zufällig


Der Blick in die Empirie am Beispiel Facebook untermauert die Annahme, dass der dem Nutzer abverlangte Aufwand zur Informationsgewinnung erheblich damit in Zusammenhang steht, ob dieser bei Facebook mit politischen Inhalten in Kontakt kommt oder nicht.

Quelle: Eigene Berechnung. Eigene Darstellung. Die Datengrundlage stammt aus einer eigens durchgeführten internetbasierten Panelumfrage. Analysiert wurde hier die zehnte Welle des Panels, dessen Befragungszeitraum vom 27. März bis 27. November 2011 andauerte.

Dabei zeigt sich erst einmal, dass sich die Befragten häfltig in Facebook-Nutzer und Nicht-Nutzer aufteilen. Unter den Nutzern geben 25 Prozent der Studienteilnehmener an, bei Facbook niemals politische Beiträge zu sehen.Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass 75 Prozent der Befragten ohne großes Zutun ihrer selbst schon einmal politischen Informationen von anderen bei Facebook begegnet sind. Davon berichten 35 Prozent der Befragten von „sehr wenigen“ und weitere 30 Prozent von „eher wenigen“ politischen Beiträgen in ihrem persönlichen Netzwerk bei Facebook. Nur eine kleine Minderheit von zirka zehn Prozent gibt an „eher“ oder gar „sehr viele“ politische Beiträge bei Facebook wahrgenommen zu haben.

Hinsichtlich des Postens eigener Beiträge gibt rund die Hälfte der Befragten an, nie politische Inhalte bei Facebook zu verbreiten. 21 Prozent posten „sehr wenige“ und 18 Prozent posten „eher wenige“ politische Beiträge. Auch hier gibt es nur eine kleine Minderheit von rund elf Prozent der befragten Nutzer, die angibt selbst "eher" oder "sehr viel"über Politik zu posten. Der letzte untersuchte Indikator, der ebenfalls Eigeninitiative erfordert, nämlich die Anzahl der politischen Profile, die den Nutzern "gefällt", bekräftigt das bis hierhin entstandene Bild. Über 80 Prozent der befragten Facebook-Nutzer gefällt kein einziges politisches Profil. Nur eine Minderheit folgt aus eigenem Antrieb politischen Profilen auf Facebook – und selbst dann bleiben es eher wenige. 

Facebook bietet seinen Nutzern also sowohl über Pull- als auch Push-Elemente Möglichkeiten der politischen Information. Dabei stellt sich der Mechanismus über die eigenen Kontakte mit politischen Inhalten in Berührung zu kommen als besonders vielversprechend dar, weil den unpolitischen Motivationslagen der meisten Facebook-Nutzer damit am ehesten entsprochen wird.

Eine Chance, die an Bedingungen geknüpft ist


Facebook und Co. öffnen also aus mehrerlei Hinsicht für politische Akteure einen Spalt zu potentiellen Wählern. In sozialen Online-Netzwerken tummelt sich nicht nur eine Zielgruppe, die für Politiker und Massenmedien zunehmend schwerer zu erreichen ist. Die Push-Logik, die dem Newsfeed bei Facebook (und vergleichbaren Einrichtungen in anderen Netzwerken) inhärent ist, sorgt zudem dafür, dass sich diese Personen den dort vorkommenden politischen Inhalten weniger stark entziehen können als dies zum Beispiel bei politischen Websites der Fall ist.

Damit der hier beschriebene Push-Mechanismus allerdings zum Einfallstor politischer Information wird, müssen  politische Inhalte als mitteilenswert erachtet werden, also durch liken und sharen überhaupt in die einzelnen Netzwerke hineingetragen werden. Dies ist keine triviale Anforderung – und damit eine Herausforderung für die Politik 2.0.  


In voller Länge – und mit tiefergehenden Analysen – ist dieser Beitrag vor kurzem im Buch „Internet und Partizipation. Bottom-up oderTop-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet“ von Kathrin Voss erschienen.  

Hohmann, Daniela/Faas, Thorsten: Politik – gefällt mir?! Soziale Online-Netzwerke als Quelle politischer Information, in: Kathrin Voss (Hrsg.): Internet und Partizipation. Bottom-up oder Top-down? Politische Beteiligungsmöglichkeiten im Internet, Wiesbaden: Springer 2014, S. 247-261.

Autorin:

Daniela Hohmann ist seit November 2012 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bereich Empirische Politikforschung an der Johannes Gutenberg Universität in Mainz. Ihre Forschungsinteressen umfassen Wahlkämpfe und Wahlkampfkommunikation mit Schwerpunkt auf modernen Kommunikationskanälen wie Sozialen Online-Netzwerken.
Auf Twitter: @DanielaHohmann 






Fotonachweis: Pull Station by Ben Schumin (Own work) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons.

Zwischen Ernst und Unterhaltung - Die politische Beteiligung junger Erwachsener „online“ und „offline“

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Dies ist ein Gastbeitrag der Politik- und KommunikationswissenschaftlerinDr. Claudia Ritzi von der Helmut Schmidt Universität Hamburg. Der vorliegende Text gibt erste Ergebnisse einer 2013 durchgeführten Studie wieder.

Universität der Bundeswehr
Logo Helmut Schmidt Universität
Kaum ein Akteur im politischen Prozess hält die neuen Medien heute noch für bedeutungslos – doch viele stellen sich die Frage, ob politische Beteiligung im Internet die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger ebenso aussagekräftig widerspiegelt wie klassische Beteiligungsformen. Eine Studie der Helmut-Schmidt-Universität zur politischen Beteiligung junger Erwachsener „online“ und „offline“  zeigt, dass Partizipation im Netz durchaus nicht nur unterhaltungsorientiert ist. Viele junge Menschen nutzen das Internet, um auf politische Missstände hinzuweisen – ein großer Teil von ihnen glaubt aber (noch) nicht, dass sie über das Internet auch bei politischen Eliten Gehör finden können.

Das Beispiel der E-Petitionen hat in den letzten Monaten prägnant aufgezeigt, wie viele Menschen sich heute über das Internet politisch beteiligen und welche politische Mobilisierungskraft in diesem Medium steckt. Doch was bedeutet es, wenn tausende Bürgerinnen und Bürger ihre Sympathie für ein politisches Anliegen zum Ausdruck bringen, indem sie „online“ eine Petition unterzeichnen? Ist das nur ein Zeitvertreib nach Feierabend? Oder eine ernstzunehmende politische Meinungsäußerung? Eine pauschale Beantwortung dieser Fragen ist weder möglich noch notwendig, um die Relevanz neuer Beteiligungsformen im Internet abzuschätzen. Stattdessen gilt es, die Gründe für politische Partizipation „online“ und „offline“ systematisch zu vergleichen.

Am Institut für Politikwissenschaft derHelmut-Schmidt-Universität haben wir im vergangenen Jahr eine repräsentative telefonische Befragung unter 1000 jungen Erwachsenen (22 bis 35 Jahre alt) durchgeführt, die einen solchen Vergleich erlaubt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass das Internet längst nicht mehr nur ein Spaß- und Unterhaltungsmedium ist. Von vielen  jungen Menschen wird es auch zur Ergänzung ihres individuellen Beteiligungsportfolios genutzt. Ein kurzer Überblick über zentrale Ergebnisse der Studie soll dazu dienen, die Relevanz politischer Beteiligung „online“ aufzuzeigen.

Zunächst ist zu konstatieren, dass – ebenso wie dies für die meisten Formen politischer Beteiligung „offline“ gilt – Partizipation auch im Netz größtenteils ein Minderheitenphänomenist: Nur knapp neun Prozent der Befragten gaben an, schon mal einen Politiker über das Internet kontaktiert zu haben, rund 14 Prozent haben schon mal einen Beitrag mit politischem Inhalt in den Social Media gepostet. Deutlich höhere Beteiligungsraten können E-Petitionen aufweisen: jede/r dritte Befragte hat schon einmal eine Petition im Internet unterschrieben.

Den Social Media kommt also neben Petitions-Plattformen (wie beispielsweise openpetition.de oder den Seiten des Petitionsausschusses des Bundestages) eine besondere Bedeutung für die Beteiligungslandschaft im Internet zu. Sie bieten nicht nur die größte Zahl an innovativen Beteiligungsmöglichkeiten, sondern werden auch vergleichsweise häufig genutzt.

Allerdings ist auch anzumerken, dass die meisten politisch Aktiven sich nicht nur im Internet engagieren, sondern sowohl klassische als auch neue Beteiligungsformen nutzen. So stimmt auch lediglich ein Drittel der Befragten der Aussage „Ich partizipiere lieber online als offline“ zu. Die Zukunft der politischen Beteiligung liegt also nicht nur im Internet – dass bedeutet aber nicht, das demokratische Politik in der Zukunft ohne das Internet auskommen kann.


Ein aus demokratietheoretischer Perspektive unerwünschtes Merkmal der aktuellen Beteiligungsstruktur ist jedoch, dass das Internet bislang nur wenige junge Menschen politisch mobilisieren kann, die sich „offline“ nicht beteiligen. So sind vor allem diejenigen jungen Erwachsenen politisch interessiert und engagiert, die einen überdurchschnittlich hohen sozio-ökonomischen Status aufweisen. Gering gebildete und einkommensschwache Bevölkerungsgruppen enthalten sich häufiger als andere Teile der Bürgerschaft der Beteiligung am politischen Prozess. Das Internet konnte an dieser Situation (bislang jedenfalls) nichts verändern, der Trend der wachsenden Beteiligungskluft zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen hält an. Ein  starker sozialer „bias“ ist langfristig jedoch bedenklich, schließlich hat die Beteiligungsstruktur auch Einfluss auf die politische Agenda. Ein politisches System, in dem die Interessen der sozial Schwachen immer weniger Gehör finden, verliert deshalb sukzessive an demokratischer Qualität.

Diese Überlegungen führen zu der Frage, mit welchen Absichten sich junge Menschen überhaupt politisch engagieren. In der klassischen Partizipationsforschung zählen nur jene politischen Aktivitäten als politische Beteiligung, die darauf zielen, Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung zu nehmen. Das Schreiben eines Leserbriefes oder die Diskussion am Stammtisch werden in vielen Studien deshalb nicht als Partizipation gewertet.

Auch mit Blick auf Beteiligungsmöglichkeiten im Internet wird immer wieder hinterfragt, ob sie denn überhaupt ernsthaft genutzt werden – oder ob das primäre Motiv des „Surfens“ im WWW nicht die Suche nach Spaß und Unterhaltung sei. Die Ergebnisse unserer Studie verdeutlichen, dass diese Vermutung falsch ist: rund 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie eine konkrete Beteiligungsform (z.B. das „Posten“ eines politischen Artikels) genutzt haben, um Einfluss auf die politische Entscheidungsfindung zu nehmen. Mehr als 80 Prozent der Befragten wollten durch ihr Engagement auf einen Missstand hinweisen und knapp 70 Prozent „ein Zeichen setzen“ – auch wenn sie nicht glauben, dass sie politisches Gehör finden können. Lediglich in rund 20 Prozent der Fälle hat das Motiv „weil es Spaß macht“ eine Rolle gespielt.

Mit Blick auf die „Offline-Partizipation“ spielt das Motiv der Einflussnahme zwar eine stärkere Rolle (90 Prozent gaben an, dass dieses Motiv ihr Engagement anleitet), die Differenz zur „Online-Partizipation“ lässt sich aber vermutlich maßgeblich damit erklären, dass hier auch die Chance, tatsächlich Einfluss ausüben zu können, als besser eingeschätzt wird. Darauf deutet zumindest der Vergleich zur Häufigkeit des Motivs „Auf einen Missstand hinweisen“ hin, das mit Blick auf klassische Partizipationsformen von 70 Prozent der Befragten bejaht wurde – also seltener, als dies für die „Online-Beteiligungsformen“ gilt.

FAZIT 


Die Ergebnisse der Studie sprechen also eine klare Sprache: Sie verdeutlichen erstens, dass das Internet von jungen Erwachsenen nicht nur als ein Spaßmedium genutzt wird. Gerade, wenn es um Politik geht, sind die Motive der Aktivität „online“ und „offline“ durchaus vergleichbar. Und zweitens zeigen sie auf, dass die so genannten „digital natives“ skeptisch mit Blick auf ihre Chancen sind, via Internet überhaupt Gehör bei der Politik zu finden.

Nicht die Bürgerinnen und Bürger müssen also zukünftig unter Beweis stellen, dass sie sich auch in der digitalen Welt ernsthaft engagieren – vielmehr ist es an den Politikerinnen und Politikern zu verdeutlichen, dass sie das Engagement ihrer Wählerschaft ernst nehmen. Ganz gleich, ob diese sich „online“ oder „offline“ beteiligen.


Autorin: 


Dr. Claudia Ritzi
Dr. Claudia Ritzi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft, insbes. Politische Theorie, an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der zeitgenössischen Demokratietheorie, Beteiligungsforschung und Öffentlichkeitstheorie.


Crosspostings dieses Beitrages gibt es auch bei politik-digital.de und kress.de. Zudem berichteten die taz und netzpolitik.orgüber den Gastbeitrag. 

Parteien verschenken Twitterpotential

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Dies ist ein Gastbeitrag von Tobias Wagner, Social-Media-Redakteur von Tame. Er stellt hier eine neue Funktion des Tools vor: Die Followeranalyse am Beispiel der Parteienaccountsvon CDU, CSU, SPD, Die LINKE, Grüne, FDP, Piratenpartei sowie AfD.

Logo Tame.it
Im August letzten Jahres haben wir mit Tame eine Kontext-suchmaschine für Twitter veröffentlicht, die auf einen Blick die relevanten Inhalte, Themen und Nutzer aus dem eigenen Netzwerk oder für Suchbegriffe liefert. Besonders die Betreuer großer Accounts, etwa Markenpräsenzen oder eben von politische Parteien, waren jedoch weniger an ihrer eigenen Timeline interessiert. Immer wieder hörten wir die Frage, was denn die eigenen Follower - also die direkte Zielgruppe - beschäftigt.

Hierzu haben wir in den letzten Monaten die Follower-Auswertung entwickelt und wollten die Fähigkeiten des neuen Features testen. In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Wahlbeobachterhaben wir deshalb die Follower der wichtigsten deutschen Parteienaccounts bei Twitter unter die Lupe genommen.

Untersuchungsmethode und Daten


Wir haben die Follower der deutschen Parteien im Bundestag, also die Accounts von @CDU, @spdde, @dieLinke, @Die_Gruenen und @CSU analysiert. Zusätzlich wurden im Hinblick auf die anstehende Europawahl auch die Accounts der drei Parteien aufgenommen, die bei der letzten Bundestagswahl nach den genannten die meisten Stimmen erhielten: @fdp, @AfD_Bund und @Piratenpartei.

Hierzu wurde eine Vollerhebung aller Tweets von allen Followern der acht Accounts vom 11.03. bis 17.03. durchgeführt, so dass eine komplette Woche von Montag bis Sonntag abgedeckt ist. In dieser Zeit verschickten die knapp 370.000 Followerder untersuchten Parteienaccountsinsgesamt mehr als 2 Millionen Tweets

*Zum Zeitpunkt unserer Studie folgten 118 Twitter-User allen untersuchten Parteien gleichzeitig. Bei den Accounts @Die_Gruenen und @Piratenpartei gab es wiederum Überschneidungen von 25.000 Followern. (Quelle: eigene Erhebung)    



Die meisten Follower hat mit Abstand die Piratenpartei,welche dementsprechend insgesamt auch die meisten Tweets im Untersuchungszeitraum verschickt haben, dabei aber durchschnittlich nicht am häufigsten twittern. Die erst vor einem Jahr gegründete Alternative für Deutschland (AfD) weist demgegenüber zwar die geringste Zahl an Followern auf, die jedoch durchschnittlich am meisten Tweets verschickt haben. Bezogen auf die Anzahl der pro Person verschickten Tweets waren die Follower der CDU am inaktivsten auf Twitter.

Krim-Krise bewegt die Parteien-Follower am meisten


Untersucht man die Themen anhand der benutzten Hashtags zeigt sich ein deutliches Interesse an politischen Inhalten. Selbstverständlich handelt es sich bei den Followern der Parteienaccounts um Twitter-User, die einen besonderen Hang zu politischen Themen haben. Dass politische Inhalte jedoch so deutlich gegenüber Unterhaltung überwiegen, mag einige überraschen, die mit Twitter nur Justin Bieber oder Katzenbilder verknüpfen.

So sprachen die Follower neben dem alles überstrahlenden Hoeneß-Prozess (Hashtags: #hoeness und #hoeness) hauptsächlich über die Krim-Krise (Hashtags: #ukraine, #krim, #crimea, #eu und #putin). Die genannten Hashtags domieren die Timelines aller untersuchten Twitterer, unabhängig von der Partei, der sie folgen.

Im Folgenden die 10 meist genutzten Hashtags der CDU-Follower, die in ihrer Zusammensetzung exemplarisch stehen kann.

Meist genutzte Hashtags der CDU-Follower (11.03. - 17.03.)













 




Es sind jedoch auch interessante Unterschiede bei der Themenwahl zwischen den Parteienfollowern zu entdecken: So beschäftigten sich die Follower von SPD, Grünen, Linke und Piraten verstärkt mit dem Transatlantischen Freihandelsabkommen (#ttip). Bei CDU, CSU, FDP und AfD schafft es dieses Thema jedoch nicht unter die Top 10. Die CSU-Follower wiederum twittern verstärkt über die bayrische Kommunalwahl vom letzten Sonntag. Das zugehörige Hashtag #kwby14 spielt bei den anderen Parteien wiederum keine Rolle.

Nur wenige Spitzenpolitiker erreichen Ihre Anhänger auf Twitter



Wie häufig nennen die Follower eines Accounts die betreffende Partei mit @-Mention 

Eine weitere Auswertungsmethode ist die 
Analyse der @-Mentions, d.h. die Frage danach, wie oft die Follower der Parteien-Accounts den zugehörigen Account direkt adressieren oder nennen. Interessant sind diese Werte insbesondere, da sie auch Aufschluss über die Retweets der Parteientweets geben können. Tauchen besonders häufig @-Replies der Partei auf, kann man daraus (auch) schließen, dass die Partei ihre Follower mit den eigenen Inhalten erreicht und diese darauf mit Retweets oder Antworten reagieren. 

Außer den Piraten und der AfD erreichen die Parteien ihre Follower nur sehr schlecht via Twitter. Die User sprechen sehr selten über die Partei (und nennen dabei den Account) und teilen nur selten Inhalte der Parteienaccounts mit Mention. 

Twitter-Account Sigmar Gabriel (SPD)
Noch deutlicher lässt sich dies bei den Spitzenpolitikern feststellen: So taucht der Account @sigmargabriel nicht einmal bei den SPD-Followern unter den Top 50 am häufigsten genannten Twitteraccounts auf, ebenso wie z.B. Jürgen Trittinbei Grünen-Followern. Der Unterschied: Sigmar Gabriel hat einen Monat nach der Bundestagswahl seine Twitteraktivitäten eingestellt, Jürgen Trittin bzw. sein Team wiederum twittern täglich. Als einer der wenigen Spitzenpolitikern schafft es @gregorgysi zumindest von den Linke-Followern auffällig genannt zu werden (Rang 4).

Es gibt zudem Politiker-Accounts, die parteiübergreifend besonders häufig genannt werden, z.B. @regsprecher, @martinschulz, @goeringeckardt und mit Abstrichen auch @gregorgysi. Der Regierungssprecher Steffen Seibert kann hier als positives Beispiel genannt werden, wie die User auf Twitter auch parteiübergreifend adressiert werden können. Hinzu kommt, dass Angela Merkel keinen Twitter-Account hat und so Seiberts @regsprecher oft als Ersatz adressiert wird.

Der SPD-Europapolitiker Martin Schulz wiederum ist vor kurzem in die Kritik geraten, da er auch seinen Twitter-Account als EU-Parlamentspräsident für Wahlkampfzwecke nutzt. Auch Kathrin Göring-Eckardt wird sich über die momentane Aufmerksamkeit nicht unbedingt freuen können, da sie doch durch ein zweifelhaftes Bild bezüglich der Krim-Krise die Kritik der Twitterer auf sich zog.


FAZIT


Das deutsche Twitter ist durchaus (auch) eine politische Plattform. Die Follower der deutschen Parteien sind sehr an politischen Themen interessiert. Besonders die Krim-Krise beschäftigt die User. Die großen deutschen Parteien schaffen es jedoch nicht, ihre Follower über diesen Kanal zu erreichen, sei es mit eigenen Themen oder den eigenen Accounts. Besonders bei Spitzenpolitikern ist in der Twitternutzung bzw. der Resonanz auf die eigenen Inhalte viel Luft nach oben. 

Es gibt jedoch auch Ausnahmen: Neben dem @regsprecher und dem unter Linken-Followern populären @gregorgysi kann momentan besonders die AfD das Twitterpotential für sich nutzen.


Die komplette Studie kann hier abgerufen werden.


Autor: 

Social-Media-Redakteur Tame.it
Tobias Wagner
Tobias Wagner ist Social Media Redakteur bei Tame (www.tame.it), der ersten Kontextsuchmaschine für Twitter. Tame liefert auf einen Blick die relevanten Inhalte, Themen und Nutzer aus dem Twitter-Netzwerk. 


 







Die Studie ist exklusiv im Handelsblatt erschienen.

Regierungskommunikation: Die Bundesregierung erreicht junge Bürger nicht

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Dies ist ein Gastbeitrag von Madlen Leukefeld M.A. Die vorliegenden Ergebnisse sind Auszüge aus ihrer Masterarbeit„‘Erstwähler und Regierungskommunikation‘ Eine quantitative Analyse der Motive für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung“ vom Oktober 2013. 

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Seit dem Aufkommen des Internets als neues Medium hat sich die Struktur des deutschen Mediensystems zum Teil grundlegend modifiziert. Auch die Politik musste sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Bereits seit Ende der 90er Jahre setzen deutsche Regierungen auf Online-Formen der Regierungskommunikation. Profile auf sozialen Netzwerken stellen längst keine Seltenheit mehr dar. Die Bundesregierung betreibt einen eigenen YouTube-Channel, der Regierungssprecher twittert regelmäßig und die Bundeskanzlerin betreibt einen eigenen Podcast. Das Internet führte also zu großen Veränderungen des Kommunikationsverhaltens der Gesellschaft. Besonders die jüngeren Generationen – die sogenannten „Digital Natives“ – haben sich der Logik des Mediums Internet komplett angepasst. 
 
Diese Arbeit setzte sich mit der Betrachtung des Nutzungsverhaltens eben dieser Gruppe hinsichtlich der Regierungskommunikation im Netz auseinander. So sollten neben einer einfachen Nutzungsabfrage besonders die Motive betrachtet werden. Zur besseren Klassifizierung wurden die Formen der Regierungskommunikation im Netz strukturiert nach Plattformen – also konkreten Websites - und deren Inhalten - den informativen, multimedialen und interaktiven Angeboten. Einen Überblick über die konkreten Formen geben die Abbildungen 1 und 2. 



Abb. 1: Online-Plattformen der Bundesregierung
In einer Online-Befragung wurden Nutzungshäufigkeiten von Regierungs-kommunikation im Internet ermittelt, um so einen Überblick über das generelle Interesse an derartigen Angeboten zu erhalten. Zudem sollten die verschiedenen Motive herausgearbeitet und in einen Wirkungszusammenhang mit der Nutzung dieser Kommunikationsformen gebracht werden. Die Auswahl der Befragungsteilnehmer beschränkte sich auf Erstwähler aus dem Raum Berlin. Die Stichprobe umfasste 62 Personen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren. Die Teilnehmer zeigten ein für diese Personengruppe typisches Mediennutzungsverhalten mit hohem Internetkonsum und einer Vorliebe für Soziale Netzwerke. 


Abb. 2: Klassifikation der Angebotsformen von Regierungs-
kommunikation im Internet

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten ein eher mangelndes Interesse an Plattformen und Angeboten der Bundesregierung im Netz (siehe Abbildung 3). Die Hauptwebsites bundesregierung.deund bundeskanzlerin.dewerden nur selten frequentiert - 92 Prozent der Befragten nutzen diese nie. Die Seiten der Bundesministerien nutzen immerhin ein Viertel und die verschiedenen Kampagnenseiten knapp 20 Prozent. Die Profilseiten auf sozialen Netzwerken und der YouTube-Kanal der Bundesregierung konnten kaum nennenswerte Ergebnisse hervorbringen.

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Abb. 3: Häufigkeit der Nutzung von Online-Plattformen der Bundesregierung (Angaben in Prozent)


Auch für die Inhalte fallen die Resultate ähnlich aus (siehe Abbildung 4). Fast 40 Prozent der Befragten rufen zumindest selten Informationen zu Themen und Fachgebieten ab. Immerhin 16 Prozent der jungen Erwachsenen lesen gelegentlich Pressemitteilungen. Vereinzelt werden einige der informativen Angebote auch wöchentlich oder täglich genutzt, aber der Großteil interessiert sich offenbar nicht dafür.

Multimediale Angebote werden von gut sechs Prozent der Teilnehmer täglich aufgerufen und der Merkel-Podcast wird von immerhin 13 Prozent selten genutzt. Bei den interaktiven Angebotsformen fällt einzig der „Gefällt-mir-Button“ von Facebook mit 25 Prozent seltener oder monatlicher Nutzung ins Gewicht. Insgesamt scheint also das Interesse an Online-Regierungskommunikation eher gering zu sein oder das Angebot ist einfach nicht bekannt.

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Abb. 4: Häufigkeit der Nutzung von Online-Angebote der Bundesregierung (Auswahl; Angaben in Prozent)
Die Auswertung der Motivanalyse brachte einige neue und unerwartete Erkenntnisse, konnte aber auch Annahmen der Untersuchung bestätigen. Abbildung 5 gibt einen Überblick über die herausgearbeiteten Motivdimensionen. Information und Unterhaltung stellten sich als wichtige Motive der Nutzung von Regierungsangeboten im Internet heraus. Auch Politische Kommunikation als eine Form der sozialen Interaktion erwies sich als bedeutendes Nutzungsmotiv. Zudem konnte die Annahme bestätigt werden, dass das Interesse an technischen Neuheiten und Popularität ebenfalls Gründe für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung darstellen.

Übersicht

Abb. 5: Nutzungsmotive der verschiedenen Angebotsformen der Regierung im Internet
Hinsichtlich der Relationen von ermittelten Motiven und der Nutzung der verschiedenen Angebotsformen stellte sich zum einen heraus, dass entgegen der Annahmen kein großer Zusammenhang zwischen dem Unterhaltungsbedürfnis und dem Konsum des Multimediarepertoires der Bundesregierung besteht. Zum anderen stehen Popularität und die Nutzung von Fotos und Videos in einem positiven Zusammenhang. Anscheinend steigert das Veröffentlichen jener Inhalte auf sozialen Netzwerken die Beliebtheit im Freundeskreis.

FAZIT 


Die Analyse bestätigte den jungen Menschen ein mangelndes Interesse an Online-Angeboten der Bundesregierung. Dennoch wurden wichtige Motive herausgearbeitet, die die Regierungskommunikation bedienen könnte.

Ein Hauptproblem der Angebote im Netz stellt deren primäre Ausrichtung auf die eigene Repräsentation und die simple Informationsweitergabe dar. Es fehlt an interaktiven Funktionen, die den jungen, interessierten Bürger tatsächlich am politischen Geschehen teilhaben lassen. Das Internet bietet heute so viele Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung, derer man sich zukünftig mehr bedienen sollte.


Autorin: 
 
Madlen Leukefeld

Madlen Leukefeld, M.A. studierte Medien und Politische Kommunikation an der Freien Universität Berlin. Die vorliegenden Ergebnisse sind Auszüge aus ihrer Masterarbeit„‘Erstwähler und Regierungskommunikation‘ Eine quantitative Analyse der Motive für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung“ vom Oktober 2013.
Twitter: @MadlenLeukefeld 






 

Spitzenpolitiker bei Twitter - Das erste Mal

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#Twitter ist vor wenigen Tagen acht Jahre alt geworden. Kinder in diesem Alter bekommen Lego-Männchen Mädchen, ein neues Smartphone oder aber auch Uhrzeitkrebse.

In diesem Fall beschenkte aber das Geburtstagskind die mitfeiernden Twitterati. Mit einem neuen sehr schönen Tool namenes #FirstTweet. In wenigen Sekunden kann man damit den ersten Tweet jedes Twitter-Nutzers aufrufen. Das hat den Vorteil, das man so einfach sehen kann, wann der erste Tweet abgesendet wurde und wie heute bekannte Twitterati damals zaghaft mit Twitter starteten.

Ich habe mir nun einmal die ersten Tweets von einigen Spitzenpolitikern angeschaut und präsentiere hier ausgewählte 140-Zeichen-Prosa.
 

Die Seriösen



Das ist ja mysteriös. Hatte Martin Schulz in der Debatte um die Übertragung seines Twitter-Accounts nicht behauptet, er würde schon seit über 5 Jahren twittern? Glaubt man diesem Tweet, twittert er aber erst seit etwas mehr als 2 Jahren, nämlich genau ab dem Zeitpunkt, als er Präsident des Europäischen Parlamentes wurde.


Der Spätberufene


Die Zweifelende 


Die Neugierigen 


Der Gelangweilte


Der Hungrige


Der Re-Tweeter

Erster Tweet von Dr. Gregor Gysi (Die LINKE.)

Die Sportliche


Die Wartende


Der Hörer 


Der Vollstrecker


Der Vogelfreund


Die Verlinker



Der Fragende 


Die Rednerin 


Der Interviewte


Die Cineastin


Der Insider 


Der Andrea-Nahles-Fan 


Die Inhaltliche 


Die Verrrückte 


Der Transatlantiker


Der Neujahrsempfänger 


Die Kommunikativen




Interessant finde ich, dass viele der ersten Tweets bisher weder gefaved noch re-tweetet wurden, sie sind einfach so in der Twittosphäre untergegangen. Um so schöner, dass es nun ein Musuem der ersten Tweets bei Twitter gibt.

Eine Übersicht über twitternde deutsche Politiker, gerankt nach Followern gibt es drüben bei Pluragraph.de. Die Übersicht aller Bundestagsabgeordneten mit Twitter-Account gibts hier.

Habe ich vielleicht schöne erste Tweets vergessen?
Ich freue mich über Anregungen zu schönen, prosaisch wertvollen Tweets ;)

Alle Studien, Analysen und Best Practice-Beispiele zum Thema Twitter in der Politik gibts in der Kategorie twitter.

Wie Social Media ist die Bundesregierung?

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Logo der Bundesregierung
Seit dem 17. Dezember 2013 ist die neue Bundesregierung (Merkel III) im Amt.
In den kommenden vier Jahren wird nun also ein schwarz-rotes Kabinett die Geschicke des Landes bestimmen.

An den verschiedensten Stellen wurden bereits die digitalen Aktivitäten der Mitglieder der Bundesregierung bewertet und gechecked

Zu diesen Übersichten möchte ich nun einige weitere Zahlen liefern.

Die Grundlagen 


Der Bundesregierung gehören folgende Regierungsvertreter an:

  • 16 Bundesminister (inklusive Bundeskanzlerin Merkel)
  • 5 Staatsminister
  • 28 Parlamentarische Staatssekretäre
  • 27 verbeamtetete Staatssekretäre 
  • 1 Sprecher der Bundesregierung im Status eines Staatssekretärs

Die Große Koaltion ist zwar eine Koaltion aus CDU/CSU und SPD, ihr gehören aber Mitglieder von insgesamt fünf Parteien an: CDU, CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP.

Ein Parteibuch der Grünen haben: Gerd Billen und Rainer Baake.
Ein FDP-Parteibuch hat Stefan Kapfererund Hans-Jürgen Beerfeltz.


Die Zahlen

Quelle: Pluragraph.de
Social-Media-Ranking der Bundesregierung via Pluragraph.de

Von den 77 genannten Mitgliedern der Bundesregierung nutzen aktuell 52 Social Media. 67,5 Prozent der Regierungsmitglieder haben also mindestens einen aktiven Account bei einem der sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, YouTube, Google+, XING, Flickr, MySpace oder Wer kennt wen.

Betrachtet man nur die Minister, Parlamentarischen Staatsekretäre und Staatsminister als "Bundesregierung im engeren politischen Sinne" wird die Quote sogar noch besser. Von den 50 Personen besitzen 47 mindestens ein Social-Media-Profil. Dies ist eine beachtliche Quote von 94 Prozent.

Zum Vergleich: Im Bundestag sind knapp über 95 Prozent der Abgeordneten in Social Media aktiv.

Auf Pluragraph.de gibts das tagesaktuelle Social-Media-Ranking der Mitglieder der Bundesregierung.



Facebook 

 

46 der 77 Mitglieder der Bundesregierung haben ein eigenes Facebookprofil.
60 Pozent der Regierungsmitglieder sind somit bei Facebook angemeldet.

43 von 50 politischen Mitgliedern der Bundesregierung haben ein eigenes Facebookprofil. Dies entspricht 86 Prozent. 

24 der 77Mitglieder der Bundesregierung nutzen ein persönliches Profil. (31,2 Prozent)
20 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung nutzen ein persönliches Profil. (40 Prozent)

33 der 77Mitglieder der Bundesregierung haben eine Fanseite. (42,8 Prozent)
33 der 50politischenMitglieder der Bundesregierung haben eine Fanseite. (66 Prozent)

11 der 16 Bundesminister haben eine eigene Fanseite.
Dies entspricht 68,7 Prozent.

Ein Regierungsmitglied hat im Durchschnitt 18018 Fans.
Ein Minister hat im Durchnschnitt 49624 Fans.

Einen Überblick über alle Facebook-Fanseiten der Mitglieder der Bundesregierung liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 

Twitter 

 

26 der 77 Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 33,8 Prozent aller Regierungsmitglieder.

22 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 44 Prozent

5 der 16 Bundesminister haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 31,2 Prozentaller Minister.

Im Durchschnitt hat ein Regierungsmitglied 12526 Follower bei Twitter.
Ein Minister hat im Durchschnitt 23689 Follower.

Einen Überblick über alle Twitter-Accounts der Mitglieder der Bundesregierung liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 

Youtube

 

18 der 77 Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen YouTube-Account.
Dies entspricht 23,4 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

18 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen eigenen YouTube-Account. Dies entspricht 36 Prozentaller Regierungsmitglieder.

 

 

XING

 


16 der 77 Mitglieder der Bundesregierung haben einen XING-Account.
Dies entspricht 22,5 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

12 der 50 politischen Mitglieder der Bundesregierung haben einen XING-Account. Dies entspricht 24 Prozentaller Regierungsmitglieder.



Google+ 

 

 

11 der 77 Mitglieder der Bundesregierung haben ein Google+-Profil.
Dies entspricht 14,3 Prozentaller Regierungsmitglieder. 

11 von 50 politischen Mitgliedern der Bundesregierung haben ein Google+-Profil. Dies entspricht 22 Prozentaller Regierungsmitglieder.


Auf die Auflistung der anderen Netzwerke verzichte ich an dieser Stelle, da nur vereinzelte Mitglieder der Bundesregierung bei Flickr, Wer kennt wen oder myspace aktiv sind.


Auch das Bundeskanzleramt und die 14 Bundesministerien nutzen Social Media. Das tagesaktuelle Ranking der Bundesministerien auf Pluragraph.de finden Sie hier.
Das Facebook-Ranking der Bundesministerien.
Das Twitter-Ranking der Bundesministerien. 





Ungenutzte Potenziale? Die Facebook-Profile der Bundestagsabgeordneten

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Dies ist ein Gastbeitrag des Jenaer Kommunikationswissenschaftlers Pablo Jost. Der vorliegende Text bezieht sich auf Teile seiner Masterarbeit.

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Logo FSU Jena
Spätestens seit dem (Online-)Wahlkampf von Barack Obama im Jahre 2008 wird das Potenzial des Internets für die politische Kommunikation und Kampagnenführung auch in Deutschland breit diskutiert. Insbesondere die sozialen Medien wie Facebook, Twitter oder YouTube erfahren diesbezüglich einen Bedeutungsgewinn in der öffentlichen Wahrnehmung. Auch unter politischen Akteuren selbst scheint die Einsicht in die Relevanz der sozialen Medien kontinuierlich zu wachsen: Aktuell pflegen  95% der Bundestagsabgeordneten mindestens ein Profil in den sozialen Medien. Mit dieser Entwicklung verbunden ist die Frage, wie sich die politischen Akteure in den sozialen Netzwerken präsentieren. 

Erwartet wird, dass Bürger über soziale Medien substanzielle Informationen über politische Inhalte und Akteure gewinnen können; andererseits zählen Authentizität und Darstellung von Privatheit zu den Leitprinzipien sozialer Netzwerke. Ein Abgeordneter sollte demnach nicht ausschließlich als Mandatsträger sondern gleichsam als Privatpersonüberzeugen können, um so die Voraussetzung für einen Dialog auf Augenhöhe zu schaffen. Um herauszufinden, ob und wie dieser Spagat gelingt, wurden die Profile von 95 Bundestagsabgeordneten untersucht. [1]

Private Angaben der Bundestagsabgeordneten


Zunächst wurde ermittelt, in welchem Maße die Abgeordneten ihre Profile nutzen, um sich mit rollenfernen Angaben als Privatpersonen darzustellen. Insgesamt erhalten die Bürger auf den Profilen der Bundestagsabgeordneten einige Informationen, die nicht in direktem Zusammenhang mit dem politischen Amt stehen. Jedoch werden auf Profilebene kaum allzu tiefe Einblicke ins Privatleben gewährt; vielmehr werden Informationen veröffentlicht, die größtenteils auch auf der Website der Abgeordneten oder auf Wikipedia zu finden sind. So bekennen sich die Abgeordneten am Häufigsten zu ihrer Heimat, ihren religiösen Einstellungen oder machen ihren Beziehungsstatus öffentlich, wobei diese Angabe deutlich häufiger von Abgeordneten mit Privatprofil gemacht wird.

 
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Abb.1: Private Profilangaben der Bundestagsabgeordneten



Angaben, welche explizit auf die Freizeitgestaltung undpersönliche Vorlieben der Abgeordneten abzielen (bspw. Interesse, Aktivitäten, Lieblingsfilmen und -büchern sowie zu Lieblingsfernsehsendungen) werden selten gemacht. Die Kategorien Lieblingsspiel, Lieblingssportler, Lieblingsmannschaft, Lieblingssportarten sowie inspirierende Personen wurden von keinem der Abgeordneten im Sample angegeben bzw. waren nicht öffentlich einsehbar.

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Abb. 2: Rollennahe Profilangaben der Bundestagsabgeordneten
Neben der Vielfalt an privaten bzw. rollenfernen Angaben steht den Abgeordneten eine recht überschaubare Anzahl an standardisierten Möglichkeiten zur Verfügung, Angaben mit mehr oder weniger direktem Bezug zu ihrer politischen Tätigkeit zu machen. 

Die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten macht Angaben zu ihrem aktuellen Arbeitsplatz sowie gut die Hälfte zur Ausbildung, wobei diese Information deutlich häufiger auf Privatprofilen zu finden ist. Berufliche Angaben wurden nur von knapp einem Viertel der Abgeordneten gemacht, was vermutlich der inhaltlichen Überschneidung mit der Angabe zum Arbeitsplatz geschuldet ist. Knapp ein Drittel der Abgeordneten mit Fanpage macht Angaben zu ihrem aktuellen politischen Amt – für Privatprofile ist diese Angabe nicht möglich. Die Darstellung substanzieller politischer Inhalte oder Positionen sieht die Profil-Architektur von Facebook nicht vor. 

Visuelle Selbstdarstellung


Neben den textlichen Möglichkeiten der Selbstdarstellung bietet Facebook seinen Nutzern die Möglichkeit, das Profil mit Bildern zu komplettieren. Besonders Bilder eignen sich dazu, den Eindruck von Authentizität und Privatheit zu transportieren. Andererseits können inszenierte Bilder schnell als solche entlarvt werden und damit die nutzerseitigen Authentizitätserwartungen enttäuschen.[2]

Insgesamt halten sich die natürlichen und inszenierten Bilder in etwa die Waage. Auf Fanseiten ist der Anteil der Inszenierung etwas größer als auf Privatprofilen. Dies gilt gleicher Maßen für Profil- und Titelbilder.

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Abb. 3: Visuelle Inszenierung auf Profil- und Titelbildern der Bundestagsabgeordneten







 

 

Formale Voraussetzung für Kontaktaufnahme und Dialog


Weiter wurde untersucht, in welchem Ausmaß die Abgeordneten den Bürgern die formale Möglichkeit zum Dialog auf ihren Profilen einräumen. Die entsprechenden Profileinstellungen sind die notwendige Voraussetzung, dass überhaupt Dialog zwischen Bürgern und Mandatsträgern entstehen kann.

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Abb. 4: Formale Möglichkeiten zu Kontaktaufnahme und Dialog mit Bundestagsabgeordneten




















Insgesamt veröffentlicht nur rund ein Drittel der Abgeordneten eine Telefonnummer. Etwas größer ist die Bereitschaft der Abgeordneten, ihre Mailadresse anzugeben. Die Abgeordneten zeigen sich prinzipiell offen für die direkte persönliche Kontaktaufnahme: Nahezu alle der Abgeordneten bieten den Nutzern die Möglichkeit, sie mit einer Facebook-Nachricht zu kontaktieren. Die Möglichkeiten zum öffentlichen Dialog durch Kommentierung räumen deutlich über die Hälfte der Abgeordneten ein; wobei diese Option in den Profileinstellungen von Fanseiten nicht untersagt werden kann, die Abgeordneten also ihre Statusnachrichten quasi unter Zwang der Kommentierung preisgeben. 

Auf das Dialogangebot mit dem größten nutzerseitigen Mitbestimmungspotenzial – nämlich Nutzern das Erstellen öffentlich einsehbarer Posts auf der eigenen Pinnwand zu gestatten – lässt sich immerhin gut ein Drittel der Abgeordneten ein, wobei besonders Abgeordnete mit Fanpage diese freie Form des öffentlichen Dialogs einräumen.


Fazit


Insgesamt präsentieren sich die Abgeordneten vor allem in ihrer Rolle als Politiker und geben wenig private Informationen preis. Damit wird der Anspruch auf Darstellung von Privatheit (und dem damit erhofften Abbau des hierarchischen Gefälles zwischen Mandatsträgern und Bürgern) nur bedingt erfüllt. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass mögliche relevante politische Inhalte nicht durch die Privatisierung der Profile überlagert werden. 

Positiv ist die überwiegende Offenheit für eine Kontaktaufnahme oder gar den Dialog mit den Bürgern. Die formale Offenheit sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass dessen tatsächliche Umsetzung vielmals hinter den (optimistischen) Erwartungen zurückbleibt.



Autor: 
Pablo Jost
Pablo Jostist seit September 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaftder Universität Jena und forscht zur politischen Kommunikation insbesondere in sozialen Onlinenetzwerken.
Auf Twitter: @pbjost











[1] Die Untersuchung ist Teil der Masterarbeit des Verfassers mit dem Titel „Politiker im #Neuland – Untersuchung zur Kommunikation von Bundestagsabgeordneten auf Facebook“. Die Ergebnisse beziehen sich auf eine Zufallsstichprobe von 49 Fanseiten (52%) und 46 Privatprofilen (48%) von Bundestagsabgeordneten im Mai 2013. Berücksichtig wurden alle öffentlich einsehbaren Profilangaben.

[2] Zu den Attributen einer Inszenierung zählen bspw. der Eindruck, der Politiker und andere Personen widmen ihre Aufmerksamkeit primär der Kamera oder bestimmte Bildelemente, die darauf schließen lassen, dass es sich um ein professionelles Fotoshooting handelt - also ein Ereignis, das ausschließlich zur Produktion von Fotomaterial herbeigeführt wurde.




So viel Hip Hop war noch nie in der deutschen Politik

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Gerne erinnerndieMedien an eine Zeit, als Vize-Kanzler Sigmar Gabriel noch Bundespopbeauftragter der alten Tante SPD war. Von vielen Journalisten, Politikern und Beobachtern in der "Berliner Republik" wird er auch heute noch liebevoll - in Anlehnung an Iggy Pop - "Siggy Pop" genannt.

Soweit so gut, die 90er Jahre sind aber leider heute nur noch ein Eintrag im Geschichtsbuch. Nur gut, dass Jan Böhmermann und das neo magazin das musikalische Erbe dieser Zeit hochhalten.



Welche Musik gibt heute in der Politik den Ton an? 


Ich habe den Verdacht, dass es der salonfähig gewordene Hip Hop ist.
Beweise gefällig?

Portraitfoto mit Hoodie
Robert Bläsing (FDP)
Bereits seit dem Jahr 2011 fungiert der Hamburger FDP-Bürgerschaftsabgeordnete Robert Bläsing neben seiner Funktion als Vorsitzender des Europaausschusses, auch als "hiphoppolitischer Sprecher" der Hamburgischen Bürgerschaft.

Was war passiert? In einer Rede, in der er das sogenannte "Pay as you go"-Prinzip  erläuterte, zitierte er zu bessereren Verständlichkeit die Hiphop-Combo Absolute Beginner feat. Das Bo und ihr Lied "K2".


Im Lied "K2" heißt es wörtlich:
Ich hab ´n Mikroskop gib mir dein Telefon
du kriegst ´n Teleskop zurück dann hab ich auch ´n Mikrofon
Und genau diese Zeilen waren Teil der Haushaltsrede von Robert Bläsing.
Die ganze Geschichte habe ich hier aufgeschrieben
 
Joschka Langenbrinck (SPD)
Das man Politik und Rap miteinander verbinden muss, um an ganz neue und politikferne Zielgruppen ranzukommen hat auch der Berliner SPD-Politiker Joschka Langenbrinck erkannt. Der Neuköllner sitzt im Abgeordnetenhaus und kümmert sich dort schwerpunktmäßig um das Thema Bildung.

Und genau bei dieser setzt er auf den Hip Hop in Person des Rappers Can Benici a.k.a. Exxar. So unter anderem beim Projekt "Hip Hop macht Schule", dass er unterstützt und bei der Abschlußpräsentation Politik und Sprechgesang mixen lässt



Das man mit Rap aber nicht nur kleine Kinder begeistern kann, sondern auch den politischen Gegner derbe dissen kann, zeigt ebenfalls die SPD. Nach dem sensationellen Boxball-Video von Andrea Nahles im letzten Bundestagswahlkampf gibt es nun etwas Neues aus dem SPD-Parteivorstand Sven Haetscher, Mitarbeiter im Onlineteam der SPD, postete vor wenigen Tagen dieses 10 Sekunden Martin Schulz vs. Jean-Claude Juncker-Kleinod-Battle auf Instagramm.

 
Quelle: 16bars.de/
Bastian Fleig
Und nicht nur im Wahlkampf ist der Rap bei der SPD angekommen, sogar in der Exekutive hat er sich breit gemacht. Seit Februar 2014 spricht ein ehemaliger Rapper für den stellvertretenden Ministerpräsidenten und Finanzminister von Baden-Württemberg. Nils Schmid (SPD) hat sich mit Bastian Fleig einen waschechten "Goldstandard" ins Team geholt. Bin gespannt, wann die erste Pressemitteilung im Versmaß erscheint.  





Holger Burner (Die LINKE.)
Nicht ganz so erfolgreich sind die Rapper bei den Linken, im Jahr 2011 kandidierte der "linksextreme Gewaltrapper"Holger Burner für Die LINKE bei den Hamburger Bürgerschaftswahlen. Dies erzeugte zwar einige uncharmante Diss-Reflexe bei der CDU, aber die extremen Reime reichten am Ende nicht für einen Platz im Hamburger Landesparlament. Wobei ich ein Battle Burner vs. Bläsing durchaus interessant gefunden hätte. 


Was die Sozen können, das kann die CSU natürlich schon lange, dachte sich deren Kandidat Fabian Giersdorf und veröffentlichte im letzten Kommunalwahlkampf, das über die Grenzen von Roth bekannt gewordene"Chabo"-Plakat. Ich lasse es einfach mal so wirken. (Quelle: kraftfuttermischwerk.de)

Fabian Giersdorf (CSU)
Und noch ein letztes Beispiel von Politik und Rap: Auch die FDP aus NRW setzte im letzten Landtagswahlkampf 2012 auf Hip Hop und den Künstler Jaice. Dieser durfte in einer gelben Trainingsjacke "Mein NRW" besingen. Leider ist das Video nicht mehr abrufbar. Entweder Jaice oder die FDP können sich damit wohl nun nicht mehr identifizieren?


Gibt es noch weitere schöne Beispiele, wo Popkultur auf politische Popbeauftragte trifft und Hip Hop parteipolitisch wird?

Ach ja Bushido und seine PR-trächtigen Zeilen über Gewaltphantasien und Politiker habe ich hier bewusst nicht erwähnt.


 



Regierungskommunikation: Die Bundesregierung erreicht junge Bürger nicht

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Dies ist ein Gastbeitrag von Madlen Leukefeld M.A. Die vorliegenden Ergebnisse sind Auszüge aus ihrer Masterarbeit„‘Erstwähler und Regierungskommunikation‘ Eine quantitative Analyse der Motive für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung“ vom Oktober 2013. 

Philologische Bibliothek der FU Berlin
Seit dem Aufkommen des Internets als neues Medium hat sich die Struktur des deutschen Mediensystems zum Teil grundlegend modifiziert. Auch die Politik musste sich den neuen Gegebenheiten anpassen. Bereits seit Ende der 90er Jahre setzen deutsche Regierungen auf Online-Formen der Regierungskommunikation. Profile auf sozialen Netzwerken stellen längst keine Seltenheit mehr dar. Die Bundesregierung betreibt einen eigenen YouTube-Channel, der Regierungssprecher twittert regelmäßig und die Bundeskanzlerin betreibt einen eigenen Podcast. Das Internet führte also zu großen Veränderungen des Kommunikationsverhaltens der Gesellschaft. Besonders die jüngeren Generationen – die sogenannten „Digital Natives“ – haben sich der Logik des Mediums Internet komplett angepasst. 
 
Diese Arbeit setzte sich mit der Betrachtung des Nutzungsverhaltens eben dieser Gruppe hinsichtlich der Regierungskommunikation im Netz auseinander. So sollten neben einer einfachen Nutzungsabfrage besonders die Motive betrachtet werden. Zur besseren Klassifizierung wurden die Formen der Regierungskommunikation im Netz strukturiert nach Plattformen – also konkreten Websites - und deren Inhalten - den informativen, multimedialen und interaktiven Angeboten. Einen Überblick über die konkreten Formen geben die Abbildungen 1 und 2. 



Abb. 1: Online-Plattformen der Bundesregierung
In einer Online-Befragung wurden Nutzungshäufigkeiten von Regierungs-kommunikation im Internet ermittelt, um so einen Überblick über das generelle Interesse an derartigen Angeboten zu erhalten. Zudem sollten die verschiedenen Motive herausgearbeitet und in einen Wirkungszusammenhang mit der Nutzung dieser Kommunikationsformen gebracht werden. Die Auswahl der Befragungsteilnehmer beschränkte sich auf Erstwähler aus dem Raum Berlin. Die Stichprobe umfasste 62 Personen im Alter zwischen 17 und 22 Jahren. Die Teilnehmer zeigten ein für diese Personengruppe typisches Mediennutzungsverhalten mit hohem Internetkonsum und einer Vorliebe für Soziale Netzwerke. 


Abb. 2: Klassifikation der Angebotsformen von Regierungs-
kommunikation im Internet

Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten ein eher mangelndes Interesse an Plattformen und Angeboten der Bundesregierung im Netz (siehe Abbildung 3). Die Hauptwebsites bundesregierung.deund bundeskanzlerin.dewerden nur selten frequentiert - 92 Prozent der Befragten nutzen diese nie. Die Seiten der Bundesministerien nutzen immerhin ein Viertel und die verschiedenen Kampagnenseiten knapp 20 Prozent. Die Profilseiten auf sozialen Netzwerken und der YouTube-Kanal der Bundesregierung konnten kaum nennenswerte Ergebnisse hervorbringen.

Balkendiagramm

Abb. 3: Häufigkeit der Nutzung von Online-Plattformen der Bundesregierung (Angaben in Prozent)


Auch für die Inhalte fallen die Resultate ähnlich aus (siehe Abbildung 4). Fast 40 Prozent der Befragten rufen zumindest selten Informationen zu Themen und Fachgebieten ab. Immerhin 16 Prozent der jungen Erwachsenen lesen gelegentlich Pressemitteilungen. Vereinzelt werden einige der informativen Angebote auch wöchentlich oder täglich genutzt, aber der Großteil interessiert sich offenbar nicht dafür.

Multimediale Angebote werden von gut sechs Prozent der Teilnehmer täglich aufgerufen und der Merkel-Podcast wird von immerhin 13 Prozent selten genutzt. Bei den interaktiven Angebotsformen fällt einzig der „Gefällt-mir-Button“ von Facebook mit 25 Prozent seltener oder monatlicher Nutzung ins Gewicht. Insgesamt scheint also das Interesse an Online-Regierungskommunikation eher gering zu sein oder das Angebot ist einfach nicht bekannt.

Balkendiagramm

Abb. 4: Häufigkeit der Nutzung von Online-Angebote der Bundesregierung (Auswahl; Angaben in Prozent)
Die Auswertung der Motivanalyse brachte einige neue und unerwartete Erkenntnisse, konnte aber auch Annahmen der Untersuchung bestätigen. Abbildung 5 gibt einen Überblick über die herausgearbeiteten Motivdimensionen. Information und Unterhaltung stellten sich als wichtige Motive der Nutzung von Regierungsangeboten im Internet heraus. Auch Politische Kommunikation als eine Form der sozialen Interaktion erwies sich als bedeutendes Nutzungsmotiv. Zudem konnte die Annahme bestätigt werden, dass das Interesse an technischen Neuheiten und Popularität ebenfalls Gründe für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung darstellen.

Übersicht

Abb. 5: Nutzungsmotive der verschiedenen Angebotsformen der Regierung im Internet
Hinsichtlich der Relationen von ermittelten Motiven und der Nutzung der verschiedenen Angebotsformen stellte sich zum einen heraus, dass entgegen der Annahmen kein großer Zusammenhang zwischen dem Unterhaltungsbedürfnis und dem Konsum des Multimediarepertoires der Bundesregierung besteht. Zum anderen stehen Popularität und die Nutzung von Fotos und Videos in einem positiven Zusammenhang. Anscheinend steigert das Veröffentlichen jener Inhalte auf sozialen Netzwerken die Beliebtheit im Freundeskreis.

FAZIT 


Die Analyse bestätigte den jungen Menschen ein mangelndes Interesse an Online-Angeboten der Bundesregierung. Dennoch wurden wichtige Motive herausgearbeitet, die die Regierungskommunikation bedienen könnte.

Ein Hauptproblem der Angebote im Netz stellt deren primäre Ausrichtung auf die eigene Repräsentation und die simple Informationsweitergabe dar. Es fehlt an interaktiven Funktionen, die den jungen, interessierten Bürger tatsächlich am politischen Geschehen teilhaben lassen. Das Internet bietet heute so viele Möglichkeiten der aktiven Mitgestaltung, derer man sich zukünftig mehr bedienen sollte.


Autorin: 
 
Madlen Leukefeld

Madlen Leukefeld, M.A. studierte Medien und Politische Kommunikation an der Freien Universität Berlin. Die vorliegenden Ergebnisse sind Auszüge aus ihrer Masterarbeit„‘Erstwähler und Regierungskommunikation‘ Eine quantitative Analyse der Motive für die Nutzung von Online-Angeboten der Bundesregierung“ vom Oktober 2013.
Twitter: @MadlenLeukefeld 






 

Wahlkampf 2013: Zwischen E-Campaigning-Euphorie und Ernüchterung

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Dies ist ein Gastbeitrag von Lukas Hellbrügge, Absolvent des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft an der LMU München. Die gesamte Studie, die den Internetwahlkampf im Rahmen der Bundestags- und der Landtagswahl in Bayern 2013 untersucht, ist hier abrufbarDer Autor studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Jura. Er ist als Filmemacher und Dozent für den Bayerischen Rundfunk sowie für Stiftungen, Ministerien, Parteien und PR-Agenturen tätig.

Logo LMU München
Im Bundestagswahlkampf 2009 herrschte mit Blick auf E-Campaigning Goldgräberstimmung: Die Welt der politischen Kommunikation blickte auf einen US-Präsidentschaftswahlkampf, in der es vor allem Barack Obama gelang, Bürger auch im Internet an sich zu binden und vor allem zu mobilisieren. Nach der Wahl in Deutschland zeigte sich jedoch schnell, dass die Erwartungen in deutlichem Kontrast zu den Ergebnissen standen– nur knapp ein Drittel der deutschen Wahlbevölkerung informierte sich 2010 überhaupt online, wie es in einer Studie der Uni Hohenheim zu lesen ist.

Nun hatten sich jedoch in der Legislaturperiode 2009/2013 Technologien und Nutzungsverhalten weiter entwickelt, immer mehr Nutzer meldeten sich in sozialen Netzwerken an, sahen auf Videoplattformen Filme und entwickelten eine größere Bereitschaft, auch im Internet Geldgeschäfte abzuwickeln. Diese Entwicklung – in Verbindung mit dem ernüchternden Blick auf den Online-Wahlkampf 2009 war der Anlass, die Kampagnen der Parteien zur Bundestagswahl und zur bayerischen Landtagswahl 2009 prospektiv zu untersuchen, um die Relevanz des Internets für aktuelle Wahlkämpfe fundiert darstellen zu können. Grundlage für die prospektiv angelegte Studie (Erhebungszeitraum: 15.12.2012 bis 25.02.2013) sind Experteninterviews mit den verantwortlichen Kampagnenmanagern der im Bundestag und im Bayerischen Landtag gleichermaßen vertretenen Parteien.

Das Ergebnis: Die Parteien haben ihre Lehren aus 2009 gezogen – keiner der befragten Akteure ging im Vorfeld der 2013er-Kampagnen mehr von einer Rolle des Internets als „Game-Changer“ aus. Die Kampagnenplanung erfolgte pragmatisch – ohne dabei jedoch Aktivitäten im Internet zu vernachlässigen. So gingen die Verantwortlichen davon aus, dass sie insbesondere die eigenen Mitglieder über soziale Netzwerke besonders gut erreichen und mobilisieren können. Eine Verlagerung von Aktivitäten aus der Offline-Welt ins Internet war an keiner Stelle geplant – vielmehr eine Verzahnung von Internetwahlkampf und den gewohnten Kampagnenbausteinen.

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Die Leitfrage der Studie nach spezifischen Zielen und Strategien, die mit dem Internetwahlkampf verbunden sind, erfordert eine differenzierte Antwort – denn es lassen sich durchaus unterschiedliche Herangehensweisen herauslesen: So formulierte beispielsweise die SPD im Bund die Strategie, über das Internet neue offline-Kontakte zu generieren– beispielsweise indem Wähler auf Veranstaltungen aufmerksam gemacht werden. Bei der CDU und der FDP wollte man online durchaus einen Dialog mit dem Wähler suchen – hierfür sollten auch professionelle Kontaktmanagementsysteme eingesetzt werden.

Auf Landesebene setzte die Bayern-SPD besonders auf den Aufbau eines Unterstützernetzwerkes, die Grünen unterstützten ihre Kandidaten beim Aufbau persönlicher Profile in den sozialen Netzwerken und die FDP Bayern sah vor allem das Thema Netzpolitik im Fokus der Internetkampagne. Alle Parteien verfolgten das Ziel, über das Internet Unterstützer zu akquirieren und zu koordinieren. Insgesamt – und darauf wurde bereits hingewiesen – war E-Campaigning für die Parteien aber auch 2013 eine große Imagefrage. Dies zeigt sich beispielsweise auch an den vorgehaltenen Spenden-Tools, die trotz geringer Erwartungen trotzdem angeboten werden sollten.

@twitter_politik
Twitter-Account @twitter_politik
Besonders die Plattform Twitter hatte im Bereich der soziale Netzwerke für die befragten Experten eine hohe Relevanz, wenn es um die Ansprache von Multiplikatoren und Journalisten geht. Der Kommunikationsdienst ist inzwischen auch für die Beeinflussung der Berichterstattung der Massenmedien von Relevanz – bei der Bundes-SPD sollten deshalb einflussreiche Nutzer auch zu persönlichen Gesprächen eingeladen werden. Wenn es um die Ansprache von Meinungsführern in Verbänden und Vereinen geht, betonten die Experten jedoch insgesamt die Bedeutung der persönlichen Ansprache.

https://www.cduplus.cdu.de/
Logo Mitmachportal CDUplus
Eine besonders hohe Relevanz konnte bei allen Parteien für den Bereich der Mobilisierung helfender Hände für den Wahlkampf festgestellt werden. Die Möglichkeit, schnell und unkompliziert mit der Basis zu kommunizieren, in geschützten Bereichen Materialien bereit zu stellen und auch über Slogans und Werbemittel abstimmen zu lassen, wurde bei allen Parteien als besonders gut geeignet befunden. Die Problematik ergibt sich jedoch hier aus der Exklusion älterer Menschen – die FDP im Bund bot hier mit einem eigenen Freiwilligen-Team als Schnittstelle zwischen Internet und Offline-Welt einen möglichen Lösungsansatz.

Insgesamt war jedoch bei allen Parteien der Tenor zu erkennen, dass der Bereich E-Campaigning nicht als absolut gesetzt werden darf.Es sei wichtig, im Internet präsent zu sein, der persönliche Kontakt und andere Wahlkampfinstrumente würden aber auch in den Wahlkämpfen 2013 nach wie vor eine große Rolle spielen. Hier stelle sich auch eine leicht veränderte Haltung im Vergleich zum Bundestagswahlkampf 2009 dar. Trotzdem deuteten höhere Budgets und ausgebaute Online-Teams daraufhin, dass E-Campaigning 2013 insgesamt eine höhere Relevanz zugemessen würde, als es noch 2009 der Fall war.

Fazit


Mit Blick auf die im Internet derzeit besonders gut erreichbaren Zielgruppen und die beschriebenen Nutzerstrukturen von politischen Webseiten wie sozialen Netzwerken waren die Parteien 2013 insgesamt gut beraten, den Offline-Wahlkampf zu Gunsten von E-Campaigning nicht zu vernachlässigen. Denn die politischen Internetinhalte erreichen meist diejenigen, die sich bereits einer Partei zugehörig fühlen – insbesondere gilt dies für die sozialen Netzwerke: Denn hier müssen sich die Nutzer für andere sichtbar im halb-öffentlichen Raum für eine Partei bekennen – die Partei-Wähler-Bindung muss hier also bereits relativ stark ausgeprägt sein.

Autor

Lukas Hellbrügge ist Absolvent des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaft an der LMU München. Er studierte Politikwissenschaft, Soziologie und Jura und ist als Filmemacher und Dozent für den Bayerischen Rundfunk sowie für Stiftungen, Ministerien, Parteien und PR-Agenturen tätig.








Warum die Kommunalpolitik ins Internet gehen sollte

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Ein Blog goes Papier. Im Magazin "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner siebten Kolumne  in der AusgabeApril/Mai 2014 gehe ich der Frage nach: Wie wichtig ist das Internet für die Kommunalpolitik?

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

2014 ist ein Superwahljahr: In elf Bundesländern werden Kreistage, Städte- und Gemeinderäte, sowie Bürgermeister und Landräte gewählt. Wahlexperten gehen von über 100.000 zu besetzenden Mandaten mit weit über 250.000 Kandidaten aus.

Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Logo Netzallianz des BMVI
Noch gehört das Internet nicht für jeden Bürger in jeder Gemeinde zum Alltag. Das soll sich mit der neuen Bundesregierung ändern: Sie hat den Breitbandausbau zu einer ihrer Hauptaufgaben gemacht. Spätestens mit der Verfügbarkeit von „schnellem Internet“ auf der Schwäbischen Alb und im wenig bevölkerten Mecklenburg-Vorpommern werden sich die Wähler künftig auch hier stärker im Internet politisch informieren. Schon heute gehört  das Internet zu den Hauptinformationsquellen der Wähler -  auch lokalen Bereich. 

Immer öfter höre ich deshalb die Frage: Wie wichtig ist eigentlich das Internet im Kommunalwahlkampf? Um es kurz zu machen: Es sollte schon heute fester Bestandteil in der Kommunalpolitik sein.

Sie sind schon drin

      

Hyperlokale Nachrichtenangebote
Logo Eimsbütteler Nachrichten
Dabei stellt sich diese Frage im Jahr 2014 eigentlich nicht mehr – auch wenn man als Kommunalpolitiker in den vergangenen Jahren ganz gut ohne Webseite, Twitter-Account und Wikipedia-Eintrag leben konnte. Denn: Ihre potentiellen Wähler sprechen ohnehin schon über Sie, Ihre Themen und Ihre Partei oder Wählervereinigung; und zwar in Foren, auf Facebook oder in den Kommentarspalten der Lokalzeitungen. Die Frage ist also viel mehr: Wollen Sie, dass nur über Sie und Ihre Politik diskutiert wird oder wollen Sie sich auch aktiv an der Diskussion beteiligen? Gehen Sie dahin wo die Diskussionen stattfinden und vertreten Sie Ihre Meinung aktiv: Im Wirtshaus, auf dem Marktplatz – und im Netz.

Verschaffen Sie sich einen Überblick 


Unabhängig vom Aktivitätsgrad sollten Sie sich einen umfassenden Überblick über das politische Geschehen in Ihrer Gemeinde im Netz verschaffen. Setzen Sie hierfür ein Social-Media- und Internetmonitoring auf. Neben dem klassischen Pressespiegel erhalten Sie so den ergänzenden Überblick, wer in Ihrer Kommune, wann, wo und über was online diskutiert. Leiten Sie daraus ab, welche Kanäle sinnvoll für Sie und Ihr begrenztes Zeitbudget sind. Das müssen nicht zwangsläufig Facebook, Twitter und YouTube sein. Oftmals haben sich lokale kleinere Netzwerke oder Blogs etabliert, die Sie im Blick haben sollten – weil hier analog zur Lokalzeitung Meinungen gemacht werden. 

Schaffen Sie Sichtbarkeit

 

Bürgermeister von Wennigsen
Bürgermeisterblog Christoph Meinecke, Wennigsen
Studien zeigen, dass nur die allerwenigsten Kommunalpolitiker eigene Webseiten betreiben. Das ist nachvollziehbar. Viele Mandatsträger sind ehrenamtlich aktiv, Zeit und IT-Know-How fehlen den meisten. „Politik machen“ steht oftmals im Vordergrund, nicht über Politik reden. In den Wochen vor Wahlen steigt das Informationsbedürfnis der Bürger rasant an. Sie und Ihre Themen sollten in der Zeit auffindbar sein. Am einfachsten geht das – auch ohne großes technisches Wissen – mit Profilen in sozialen Netzwerken oder mit einem Blog. Sie sind schnell eingerichtet, ermöglichen Ihnen, sich und Ihre Themen umfassend darzustellen und werden von Suchmaschinen gut gefunden und dargestellt.

Dies gilt ebenso für die Zeit nach den Wahlen. Lokalzeitungen und Amtsblätter werden immer weniger gelesen. Schaffen Sie einen eigenen Kommunikationskanal, um Ihre Politik direkt an die Bürger zu bringen. 

Seien Sie ansprechbar

 

Google Hangout
1. Online-Sprechstunde Dr. Torsten Fetzner
Kommunalpolitik lebt von Personen und viel stärker als Bundes- und Landespolitik vom persönlichen Kontakt zwischen Mandatsträger und Wähler.

Schaffen Sie Möglichkeiten, um auch im Internet persönlich ansprechbar zu sein. Veröffentlichen Sie Ihre Emailadresse und Telefonnummer, bieten Sie Kontaktformulareund Chats an und erstellen Sie Profile auf Facebook und Co. So erweitern Sie die Kontaktmöglichkeiten für Ihre Bürger. Nicht alle potentiellen Wähler haben die Zeit, die Motivation oder die Möglichkeit, Sie am Wahlkampfstand oder im Parteibüro anzusprechen. Ermöglichen Sie diesen Zielgruppen eine einfache Kontaktaufnahme im Netz.


Diese kurzen Ausführungen zeigen bereits, wie Sie mit einfachen und meist kostengünstigen Mitteln, Ihre bisherige analoge Kommunikation ohne großen Zeitaufwand erweitern können. Nutzen Sie die Möglichkeiten.

Kandidaten, die sich nicht im Netz zeigen, werden in absehbarer Zeit auch nicht in mehr in den Köpfen der Menschen präsent sein.  

Zusatz: Ein sehr gutes Interview zum Einsatz von Social Media in der Kommunalpolitik hat Christian Buggisch drüben auf seinem Blog mit dem neuen Erlanger Oberbürgermeister Dr. Florian Janik geführt.

Übertragung der politischen Debatte der EU in Soziale Medien

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Dies ist ein gesponserter Gastbeitrag von Elizabeth Linder, Politics & Government Specialist bei Facebook für Europa, den Mittleren Osten & Afrika.

Überblick über Facebookaccounts deutscher Europaabgeordneter
Brüssel – Vor drei Jahren zog ich aus dem Silicon Valley nach Europa. Seitdem habe ich mich mit einer Vielzahl von Politikern und Vertretern einzelner Zivilgesellschaften in vielen Staaten – sei es in Ungarn, Deutschland, Jordanien oder Marokko – getroffen, um zu verstehen, wie sie in ihrem jeweiligen Wahlkreis kommunizieren und um ihnen dabei zu helfen, politische Debatten auch online zu führen. 
Jetzt, da sich die Europawahlen unaufhaltsam nähern, ist es Zeit, die Gespräche noch einmal genauer zu reflektieren.
Ohne Zweifel wird das Jahr 2014 entscheidend für die europäische Politik. Doch obwohl die EU einen signifikanten Einfluss auf das Leben der Bürger hat, wird eine Wahlbeteiligung auf dem bislang geringsten Niveau prognostiziert. Einige Schätzungen gehen sogar von einer Wahlbeteiligung von unter 40 Prozent aus.
In den letzten Jahren haben sich die traditionellen Barrieren zwischen Wählern und Politikern dank Social Media stark verändert.

Balkendiagramm
Abb 1. Aktuelle Meinungsumfrage des EU-Parlaments
Zugleich besteht die Notwendigkeit, die Lücke zwischen den Bürgern, die sich aktiv online mit Politikern verknüpfen möchten, und denjenigen Politikern zu schließen, die noch nicht ganz verstanden haben, wie sie diese Bürger online erreichen und mit ihnen interagieren sollen.
Viele der Politiker in Europa sind sich dessen bewusst, aber wissen nicht, wie sie dies online umsetzen können.
Der erste und möglicherweise wichtigste Punkt ist, dass der politische Einfluss, der sich online erzielen lässt, nicht von ausgefallenen Technologien oder von einer starken Mitarbeiteranzahl abhängt.
Vielmehr ist er davon abhängig, wie authentisch man ist. Politiker sollten online genauso sprechen wie sie es auch im persönlichen Gespräch tun: Zeigen Sie sich engagiert und kommunikativ. Beantworten und stellen Sie Fragen. Bauen Sie Vertrauen auf.
In der heutigen vernetzten Welt haben Politiker nie dagewesene Möglichkeiten, um mit ihren Wählern einen direkten, ehrlichen und offenen Dialog zu führen. In der Tat nutzen mehr als ein Drittel aller berechtigten europäischen Wähler Facebook – Millionen andere sind online erreichbar.
Die europäischen Bürger sind bereit sich zu verknüpfen und wollen sich online an politischen Diskussionen beteiligen. Wir können uns nicht mehr auf irgendwelche Spekulationen berufen, um diese sozialen Muster analysieren zu wollen. Das Institut für Sicherheitsstudien der Europäischen Union zeigt, dass die Menschen in den kommenden Jahrzehnten zunehmend erwarten werden, sich am politischen Entscheidungsprozess beteiligen zu können.
Eine Studie des Pew Research Centre belegt, dass Menschen, die mehrmals täglich Facebook nutzen, mit zweieinhalbfacher Wahrscheinlichkeit eine politische Kundgebung oder Sitzung besuchen. 57 Prozent dieser Menschen sind im Stande, andere von ihrer Stimme zu überzeugen und 43 Prozent sagen, sie würden wählen gehen.
Die Wahlen im Jahr 2011 in Neuseeland haben bewiesen, dass jeder tausendste Fan auf der Facebook-Seite eines Kandidaten sein Wahlergebnis um 1,4 Prozent erhöht hat.

Für Politiker lohnt es sich, diese Studien zu beherzigen.

In einer Zeit, in der Menschen ihre politischen Ansichten online teilen und diskutieren - und das speziell in der Europäischen Union - in der demokratische Werte politische Entscheidungen untermauern, müssen Politiker an den Gesprächen teilnehmen und einen Schritt auf die Bürger zugehen.  
Statista-Infografik
Infografik: Nutzung von Social Media im Bundestag & EU-Parlament
Natürlich gibt es keine Garantie für den Erfolg einer Social Media Strategie; aber Politiker, die die folgenden Best Practice Schritte beherzigen, haben gute Chancen erfolgreich Social Media für sich und ihre Ziele zu nutzen.
Fangen Sie früh an– Studien zeigen, dass je früher man beginnt sich mit Menschen zu verbinden, desto schneller kann Vertrauen aufgebaut werden. Frühe Investitionen in Social Media zahlen sich in eng umkämpften Umfragen aus.
Passen Sie ihre Inhalte auf Ihren eigenen Stil an– Menschen verbinden sich mit Menschen. Auch wenn Sie als Abgeordneter offiziell einen Wahlkreis vertreten, müssen Sie Sie selbst bleiben. Nutzen Sie Technologien auf die Art, die am besten zu Ihnen passt. 
Frischen Sie Ihre Page Insights auf– schauen Sie, welche Ihrer Wähler am meisten mit Ihren Inhalten interagieren und was sie am meisten interessiert.
Zeigen Sie sich nützlich– fragen Sie die Menschen, was sie am meisten interessiert. Es ist wertvoll für einen Europaabgeordneten zu wissen, was die Menschen denken.
Ermutigen Sie Menschen Inhalte zu erstellen– wenn Menschen Inhalte auf Ihrer Facebook-Seite erstellen, sehen das wiederum deren Kontakte und die greifen dann möglicherweise Ihre Botschaft auf. Stellen Sie also proaktiv Fragen und antworten Sie auf Beiträge, generieren Sie Hashtags, lassen Sie die Menschen auf unterschiedliche Weise erzählen, inwiefern sie ein Problem betrifft, beispielsweise durch Fotos. Erstellen Sie selbst Inhalte und motivieren Sie andere, Inhalte zu erstellen, die Ihre Geschichte und Ihre Botschaft weitererzählen und teilen.
Einige der führenden europäischen Politiker machen es bereits richtig.
Das Europäische Parlament reagiert mit aktuellen Inhalten, die relevant für das Leben der europäischen Bürger sind, es postet in Echtzeit Fotos und organisiert Chats mit Abgeordneten. Allein durch seine Facebook-Seite erreicht das Europäische Parlament mehr als 1 Millionen Fans.
Bundeskanzlerin
Facebookseite Dr. Angela Merkel
Angela Merkel, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland, markiert regelmäßig andere Politiker und postet Videos von politischen Sitzungen und Events. Dabei sieht man, dass ihre Art zu kommunizieren, ihren persönlichen Stil widerspiegelt. Dies führte zu einem großen Engagement zwischen Merkel, ihren Fans und Politikern.
Bronislaw Komorowski, der Präsident Polens, postet „Selfies“gemeinsam mit Fans. Er integriert Fotos in Statusupdates, um seine Fans wissen zu lassen, was er macht und an welchen Meetings er teilnimmt. Informativ und überzeugend.

Toomas Hendrik Ilves, Staatspräsident der Republik Estland, veröffentlicht Fotoalben von seinen Besuchen rund um den Globus, was sich als hervorragende Möglichkeit erweist, um seine Fans an der Arbeit eines Präsidenten teilhaben zu lassen.
Wie sollte man Erfolg definieren?
Die gesammelten Ratschläge von Politikern und gewählten Vertretern aus ganz Europa zeigen, dass wir uns weniger auf die Anzahl von „Gefällt mir“ oder „Follower“ konzentrieren sollten, sondern mehr auf die Qualität des Dialogs und Austauschs.
Wenn Sie ein Problem entdecken, über das Sie vorher nie nachgedacht haben oder wenn Sie plötzlich online mit mehr Menschen vernetzt sind als Sie jemals in einem persönlichen Gespräch in ihrem Büro getroffen haben, dann machen Sie alles richtig.  

Anmerkung: Facebook Deutschland hat einen Leitfaden für Politiker und Amtsträger veröffentlicht, der zeigt wie Politiker das Netzwerk erfolgreich für ihre Arbeit nutzen können. 


Autorin:  

Elizabeth Linder
Elizabeth Linder ist Politics & Government Specialist bei Facebook für Europa, den Mittleren Osten & Afrika. 









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