Quantcast
Channel: HAMBURGER WAHLBEOBACHTER
Viewing all 224 articles
Browse latest View live

Perlen des Wahlkampfes: Die schönsten Videos zur Bundestagswahl 2013

$
0
0
Screenshot CDU.tv Tele-Townhall mit Angela Merkel
Video ist ja das ganz große neue Ding im Bundestagswahlkampf 2013. Die CDU hat extra ein eigenes schickes multimediales TV-Studio in der Parteizentrale eingerichtet und produziert dort täglich professionelle Videos für die Webseite und Social Media. Und auch die Wahlforscher sind sich einig: Videos sind spätestens 2013 ein relevantes Wahlkampfinstrument.

Auch ich habe dem ARD-Mittagsmagazin schon mal was zu bewegten Bildern im aktuellen Wahlkampf erzählt. (Ab ca. Minute 14:12).

Zeit einmal meine Perlen der ersten Wahlkampfwochen zu präsentieren.
Dieses Posting wird bis zum 22. September 2013 als Dokumentation des Video-Wahlkampfes ständig aktualisiert. Solltet Ihr also Videos vermissen, die hier noch nicht stehen: Her damit!    


Die Köchin: Rebecca Hummel (SPD), "Denn Rot schmeckt gut"



Abrufe: 5977 (16.08.2013)

Ok, Liebe geht durch den Magen. Aber auch Politik? Die Reutlinger SPD-Kandidatin Rebecca Hummel scheint das zu glauben. Deshalb gibts keine politischen Inhalte, sondern "leckeren Erdbeeraufstrich". Zubereitet in einer Schulküche mit Original-Kreidetafel als Requisiten-Highlight. Guten Appetit.
Update: Als Antwort auf Rebecca Hummel präsentieren die Jungen Liberalen Thüringen ihr Rezept für "leckeren Mettigel".


Die Umfallerin: Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen), Making Of "Politik, das ist mein Leben"



Abrufe: 327 (16.08.2013)

Mutig und ich finde sehr selbstironisch, dass die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt diesen 7 Sekunden-Schnipsel selber auf YouTube hochgeladen hat. Immerhin ist die Aussage des Videos: Politik ist mein Leben und da falle ich öfter um. Nicht sehr schmeichelhaft.


Die Boxerin: Andrea Nahles (SPD), "Auf die 12 mit Andrea Nahles - noch 76 Tage"


Abrufe: 2763 (16.08.2013)

Achtung die SPD setzt nun auf rohe Gewalt. Die sonst eher friedfertige Generalsekretärin Andrea Nahles wurde gezwungen einen Punchingball zu hauen weil gerade kein politischer Gegner oder Journalist zur Hand war, der mal wieder behauptet hatte es läuft auf eine große Koalition hinaus. Ich bekomme Angst.



Der Swinger: Michael Frieser (CSU), "Männer in den besten Jahren"



Abrufe: 1269 (16.08.2013)

Der Bundestagsabgeordnete Michael Frieser trommelte zum Ball der Union 2013 in Nürnberg seine besten singenden Parteifreunde zusammen, um zu zeigen: das Staatsminister Markus Söder, Sebastian Brehm, Michael Maderer, Conny Wagner, Hermann Imhoff, Peter Daniel Forster, Richard Bartsch, Matthias Thürauf, Karl Freller und Martin Kastler zwar in den besten Jahren sind aber weder singen noch tanzen können. Nun gut, Wahlen wird man mit dem Auftritt auch nicht gewinnen, aber die Herren hatten einen Abend ihren Spaß.


Der Klassiker: Mario Hennig (SPD), Wahlkampfsong "Harzer Septemberwind" 



Abrufe:  2683 (16.08.2013)

Kein richtiges Video, aber quasi der Klassiker der Wahlkampfsongs im Bundestagswahlkampf 2013. Allein bei soundcloud wurde das Lied von Mario Hennig bereits knapp 35.000 Mal abgerufen. Dafür das der Kandidat den Song teilweise selbtst getextet hat und er 0 EUR gekostet hat: Nicht schlecht.


Die Ermittler: Gabriela Heinrich und Martin Burkert (SPD), SPD Tatort Nürnberg


Abrufe:  528 (23.08.2013)

Auch wenn man das Gefühl hat, dass die ARD schon in jeder Stadt Tatort-Kommissare ermitteln lässt, Nürnberg hat bisher gefehlt. Diese Lücke schließen nun die die Nürnberger SPD-Kandidatin Gabriela Heinrich ("Die Chefin") und der Bundestagsabgeordnete Martin Burkert.
Professionell gemachtes Video inklusive Frankenstadion, original Nürnberger Würstchen, Seitenhieb zu Greuther Fürth und rot-grünen Wortspielen. Etwas zu viel Wortspielereien für meinen Geschmack. Aber gute Idee das bekannte Format als Grundlage für den Wahlspot zu benutzen. Was die ARD wohl dazu sagt?


Der Metaller: Emanuel Kotzian (Piratenpartei), Full Metal Wahlspot



Abrufe: 1645 (23.08.2013)

Das wohl erste Metal-Wahlkampfvideo Deutschlands kommt aus Bayern und von den Piraten. In 44 Sekunden schreit Bundestagskandidat Emanuel Kotzian sein Programm in eine dunkle Lagerhalle. Rocker-Optik, eine Maultrommel und harte Riffs könnten nicht nur Wacken-Gängern gefallen. Ob allerdings die Nürnberger Wähler alles Metaller sind, ist zu bezweifeln. Aber mal wirklich: Kein Politikersprech. 


Special zur Landtagswahl Bayern

Die Heimatverliebte: Josefa Schmid (FDP), "Weilst a Herz hast wia a Bergwerk"


Abrufe: 1221 (23.08.2013)

Die Bürgermeisterin aus dem idyllischen Örtchen Kollnberg in Bayern ist nicht die erste singende FDP-Politikern des Freistaates. Mit Tobi Thalhammer sitzt bereits ein singender Liberaler im Bayerischen Landtag. Aber Josefa Schmid setzt voll auf  volkstümliche Musik in bajuwarischer Mundart. Aber warum soll man eine verliebte Musikantin wählen? Programmatik Fehlanzeige.



Noch etwas vergessen?

Freue mich auf weitere Hinweise aus den 299 Wahlkreisen.







Warum Wahlprognosen mehr können als Umfragen - am Beispiel Hamburg-Mitte

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Matthias Moehl, election.de

Nicht zuletzt aufgrund der Erfolge fortgeschrittener Wahlprognose-Methoden in den zahlenverliebten USA werden die klassischen Medien auch in Deutschland, mit Ausnahme des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, zunehmend aufgeschlossener gegenüber quantitativen und statistischen Ansätzen zur Vorhersage von Wahlergebnissen.

Screenshot elction.de
„Grau ist alle Theorie, entscheidend ist aufm Platz“ sagte einst der legendäre Fußballtrainer Adi Preißler. Und genau so verhält es sich mit der Demoskopie, denn stichprobenbasierte Umfragen mit ihren zahlreichen systematischen Fehlern und Ungenauigkeiten eignen sich streng genommen kaum zur Vorhersage von Wahlen. Neben einem starken Grundrauschen sind vor allem die Unentschlossenen, Unehrlichen und Unerreichbaren das große Problem. Dass dann trotzdem runde Zahlen herauskommen, die zusammen 100 Prozent ergeben und zumindest in der Nähe der späteren Wahlergebnisse liegen, verdanken die Demoskopen in Wahrheit  den „Gewichtungen“ und „Projektionen“, also Methoden der Sekundärforschung, die Zusatzinformationen über das Wahlverhalten mit berücksichtigen, weil sie eben nicht in einer Telefonbefragung gemessen werden können.

Dennoch beharren die für ARD und ZDF tätigen Institute darauf, vor den Wahlen keine Prognose abzugeben und nach jüngsten Aussagen ist dies zumindest bei infratest dimap auch in den nächsten Jahren nicht geplant. Dass aber durchaus großer Bedarf nach dem „Vorherwissen“ besteht - denn das bedeutet Prognose dem Wortsinne nach – zeigen die vielen Anfragen bei election.de. Eigentlich ist das wenig erstaunlich, denn am Wahlabend um 18 Uhr bringt eine Prognose schließlich keiner Kandidatin und keinem Journalisten mehr einen Mehrwert.

Wikimedia Commons
Bundestagswahlkreis 18 Hamburg-Mitte
Als Beispiel für eine Wahlkreisprognose sei der Bundestagswahlkreis Hamburg-Mitte betrachtet, der etwas mehr als den Bezirk Mitte umfasst. Zunächst einmal ist die Wahlhistorie im Wahlkreis entscheidend, also das Wahlverhalten der vergangenen Jahre oder sogar Jahrzehnte. Strukturen und Traditionen sind wichtig, denn Wahlen fangen eben nicht jedes Mal  wieder bei Null an. So ist Hamburg trotz der CDU-Erfolge bei den Bürgerschaftswahlen 2004 und 2008 traditionell eine SPD-Hochburg. Noch mehr gilt dies für den Wahlkreis Hamburg-Mitte, der zwischen 1998 und 2005 SPD-Zweitstimmenergebnisse von 50, 46 und 42 Prozent verzeichnete, während die CDU nicht einmal 30 Prozent erreichte. Erst 2009 wurde mit 28.2 zu 23.7 Prozent der Vorsprung der SPD vor der CDU deutlich dünner.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Stimmensplitting, denn mit zuletzt 16.6 Prozent der Zweitstimmen haben die Wählerinnen und Wähler der GRÜNEN einiges Gewicht. Die unterschiedliche Abgabe der Erst- und Zweitstimmen aus taktischen oder praktischen Gründen, weil kleine Parteien kaum Chancen auf den Sieg im Wahlkreis haben, ist statistisch sehr gut erfassbar und wird bei jeder Wahl offiziell ausgewertet. Das Ergebnis zeigt, wie viele von den Zweitstimmen-Wählern einer Parte mit der Erststimme dieselbe oder eine der anderen Parteien wählen.

Faktor Nummer drei sind die Kandidaten selbst: So ist beispielsweise der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs als Sprecher des Seeheimer Kreises bundesweit eine prominente Figur, aber auch in Hamburg-Mitte fest verankert und gut vernetzt . Er kann damit rechnen, wie schon zuvor einige zusätzliche Erststimmen zu erhalten.

Der vierte Faktor sind regionale Trends. Hier spricht einiges dafür, dass in Hamburg nach dem desaströsen Abschneiden der CDU und dem Triumph der SPD bei der Bürgerschaftswahl noch ein kleiner Extra-Vorteil für die Sozialdemokraten besteht.

Schließlich kommen die klassischen Umfragen ins Spiel, denn sie können kurzfristige Stimmungen und vor allem die Stärke der „Blöcke“, also Schwarz-Gelb oder Rot-Grün recht gut messen. Wohin das Pendel bei dieser Wahl ausschlagen wird, wird zumindest in der Tendenz deutlich.

Wahlkreis 18
Wahlkreisprognose für Hamburg-Mitte von election.de
Für den Wahlkreis Hamburg-Mitte sagt election.de nach Abwägung aller Faktoren derzeit voraus, dass Johannes Kahrs (SPD) mit 37 Prozent klar vor Dirk Marx (CDU) landen wird, der es auf 26 Prozent bringt. Katharina Fegebank (GRÜNE) kommt auf 16 Prozent, alle anderen bleiben unter zehn Prozent.

Mit den Wahlkreisprognosen konnte election.de bereits vor zahlreichen Bundestags- und Landtagswahlen treffsichere Vorhersagen liefern. So wurde im Januar 2013 in Niedersachsen vor der Wahl exakt das Verhältnis von 54 zu 33 Wahlkreisen zugunsten der CDU vorhergesagt. In 77 der 87 Wahlkreise trat das prognostizierte Ergebnis ein, darunter in allen 20 „sicher“ bezeichneten und in 26 der 27 Wahlkreise der Kategorie „wahrscheinlich“. Aber auch 31 der 40 als „knapp“ gesehenen Wahlkreise wurden so entschieden, wie es die Prognose voraussagte.
Weitere Informationen und aktuelle Prognosen unter www.election.de


Autor: 
 

Passfoto Moehl
Matthias Moehl ist ursprünglich Informatiker, beschäftigt sich aber schon
lange mit Wahlergebnissen und statistischen Analysen. Gestützt auf eine
umfangreiche Datenbasis zu allen Wahlen in Deutschland seit 1945 mit über
150 000 Einzelergebnissen entwickelt das election.de-Team unter anderem
Prognosen auf Wahlkreisebene für Medien und lokale Kandidaten.








Bildnachweis:

Karte Bundestagswahlkreis Hamburg-Mitte: By © Bundeswahlleiter, Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2012, Wahlkreiskarte für die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag Grundlage der Geoinformationen © Geobasis-DE / BKG (2011) [Public domain], via Wikimedia Commons

Google+ für die Politik - ein Leitfaden

$
0
0
Screenshot aus dem Leitfaden
Bereits im Frühjahr 2013 veröffentlichte Facebook Deutschland einen "Leitfaden für Politiker und Amtsträger", um aktiven Politikern auf allen Ebenen Hinweise für die erfolgreiche Nutzung des Netzwerkes zu geben. Nicht unerfolgreich. Bisher haben sich allein auf scribd.comüber 18.000 Besucher das Dokument angeschaut und heruntergeladen.

Diesen Leitfaden durfte ich für Facebook erstellen und freue mich über die große Resonanz in der Politik.

Kurz vor der Bundestagswahl hat nun auch Google+ die Politik stärker ins Visier genommen. Vor einigen Wochen wurde das vielbeachtete Wahlportal google.de/wahlen gestartet. Neben aktuellen Google-Trends, Videos und einer Diskussionsplattform gibt es hier auch praktische Übersichten über die auf Google+-aktiven Politiker und Parteien. 

Im Auftrag der BITKOM hatte ich im Juli analysiert wie viele Bundestagsabgeordnete Google+ nutzen:
23,4 Prozent, also 145 der 620 Abgeordneten besitzen bereits ein Google+-Profil.

Quelle: Hamburger Wahlbeobachter


Bei der FDP hat  bereits jeder dritte Parlamentaier ein Profil. Insbesondere in den vergangenen Monaten war ein starkes Wachstum der Accounts in allen Fraktionen zu beobachten.

Immer öfter werde auch ich aus der Politik gefragt: Brauche ich Google+ und wenn ja wie nutze ich das Netzwerk am besten? Diese Frage hörte wahrscheinlich auch Google öfter. 
Zeit also ebenfalls einen Leitfaden für Politiker zu veröffentlichen: Seit wenigen Tagen gibt es nun die gedruckte Version des Leitfadens "Digitaler Bürgerdialog: Google+ für Politiker".

Hier gibts exklusiv die digitale Version des Leitfadens:

Voila. 

Mit einem Klick auf das Deckblatt kann das.pdf einfach heruntergeladen werden. 

Auf 26 Seiten erfährt der Politiker wie man den digitalen Bürgerdialog via Google+ am besten organisiert, sein Profil pflegt, welche Funktionen das Netzwerk hat und wie deutsche Spitzenpolitiker Google+ bereits heute nutzen.

Ein schlichtes aber gelungenes Layout und viel freie Flächen machen aus dem Booklet ein luftig-leichtes Bilderbuch. Mehr Tipps & Tricks wären für mein Gefühl aber schön gewesen.

Trotzdem: Lesen lohnt sowohl für wahlkämpfende Politiker, als auch für gewählte Politiker auf Bundes-, Landes- oder Kommunalebene.


Screenshot Leitfaden
Screenshot Twitter Leitfaden für politische Amtsträger
Auch Twitter Deutschland hat die Politik entdeckt und anlässlich der Bundestagswahl nun auch einen eigenen Twitter-Account eingerichtet: Unter @twitter_politik gibts Informationen rund um die Nutzung des Microblogging-Dienstes für Politiker und Parteien. In einem ersten Blogposting hat Dirk Hensen (Public Affairs Twitter Deutschland) einmal eine Art Leitfaden für Politiker verfasst: Hilfestellung für den erfolgreichen Twitter-Wahlkampf. Und in folgendem Posting gibts Tipps für "mehr Engagement auf Twitter".


Update: Seit 28. August gibt es nun auch einen offiziellen "Twitter-Leitfaden für politische Amtsträger" . (Scribd-Dokument)



Und hier gibts alle Twitter-Accounts der Kandidaten von CDU, CSU, SPD, FDP, Die LINKE. und Bündnis 90/Die Grünen in einer schönen Übersicht.  



Facebook steigert das soziale Kapital von Politikern

$
0
0
Logo der Universität Trier
Soziale Netzwerkseiten bieten Menschen, unabhängig von Raum und Zeit, die Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren. Genutzt werden sie von einem Großteil der Bevölkerung, die sich in der Virtualität des WorldWideWeb bewegt. Eine der populärsten sozialen Netzwerkseiten in Deutschland ist Facebook. In Deutschland nutzen rund 25 Millionen Menschen dieses soziale Netzwerk. Das heißt, dass etwa 31 Prozent der deutschen Bevölkerung Mitglied auf dieser sozialen Netzwerkseite sind. Vornehmlich spricht Facebook gerade jüngere Nutzer an, deren Aktivitäten dort schon zur täglichen Routine avancieren.

Auch an deutschen Politikerinnen und Politkern geht Facebook nicht spurlos vorbei, denn der soziale Onlinedienst bietet die Möglichkeit der Darstellung der eigenen Person und Aktivitäten sowie der Vermittlung des eigenen politischen Inhalts. Nachdem seit 2011 die Option der Trennung von privatem und öffentlichem Profil, der sogenannten Fanseite, besteht, nutzen mittlerweile rund 50 Prozent der deutschen Politikerinnen und Politiker, die im Deutschen Bundestag vertreten sind (309 von 620 Abgeordneten), das Portal.

Die Beziehungen, die die Nutzer auf der Kommunikationsplattform Facebook eingehen, sei es durch den Klick des Freundschaftsbutton oder im Fall der Fanseite durch den „Gefällt mir“-Klick, können als soziales Kapital gelten. Denn soziales Kapital beschreibt die Beziehung zwischen mindestens zwei Akteuren, die im Hinblick auf weitere Interaktion gewinnbringende Ressourcen bereitstellen können. 


Erhöht Facebook das soziale Kapital von Politikern?


Zur Untersuchung dieser Forschungsfrage wurde die Fanseite von Dr. Peter Tauber (MdB, CDU) untersucht; und zwar hinsichtlich der Generierung sozialen Kapitals sowie der erreichten Nutzerschicht. Dr. Peter Tauber trat am 21. September 2011 mit seiner Fanseite Facebook bei. Über die Ziehung zweier Stichproben in den Jahren 2012 und 2013 sollten die genannten Größen (Sozialkapital, Nutzerschicht) untersucht werden.


Die Generierung von sozialem Kapital durch eine Fanseite auf Facebook


Abbildung: Gesamte "Gefällt mir"-Angaben während der Stichproben

Abbildung 1 zeigt die „Gefällt mir“-Klicks in absoluten Zahlen, die während der Stichproben verzeichnet werden konnten. Zudem wurde der Mittelwert visualisiert. Insgesamt zeigt der Vergleich der gesamten „Gefällt mir“-Angaben in 2012 und 2013 ein Wachstum der Klicks. Die „Gefällt mir“-Angaben sind zum Ende beider Erhebungen um 16 Prozent gestiegen, wie eine Mittelwertberechnung ergab. Da sich soziales Kapital über Ressourcen definiert, konnte hier davon ausgegangen werden, dass mit dem Anwachsen der Klicks auch die notwenige Voraussetzung für die Erweiterung des Adressatenkreises geschaffen werden konnte, der das soziale Kapital darstellt, und damit eine Steigerung sozialen Kapitals vorliegt. 

Die Zusammensetzung sozialen Kapitals auf Facebook hinsichtlich demographischer Angaben

Grafik
Abbildung : Verteilung der "Gefällt mir"-Angaben nach Alter und Geschlecht der Nutzer
Die Zusammensetzung der „Gefällt mir“-Angaben in absoluten Zahlen hinsichtlich demographischer Angaben der Nutzer zum Endzeitpunkt beider Stichproben zeigt, dass es einen Zuwachs (siehe rote Balken) in fast allen Altersklassen unabhängig des Geschlechts gegeben hat. Es sticht hervor, dass gerade bei der jüngeren Nutzerschicht (weiblich und männlich zwischen 18 und 24 Jahren) eine erhöhte Anzahl von Klicks beobachtet werden konnte. Gleiches gilt auch bei der etwas älteren Nutzerschicht (weiblich und männlich zwischen 35 und 44 Jahren). Lediglich bei der eigentlichen Zielgruppe der sozialen Netzwerkseite Facebook, den weiblichen und männlichen Nutzern zwischen 25 und 34 Jahren, kann wenig bis negativer Zuwachs beobachtet werden (Vergleich roter und blauer Balken). Jedoch kann hier der größte Teil der „Gefällt mir“-Angaben verortet werden, insbesondere bei den männlichen Nutzern zwischen 25 und 34 Jahren. 

Anhand Abbildung 2 lässt sich zudem anschaulich darstellen, dass vornehmlich jüngere Menschen die Vernetzungsplattform Facebook vermehrt nutzen und somit für politischen Inhalt seitens Dr. Tauber erreichbar sind unter der Voraussetzung, dass seine Fanseite mit einem „Gefällt mir“-Klick versehen wurde.


Fazit

Insgesamt offeriert die Mitgliedschaft auf Facebook den Nutzern die Möglichkeit, Beziehungen aufzubauen und zu pflegen. Durch das Betreiben einer Fanseite, so konnte anhand des Beispiels von Dr. Peter Tauber gezeigt werden, kann soziales Kapital akquiriert werden. Dies geschah insbesondere durch seine Aktivität auf der sozialen Netzwerkseite und wurde über die Steigerung der „Gefällt mir“-Angaben um 16 Prozent innerhalb eines Kalenderjahres gezeigt. Es konnte zudem dargestellt werden, dass Dr. Tauber über Facebook vornehmlich jüngere Menschen erreicht. Durch den Kommunikationskanal Facebook können somit, unabhängig von Ort und Zeit, viele und vor allem jüngere Männer zwischen 25  und 34 Jahren erreicht werden, wenn es um die Darstellung der eigenen politischen Persönlichkeit sowie des politischen Inhalts geht. Facebook bietet somit hinsichtlich der politischen Kommunikation eine alternative Plattform zur konventionellen Präsentation und Inhaltsvermittlung. 

Die komplette Studie kann hier als .pdf herunterladen werden.

 

Autoren



Ursula Schultze ist Autorin der Studie, die im Rahmen des Seminars „Politische Kommunikation und Politikvermittlung“ entstanden ist. Sie studiert im sechsten Semester Politikwissenschaft und Germanistik an der Universität Trier und arbeitet am Kompetenzzentrum der Universität Trier für elektronische Erschließungs- und Publikationsverfahren in den Geisteswissenschaften.







Isabelle Borucki ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre: Westliche Regierungssysteme der Universität Trier und arbeitet an ihrer Dissertationsschrift „Regieren mit Medien - Auswirkungen der Medialisierung auf Kommunikation und Legitimation der Bundesregierung von 1982-2010“, die sie 2013 einreichen wird. 







Endspurt: Fünf Tipps für den heißen Online-Wahlkampf

$
0
0
Ein Blog goes Papier. Seit der vergangenen Ausgabe der "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. Die zweite Kolumne aus der September-Ausgabe kurz vor der Bundestagswahl dreht sich um die letzten Tipps & Tricks im Online-Wahlkampf.
Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.


Unentschlossene Wähler entscheiden sich oft erst in den letzten zwei Wochen vor der Wahl, mancher erst in den letzten 48 Stunden für eine Partei, für einen Kandidaten. Was kann der Wahlkämpfer in dieser Zeit via Social Media noch tun? Der Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs gibt fünf Tipps: 


I. Lassen Sie sich finden  

Megphon
Logo Facebook Werbung
Kurz vor der Wahl steigt das Informationsbedürfnis vieler Bürger rasant an. Nutzen Sie die Möglichkeiten der Suchmaschinenoptimierung und überlegen Sie, Google AdWords und Facebook-Werbung zu schalten. Damit können Sie Ihre Themen und Ihre Positionen zu aktuellen Diskussionen zielgerichtet den Wählern Ihres Wahlkreises präsentieren. Schrecken Sie auch nicht davor zurück, Begriffe und Namen von politischen Wettbewerbern zu besetzen. 





II. Seien Sie aktuell

Logo abgeordntenwatch.de

Kontrollieren Sie bei abgeordnetenwatch.de, ob Sie alle Fragen beantwortet haben. IstWikipedia auf dem aktuellen Stand? Sind bei Ihren Social-Media-Accounts und Ihrer Webseite alle Infokästen, Kontaktseiten und das Impressum aktuell? Zudem sollten Sie spätestens jetzt die Social-Media-Profile prominent auf der Startseite Ihrer Webseite verlinken und diese auch überall dort  im Netzergänzen, wo Sie noch aktiv sind. 


III. Wagen Sie den Dialog


Analysieren Sie genau, was und wo im Wahlkreis diskutiert wird und diskutieren Sie mit. Schauen Sie, auf welchen Seiten (Lokalpresse, Facebook, Blogs, Seiten derMitbewerber) die Wähler sich austauschen und bringen Sie Ihre Position ein. Sie werden sehen: Es kommt an, dass Sie sich persönlich beteiligen.

IV. Binden Sie Ihre Sympathisanten ein


Facebook-Titelbild MdHB Finn-Ole Ritter (FDP)
Erstellen Sie für die letzten Tage nochmals einige prägnante Facebook-Titelbilder, Banner und Infografiken, die Ihre wichtigsten Botschaften transportieren. Motivieren Sie Ihre Fans und Follower, diese bis zur Wahl als Titelbilder zu verwenden und zu posten. Binden Sie auch alle Seiten und Twitterprofile Ihrer Parteigliederungen, Jugendorganisationen und parteinahen Vereine ein. So erreichen Sie kurz vor Schluss eine maximale Reichweite.



V. Starten Sie ein letztes Feuerwerk


Seien Sie kreativ und initiieren Sie am Ende eine Aktion mit Wahrnehmungsgarantie. Laden Sie Wähler zum Google-Hangout mit einem Parteipromi ein, starten Sie online eine Wette zum Wahlausgang, erstellen Sie Grafiken und Analysen zum Fanwachstum und Followerzahlen im Vergleich zu den Mittbewerbern und bieten dies der Lokalpresse an oder drehen Sie kurze YouTube-Videos mit wahlkreisbekannten Unterstützern, die zu Ihrer Wahl aufrufen.


Auf gehts! 

Ach ja, vor einigen Wochen habe ich drüben bei UDL Digital im Blog auch einmal 10 goldene Regeln formuliert, wie Politiker soziale Netzwerke nutzen sollten.

Die Kolumne findet sich auch auf den Webseiten der "politik & kommunikation".


Wie Social Media ist der bayerische Landtag?

$
0
0
Logo Bayerischer Landtag
Am 15. September wählen die Bürger im Freistaat Bayern einen neuen Landtag. Nicht zuletzt aufgrund der bundespolitischen Bedeutung der CSU gilt diese Landtagswahl für viele politische Beobachter als entscheidender Stimmungstest für die Parteien eine Woche vor der Bundestagswahl.

Nachdem ich an dieser Stelle bereits umfassend die Social-Media-Aktivitäten der Bundestagsabgeordneten untersucht habe, möchte ich nun einen kurzen Blick auf die Nutzung sozialer Medien durch die 187 Abgeordneten des Maximilianeums werfen.  

Wie nutzen die bayerischen Landtagsabgeordneten die sozialen Netzwerke? 


Mit Hilfe des Social-Media-Analyse-Portals Pluragraph.de habe ich die Profile der Parlamentarier gecheckt und deren Social-Media-Nutzung analysiert.

Dies ist ein rein quantitativer Überblick, Stand ist der 05. September 2013.

Erste zentrale Erkenntnis: Insgesamt haben 144 Parlamentarier mindestens ein Profil in einem der großen sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, Youtube, Flickr, Google+, XING, myspace, LinkedIn, Vimeo, Foursquare oder wer-kennt-wen.de. Dies entspricht einer allgemeinen Quote von 77 Prozent.

Facebook ist dabei wie auch bereits im Bundestag und in anderen Bundesländern beobachtet das zentrale und meistgenutzte Netzwerk der bayerischen Landespolitiker. 73 Prozent der Abgeordneten haben entweder ein privates Profil oder eine Fanseite. Danach folgen Twitter, XING und Youtube.

Das Statistik-Portal Statista hat diese Daten dankenswerterweise einmal grafisch aufbrereitet. 


Als Vergleichswerte habe ich die Nutzungsdaten der Bundespolitik herangezogen. Die hellblauen Balken zeigen die Nutzung und Verbreitung von Social Media im Bundestag. 

Bei allen Netzwerken sieht man eine deutliche Differenz in der Nutzungshäufigkeit. Am stärksten wird dies bei Youtube sichtbar. Nur 17 Prozent der Landespolitiker, aber fast 50 Prozent der Bundespolitiker nutzen Bewegtbilder auf YouTube für die politische Kommunikation. 
Ein tagesaktuelles quantitatives Social-Media-Ranking aller 144 Landtagsabgeordneten gibt es bei Pluragraph.de. Sortiert nach Facebook-Fanseiten hier und nach Twitter hier.

Vergleicht man nur die bayerischen Bundestagsabgeordneten und deren Nutzung von Social Media sehen die Zahlen teilweise ganz ähnlich aus wie die Nutzungszahlen im Landtag: 

87,7 Prozent der bayerischen MdB haben mindestens ein Social-Media-Profil 
80 Prozent der bayerischen MdB haben ein Facebook-Profil (Fanseite oder Privatprofil
60 Prozent der bayerischen MdB haben ein privates Facebookprofil 
37,7 Prozent der bayerischen MdB haben eine Facebook-Fanseite 
36,7 Prozent der bayerischen MdB haben ein Twitter-Account 
38,8 Prozent der bayerischen MdB haben ein eigenes YouTube-Profil 
32,2 Prozent der bayerischen MdB haben ein XING-Profil 
17,7 Prozent der bayerischen MdB haben einen Google+-Account.

Bundestagswahlen und Barrierefreiheit: Wie zugänglich sind Parteien-Websites vier Wochen vor der Wahl?

$
0
0
Logo des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg
Logo des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg
Gastbeitrag von Heiko Kunert, Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg e.V. 

Wie schneiden die Internet-Seiten der Bundesparteien im Wahljahr 2013 hinsichtlich der Barrierefreiheit ab? Sind deren Inhalte für blinde Menschen wie mich oder für sehbehinderte Nutzer zugänglich? Insbesondere für diese Gruppe ist das Internet eine wichtige Informationsquelle. Mithilfe von Screenreader, Sprachausgabe und Braillezeile ist das Surfen ohne Probleme möglich. Aber auch die Webseiten müssen einige Voraussetzungen mitbringen.

Bereits im April habe ich an dieser Stelle die Webseiten der Bundesparteien getestetmit negativem Ergebnis. Daraufhaben sich einige Parteien gemeldet und versprochen ihre Seiten nochmals hinsichtlichder Barrierefreiheit zu überarbeiten.

Deshalb habe ich knapp einen Monat vor der Wahl die Seiten nun noch einmal überprüft. Insbesondere bei der CDU und bei der Linken gab es deutliche Verbesserungen im Vergleich zum Frühjahr. Hier wurden Relaunches genutzt, um zumindest erste Schritte Richtung Accessibility zu gehen. Auch die Grünen haben ihre Seite überarbeitet und Fortschritte gemacht - leider haben sie derzeit aber eine Kampagnen-Seite vorgeschaltet, die für blinde Menschen eine unüberwindbare Hürde darstellt.


Der Test



Christlich Demokratische Union Deutschlands (CDU)
www.cdu.de


September 2013
Screenshot der CDU-Webseite
Dank vorhandener Sprungmarken kann ich mit einem Klick zum Hauptinhalt und zur Seitenübersicht springen. Die Startseite bietet sehr viele Inhalte, großflächige Bilder und Animationen. Für sehbehinderte Internet-Nutzer ist sie daher schwer bedienbar. Alternativtexte gibt es nur teilweise – manchmal spuckt die Sprachausgabe auch nur ein unverständliches Zahlenwirrwarr statt einer Bildbeschreibung aus.Eine Überschriftenstruktur mit unterschiedlichen Ebenen ist vorhanden. Das Wahl- bzw. Regierungsprogramm wird zum Download im PDF-Formatangeboten. Es ist zwar zugänglich, aber schlecht strukturiert. Daneben werden Fassungen in leichter Sprache und in Gebärdensprache angeboten.

Fazit: Ausreichend




Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 
www.spd.de

September 2013
Screenshot der SPD-Webseite
Überschriften und Orientierungspunkte (Landmarks) sind vorhanden. Mit diesen erschließt sich mir die Struktur der Seite und ich kann gezielt Inhalte ansteuern. Die Überschriften haben unterschiedliche Ebenen, so dass sich beim Lesen eine Struktur erschließt. Es gibt Spunglinks, mit denen ich direkt zur Navigation und zum Hauptinhalt springen kann. Grafiken verfügen über Alternativ-Texte, die allerdings manchmal aussagekräftiger sein sollten. Die Seite ist weitgehend skalierbar und kann an Bedürfnisse sehbehinderter Menschen angepasst werden. Animationen können gestartet und gestoppt werden. Das Wahl- bzw. Regierungsprogramm im PDF-Format ist unzugänglich. Alternativ gibt es eine Word-Fassung und eine in Leichter Sprache. Daneben ist via Soundcloud eine Audiofassung eingebunden.

Fazit: Gut




Freie Demokratische Partei (FDP)

September 2013
Screenshot der FDP-Webseite
Auch bei den Liberalen ist die Strukturierung der Seite sehr gut. Es gibt im HTML ausgezeichnete Überschriften mit unterschiedlichen Ebenen. Und es gibt korrekt angewandte Orientierungspunkte (zum Beispiel für die Navigation, Banner, Hauptinhalt oder Artikel). Es gibt Links, mit denen ich direkt zur Navigation und zum Inhalt springen kann. Grafiken verfügen über Alternativtexte, die sich hin und wieder stärker auf die Grafik selbst beziehen sollten. Einzig zu kritisieren ist, dass es bei der Vergrößerung Schwierigkeiten gibt. Hier zerfällt das Layout. Etwas verwirrend ist, dass man beim Aufrufen von fdp.de derzeit auf die Kampagnenseite wahl.fdp.de umgeleitet wird. Das Wahlprogramm wird zum Download in einer unzugänglichen PDF-Datei angeboten, die über keine Tags verfügt. 

Fazit: Befriedigend




DIE LINKE
September 2013
Screenshot Die LINKE.-Webseite

Alle Inhalte verfügen über Überschriften. Es gibt Landmarks. Mit wenigen Kurztastenbefehlen könnte ich direkt zur Navigation gelangen. Grafiken verfügen über aussagekräftige Alternativ-Texte, einzige Ausnahme der Submit-Button der Suchfunktion. Große Schwachstelle: Im Internet Explorer ist die Seite nicht mit der Tastatur bedienbar. Mit anderen Browsern ist dies zwar möglich, allerdings funktioniert auch hier die Fokushervorhebung nur schlecht. Das Wahlprogramm wird in einer barrierefreien PDF-Version angeboten. Alternativ gibt es auch noch eine Version im DOC-Format, eine MP3-Fassung, eine Version in leichter und eine in Gebärdensprache. 

Fazit: Befriedigend 



Bündnis 90/Die Grünen
www.gruene.de
September 2013
Screenshot Bündnis 90/Die Grünen-Webseite

Momentan ist der Startseite eine Kampagnenseite „Warum Du uns wählen solltest“ vorgeschaltet. Diese ist hinsichtlich Barrierefreiheit eine Katastrophe. Sie besteht nur aus Grafiken und diese haben keinerlei Alternativ-Texte – für blinde Menschen ist sie nicht bedienbar. Zur eigentlichen Startseite: Wie bei den Linken ist auch die Grünen-Seite im Internet Explorer nicht mit der Tastatur bedienbar. Mit dem Mozilla Firefox ist dies hingegen möglich (inklusive guter Fokushervorhebung). Die Seite ist gut skalierbar. Auch die individuelle Anpassung der Farben funktioniert gut. Sprunglinks am Seitenanfang sind vorhanden, Überschriften sind zwar im HTML ausgezeichnet, allerdings ohne jede Struktur. Alternativtexte sind aussagekräftig, teilweise aber mit ausufernden Copyrightangaben versehen (Beispiel: „…© gruene.de (CC BY-NC 3.0)"). Das Programm im PDF-Formatist schlecht zugänglich. Es gibt aber Varianten in DAISY- und im MP3-Format, in leichter Sprache und als E-Book.

Fazit: ausreichend



Christlich-Soziale Union in Bayern (CSU)

September 2013
Screenshot CSU-Webseite
Die Startseite hat relativ wenige Inhalte. Die Alternativtexte sind aussagekräftig. Überschriften sind als solche ausgezeichnet, allerdings alle auf derselben Ebene, wodurch sich keine Struktur erschließt – dies mag aber auch den wenigen Inhalten geschuldet sein. Reine Textvergrößerung ist im Internet Explorer nicht möglich. Außerdem gibt es Darstellungsprobleme auch mit anderen Browsern. Wegen des Fehlens der Fokushervorhebung ist csu.de mit der Tastatur nur schlecht bedienbar. Das Wahlprogramm wird als Download im PDF-Format und als MP3 angeboten. Das PDF ist zwar zugänglich, aber schlecht strukturiert.

Fazit: ausreichend



Piratenpartei Deutschland (PIRATEN)

piratenpartei.de
Screenshot Piratenpartei-Webseite
Die Website der Piratenpartei verfügt über strukturierende Überschriften, eine größten Teils klare Überschriften-Hierarchie und über sinnvoll eingesetzte Orientierungspunkte. Auch Sprunglinks zum schnellen Erreichen von Navigation und Inhalt sind vorhanden. Grafiken verfügen über Alternativtexte, die allerdings nicht immer präzise sind. Die Seite ist für sehbehinderte Nutzer gut skalierbar und kann individuell angepasst werden. Das Wahlprogramm im PDF-Format ist zugänglich, aber nur schlecht strukturiert. Daneben gibt es ein Programm in leichter Sprache, eine Fassung als E-Book und Audiofassungen im DAISY-Format.

Fazit: Gut


Zusammenfassung:


Die Startseiten von SPD und Piratenpartei fallen in Sachen Barrierefreiheit positiv auf. Hier wird deutlich, dass beim Erstellen der Seite wichtige Kriterien berücksichtigt wurden. FDP und Linke haben bereits wichtige Aspekte der Barrierefreiheit umgesetzt, müssten aber noch mehr tun, um ihre Seiten auch blinden und sehbehinderten Nutzern zugänglich zu machen. Noch stärker gilt Letzteres für die Seiten von CDU, CSU und Grünen.

Das Ergebnis könnte besser sein. Das Thema Barrierefreiheit ist immer noch nicht selbstverständlich. Während Behörden und staatliche Einrichtungen schon lange verpflichtet sind, ihre Webangebote zugänglich zu gestalten - siehe BITV 2.0 -, sind Parteien es nicht. Aufgrund ihrer exponierten Rolle in der politischen Willensbildung, sollten sie sich konsequent des Themas annehmen.

Hinweis:

Dieser Test vermittelt lediglich einen ersten Eindruck. Es wurden dabei nur die Startseiten berücksichtigt. Außerdem wurden nur einige wenige Aspekte rund um Barrierefreiheit überprüft. Ergänzend wurden die Download-Fassungen der Wahlprogramme berücksichtigt. Die vergebenen Noten stellen lediglich eine grobe Einordnung dar. Umfangreiche Tests bieten die BIK-Beratungsstellen an: www.bitvtest.de.


Der Autor

Foto von Heiko Kunert
Heiko Kunert (36) ist Geschäftsführer des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg und ist selbst blind. 
Er bloggt auf blindpr.com und im Inklusionsblog der Aktion Mensch.










Anmerkung Hamburger Wahlbeobachter
Auch dieser Blog ist noch nicht zu 100% barrierfrei gestaltet. Dies hat zum großen Teil mit der verwendeten Blogsoftware von blogger.com zu tun. Der Gastbeitrag ist aber Anlaß den Blog zukünftig noch stärker barrierefrei zu gestalten. Für die wertvollen Anmerkungen und Hinweise danke ich Heiko Kunert.  

Paralell zur Veröffentlichung im Blog wurden die Testergebnisse auch in DIE WELT vom 09. September 2013 veröffentlicht.

Wie Social Media ist der hessische Landtag?

$
0
0
Logo Hessischer Landtag
Am 22. September geht es nicht nur in Berlin darum wer in den kommenden vier Jahre im Kanzleramt einziehen wird, auch in der Mitte Deutschlands wird eine neuer Landtag gewählt. Hessen wählt. Ein passender Anlass sich einmal die Social-Media-Nutzung der aktuellen 118 Landtagsabgeordneten ein wenig genauer anzuschauen. Und einen Vergleich zum Bundestag zu ziehen.

Zuletzt hatte ich an dieser Stelle bereits umfassend die Social-Media-Aktivitäten der Bundestagsabgeordneten und der bayerischen Landtagsabgeordneten untersucht.

Wie nutzen die hessischen Landtagsabgeordneten die sozialen Netzwerke? 


Mit Hilfe des Social-Media-Analyse-Portals Pluragraph.de habe ich die Profile der Parlamentarier gecheckt und deren Social-Media-Nutzung analysiert.

Dies ist ein rein quantitativer Überblick, Stand ist der 16. September 2013.

Erste zentrale Erkenntnis: Insgesamt haben 92 Parlamentarier mindestens ein Profil in einem der großen sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, Youtube, Flickr, Google+, XING, myspace, LinkedIn, Vimeo, Foursquare oder wer-kennt-wen.de. Dies entspricht einer allgemeinen Quote von 78 Prozent. Fast acht von zehn hessischen Volksvertretern nutzten also bereits soziale Netzwerke, im Bundestag sind es bereits neun von zehn.

Facebook ist dabei wie auch bereits im Bundestag und in anderen Bundesländern beobachtet das zentrale und meistgenutzte Netzwerk der hessischen Landespolitiker. 75,4 Prozent der Abgeordneten haben entweder ein privates Profil oder eine Fanseite. Danach folgen Twitter, XING und Youtube.

Das Statistik-Portal Statista hat diese Daten dankenswerterweise einmal grafisch aufbrereitet


Als Vergleichswerte habe ich die Nutzungsdaten der Bundespolitik herangezogen. Die hellblauen Balken zeigen die Nutzung und Verbreitung von Social Media im Bundestag. 

Ähnlich wie in anderen Landesparlamenten auch sieht man eine deutliche Differenz in der Nutzungshäufigkeit im Vergleich zum Bundestag. Am stärksten wird dies bei Youtube sichtbar. Nur knapp 12 Prozent der Landespolitiker, aber fast 50 Prozent der Bundespolitiker nutzen Bewegtbilder auf YouTube für die politische Kommunikation.  

Und noch zwei spannende Zahlen für die durschnittliche Reichweite bei Facebook und Twitter:

Durchschnittliche Facebook Fanzahl der Landtagsabgeordneten: 1010 Fans
Durchschnittliche Twitter-Follower der Landtagsabgeordneten: 1094 Follower 

Ein tagesaktuelles quantitatives Social-Media-Ranking aller 118 Landtagsabgeordneten gibt es bei Pluragraph.de. Sortiert nach Facebook-Fanseiten hier und nach Twitter hier.


Und für Bundesland-internen Vergleich habe ich auch nochmal die Nutzungszahlen der 45 hessischen Bundestagsabgeordneten selektiert. Vergleicht man diese mit den Landtagszahlen weicht die Nutzung der Landespolitiker noch stärker ab, als bei den durchschnittlichen Nutzungszahlen des Bundestages: 

93,3 Prozent der hessischen MdB haben mindestens ein Social-Media-Profil 
86,7 Prozent der hessischen MdB haben ein Facebook-Profil (Fanseite oder Privatprofil)
57,8 Prozent der hessischen MdB haben ein privates Facebookprofil 
55,5 Prozent der hessischen MdB haben eine Facebook-Fanseite 
66,4 Prozent der hessischen MdB haben ein Twitter-Account 
46,7 Prozent der hessischen MdB haben ein eigenes YouTube-Profil 
33,3 Prozent der hessischen MdB haben einen Google+-Account 
26,7 Prozent der hessischen MdB haben ein XING-Profil.



Twitternde Bundestagsabgeordnete: Aktivität, Inhalte, Interaktion

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Dr. Christian Nuernbergk, Akademischer Rat am Institut für Kommunikations-wissenschaft und Medienforschungan der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Das hier vorgestellte Projekt führt Dr. Christian Nuernbergk (@nuernbergk) am Lehrbereichvon Prof. Dr. Christoph Neuberger gemeinsam mit Prof. Dr. Axel Bruns (@snurb_dot_info) an der QUT Brisbane durch. Die Inhaltsanalysen für Deutschland hat er zusammen mit seiner Kollegin Julia Neubarth (@julneu) an der LMU München im Rahmen des Seminars „Twitter und Politik“ konzipiert und ausgewertet. 


Weiß auf grün
Logo der Ludwig-Maximilians-Universität München
Social Media haben in den letzten Jahren eine wichtige Rolle in der öffentlichen Kommunikation gespielt und gezeigt, vor welche Herausforderungen das Internet politische Akteure stellen kann. Im laufenden Bundestagswahlkampf bieten soziale Netzwerke, Weblogs und Video- plattformen gleich mehrere wichtige Kanäle zur Wähler- und Publikumsbeobachtung. Es eröffnen sich neue Foren für die politische Anschlusskommunikation, also Erweiterungen und Ergänzungen politisch-medialer Diskurse durch vernetzte Diskussionen. Politiker werden in diesem Umfeld direkt mit Feedback konfrontiert, können aber auch selbst aktiv an Diskussionen teilhaben. In einem laufenden Forschungsprojektder Ludwig-Maximilians-Universität mit der Queensland University of Technology Brisbane wird derzeit am Beispiel Twitter untersucht, welches Nutzungs- und Interaktionsverhalten die Abgeordneten Deutschlands und Australiens aufweisen. Erste Ergebnisse für den Bundestag sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Erst Ergebnisse 


Weiß auf blau
Logo Queensland University of Technology
Im Allgemeinen lassen sich drei Folgen des erweiterten kommunikativen Zugangs durch das Internet festhalten, welches eine im Vergleich zur Öffentlichkeit der Massenmedien stärker partizipative und dezentrale Kommunikation ermöglicht: 
(1) Beteiligung von Laien sowie deren Vernetzung
(2) Disintermediation, d. h. Umgehung prüfender Instanzen und Ermöglichung eines direkten Kontakts zwischen nicht-publizistischen Anbietern und ihren Bezugsgruppen
(3) öffentlich sichtbare Anschlusskommunikation und Reaktionen des Publikums, die durch politische oder journalistische Akteure ausgelöst werden können. In den Konstellationen zwischen politischen Akteuren, Publikum und Journalismus ist vor diesem Hintergrund von einer Zunahme vielfältiger, sich kreuzender Kommunikationsbeziehungen auszugehen. Statt unidirektionaler und durch „Gatekeeper“ stärker kontrollierbarer Massenkommunikation zeichnen sich die Kommunikationsflüsse der Öffentlichkeit im Internet durch zunehmend wechselseitige und mehrstufige Netzwerke aus (vgl. Nuernbergk 2013: 148-225).

Welches Gewicht hat das Social Web bereits für die politische Kommunikation? Neben den theoretischen Potenzialen und prominenten Einzelbeispielen (Stuttgart21, #aufschrei etc.) wird in Diskussionen häufig auf die eher begrenzte direkte Reichweite verwiesen, die in Nutzungszahlen gemessen werden kann. Auch rückt das konkrete Verhalten der politischen Akteure selbst in den Blickpunkt: Hier stellt sich vor allem die Frage, ob es zur Interaktion mit interessierten Bürgern kommt und welche Themen im Netz wichtig sind. Diese Frage wird im Folgenden mit Blick auf Twitter untersucht. Twitter, das zeigen Zahlen zur Reichweite, ist kein unbedeutender Kanal: Die im September veröffentlichte ARD/ZDF-Onlinestudie 2013 beschreibt 7% der deutschen Internetnutzer zumindest als gelegentliche Twitter-Nutzer. Vor allem unter jüngeren Onlinern (bis 29 Jahre) liegen die Anteile allerdings höher und erreichen in der jüngsten Altersgruppe bis 19 Jahre sogar bereits 22%. Erwähnt werden sollte in diesem Kontext, dass im Social Web eine laufende Beobachtung durch journalistische Akteure stattfindet, die den dort stattfindenden Diskussionen über eine Berichterstattung zusätzliche Resonanz verleihen kann (vgl. Neuberger,vom Hofe, Nuernbergk 2011). 

Generell können Politiker auf Twitter verschiedene Strategien politischer Kommunikation verfolgen oder einzelne Zielsetzungen miteinander kombinieren: Sie können sachlich informieren, für ihre Politik werben und mobilisieren, den politischen Gegner beobachten und gegebenenfalls angreifen. Sie können aber auch aktiv an Diskussionen teilnehmen und eine starke Interaktionsorientierung aufweisen. Darüber hinaus ist eine eher entpolitisierende Form der persönlichen Inszenierung möglich, die private oder auch emotionale Botschaften in den Vordergrund rückt. Es gibt hier keine Gesamtstrategie und kein einfaches Patentrezept, was sich nicht zuletzt auch in einem differenzierten Nutzungsverhalten der Politiker ausdrückt.


Logo Twitter
Für die erste von unseren geplanten Teilstudien zu den deutschen Bundestagsabgeordneten (MdB) wurde bereits eine Inhalts- und Netzwerkanalyse von 4392 Tweets an der LMU durchgeführt. Die Auswahlgesamtheit wurde über ein seit Anfang 2013 kontinuierlich durchgeführtes Monitoring der Tweets deutscher Abgeordneter ermöglicht. Im Auswahl-Zeitraum vom 20.03.-26.03. 2013 beteiligten sich 208 Abgeordnete an den Diskussionen auf Twitter. Nur etwa ein Drittel der 620 MdBs veröffentlichte eigene Tweets oder Retweets in einem Zeitabschnitt, der eher als „Vorwahlkampf“ beschrieben werden kann und in dem Bundestagssitzungen stattfanden. Diese Zahl liegt damit geringer als aktuell zirkulierende Accountlistenerwarten lassen, die bereits über die Hälfte der Abgeordneten auf Twittererfassen. Das Verhältnismännlicher und weiblicher Abgeordneter spiegelt sich auch in unseren Zahlen: Ein Drittel der Tweets stammt von Frauen (33%).

Was wird getwittert oder retweetet?


Die wichtigsten, nicht unbedingt überraschenden Ergebnisse: Es wird mehr über öffentliche, gesellschaftlich relevante Themen und Ereignisse (83%) getwittert als über private, dem eigenen Lebensbereich zugerechnete Anlässe und Themen.

Einen ausschließlich privaten Bezug weisen aber ca. 16% der Tweets auf. Es gibt allerdings Unterschiede nach Parteien, die sich zusammenfassend mit einer etwas stärkeren Neigung der Volksparteien zu privater Kommunikation beschreiben lassen. Einen konkreten Politikbezug weisen noch ca. 2.700 Tweets auf. Davon entfallen 16 Prozent auf das Feld der Wirtschafts-, Finanz, Arbeits- und Steuerpolitik. Aber auch andere Bereiche wie Jugend-, Frauen- und Familienpolitik (10 Prozent), Umwelt-, Energie- und Verbraucherschutz (8 Prozent), Innenpolitik (8 Prozent) und Telekommunikations-, Medien- und Netzpolitik (7 Prozent ) sind im betrachteten Zeitraum von Bedeutung. Die privaten Tweets setzen sich überwiegend aus privater Konversation (78 Prozent) ohne Bezug zu einem konkreten Lebensbereich zusammen. Tweets mit einem konkreten privaten Bezug lassen sich am häufigsten den Feldern Reisen, Sport und Ernährung/Kochen zuordnen. 

 

Wer sind die aktivsten Twitterer? 


An unserer Studie ist interessant, dass die zehn Abgeordneten mit den meisten Tweets im Zeitraum alleine 35% des gesamten Aufkommens beigesteuert haben. Top-Twitterer waren Johannes Kahrs (SPD), Volker Beck (Bündis 90/Die Grünen) und Dorothee Bär (CSU).

Welche Akteure werden in den Tweets angesprochen? Von den 3538 Tweets, die die Abgeordneten selbst zuerst schrieben, enthalten immerhin 51% @mentions, d. h. Erwähnungen anderer Nutzer auf Twitter. Diese entfallen am häufigsten auf politische Akteure (49%), aber immerhin zu einem Drittel auch auf Einzelpersonen, die sich als „einfache Bürger“ ohne politisches Mandat charakterisieren lassen (35%). Auch journalistische Akteure werden öfter mit @mentions angesprochen. Die Parteien verhalten sich insgesamt unterschiedlich, so viel soll an dieser Stelle bereits vorweggenommen werden. Die Netzwerkdarstellung zeigt alle twitternden Abgeordneten, die im Untersuchungszeitraum andere Nutzer per @mention erwähnt haben. Es fällt auf, dass @mentions zu Kollegen in der eigenen Fraktion unter den Grünen und den Unionsabgeordneten eher üblich sind und seltener bei FDP und Linken vorkommen. Alles in allem bestehen viele Einzelbeziehungen zu Knoten, die nicht den einzelnen Parteien zugeordnet werden können. Paarbeziehungen dieser Art weisen jeweils ein niedriges Gewicht auf, d. h. dass sie oft nur in einem oder zumindest wenigen Tweets vorhanden waren. Unter den Politikern gibt es dagegen öfter auch stark gewichtete Beziehungen zwischen ausgewählten Nutzerpaaren.
  
Netzwerk der @Mentions/Erwähnungen anderer Nutzer in den Tweets/Retweets der MdBs (Darstellung: Farben nach Parteien [blau: Union; rot: SPD, grün: Grüne, gelb: FDP, lila: Linke, türkis: Accounts ohne Parteizuordnung], Beschriftung ab einem Outdegree =10).

Wie werden die erwähnten Nutzer bewertet? 


Hierzu lässt sich allgemein festhalten, dass ein negativer Kontext der Bewertung inhaltsanalytisch seltener ermittelt werden konnte als eine positive Bezugnahme. Jede @mention wurde erfasst. Auf diese Weise wurden über 2.400 Nutzererwähnungen in den originären MdB-Tweets gezählt, von denen ca. ein Fünftel auch eine Bewertung aufweist. Der Netzwerkgraph zeigt, dass bereits wenige Abgeordnete einen Großteil der Bewertungen anderer Nutzer einbringen. Zu nennen sind hier in erster Linie Johannes Kahrs (SPD) und Erika Steinbach (CDU), die offensichtlich vor Kritik in Konversationen nicht zurückschrecken.

@Mentions/Erwähnungen anderer Nutzeraccounts durch MdBs, die einen negativen Bewertungskontext aufweisen (Darstellung: Farben nach Parteien [blau: Union; rot: SPD, grün: Grüne, gelb: FDP, lila: Linke, weiß: Accounts ohne Parteizuordnung], Beschriftung ab einem Degree =2). 





Wie geht es weiter? 


Unsere Studie ist noch nicht erschöpfend ausgewertet. In den kommenden Monaten werden Vergleichsdaten zum Wahltermin folgen. Auch sollen die Daten im Ländervergleich betrachtet werden. 


Autor:  


Dr. Christian Nuernbergk (@nuernbergk), ist Akademischer Rat auf Zeit am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen Netzwerköffentlichkeit und Social Media, Internetjournalismus und Politische Kommunikation. 

Das hier vorgestellte Projekt führt Dr. Christian Nuernbergk am Lehrbereich von Prof. Dr. Christoph Neuberger gemeinsam mit Prof. Dr. Axel Bruns (@snurb_dot_info) an der QUT Brisbane durch. Die Inhaltsanalysen für Deutschland hat er zusammen mit seiner Kollegin Julia Neubarth (@julneu) an der LMU München im Rahmen des Seminars „Twitter und Politik“ konzipiert und ausgewertet.



Was ich am Wahlabend mache? #btwLIVE

$
0
0
In den letzten Tagen wurde ich öfter gefragt: Was machst Du denn am Sonntag, den 22.09.2013, so ab 18.00 Uhr? Nun ist die Katze sprich Pressemitteilung aus dem Sack. 

Ich moderiere in diesem Internet.

 

Die Bundestagswahl 2013 live auf SPIEGEL ONLINE

 
SPIEGEL ONLINE berichtet am Wahlsonntag live ab 17.45 Uhr aus dem Newsrooman der Hamburger Ericusspitze. Im Livestream gibt es Analysen, Live-Schalten in die Partei- zentralen und eine Netz-Elefantenrunde mit den SPIEGEL-ONLINE-Kolumnisten Sascha Lobo, Silke Burmester, Jan Fleischhauer und Jakob AugsteinPer Skype melden sich der SPIEGEL-ONLINE-Wahlbeobachter Friedrich Küppersbuschund "Partei"-Chef Martin Sonneborn zu Wort. Social-Media-Redakteure liefern Reaktionen aus dem Internet und Netz-Fundstücke. Korrespondenten aus den USA, Russland und Frankreich berichten live, wie das Ergebnis im Ausland aufgenommen wird.

Moderiert wird die interaktive Sendung von SPIEGEL-ONLINE-Videoredakteurin Sara Maria Manzo. An ihrer Seite: der Politikberater und Blogger Martin Fuchs. Der Hashtag zur Sendung: #btwLIVE.  

Und noch mal in Bildsprache. 


Ich freue mich sehr auf dieses Experiment. Erstmals wird SPIEGEL ONLINE eine Wahl mit einem Livestream begleiten und direkt aus dem Newsroom in der 13. Etage des SPIEGEL-Hauses den Wahlabend mit Livebildern einorden und kommentieren. An dieser Stelle schon mal Dank an die Redaktion für das Vertrauen.

Dabei soll die Sendung nicht im klassischen eher steifen Format der bekannten TV-Wahlsendungen daherkommen, sondern bewusst aus dem "Maschinenraum" einer aktuell arbeitenden Redaktion die Ereignisse live kommentieren und auch an der ein oder anderen Stelle überraschen.

Das Konzept hat mich gleich überzeugt. Ich bin gespannt wie wir uns schlagen werden.
Ich freue mich auf jeden Fall auf den Abend an der Seite von Sara Maria Manzo! 

Wie wir es auf KEINEN Fall machen wollen hat "Walius sieht fern" sehr schön zusammengefasst

   

Klickt doch mal rein und tweetet kräftig mit: #btwLIVE

Wir sehen uns in diesem Internet.  

Endspurt im Onlinewahlkampf: Wie Social Media sind die Spitzenkandidaten auf den letzten Metern?

$
0
0
Fast täglich gibt es jetzt die "letzte" Wahlumfrage vor dem Sonntag. Schenkt man den Demoskopen und Ihren Umfragen Vertrauen wird der Ausgang der Wahl nochmal knapp. In diesem Zusammenhang stellen sich Medien und Öffentlichkeit verstärkt die Frage: Wie wahlentscheidend ist das Netz? 

High-Tech Verband
Logo BITKOM e.V.
Hierzu gab es in den vergangenen Monaten eine Reihe von Umfragen, Studien und Expertenmeinungen, die so unterschiedlich waren, dass eine Aussage über die Relevanz des Onlinewahlkampfes für den Wahlausgang schwierig ist.
    
Mit Hilfe von Social Media lassen sich auf jeden Fall Trends in der Wählergunst ablesen, auch wenn Twitter nicht die Bundestagswahl voraussagen kann wie der Bamberger Politikwissenschaftler Andreas Jungherr richtig analysiert hat.

Im Auftrag des High-Tech-Verbandes BITKOM habe ich wenige Tage vor der Wahl einmal analysiert wie die Spitzenkandidaten von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die LINKE. im Netz aufgestellt sind und wie die Nachfrage nach Ihnen sich auf Facebook, Twitter, Wikidpedia und Google News kurz vor der Wahl entwickelt hat.

Bedenkt man, dass wenige Stunden vor der Wahl noch 30 Prozent und zwei Wochen sind vor der Wahl noch 60 Prozent der Wähler unentschieden waren, wo Sie ihr Kreuz machen, lassen sich an diesen Zahlen Trends ablesen welcher Politiker kurz vor der Wahl wie gefragt ist.

Voila die gelungene Infografik zu den Zahlen: Dr. Angela Merkel, Peer Steinbrück, Rainer Brüderle, Jürgen Trittin und Dr. Gregor Gysi im Vergleich. 

Wie die Spitzenpolitiker der Parteien im Internet abschneiden








Und auch die Social-Media-Marketing und Monitoring-Beratung socialbakers hat gestern noch letzte Zahlen - mit dem Fokus auf Facebook - veröffentlicht. Ein wenig anderer Zeitraum, aber sehr ähnliche Ergebnisse.  

Voila, die Infografik: 

Die Bundestagswahl im Social Network Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken. Was das alles zu bedeuten hat und wie diese Aktivitäten auf das Wahlergebniss einzahlen, erkläre ich dann am Sonntagabend auf SPIEGEL ONLINE. #btwLIVE 























































































Das ungenutzte Kommunikationspotenzial der FDP – eine Analyse des Netzwahlkampfs

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Florian Brill, Mitinitiator der liberalen Graswurzelbewegung FDP Liberté.

Logo der FDP
Welchen Einfluss hat Kommunikation im Netz auf das Wahlergebnis einer Partei? Nun, darüber wird eifrig gestritten. Einig ist man sich wohl darüber, dass die Wähler-Wahrnehmung von Parteien letztlich über den Wahlerfolg entscheidet. Und eben diese Wahrnehmung wird bedingt durch die Kampagnen der Parteien, für die von Wahl zu Wahl – ganz zur Freude der zahlreichen Werbeagenturen für politische Kommunikation – immer mehr Geld in die Hand genommen wird. Hart getroffen hat es diesmal die Partei mit dem kleinsten Wahlkampfbudget aller im Bundestag vertretenen Parteien. Die FDP hat sich nach insgesamt 64 Jahren im Deutschen Bundestag, davon 42 in Regierungsverantwortung, aus dem deutschen Parlament verabschiedet. Während sich die Partei nun auf inhaltliche und personelle Fehlersuche begibt, gibt ein Blick auf die Onlinepräsenzen der FDP Aufschluss über die Kommunikationsdefizite der Liberalen.

Wie kommuniziert die FDP im Web 2.0?


Beginnen wir mit dem offiziellen Facebook-Auftritt der Partei.

Screenshot der FDP-Facebookseite
Kommunikation findet im Facebook-Kanal der FDPausschließlich von oben nach unten statt. Mit einer für User Generated Content gesperrten Chronik und ohne Moderation der Nutzerkommentare (dafür aber mit flinken Fingern auf der Löschen-Taste) ist die FDP in den Netzwahlkampf gezogen. Diskurs findet lediglich im Kommentarfeld und in der Regel ohne Beteiligung der FDP zwischen einzelnen Nutzern statt, die sich zumeist entweder als entschiedene Anhänger oder entschiedene Gegner der Liberalen gerieren, wodurch solche Konversationen stark polarisieren und kaum Raum für Sachdiskussionen lassen.






Auch bei Twitter kannte die FDP in der heißesten Wahlkampf-Phase nur eine Fahrtrichtung für Kommunikation.
Twitter-Timeline der FDP etwa zwei Wochen vor der Wahl

Dabei kann sie zwar aus technischen Gründen öffentliche Reaktionen nicht im gleichen Maße kontrollieren wie bei Facebook, sie hat sich aber dafür entschieden, an sie gerichtete und über sie verfasste Tweets konsequent zu ignorieren. Replies, Retweets und Favorisierungen sucht man bei der FDP in Wahlkampfzeiten vergebens.

Gleichwohl setzt gerade Twitter ungeahnten Buzz für die
Liberalen frei.

Quelle Ebuzzing Deutschland

Über die FDP gibt es im Zeitraum vom 3. Juni bis zum 3. Oktober 2013 über 100.000 Tweets von über 30.000 Accounts. Davon gelten fast 1.000 als einflussreich. Diese beachtenswerten Konversationsstränge während des Wahlkampfs blieben von offiziellen FDP-Kanälen bisher nahezu vollständig ungenutzt.

Bild: Tweets über die FDP vom 03.06.2013 bis 03.10.2013, Quelle: Ebuzzing Deutschland






Aktivitäten der Basis


Bei Facebook gibt es für Anhänger und Gegner der Liberalen eine Oase der Online-Kommunikation. Die liberale Grassroots-Bewegung FDP Liberté wurde geschaffen, um Austausch über freiheitliche Inhalte zu ermöglichen. Gestartet mit der französisch konnotierten Kampagne „Liberté statt Lafontaine“ im Saarland-Wahlkampf 2011 hat es die Initiative Liberté inzwischen zur etablierten Kampagnenplattform geschafft.

Auch der Liberalismus hat Graswurzeln
FDP Liberté

Das Prinzip ist denkbar einfach: Crowdsourcing und Brainstorming für den Liberalismus. Jeder User kann in dafür vorgesehenen Facebook-Gruppen Vorschläge für Motive einbringen oder einfach selbst ein Meme generieren. Gemeinsam wird dann darüber abgestimmt, ob die entwickelten Grafiken die gewünschten Inhalte transportieren und öffentlich gepostet werden sollen. Inhaltlich reichen die Motive dabei vom politischen Tagesgeschehen über die Darstellung liberaler Tugenden bis hin zur Satire mit Blick auf den politischen Gegner.


Beate Zschäpe auf Brigitte-Cover
Beispiel eines erfolgreiches Postings auf der FDP Liberte-Fanseite
Das Crowdsourcing-Verfahren von FDP Liberté hat sich im Übrigen ausdrücklich bewährt. Abgesehen von den vielen Impressionen der Motive in zahlreichen Presse- und TV-Erwähnungen erreichen die TOP-Veröffentlichungen der Facebookseiteallein durch virale Verbreitung mehr als 380.000 Menschen– ohne bezahlte Reichweite, ohne Promoted Posts.

 

Auch Kritiker der FDP sind aufgerufen, sich zu beteiligen.


Mit dem „FDP Hate Day“ stellte sich die Initiative FDP Liberté als erste politische Plattform überhaupt öffentlich der Kritik im Netz.


Screenshot FDP Hate Day

Auch für den „Hate Day“, der auf den Seiten von FDP Liberté am Valentinstag 2013 stattfand, galt die Devise: Jeder kann mitmachen. Die Angst vor „zu viel kanalisierter Kritik“ war in Funktionärskreisen der FDP anfangs erwartbar groß, hat sich aber im Nachhinein als völlig unbegründet erwiesen. Unzutreffende Kritik konnte durch liberale Facebook User, moderiert von den Admins bei FDP Liberté, ohne große Anstrengung entkräftet und zurückweisen werden. Offenkundig polemische und unsachliche Kritik richtete sich meist – ohne dass es einer Reaktion bedurfte – selbst. Und berechtigte Kritik stieß auf offene Ohren und gab den FDP-Anhängern die Chance, sich konstruktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Das Ergebniskann sich sehen lassen.
  

Auch bei Twitter gibt es Pioniere



Am Tag nach der Wahl erblickte der Twitter-Account @NeueFDP das Licht der Welt. Während Christian Lindner nach der Wahlschlappe verkündete, man müsse die FDP neu denken, ruft die „neue FDP“ jeden Twitterer dazu auf, das an Ort und Stelle auch zu tun.Über 300 liberale Vordenker haben sich bereits hinter dem Account versammelt und diskutieren gemeinsam, wie die Freien Demokraten sich als für jedermann wählbare Partei, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Liberalität miteinander verbindet, neu aufstellen kann. Natürlich entscheiden in letzter Konsequenz die Delegierten zum anstehenden FDP-Bundesparteitag über personelle und inhaltliche Veränderungen. Ein kollektives Brainstorming im Vorfeld, das über die Innenwahrnehmung der Partei weit hinausgeht, kann solche Entscheidungsprozesse aber entsprechend vorbereiten. Hierzu eingeladen ist, wie immer, jeder Nutzer, der etwas beizutragen hat. Und wieder sind auch Kritiker aufgerufen, sich konstruktiv zu beteiligen.



Bild: Timeline des Twitter-Accounts @neueFDP (auszugsweise)





Fazit


Die Analyse des digitalen Wahlkampfs 2013 zeigt: Die FDP erhält im Netz ein konstantes Grundrauschen. Menschen interessieren sich ganz offenkundig für liberale Politik und werden nicht müde, sie in den Sozialen Medien zu diskutieren. Beispielhaft hierfür steht die beeindruckende Zahl der Veröffentlichungen am Tag der Bundestagswahl 2013. Über 120 Blog-Posts, über 7.000 Tweets, über 400 Artikel und über 600 Foreneinträge konnten am 22. September über die FDP erfasst werden. Im Hinblick auf die Tonalität war dabei von zügelloser Häme der politischen Wettbewerber über Trauer der liberalen Anhänger bis hin zu zahlreichen Kundgebungen über FDP-Eintritte noch am Wahlabend alles dabei.

Quelle: Ebuzzing Deutschland

Konversationen über die FDP im Netz, Quelle: Ebuzzing Deutschland

Das Wahlergebnis gibt der FDP unterdessen auch eine wichtige und längst überfällige Hausaufgabe auf.

Während manch andere Partei sich bereits längst intensiv mit interaktiven Social-Media-Strategien beschäftigt, muss die FDP jetzt unbedingt lernen, an den Gesprächen über sie im Web 2.0 zu partizipieren, anstatt nur tatenlos dabei zuzusehen, wie andere über sie sprechen. Twitter und Facebook sind keine schwarzen Bretter zur Veröffentlichung eigener Inhalte, sondern Plattformen, die der Interaktion dienen. Für Parteien gilt genauso wie für Unternehmen: Man kann sich nicht entscheiden, ob man in Sozialen Netzwerken vertreten sein will oder nicht. Man kann sich nur entscheiden, ob und wie man mitmischen will.

Dabei ist die einzig richtige Social-Media-Strategie für die FDP der Gang in die Offensive. Es ist kein Geheimnis, dass insbesondere die FDP – online wie offline – in letzter Zeit viel Kritik einstecken musste.
Darauf weiterhin im Netz nicht zu reagieren ist für die FDP im Jahr 2013 keine denkbare Option mehr.

Analog zu der Guerilla-Aktion „FDP Hate Day“ von FDP Liberté gilt es für die offiziellen Kanäle der Liberalen jetzt mehr denn je, unberechtigte Kritik entschieden zurückzuweisen und sich mit berechtigter Kritik konstruktiv auseinanderzusetzen. Krisenkommunikation muss insbesondere in den Sozialen Netzen ein fester Strategiebestandteil einer Partei sein, die nunmehr in die schwerste Krise ihrer Geschichte geraten ist.

Wahlkampf-Claims wie „Keine neuen Steuern“ und „4 gute Jahre für Deutschland“ machen noch keine liberale Partei. Als solche wird die FDP, wie jüngste Wahlergebnisse zeigen, auch kaum noch wahrgenommen, was zu nicht unwesentlichen Teilen auch der defizitären Kommunikationsstrategie geschuldet ist. Dabei ist offene und authentische Kommunikation im Netz eigentlich keine Raketenwissenschaft. Wenn die FDP den Mut findet, User zukünftig in ihre Online-Präsenzen aktiv mit einzubinden, fände sie dadurch nicht nur mehr Zustimmung in Form von Follower- und Fanwachstum. Sie würde auch dem urliberalen Prinzip entsprechen, Menschen etwas zuzutrauen; in diesem Fall: Menschen zuzutrauen, sich qualifiziert am politischen Online-Diskurs zu beteiligen.


Autor

Florian Brill
Florian Brill (@FlorianBrill) ist PR-Manager beim IT-Unternehmen Ebuzzing, das Markenbotschaften im Social Web verbreitet und weltweit Web-2.0-Content analysiert. Seit 2010 beschäftigt er sich gemeinsam mit dem Binger PR-Berater Hasso Mansfeld mit politischer Kommunikation im Internet. Der Autor ist Mitinitiator der liberalen Graswurzelbewegung FDP Liberté.









#btw13: Der Online-Wahlkampf 2013 - Eine Wahlbeobachter-Analyse

$
0
0
Ein Blog goes Papier. Dank der Fachzeitschrift "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner dritten Kolumne aus der Oktober-Ausgabe schaue ich auf den Wahlkampf 2013 zurück und versuche ein paar weit verbreitetete Mythen über das was Onlinewahlkampf leisten kann und soll aus der Welt zu schaffen.

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

Angela Merkel 22.09.2013
Screenshot Facebook-Posting Angela Merkel aus der Wahlnacht
„Four more years“ textete Barack Obama verbunden mit einem emotionalen Wahlsieger-Foto nach seiner zweiten Wiederwahl im Jahr 2012. Dieser Tweet und auch das parallele Posting auf Facebook sind die meist geteilten Inhalte in beiden Netzwerken und somit selber Geschichte geworden. Die Botschaft von Angela Merkel nach Ihrer überragenden Wiederwahl am Wahlabend des 22. September war ein kurzes Videointerview, das es bisher immerhin auf knapp 10.000 Likes und über 1000 „Teilen“ schaffte. Ob die Bundeskanzlerin mit diesem Posting in die Geschichtsbücher eingeht ist zu bezweifeln.

Ganz davon abgesehen, dass die politische Kultur und auch die Struktur des Parteiensystems in Deutschland Vergleiche mit dem amerikanischen Wahlkampf verbieten, war der Onlinewahlkampf nicht so langweilig, unkreativ und schlecht wie ihn viele Medien und Experten gemacht haben. Ich habe den Eindruck das die Erwartungen der Öffentlichkeit an das was Wahlkampf im Netz leisten soll und kann verzerrt und überzogen sind.

Was erwarten die Wähler von Parteien und Politikern im Netz? 


Über 60 Prozent der Bürger informieren sich im Netz über politische Themen, insbesondere in der heißen Wahlkampfphase. Und Informationen haben die Parteien als auch die Kandidaten online bereitgestellt. Fast jeder Kandidat war mit einer Webseite im Netz präsent, über 60 Prozent der aussichtsreichsten 600 Bundestagskandidaten waren auf Facebook mit einer eigenen Fanseite aktiv und immerhin jeder dritte Bundestagsabgeordnete twitterte in den letzten Wochen vor der Wahl.

Screenshot Grünes Wahlprogramm in 2 Minuten
Die Parteien bereiteten Ihre Programme in leichter Sprache auf, ließen das Wahlprogramm von Parteipromis via soundcloud vorlesen (SPD) oder fassten die zentralen Punkte multimedial aufbereitet in zwei Minuten zusammen (Grüne). Der Großteil der abgeordnetenwatch.de-Fragen wurde zügig beantwortet, die Wikipedia-Seiten waren in den meisten Fällen aktuell und es gab fast keinen Kandidaten der nicht auch ein eigenes Kandidatenvideo ins Netz stellte. Einige der Videos schafften sogar mehrere 10.000 Abrufe und sorgten für bundesweite Verbreitung.

Ganz klar, nicht jedes Social-Media-Profil wurde auch wirklich optimal für den Dialog genutzt, die Intensität der Aktivitäten schwankte zwischen den Kandidaten stark und auf manch einer Webseite hätten die Informationen besser strukturiert sein können. Aber: Jeder Wähler hatte die Chance sich mit wenigen Klicks über seine Wahlkreiskandidaten und die Positionen der Parteien all umfassend zu informieren.

Die Kritik an den fehlenden Innovationen teile ich ebenso wenig. Der Ruf nach digitaler Beteiligung wurde in diesem Wahlkampf erhört und von den Parteien aufgegriffen. Beide Volksparteien CDU (CDUplus) und SPD (mitmachen.spd) stellten Mitmach- und Diskussionsportale bereit, die ebenfalls von der Parteibasis gut angenommen wurden. In den Parteien gelten gerade diese Onlineportale als die wahre Innovation. Noch nie konnte der Wahlkampf so direkt, hierarchiefrei und reaktionsschnell geplant und organisiert werden.

Screenshot aus Tumblr "Wo Peer seine Finger drin hat"
Zudem gab es eine Reihe von wirklich kreativen und gut gemachten Meme, die reaktionsschnell von den Parteien oder parteinahen Privatleuten ins Netz gestellt wurden. Beispielhaft seien hier nur die tumblr-Blogs „Merkel Raute“, „Wo Peer seine Finger drin hat“, „Pofalla beendet Dinge“ oder auch „Gut gemacht FDP“ genannt.

Auch erste zarte Ansätze Kontrollverlust von Seiten der Parteien zuzulassen konnten bei Twitter-Accounts wie @WirsindGruen und @WirsindCDU beobachtet werden. Im Sinne des Rotation Curation-Gedankens twitterte hier jede Woche ein anderes Parteimitglied im Namen der Partei, ohne dass diese die Tweets vorher freigab.

 

Was wünsche ich mir von den Abgeordneten in den kommenden vier Jahren? 

 

Nicht jeder Abgeordnete braucht Social Media und nicht jeder Parlamentarier muss die Netzwerke selber aktiv nutzen. Trotzdem sollte jeder Volksvertreter und seine Büros das Netz im Blick haben und zuhören. Ein schmales Social-Media-Monitoring sollte im Jahr 2013 genauso so zur täglichen Routine werden wie der ausgedruckte Pressespiegel.

Quelle: UdL Digital
Von den Abgeordneten die sich für eine Nutzung entschieden haben wünsche ich mir wirklichen Dialog. Die im Wahlkampf aufgebaute Community sollte nun weiter in die tägliche Arbeit eingebunden werden. Positionen, Argumente und die Funktionsweise von Politik müssen nun auch kontinuierlich in den kommenden Jahren erklärt werden. Die Fans und Follower sollten mit exklusiven Informationen und direkten Fragestellungen zu aktuellen Diskussionen in die eigene Meinungsbildung einbezogen werden. Nur so bindet man Sympathisanten erfolgreich an sich und kann auf diese dann im kommenden Wahlkampf zurückgreifen.

Die Abgeordneten sollten zudem einen Schritt auf Blogger zugehen und auch deren Fach-Expertise nutzen und sich stärker als Gastblogger auf fremden Blogs tummeln. Politik muss an den verschiedensten Ecken des Netzes erklärt werden z.B. auch in Fashion- oder Foodblogs. Bestenfalls in leicht konsumierbarer Form wie Videos oder Infografiken. Auch hier gibt es bereits wunderbare Best Practice-Beispiele. Ich freue mich auf den neuen Bundestag und all die Social-Media-affinen neuen Abgeordneten.

Die Nachwahlbeobachtung läuft bereits an ;)  

Für alle Freunde des gelayouteten Papiers gibts hier die Kolumne auch in der Originalansicht(Anmerkung: Der Text ist ein wenig gekürzt) 

Parteien digital: Online-Strategien in der Mitgliederkommunikation von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und der Piratenpartei

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Kommunikationswissenschaftlerin Linette Heimrich. Der hier veröffentlichte Beitrag basiert auf Ihrer Masterarbeit mit dem Titel "Parteien digital: Mitgliederkommunikation im Zeitalter des Internets".


Technische Universität Ilmenau
Logo der TU Ilmenau
Der Wahlkampf ist zu Ende. Die Stimmzettel sind ausgezählt, die Sitze verteilt und die Gespräche zur Regierungsbildung laufen. Wie zu erwarten, stand im allgemeinen Medienspektakel der Online-Wahlkampf der Parteien wieder besonderes im Blickpunkt. Erste Analysen zur Rolle von Facebook, Twitter und Co. wurden bereits veröffentlich, viele umfassende Studien werden noch folgen. 

Quelle_ Statista
Mitgliederzahlen der Parteien 2012 
Dabei ist die Frage nach der Bedeutung von Online-Instrumenten in der Parteikommunikation keineswegs nur in Wahlkampfzeiten interessant. Als politische Mitgliederorganisationen sind Parteien mehr als nur Stimmensammler und Postenjäger. Sie agieren als wichtiges Scharnier zwischen Staat und Gesellschaft. Parteiorganisationen sind Orte der Willensbildung und Entscheidungsfindung und stehen zugleich vor der schweren Aufgabe ihre Mitglieder zu mobilisieren und langfristig an sich zu binden. Gerade in Zeiten rückläufiger Mitgliederzahlen spielt die Kommunikation mit den eigenen Anhängern auch außerhalb der stürmischen Wahlkampfphase eine wesentliche Rolle.

In einer explorativen Studie zur digitalen Mitgliederkommunikation von Parteien wurde darum untersucht, wie Parteien außerhalb des Wahlkampfs das Internet zur internen Willensbildung und Entscheidungsfindung sowie zur Mitgliederbindung und –mobilisierung nutzen. Ein Methodenmix aus Leitfadeninterviews mit führenden Kommunikationsverantwortlichen der Bundesparteien und einer qualitativen Strukturanalyse der zentralen Mitgliederangebote im Netz liefert Einblicke in die Online-Strategien von SPD, CDU, FDP, B90/Die Grünen und der Piratenpartei.

Als zentrale Mitgliederangebote wurden u.a. der login-geschützte „Mein Bereich“ der SPD-Website, die Community „CDUplus“ (CDU), das Netzwerk „Meine Freiheit“ (FDP), das Mitgliedernetz „Wurzelwerk“ (Grüne) sowie das „Piratenwiki“ und „Liquid Feedback“ (Piratenpartei) untersucht.

Exklusive Mitgliederangebote selten 


Grafik CDUplus
Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass ein erheblicher Teil der untersuchten Parteien auf exklusive Mitgliederangebote im Web fast gänzlich verzichtet. Der Großteil der Parteien verfügt zwar neben der regulären Website über eine parteieigene Community, die ihren Aussagen zufolge einen wichtigen Platz in der Mitgliederkommunikation einnimmt, in der Mehrzahl der Fälle steht diese aber auch Nicht-Mitgliedern offen. Der gebotene Mehrwert dieser Angebote ist für die Mitglieder selbst meist gering und beschränkt sich vorrangig auf das Bereitstellen von Hintergrundinformationen, zusätzlicher Kontaktmöglichkeiten und materieller Anreize, wie z.B. Sonderkonditionen für Parteimitglieder bei bestimmten Vertragspartnern.

Logo grünes "Wurzelwerk"
Strategisch geht es den Parteien weniger darum, exklusive Anreize für Mitglieder zu schaffen. Stattdessen will man eine möglichst breite Masse erreichen und auch Sympathisanten ohne Parteibuch involvieren. Die Beschränkung eines Angebots auf Mitglieder allein erscheint aufgrund zu geringer Nutzungszahlen nicht lohnenswert. Da Mitgliedernetze auch im Wahlkampf eine wichtige Rolle für die Mobilisierung spielen, ist das Einbeziehen externer Unterstützer strategisch gewollt.

FDP, SPD und Piraten unterscheiden in ihrem Online-Angebot am wenigsten zwischen Internen und Externen. Einzig die Grünen besitzen mit dem „Wurzelwerk“ ein exklusives Mitgliederangebot.


Herausforderung: Online-Teilhabe institutionalisieren 


Stärkster Anreiz, sich in einer Partei zu engagieren, ist nach wie vor die Möglichkeit zur Mitsprache und politischen Mitbestimmung. Alle untersuchten Parteien haben die Potenziale des Netzes als Raum für kollektive Willensbildung mittlerweile erkannt und versuchen, diese für sich zu nutzen. So fanden sich bei allen Parteien Ansätze, die Programmarbeit durch den Einsatz von Online-Instrumenten zu unterstützen. Das Ausmaß, in dem dies geschieht, variiert jedoch zwischen den einzelnen Parteien beträchtlich. Zudem werden mit der Willensbildung im Netz von den Parteien unterschiedliche Ziele verfolgt.

Quelle: Linette Heimrich
Ergebnisse zur Nutzung interner Parteinetzwerke
Einerseits werden Online-Instrumente genutzt, um Meinungsbilder aus der Gesamtbevölkerung einzufangen und Wahlprogramme entsprechend darauf auszurichten, siehe Bürger-Dialog der SPD, die Programmdebatte der FDP oder die CDU-Kampagne zum Regierungsprogramm 2013. Andererseits werden Schritte des regulären Antragsverfahrens ins Netz verlagert, wie es bei der FDP, den Grünen oder der Piratenpartei der Fall ist. Hierbei handelt es sich letztlich um eine Übertragung von etablierten Verfahren in den Online-Raum.

Parteiarbeit ist auf diese Weise unabhängig von Ort und Zeit möglich und lässt sich somit flexibler gestalten. Eine Machtverschiebung zugunsten der Basis lässt sich jedoch daraus nicht ableiten. Letztlich behält die Satzung einer Partei, welche den Ablauf innerparteilicher Willensbildung und Entscheidungsfindung regelt, auch im Netz ihre Gültigkeit. Der Einsatz von Online-Instrumenten führt also nicht automatisch zu einem größeren Einfluss der Basis, auch wenn Verfahrensabläufe dadurch möglicherweise vereinfacht werden. Nichtsdestotrotz gibt es vereinzelt Versuche der Parteien, die Einflussmöglichkeiten einfacher Parteimitglieder durch Online-Instrumente zu erweitern. Ein Beispiel hierfür ist die Diskussion des CDU-Leitantrags 2012.

Den Schritt, parteiinternen Abstimmungen gänzlich in den Online-Raum zu verlegen, ist bisher noch keine Partei gegangen. Ein Umstand, der vor allem datenschutzrechtlichen, technischen und auch repräsentativen Gründen geschuldet ist.

Fazit 


Die größte Herausforderung, die es für Parteien zukünftig zu meistern gilt, ist es, eine echte, wirkungsvolle Mitsprache zu ermöglichen, die über das Einfangen von Meinungsbildern im Netz hinausgeht. Denn ohne die feste Verankerung - Institutionalisierung - digitaler Willensbildung in parteiinterne Entscheidungsstrukturen bleiben Beteiligungsangebote im Netz eine digitale Spielerei und stärkere Basisbeteiligung ein leeres Versprechen. 


Autorin: 


Linette Heimrich
Linette Heimrich ist studierte Kommunikationswissenschaftlerin und hat ihren Master of Arts 2013 an der Technischen Universität Ilmenau mit Auszeichnung abgeschlossen. Die präsentierten Ergebnisse sind ein Auszug aus ihrer Masterarbeit „Parteien digital: Mitgliederkommunikation im Zeitalter des Internets“. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die politische Online-Kommunikation.









Kein Anschluss unter diesem Profil? - Ergebnisse der ISPRAT-Studie "Politiker im Netz"

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Prof. Miriam Meckel und Prof. Christian Pieter Hoffmann vom Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement der Universität St. Gallen. 
Der Gastbeitrag beruht auf den Ergebnissen der ISPRAT-Studie„Politiker im Netz: Treiber und Hürden der Social Media-Nutzung unter Bundes- und Landtagsabgeordneten“.

Logo =mcm institute Universität St. Gallen
Macht das Internet die Politik zugänglicher für die Bürger? 
Führen Soziale Medien zu mehr Austausch zwischen politischen Eliten und Wählern? Läuten Soziale Medien gar eine neue Ära der politischen Beteiligung ein? Viele Hoffnungen verbinden sich mit den Auswirkungen neuer Kommunikationstechnologien auf politische Entscheidungsprozesse. Um die Chancen und Herausforderungen Sozialer Medien in der politischen Kommunikation Deutschlands zu untersuchen, führte die Universität St. Gallen nun im Rahmen eines ISPRAT-Forschungsprojekts eine Umfrage unter deutschen Bundes- und Landtagsabgeordneten durch.

Mitte bis Ende 2012 wurden alle Abgeordneten des Deutschen Bundestages sowie alle Landesparlamentarier zur Teilnahme an einer Online-Befragung eingeladen. 398 Abgeordnete kamen dieser Einladung nach. Gegenstand der Erhebung waren die Motive, Zielgruppen und Inhalte, aber auch die Organisation der Social Media-Kommunikation.  Die Ergebnisse lassen Rückschlüsse auf das interaktive Potenzial der neuen Medien im politischen Betrieb zu – sie zeichnen ein Bild, das wenig Futter für utopische Hoffnungen bereithält:

90 Prozent der befragten Politiker nutzen soziale Medien


Balkdendiagramm
Quelle: statista.de
Zwar bestätigt sich, dass Soziale Medien im politischen Kommunikationsalltag angekommen sind. Nur 10% der Befragten nutzen keine Soziale Medien, über 70% sind dagegen mehrmals pro Woche auf Sozialen Netzwerken aktiv. Die Landesparlamentarier zeigen sich dabei etwas weniger engagiert, als Bundestagsabgeordnete: Im Bund liegt der Anteil regelmässiger Social Network-Nutzer bei 86%, auf Landesebene nur bei 75%. Bei Twitter liegt dieses Verhältnis sogar bei 59% zu 35%. In der Dauer der Internetnutzung (im Schnitt 4 Stunden 20 Minuten am Tag) erweisen sich Bundes- wie Landespolitiker als überdurchschnittlich aktive Onliner.

Aktive Nutzung ist jedoch nicht gleichbedeutend mit interaktiver Nutzung. Ein Blick auf die Nutzungsmotive macht deutlich: Im Vordergrund stehen für die politischen Kommunikationsprofis werbende Ziele und Inhalte. Vor allem im Bund werden Soziale Medien eingesetzt, um 

  • Wähler zu erreichen (94%),
  • politische Botschaften zu verbreiten (87%), 
  • auf politische Erfolge aufmerksam zu machen (83%) 
  • und das eigene Profil zu schärfen (78%). 

Wichtige Inhalte sind entsprechend Berichte über eigene Tätigkeiten (85%) sowie Auftritte (72%), Kommentare zum politischen Geschehen (80%) und selbstverfasste Artikel (79%).

Balkendiagramm




Dialogische Motive treten dagegen in den Hintergrund. Immerhin 74% wollen auch sehen, was ihre Wähler umtreibt. 54% interessieren sich für die Aktivitäten der politischen Gegner. Sich eine Meinung bilden (50%) oder gar das eigene Netzwerk um Rat fragen (33%) sind dagegen klar untergeordnete Nutzungsmotive. Dies spiegelt sich auch in den bevorzugten Inhalten: Reaktionen auf Freunde (39%) oder Fragen an das eigene Netzwerk (19%) spielen hier kaum eine Rolle.

Die Analyse zeigt, dass Eigenwerbung das wichtigste Nutzungsmotiv bildet, mit deutlichem Abstand vor der Aufnahme von Informationen. Entsprechend gehört das Monitoring Sozialer Medien nicht zu den populärsten Applikationen – 53% der Bundestagsabgeordneten nutzen täglich diese Funktion, und sogar nur 25% der Landesparlamentarier. Der häufigste Nutzertyp unter den Abgeordneten ist denn auch der „Profi“: 62% der Teilnehmenden, vor allem Abgeordnete der Volksparteien, gehören diesem Typus an, der selektiv Soziale Medien einsetzt, um Werbung für eigene Belange zu machen, und so Wähler und Unterstützer zu erreichen.





Nur 24% gehören dagegen dem „begeisterten“ Typus an, der Soziale Medien auch nutzt, um Informationen und Links zu teilen, Fragen zu stellen, Aufrufe zu starten oder auch einfach, weil die neuen Medien Spass machen. Besonders häufig findet sich dieser Typus bei den Piraten, am ehesten gehören junge Abgeordnete zu dieser Gruppe. Die insgesamt etwas weniger aktiven und motivierten Landesparlamentarier erweisen sich interessanterweise als etwas offener für eine dialogische Social Media-Nutzung, als ihre Kollegen im Bund. Motive wie  „auf dem Laufenden bleiben“ (76%), „Nachrichten lesen“ (70%) oder „verstehen, was die Wähler umtreibt“ (63%) gehören hier zu den wichtigeren. Die Abgeordneten der Länderparlamente richten sich eher an Parteifreunde und Unterstützer, als an die breite Öffentlichkeit. Dies spiegelt sich auch in den Inhalten: „Reaktionen auf Freunde“ sind auf Landesebene deutlich wichtiger als im Bund.

Eine wirklich interaktive, dialogische Nutzung Sozialer Medien setzt nicht zuletzt voraus, dass die hier ausgetauschten Nachrichten die Abgeordneten tatsächlich erreichen. Die Analyse zeigt, dass 62,6% der Abgeordneten beim Unterhalt ihrer Social Media-Profile auf die Unterstützung von Mitarbeitenden oder Agenturen zurückgreifen. Dieser Anteil ist mit 82% im Bund deutlich höher als auf Landesebene (56%). Das Zurückgreifen auf Unterstützung im Rahmen der Social Media-Nutzung bedeutet jedoch nicht, dass Anfragen und Konversationen ins Leere laufen.  Über 90% der Abgeordneten haben das Gefühl, weitgehende oder vollständige Kontrolle darüber auszuüben, was auf ihren Online-Profilen geschieht. 

Tortendiagramm






Fazit 


Zusammenfassend kann festgestellt werden: Soziale Medien werden aktiv in der politischen Kommunikation eingesetzt. Sie führen durchaus zu einer Reihe von Neuerungen, wie etwa einer stark personalisierten Kommunikation an den Massenmedien vorbei. Utopische Hoffnungen auf eine neue Dynamik des Dialogs und der Beteiligungen sind jedoch – noch jedenfalls – nicht angebracht. Die Abgeordneten erweisen sich als Kommunikationsprofis, die über ihre Online-Präsenz vor allem Eigenwerbung betreiben. Sie greifen dabei gerne auf die Unterstützung von Mitarbeitenden und Dienstleistern zurück. Der aktive Austausch mit der Netzgemeinschaft, die Beobachtung von Diskussionen, die Aufnahme von Anregungen spielt derzeit eine nur untergeordnete Rolle – ist jedoch auf Landesebene populärer als im Bund.Und: Junge Abgeordnete erweisen sich als offener für den wirklichen Austausch im Netz. Grund für Resignation besteht somit mit Blick auf die Zukunft keineswegs.

Autoren:

Miriam Meckel ist Direktorin des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement und Professorin für Corporate Communication an der Universität St. Gallen, Faculty Associate am BerkmanCenter for Internet and Society der Harvard University, USA, und Gastprofessorin an der Management University, Singapore.

Auf Twitter: @mmeckel






Christian P. Hoffmann ist Assistenzprofessor für Kommunikations-management am Institut für Medien- und Kommunikationsmanagementder Universität St. Gallen. Er ist Dozent an der Hochschule für Wirtschaft Zürich und Forschungsleiter eines Schweizer Think Tanks. 

Auf Twitter: @cphoffmann 






 

Was ich am Wahlabend mache? #btwLIVE

$
0
0
In den letzten Tagen wurde ich öfter gefragt: Was machst Du denn am Sonntag, den 22.09.2013, so ab 18.00 Uhr? Nun ist die Katze sprich Pressemitteilung aus dem Sack. 

Ich moderiere in diesem Internet.

 

Die Bundestagswahl 2013 live auf SPIEGEL ONLINE

 
SPIEGEL ONLINE berichtet am Wahlsonntag live ab 17.45 Uhr aus dem Newsrooman der Hamburger Ericusspitze. Im Livestream gibt es Analysen, Live-Schalten in die Partei- zentralen und eine Netz-Elefantenrunde mit den SPIEGEL-ONLINE-Kolumnisten Sascha Lobo, Silke Burmester, Jan Fleischhauer und Jakob AugsteinPer Skype melden sich der SPIEGEL-ONLINE-Wahlbeobachter Friedrich Küppersbuschund "Partei"-Chef Martin Sonneborn zu Wort. Social-Media-Redakteure liefern Reaktionen aus dem Internet und Netz-Fundstücke. Korrespondenten aus den USA, Russland und Frankreich berichten live, wie das Ergebnis im Ausland aufgenommen wird.

Moderiert wird die interaktive Sendung von SPIEGEL-ONLINE-Videoredakteurin Sara Maria Manzo. An ihrer Seite: der Politikberater und Blogger Martin Fuchs. Der Hashtag zur Sendung: #btwLIVE.  

Und noch mal in Bildsprache. 


Ich freue mich sehr auf dieses Experiment. Erstmals wird SPIEGEL ONLINE eine Wahl mit einem Livestream begleiten und direkt aus dem Newsroom in der 13. Etage des SPIEGEL-Hauses den Wahlabend mit Livebildern einorden und kommentieren. An dieser Stelle schon mal Dank an die Redaktion für das Vertrauen.

Dabei soll die Sendung nicht im klassischen eher steifen Format der bekannten TV-Wahlsendungen daherkommen, sondern bewusst aus dem "Maschinenraum" einer aktuell arbeitenden Redaktion die Ereignisse live kommentieren und auch an der ein oder anderen Stelle überraschen.

Das Konzept hat mich gleich überzeugt. Ich bin gespannt wie wir uns schlagen werden.
Ich freue mich auf jeden Fall auf den Abend an der Seite von Sara Maria Manzo! 

Wie wir es auf KEINEN Fall machen wollen hat "Walius sieht fern" sehr schön zusammengefasst

   

Klickt doch mal rein und tweetet kräftig mit: #btwLIVE

Wir sehen uns in diesem Internet.  

Nachtrag 23.09.2013: Die komplette Livesendung kann nun auch in der Mediathek von SPIEGEL.TV nachschauen. Viel Spaß dabei ;)


Endspurt im Onlinewahlkampf: Wie Social Media sind die Spitzenkandidaten auf den letzten Metern?

$
0
0
Fast täglich gibt es jetzt die "letzte" Wahlumfrage vor dem Sonntag. Schenkt man den Demoskopen und Ihren Umfragen Vertrauen wird der Ausgang der Wahl nochmal knapp. In diesem Zusammenhang stellen sich Medien und Öffentlichkeit verstärkt die Frage: Wie wahlentscheidend ist das Netz? 

High-Tech Verband
Logo BITKOM e.V.
Hierzu gab es in den vergangenen Monaten eine Reihe von Umfragen, Studien und Expertenmeinungen, die so unterschiedlich waren, dass eine Aussage über die Relevanz des Onlinewahlkampfes für den Wahlausgang schwierig ist.
    
Mit Hilfe von Social Media lassen sich auf jeden Fall Trends in der Wählergunst ablesen, auch wenn Twitter nicht die Bundestagswahl voraussagen kann wie der Bamberger Politikwissenschaftler Andreas Jungherr richtig analysiert hat.

Im Auftrag des High-Tech-Verbandes BITKOM habe ich wenige Tage vor der Wahl einmal analysiert wie die Spitzenkandidaten von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen und Die LINKE. im Netz aufgestellt sind und wie die Nachfrage nach Ihnen sich auf Facebook, Twitter, Wikidpedia und Google News kurz vor der Wahl entwickelt hat.

Bedenkt man, dass wenige Stunden vor der Wahl noch 30 Prozent und zwei Wochen sind vor der Wahl noch 60 Prozent der Wähler unentschieden waren, wo Sie ihr Kreuz machen, lassen sich an diesen Zahlen Trends ablesen welcher Politiker kurz vor der Wahl wie gefragt ist.

Voila die gelungene Infografik zu den Zahlen: Dr. Angela Merkel, Peer Steinbrück, Rainer Brüderle, Jürgen Trittin und Dr. Gregor Gysi im Vergleich. 

Wie die Spitzenpolitiker der Parteien im Internet abschneiden








Und auch die Social-Media-Marketing und Monitoring-Beratung socialbakers hat gestern noch letzte Zahlen - mit dem Fokus auf Facebook - veröffentlicht. Ein wenig anderer Zeitraum, aber sehr ähnliche Ergebnisse.  

Voila, die Infografik: 

Die Bundestagswahl im Social Network Zum Vergrößern bitte auf die Grafik klicken. Was das alles zu bedeuten hat und wie diese Aktivitäten auf das Wahlergebniss einzahlen, erkläre ich dann am Sonntagabend auf SPIEGEL ONLINE. #btwLIVE 























































































Parlamentsabgeordnete im Internet: Information statt Interaktion, Strategie statt Inkompetenz

$
0
0
Ein Gastbeitrag von Daniel Dwars und Lars Vogel von der Friedrich-Schiller-Universität Jena (FSU). 

FSU
Logo FSU Jena
Wie verändert das Internet die Politik? Nicht erst seit dem Auftreten der Piratenpartei meinen manche, der politische Diskurs im Internet könne die repräsentative Demokratie mit ihren Parlamenten und Abgeordneten überflüssig machen. Andere sehen das Internet vor allem als Instrument, um den Politikern die Bedürfnisse der Bevölkerung direkt und unverfälscht mitzuteilen und (endlich) deren Umsetzung zu erzwingen. Wieder andere glauben, dass auch im Internet business as usual betrieben wird und das Verhältnis von Bevölkerung und Politik weitgehend so bleibt, wie es ist.

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, hilft ein Blick darauf, wie das Internet heute schon durch Politiker genutzt wird. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena wurden daher im Jahr 2012 die persönlichen Webseiten von 70 Abgeordneten des 17. Deutschen Bundestages (MdB) untersucht. [1]Im Folgenden wird eine Auswahl an ersten Ergebnissen präsentiert.

Die Analyse zeigt, dass die MdB großen Wert auf die technische Ausgestaltung ihres Internetauftritts legen (Abb. 1). Sie scheinen damit erfolgreich zu sein, denn weniger als zwanzig Prozent der Webseiten können als überhaupt nicht nutzerfreundlich eingeschätzt werden. Aktualität spielt dabei eine wichtige Rolle: Bei mehr als der Hälfte der untersuchten Webseiten lag das letzte Update – z.B. ein neuer inhaltlicher Beitrag – weniger als drei Tage zurück. Zudem bieten fast vierzig Prozent der Abgeordneten an, mithilfe eines RSS-Feeds direkt über neue Einträge auf ihrer Website zu informieren. Allerdings zeigen sich hierbei deutliche Unterschiede zwischen den Parteien.  


Abb. 1: Technische Ausgestaltung



Die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten gibt Informationen zu ihrer Tätigkeit im Deutschen Bundestag und im Wahlkreis an (Abb. 2). Auch die eigene politische Biografie ist auf neun von zehn Webseiten zu finden. Zwei Drittel der Abgeordneten informieren über die eigene Familie, fast die Hälfte über persönliche Hobbies. Scheinbar gibt es eine Art Konsens unter den Abgeordneten, welche Informationen auf einer persönlichen Website preisgegeben werden. Umfassende Transparenz umfasst dieser Konsens jedoch nicht: Nur jeder fünfte Abgeordnete informiert über sein tatsächliches Abstimmungsverhalten bei namentlichen Abstimmungen. Diese Zurückhaltung findet sich bei den Abgeordneten aller Fraktionen – wenn auch etwas schwächer bei Grünen und Linken – und kann als Hinweis auf eine Strategie der „selektiven Transparenz“  verstanden werden.

Abb. 2: Bereitgestellte Informationen
























Anders als bei twitter, facebook oder anderen social-media Formaten bestimmen die Abgeordneten auf ihren persönlichen Webseiten selbst die Rahmenbedingungen politischer Kommunikation. Inwieweit Elemente interaktiver Kommunikation (Abb. 3) auf den Webseiten integriert sind, zeigt daher den Stellenwert, den die Abgeordneten der Interaktion mit der Bevölkerung im Internet zuschreiben. Nur jeder fünfte Abgeordnete bietet über eine Feedback-Funktion die Möglichkeit, direkte Anmerkungen zu einem bestimmten Inhalt zu hinterlassen. Ebenso verfügen weniger als zwanzig Prozent der Abgeordneten über einen auf ihrer Webseite verlinkten Blog, der durch seine Aktualität und Kommentarfunktion Möglichkeiten zum Bürgerdialog böte. Parteiunterschiede sind zu erkennen, doch selbst die im Vergleich zur CDU/CSU häufiger angebotenen Interaktionsmöglichkeiten der übrigen Abgeordneten verändern das Gesamtbild nicht.

Die Unterschiede zwischen den Parteien weisen allerdings daraufhin, dass der Internetstil auch durch den Parteienwettbewerb geprägt ist. Traditionell legen die Abgeordneten der CDU/CSU sehr viel Wert auf das Vertrauen der Bevölkerung in die Politiker als Personen. Entsprechend betonen sie auch in ihrem Internetauftritt das eigene Privatleben (Familie, Hobbies). Linkeund Grüne hingegen betonen tendenziell eher politische Inhalte (Abstimmverhalten) und die Mobilisierung ihrer Anhänger mittels Aufrufen zu Demonstrationen, Kundgebungen und Ähnlichem.

Abb. 3: Interaktion und Mobilisierung



Fazit


Parteiübergreifend ist die internetbasierte politische Kommunikation der Parlamentsabgeordneten durch Informationsvermittlung geprägt. Möglichkeiten zur Interaktion werden selten geboten, hingegen die technischen Möglichkeiten des Internets, wie Aktualität und Nutzerfreundlichkeit betont. 
Dieses Nutzungsmuster muss jedoch nicht Ausdruck mangelnder Medienkompetenz der Parlamentsabgeordneten sein. Vielmehr folgen Abgeordnete politischen Erwägungen, die von einer im Vergleich zur gesamten Bevölkerung überschaubaren Anzahl an politisch aktiven Internetnutzern ausgehen. Demzufolge erfordert Interaktivität im Internet ein zu hohes Maß an Ressourceneinsatz, bringt aber nur wenig politischen Gewinn in Form von Wählerstimmen mit sich. Die Abgeordneten setzen deshalb vorrangig auf Information und selektive Transparenz. Unterschiede zwischen den Parteien weisen zusätzlich daraufhin, dass verschiedene Internetstile im Grunde auf unterschiedliche Politikstile zurückgehen.

Wie verändert das Internet die Politik? Die Ergebnisse legen nahe, dass nicht allein die Logik des Internets die politische Kommunikation im Internet bestimmt. Die Bundestagsabgeordneten, die einen Großteil der deutschen Politiker ausmachen, versuchen sehr wohl, auch die Internetkommunikation in ihrem Sinne zu strukturieren. Inwieweit sie dabei erfolgreich sein werden, hängt wohl nicht zuletzt von der Akzeptanz der Wähler ab; und zwar sowohl von denen, die Politik digital kommunizieren und von denen, die dies nicht tun. Das Internet verändert die Politik, aber gleichzeitig gestaltet die Politik das Internet auch mit.




[1] Die Auswahl der Bundestagsabgeordneten erfolgte mittels einer Zufallsstichprobe, wobei nach Fraktionszugehörigkeit, Geschlecht und Geburtsjahr quotiert wurde, um ein für die Gesamtheit des 17. Deutschen Bundestags repräsentatives Sample zu gewährleisten. Die Datenerhebung fand im Frühjahr 2012 statt. Anzahl erhobene Webseiten: CDU/CSU (27), SPD (16), FDP (10), Grüne (9), LINKE (8). Im Text werden nur signifikante Parteiunterschiede berichtet, d.h. diese Unterschiede finden sich mit mindestens fünfundneunzigprozentiger Sicherheit auch dann, wenn die Webseiten aller Abgeordneten verglichen werden. Dabei ist zu beachten, dass die Abgeordneten des 17. Deutschen Bundestags nahezu ohne Ausnahme eine persönliche Webseite anbieten.



Autoren 

Lars Vogel ist Politikwissenschaftler und Mitarbeiter am Institut für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er forscht zur politischen Repräsentation im und außerhalb des Internets, zur Elitenrekrutierung und zur Methodologie empirischer Sozialforschung.









Daniel Dwars ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie
der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Forschungsschwerpunkte sind
die politische Soziologie und die Parlamentarismus- und Elitenforschung.










18. Deutscher Bundestag: 95 Prozent der Abgeordneten nutzen Social Media

$
0
0
Quelle UdL Digital
Grafik UdL Digital
Seit gut drei Wochen ist der 18. Deutsche Bundestag gewählt. Am 22. Oktober werden die gewählten 631 Abgeordneten den neuen Bundestag konstitueren.

Bereits heute steht allerdings fest: So Social Media wie im Herbst 2013 war das deutsche Parlament noch nie. 

Anfang und Mitte des Jahres 2013 habe ich an dieser Stelle erstmals eine Bestands- aufnahme der Social-Media-Aktivitäten der Bundestagsabgeordneten präsentiert.

Kurz nach der Wahlnacht habe ich mich nun im Auftrag von UdL Digital (Ein Projekt der E-Plus Mobilfunk GmbH) hingesetzt und alle 631 Abgeordneten mit Hilfe des Social-Media-Analyse-Portals Pluragraph.de nochmals gecheckt und und deren Social-Media-Nutzung analysiert.

Dies ist ein rein quantitativer Überblick, Stand ist der 10. Oktober 2013.

95,1 Prozent der Parlamentarier nutzen Social Media


Erste zentrale Erkentnis: Insgesamt haben nun 600 Parlamentarier mindestens ein Profil in einem der großen sozialen Netzwerke Facebook, Twitter, Youtube, Flickr, Google+, XING. myspace, LinkedIn, Vimeo, Foursquare oder wer-kennt-wen.de. Dies entspricht einer Steigerung von 5,1 Prozent im Vergleich zu den Daten vom Juli 2013. Nur noch 5 Prozent aller Parlamentarier verzichten komplett auf die Nutzung des "Internet der Menschen".

Die größten Wachtumsraten verzeichneten dabei die Facebook-Fanseiten, insgesamt 12,2 Prozent mehr Fanseiten konnte ich registrieren. Hingegen gabs bei Twitter sogar ein "Negativ-Wachstum", 2 Prozent weniger Abgeordnete nutzen den Microblogging Dienst im Vergleich zum Vorwahlkampf. Dies bedeutet aber nicht unbedingt, dass sich Politiker nach dem Wahlkampf aus Twitter zurückgezogen haben, sondern vielmehr das unter den 231 neuen Abgeordnete viele bisher noch nicht getwittert haben. 

Social-Media-Nutzung nach Fraktionen 



Balkendiagramm
Mit 98,4 Prozent zeigen die Grünen einmal mehr, dass sie die Social-Media-Fraktion im Bundestag sind. Das relativ stärkste Wachstum haben die Abgeordneten der Sozialdemokraten mit einem Plus von 8,4 Prozent hingelegt. Aber auch in allen anderen Fraktionen ist die Nutzung von Social Media angestiegen. Am wenigsten sind Facebook, Twitter und Co bei der CDU/CSU-Fraktion verbreitet.

Anders visualisiert sieht das dann so aus:

Quelle: UdL Digital
Am 09. Oktober teilte der Bundeswahlleiter mit, dass nach der Bekanntgabe des endgültigen amtlichen Endergebnis nun überraschend 631 statt 630 Abgeordneten dem 18. Deutschen Bundestag angehören werden. Die SPD erhält ein zusätzliches Ausgleichsmandat. Da die Grafiken von UdL Digital vor der Bekanntgabe erstellt wurden beziehen sich diese auf die Zahl von 630 Abgeordneten. Alle anderen Zahlen sind aber bereits bereinigt.










Wie nutzen die Abgeordneten Facebook?

 

574 der 631 Abgeordneten haben ein eigenes Facebookprofil.
91 Pozent der Bundestagsabgeordneten sind bei Facebook angemeldet.
Dies entspricht einer Steigerung von 8 Prozent. 

394 von 631Abgeordenten nutzen ein persönliches Profil.
62,4 Prozent der Bundestagsabgeordneten kommunizieren über private Profile.
Dies entspricht einer Steigerung von 5,5 Prozent.

391 von 631Abgeordneten haben eine Fanseite.
62 Prozent der Bundestagsabgeordneten haben sich für die Nutzung einer Fanseite entschieden.
Dies entspricht einer Steigerung von 12,1 Prozent.

Einen Überblick über alle Facebook-Fanseiten der Bundestagsabgeordneten liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier. 


Die aktivsten Facebook-Fraktionen sind die Linksfraktion und die SPD, knapp gefolgt von Bündnis 90/Die Grünen. Bei Grünen und Linksfraktion dominieren die privaten Profile. Die meisten Fanseiten gibts in der SPD-Fraktion.


Die Facebook-Nutzung nach Fraktionen 

 

Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 

273 von 311 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 87,8%
168 von 311 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 54,0%
190 von 311 Abgeordneten haben eine Fanseite = 61,1%







Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion

183 von 193 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 94,8%
124 von 193 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 64,2%
133 von 193 Abgeordneten haben eine Fanseite = 68,9%




Logo Linksfraktion im Bundestag   

 Linksfraktion  

  62 von 64 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 96,8 %
  48 von 64 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 75,0%
  35 von 64 Abgeordneten haben eine Fanseite = 54,7%







Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  

  58 von 63 Abgeordneten haben ein Facebook-Profil = 92,0%
  47 von 63 Abgeordneten nutzen ein persönliches Profil = 74,6%
  30 von 63 Abgeordneten haben eine Fanseite = 47,6%



Da einige Abgeordnete sowohl eine Fanseite als auch ein persönliches Profil pflegen, sind die beiden Zahlen nicht einfach summierbar. Aus diesem Grund habe ich diese Zahlen auch unabhängig von einander ausgewiesen. 

 

Durchschnittliche Fans und Follower-Anzahl



Quelle: UdL Digital
Im Durchschnitt besitzt jeder Bundestagsabgeordnete mit einer Facebook-Fanseite am Stichtag 2.781 Fans. Bei Twitter ist die Zahl fast identisch: Jeder Parlamentarier mit einem Twitter-Account hat durchschnittliche 2.308 Follower. Zum Vergleich: Im Juli 2013 waren es noch 2.549 Fans auf Facebook und 2.239 Follower auf Twitter.

Bei beiden Netzwerken ist also ein leichter aber signifikanter Anstieg zu beobachten. Die Anzahl der Fans- und Follower sagt natürlich nichts über die Reichweite der jeweiligen Accounts aus.

Zudem ist eine große Spannbreite bei den Fanzahlen zu beobachten. Dies reicht von zweistelligen Anzahl von Fans bis hin zu über 400.000 Fans bei der Kanzlerin. 

 

 

Wie nutzen die Abgeordneten Twitter?


321 der 631 Abgeordneten haben einen eigenen Twitter-Account.
Dies entspricht 50,9 % der Bundestagsabgeordneten.
Dies entspricht eine Reduzierung von 2 Prozent.

Einen Überblick über alle Twitter-Accounts der Bundestagsabgeordneten liefert das Social-Media-Analyse-Portal Pluragraph.de hier.  


Bei der Twitter-Verbreitung liegen die Grünen wieder mit weitem Abstand an erster Stelle. Fast neun von zehn grünen Abgeordneten nutzen die 140-Zeichen-Kommunikation. Alle anderen Fraktionen können nur leichte relative Zugewinne verbuchen. Auch wenn die Abgeordneten der Volksparteien SPD und CDU im Wahlkampf eine Vielzahl von neuen Accounts angemeldet haben und diese auch einigermaßen aktiv nutzen bleibt die fraktionsweite Verbreitung des Microbloggingdienstes bei der CDU weiterhin unterdurchschnittlich.


Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 


124 von 311 Abgeordneten haben einen Twitter-Account.
Dies entspricht: 39,8 %








Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion


99 von 193 Abgeordneten haben einen Twitter-Account.
Dies entspricht:51,3%




Logo Linksfraktion im Bundestag 

  Linksfraktion  


  42 von 64 Abgeordneten haben einen Twitter-Account.
  Dies entspricht:65,6%






Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag   
  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  
 

  55 von 63 Abgeordneten haben einen Twitter-Account.
  Dies entspricht:87,3%








Wie nutzen die Abgeordneten YouTube?

Logo YouTube


265 der 631 Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Account.
Dies entspricht 42,1 Prozent der Bundestagsabgeordneten.
Dies entspricht einem Rückgang von 3,5 Prozent. 

Am wenigsten YouTube-affin erscheint die Linksfraktion. Dies hängt aber auch damit zusammen, dass die Fraktion selber einen sehr aktiven Fraktions-Kanal betreibt auf dem viele Reden der Abgeordneten und weitere Videos hochgeladen wurden. Am meisten wird das Videoportal innerhalb der Grünen Fraktion und bei der SPD genutzt.

Bei allen Fraktion ist eine leichte Abnahme der eigenen YouTube-Kanäle bzw. Profile sichtbar. Im Wahlkampf haben viele Kandidaten keine eigenen Kanäle genutzt, Wahlkampfvideos wurden über Parteikanäle hochgeladen. Ich nehme an, das die Nutzung eigener Kanäle in den kommenden Monaten wieder ansteigen wird.  

Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 


107 von 311 Abgeordneten haben einen YouTube-Account.
Dies entspricht: 34,4%








Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion


100 von 193 Abgeordneten haben einen YouTube-Account.
Dies entspricht:51,8%




Logo Linksfraktion im Bundestag 

  Linksfraktion  


  20 von 64 Abgeordneten haben einen YouTube-Account.
  Dies entspricht:31,3%






Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag   
  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  
 

  36 von 63 Abgeordneten haben einen YouTube-Account.
  Dies entspricht:57,1%









Wie nutzen die Abgeordneten XING? 



Logo XING165 der 631 Abgeordneten haben ein XING-Profil.
Dies entspricht 26,1 Prozent der Bundestagsabgeordneten.
Dies ist eine Steigerung von 0,3 Prozent.



Balkendiagramm
Mit der FDP-Fraktion hat die XING-affinste Fraktion das Parlament verlassen. Im Business-Netzwerk fühlten sich die Liberalen am wohlsten. Aber auch bei allen anderen Fraktionen gab es Zugewinne nach der Wahl. In der CDU/CSU-Fraktion nutzt nun zuj Beispiel fast jeder Dritte Abgeordnete XING. Bei der Linksfraktion bleibt man dem Netzwerk standhaft fern, nur ein Abgeordneter nutzt das in Hamburg ansässige Netzwerk.


Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 


101 von 311 Abgeordneten haben ein XING-Profil.
Dies entspricht: 32,5%








Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion


47 von 193 Abgeordneten haben ein XING-Profil.
Dies entspricht:24,4%





Logo Linksfraktion im Bundestag  
  Linksfraktion  


  1 von 64 Abgeordneten hat ein XING-Profil.
  Dies entspricht:1,5%






Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag   
  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  
 

  15 von 63 Abgeordneten haben ein XING-Profil.
  Dies entspricht:23,8%









Wie nutzen die Abgeordneten Google+? 


Logo Google+
173 der 631 Abgeordneten haben ein Google+ Profil.
Dies entspricht 27,4 Prozent der Bundestagsabgeordneten.
Dies ist eine Steigerung von 3 Prozent.

Für den Überblick über alle Google+-Profile der Bundestagsabgeordneten habe ich einen Kreis bei Google+ erstellt, in dem komischerweise nicht alle Profile öffentlich angezeigt werden.


Google+ holt auch bei den Abgeordneten auf. Hatten im Januar 2013 erst 16 Prozent aller Abgeordneten ein Profil beim noch relativ jungen Netzwerk von Google, ist es nun schon jeder vierte Parlamentarier. Bei Grünen, Linken und SPD ist es sogar schon jeder Dritte. Das stärkste Wachstum hat die SPD-Fraktion mit 9,3 Prozent im Vergleich zum Juli hingelegt.

Der Anstieg der Nutzung hat eventuell auch mit den massiven Aktivitäten von Google im Zusammenhang mit der Bundestagswahl zu tun. Unter anderem wurde ein Leitfaden für Politiker veröffentlicht, ein umfangreiches Wahlportal betrieben und eine Direktkandidatenkarte extra für die Wahl konzipiert.  


Logo CDU/CSU-Fraktion im Bundestag
CDU/CSU-Bundestagsfraktion 

66 von 311 Abgeordneten haben ein Google+ Profil.
Dies entspricht:21,2%








Logo SPD-Bundestagsfraktion SPD-Bundestagsfraktion


64 von 193 Abgeordneten haben ein Google+ Profil.
Dies entspricht:33,2%






Logo Linksfraktion im Bundestag  Linksfraktion  


  21 von 64 Abgeordneten haben ein Google+ Profil.
  Dies entspricht:32,8%






Logo Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag   
  Bündnis 90/Die Grünen-Bundestagsfraktion  
 

 21 von 63 Abgeordneten haben ein Google+ Profil.
 Dies entspricht:33,3%








Neben den hier aufgeführten meist genutzten Netzwerken besitzen einige Mitglieder des Bundestages zudem Accounts in folgenden weiteren sozialen Netzwerken: Flickr, wer-kennt-wen.de, Vimeo, Pinterest, LinkedIn, myspace und MeinVZ.

Aufgrund der geringen Nutzerzahlen verzichte ich aber auf eine Darstellung dieser Netzwerke.

Ich bin sehrgespannt, ob sich die Nutzerzahlen nach der Etablierung der 231 neuen Abgeordneten im "Hohen Haus" verändern werden und wenn ja, in welche Richtung? Es ist zu befürchten, das viele der eingerichteten Accounts reine Wahlkampfprofile waren und nach der Wahl nicht mehr bespielt werden. Erste Anzeichen hierfür gibt es bereits mit Abmeldungen von Profiilen sowohl bei Facebook und Twitter. Jeder Politiker, der dies tut zeigt damit aber dass er Social Media nicht verstanden hat. Denn das größte Potential der sozialen Netzwerke liegt gerade in der kontinuierlichen Kommunikation zwischen den Wahlen! 

Was mich erfreut sind die hohen Nutzerzahlen bei Facebook und Twitter. Spannend wäre nun eine anschließende breite Analyse der qualitativen Nutzung der Netzwerke. Dafür übergebe ich an die Wissenschaft und freue mich schon auf die Analysen und Gastbeitrage in diesem Blog u.a. vom ISPRAT-Projekt "Politiker im Netz" (.pdf) in Zusammenarbeit mit der Universität St. Gallen oder der LMU München die in den kommenden Wochen hier erscheinen werden.

Die komplette wunderbare Infografik con UdL Digital mit allen wichtigen Zahlen auf einen Blick gibts entweder direkt drüben bei UdL Digital oder hier:

Quelle: UdL Digital





















































































Update 24.10.2013 Auch Statista hat die Zahlen in eine schöne Infografik gegossen, voila:

Quelle: Statista


Kolumne: Wie Social Media ist der Bundestag, Herr Fuchs?

$
0
0
Ein Blog goes Papier. Dank der Fachzeitschrift "politik & kommunikation" gibts meine Postings auch als Kolumne und auf Totholz. In meiner vierten Kolumne in der November-Ausgabe habe ich mir die von mir analysierten Social-Media-Nutzungszahlen im neuen Bundestag noch einnmal genauer angeschaut und erkläre wie sich die Aktivitäten in den verschiedenen Netzwerken verändert haben.

Hier das Blog-Crossposting dieser Kolumne.

Quell: BITKOM
Über zwei Drittel der deutschen Internetnutzer ist in sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube oder Google+ aktiv. Dieses Potential hat die Politik nicht erst im Bundestagswahlkampf erkannt. Aber besonders in den Monaten vor dem Wahltag meldeten noch einmal viele Kandidaten ein Profil an. Für diese Wahl war das aber eindeutig zu spät. So kurz vorher ist es auch für den versiertesten Social-Media-Profi nur schwer möglich, eine schlagkräftige und mobilisierbare Community aufzubauen. 

Kein Wunder, dass sich viele dieser neuangelegten Profile, zumeist waren es Facebook-Fanseiten, bei den Fanzahlen auch im unteren dreistelligen Bereich bewegten. Eine relevante Reichweite im Wahlkreis erzielten nur die wenigsten der kurzfristig eröffneten Profile. Umso spannender ist nun nach der Wahl die Frage:  

Haben die Politiker Social Media in der Breite verstanden? Ist Ihnen bewusst, dass vertrauensvoller und belastbarer Dialog nur durch kontinuierliche und langfristige Kommunikation gerade zwischen den Wahlen erreicht werden kann?

Selbstverständlich ist es wenige Wochen nach der Konstituierung des Bundestages noch zu früh, ein abschließendes Urteil abzugeben. Und trotzdem: Mich interessierte wie die Abgeordneten im neuen Bundestag die Netzwerke nutzen im Vergleich zu denen der abgelaufenen Legislatur.

Mehr als 95 Prozent der Parlamentarier haben bei mindestens einem sozialen Netzwerk einen aktiven Account. Zum Vergleich: Im Januar dieses Jahres waren es noch 86 Prozent, im Juli knapp 90 Prozent. In der deutschen Politik war Social Media also noch nie so verbreitet wie im Herbst 2013.

Diese Zahlen sind durchaus erfreulich. Der Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Sommer lässt sich vor allem mit der hohen Anzahl junger Abgeordneter unter den 230 neuen Mitgliedern des 18. Deutschen Bundestages erklären.

Beachtlich ist die Verbreitung von Facebook, Twitter, Youtube und XING vor allem in den „kleinen“ Fraktionen. Bei den Grünen nutzen mehr als 98 Prozent Social Media, bei der Linksfraktion knapp 97 Prozent. Die SPD machte den größten Sprung: Hatten im Juli nur 89 Prozent einen Account sind es nun bereits ebenfalls 97 Prozent. In der größten Fraktion sitzen die meisten Social-Media-Muffel: 25 Abgeordnete (9 Prozent)  der CDU/CSU verzichten bisher auf die Kommunikation im Web 2.0.  Unter den Abstinenzlern befinden sich prominente Politiker wie die Minister Thomas de Maizière und Ronald Pofalla sowie Fraktionschef Volker Kauder. Die Mitglieder der Volksparteien waren bisher eher weniger in den Netzwerken aktiv, da sich diese meist über eine breite mediale Wahrnehmung im Wahlkreis (als Direktkandidat) oder in Berlin erfreuen konnten. Insbesondere die Mitglieder kleinerer Parteien haben hingegen früh die Chancen von Social Media erkannt, um diese als eigene unabhängige Medienkanäle zu nutzen. 
    
Quelle: UdL Digital
Quelle: UdL Digital
Das beliebteste Netzwerk in der deutschen Politik ist und bleibt Facebook; sowohl bei den Wachstumsraten als auch bei der absoluten Zahl der Nutzer liegt das Netzwerk vorne.Insgesamt 574 Abgeordnete und damit 91 Prozent betreiben ein privates Profil oder eine Fanseite. Die stärkste Verbreitung hat Facebook in der Linksfraktion, die meisten Fanseiten gibt’s bei der SPD-Fraktion.Auf keiner anderen Plattform erreicht man so viele Bürger direkt mit seinen Botschaften wie bei Facebook. Über 25 Millionen Deutsche haben ein Profil, davon sindüber 19 Millionen täglich dort aktiv. Zudem haben sich mittlerweile die nützlichen Funktionen (Statistische Auswertung, zielgruppengenau Bewerbung, mehrere Administratoren möglich) der Fanseiten unter den Parlamentariern herumgesprochen. Dies führte zu einer zusätzlichen Welle von neuen Fanseiten im Vorfeld des Wahlkampfes. 

Im Durchschnitt hat jeder Abgeordnete knapp 2800 Fans, die Zahl ist allerdings verzerrt; schließlich hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) allein mehr als 400.000 Fansund Peer Steinbrück (SPD) immerhin mehr als 60.000 Fans. Auf der anderen Seite existieren Fanseiten mit niedrigen zweistelligen Fanzahlen wie z.B. bei Hiltrud Lotze (SPD), Jörg Hellmuth (CDU) oder die monothematische Themen-Fanseite von Markus Tressel (Bündnis 90/Die Grünen).

Quelle @twitter_de
Screenshot Liste der twitternden MdB auf @twitter_de
Den Microbloggingdienst Twitter nutzt jeder zweite Parlamentarier, insgesamt aber etwas weniger Abgeordnete als im Juli. Dies hängt damit zusammen, dass die twitteraffinen FDP-Politiker nicht mehr dem Parlament angehören und viele neugewählte Abgeordnete das Netzwerk im Wahlkampf noch nicht für sich entdeckt haben. Hier rechne ich in den kommenden Wochen und Monaten noch mit einem leichten Anstieg der Nutzungszahlen. Im Vergleich zu den Nutzerzahlen in der Gesamtbevölkerung wird Twitter aber in der deutschen Politik überproportional viel genutzt, nur sieben Prozent der Deutschen nutzen das Netzwerk. Dies zeigt sehr deutlich, dass das Netzwerk in Deutschland weiterhin ein klassisches Multiplikatoren-Netzwerk ist, schwerpunktmäßig Kommunikatoren und Multiplikatoren führen hier Dialog miteinander, den „normalen“ Bürger findet man hier bisher weniger. Einen Überblick über alle aktuellen Twitter-Accounts der Bundestagsabgeordneten liefert Pluragraph.de hier.
    
Die meisten Bundestags-Twitterati sind grün: Fast neun von zehn Grünen nutzen die Kommunikation via 140 Zeichen. Im Gegensatz dazu nutzen nur knapp 40 Prozent der Unionsabgeordneten das Netzwerk.
Auch YouTube nutzen die Abgeordneten etwas weniger, das wird sich aber ändern, sobald die ersten Plenarsaal-Reden hochgeladen werden. Die aktivsten Parlaments-Youtuber sitzen ebenfalls bei den Grünen.

Quelle: Wahlportal Google+
Infografik aus dem Google-Wahlportal 2013+ Du
Google+ scheint sich auch in der deutschen Politik zu etablieren. Außer bei der CDU/CSU nutzen in allen anderen Fraktionen gut ein Drittel der Mitglieder dieses Netzwerk. Dies sind doppelt so viele wie noch Anfang 2013. Diese Entwicklung ist auch auf die sehr aktive Begleitung des Wahlkampfes zurückzuführen: Neben einer interaktiven Wahlkreiskarte und einem gut gemachten Wahlportal veröffentlichte Google im Wahlkampf zudem erstmals einen eigenen Leitfaden für Politiker.

Das einzige relevante deutsche Netzwerk ist XING. In der Wahlkampfphase traute sich das Hamburger Portal erstmals auf das politische Parkett und ließ die Nutzer über aktuelle Themen und Statements abstimmen. Jeder vierte Parlamentarier hat hier ein Profil, die stärkste Verbreitung gibt’s bei der Union und den Grünen.

Inzwischen ist der Bundestag ziemlich Social Media – zumindest den Zahlen nach zu urteilen. Jetzt hoffe ich, dass die Abgeordneten dadurch auch anders kommunizieren. Sie sollten in Dialog treten mit ihren Sympathisanten und Kritikern und sie in die täglich Arbeit einbeziehen. Jetzt, nach dem Wahlkampf, müssen sie allerdings nicht mehr nur für sich werben, sondern ihre Politik vor allem erklären. Und den Bürger noch stärker in die eigene Parlamentsarbeit integrieren.

Ich gehe davon aus, das vor dem nächsten Wahlkampf 2017 getitelt werden kann: Jeder Bundestagsabgeordnete nutzt Social Media.

Anmerkung: In der politik & kommunikation ist eine gekürzte Version der Kolumne erschienen. 


Viewing all 224 articles
Browse latest View live